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Die Grenzen des Wachstums

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Die Grenzen des Wachstums (engl. Originaltitel: The Limits to Growth) ist eine 1972 veröffentlichte Studie zu Zukunft der Weltwirtschaft. Im Auftrag des Club of Rome führten Dennis L. Meadows und seine Mitarbeiter eine Systemanalyse mit einem Rechenmodell durch, das die hohe Vernetzung globaler Prozesse berücksichtigte und Computersimulationen zu unterschiedlichen Szenarien ermöglichte. So wurde mit unterschiedlich hoch angesetzten Rohstoffvorräten der Erde gerechnet oder eine unterschiedliche Effizienz von landwirtschaftlicher Produktion, Geburtenkontrolle oder Umweltschutz angesetzt.

Ergebnis

Das Simulationsergebnis der meisten Szenarien ergab ein weitergehendes, zunächst unauffälliges Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum bis zu einer ziemlich jähen Umkehr der Tendenz um das Jahr 2030. Nur sofortige durchgreifende Maßnahmen von Umweltschutz und Geburtenkontrolle änderten dieses Systemverhalten, so dass auch Szenarien errechnet werden konnten, unter denen sich die Weltbevölkerung (bei ca. vier Milliarden) wie auch der Wohlstand langfristig konstant halten ließen. Die erforderlichen Einschnitte waren politisch nicht durchsetzbar.

Review

1992 wurden dann Die neuen Grenzen des Wachstums herausgegeben, welche neue Erkenntnisse (beispielsweise größere Rohstoffvorkommen als 20 Jahre zuvor bekannt) in die aktualisierten Simulationen einfließen ließen und die in der Zwischenzeit eingetretene Entwicklung aufgriffen. 2000 gab Meadows eine Stellungnahme heraus, nach der auf Basis der heutigen Weltbevölkerung ein stabiler Zustand nicht mehr erreicht werden könne.

Kritik

Die Grenzen des Wachstums stellen ein Konfliktthema dar, da sie einerseits aufgrund einfacher mathematischer Zusammenhänge einleuchtend zu sein scheinen, andererseits mit dem Ziel beständigen Wirtschaftswachstums in unlösbarem Widerspruch stehen. Ein Ausweg könne in einer Verlagerung zu einem "qualitativen Wachstum" bestehen, einer Verlagerung von der Massenproduktion hin zu Dienstleistungen und Informationen, die auf ressourcenschonende Weise den Bedürfnissen der Menschen immer besser gerecht werden. Durch Recycling (Kreislaufwirtschaft) können Rohstoffreserven geschont werden. Durch Miniaturisierung (z. B. bei der Datenspeicherung) kann auch im begrenzten Lebensraum der Menschheit ein erheblicher Mehrwert geschaffen werden, der zum Zeitpunkt der Studie von Meadows noch nicht vorhersehbar war.

Nach wie vor schwer zu beherrschen ist das Bevölkerungswachstum in armen Regionen, der steigende Verbrauch fossile Energien mit Folgen für das Weltklima, der Wasser- und Energiebedarf für eine immer intensivere Landwirtschaft und der Flächenverbrauch infolge fortschreitender Urbanisierung und Industrialisierung. Hier eine stabile Situation zu schaffen, sei eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben der Menschheit.

Kritiker der Studie bemängeln die sehr einfache Fortschreibung von vorhandenen Entwicklungstendenzen in die Zukunft, bei der Anpassungen durch technologische, wirtschaftliche und politische Veränderungen ignoriert werden. Außerdem bemängeln sie, dass unbewiesene Katastrophenszenarien dazu benutzt werden würden, stark von politischen Vorstellungen geprägte Zukunftsvisionen zu propagieren. Des Weiteren sind sie i. d. R. der Meinung, dass sich die Probleme auch ohne Verzicht auf Wachstum lösen ließen, und dass die Vorteile von Wachstum die Nachteile überwiegen würden.

Konsequenz

Die schlussendliche Konsequenz einer Fortführung der bisherigen Entwicklung ist nach Meinung der Autoren der Grenzen des Wachstums eine unter schmerzlichen Bedingungen eintretende Hungersnot und Umweltkatastrophe, die die Bevölkerung stark dezimieren würde. Da aber der gleiche Bevölkerungsstand auch die Konsequenz einer starken Geburtenkontrolle wäre, haben Verfechter freiheitlicher Vorstellungen Probleme, den Sinn derartiger Maßnahmen zu sehen. Abgesehen davon, scheint es auch möglich zu sein, ein moderates Bevölkerungswachstum ohne größere Katastrophen zu meistern. Ähnliches gilt für Produktionsswachstum: Ein Stillstand auf einem bestimmten Niveau wird von vielen als inakzeptable Beschränkung ihrer Rechte auf freie Entfaltung und Entwicklung angesehen. Während ein fortgesetztes Wachstum durchaus die Chance beinhalte, damit verbundene Probleme zu lösen.

Auwirkungen

Einen positiven Einfluss dürfte das Buch auf die Geschwindigkeit gehabt haben, mit der sinnvolle Umweltschutzmaßnahmen wie die Filterung von gesundheits- oder umweltschädlichen Abgasen durchgeführt wurden. Auch eine verstärkte Beobachtung des Klimas und der Umwelt dürfte kein Nachteil sein. Dagegen ist weiterhin umstritten, ob ein gebremstes Wirtschaftswachstum wirklich notwendig ist, um eine lebenswerte Zukunft zu sichern, bzw., ob die mit einem Wirtschaftswachstum verbundenen Veränderungen notwendigerweise mehr Vorteile als Nachteile für die Lebensqualität haben.

Literatur

  • Dennis Meadows, et.al.: Die Grenzen des Wachstums - Berichte des Club of Rome zur Lage der Menschheit, 1970 ISBN 3421026335
  • Dennis Meadows, et.al.: Die neuen Grenzen des Wachstums, 1993 ISBN 3499195100
  • Friedrich Schmidt-Bleek: Wieviel Umwelt braucht der Mensch? Das Maß für ökologisches Wirtschaften. Berlin [u.a.]: Birkhäuser, 1994. ISBN 3-7643-2959-9