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Christoph Egedacher

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Christoph Egedacher der Jüngere (* 19. Mai 1641 in Straubing; † 5. April 1706 in Salzburg) arbeitete in Bayern und Salzburg als Orgelbauer.

Leben

Christoph Egedacher (d.J.), der in den Tauf- Heirats- und Sterbematrikeln stets als Christophorus Egedacher gemeldet ist, zählt als Sohn von Christoph Egedacher d.Ä. zu der Straubinger Orgelbaudynastie der Egedacher, die zusammen mit den Familien Butz und Freundt als wichtigste Vertreter der süddeutschen Orgelbauschule und damit des bayrischen und (heutigen) österreichischen Raumes gelten.

Die Ausbildung zum Orgelbauer dürfte er bei seinem Vater erhalten haben, der seine Werkstätte zuerst in seinem Haus am Rindermarkt (heute Fraunhoferstraße) in Straubing hatte, später in der sog. Alten Propstei am Obern Tor. Die Werkstätte seines Vaters, der um 1661 starb, hat er nicht übernommen, da er bereits am 12. Dezember 1662 das Münchner Bürgerrecht erhielt. In den Münchner Einwohner-Akten wird er als Orgelbauer und Organist bezeichnet. Am 15. Januar 1663 heiratete er in der Münchner Pfarrkirche St. Peter Maria Sour, mit der er zwölf Kinder hatte, vier davon waren später als Orgelbauer tätig: Johann Christoph Egedacher (München, 3. Jänner 1666), Johann Joseph (München, 30. Mai 1668), Johann Ignaz Egedacher (wahrscheinlich Salzburg, 1675) und Johann Franz Xaver (Salzburg, 31. März 1678)

Der Tod des Salzburger Hoforgelmachers Mathias Rothenburger († 3. März 1668) war wohl der Anlass für Christoph Egedacher, sich um dessen Stelle zu bewerben. Er erhielt das Hoforgelmacherdekret allerdings erst 1673. Aber schon 1668 hatte er den Auftrag zum Bau der Orgel in der Pfarrkirche Kitzbühel erhalten, und schon seit 1671 ist Egedacher kontinuierlich mit Arbeiten im Salzburger Stiftsgebiet nachweisbar.

Durch eine Fülle von Aufträgen scheint Egedacher rasch zu Wohlstand gekommen zu sein, denn 1701 konnte er ein Haus in Mülln erwerben: Augustinergasse 2 / Mülleggstraße 17, das „das egghaus und garten bey der stiegen zu milln“ genannt wurde.

Seine Leistungsfähigkeit als Orgelbauer muss Egedacher hoch eingeschätzt haben, sonst hätte er sich im Vertrag zum Bau der großen Salzburger Domorgel vom 2. August 1702 nicht „verobligirt“, das Werk innerhalb eines Jahres „auszumachen und zur völligen perfection zubringen“, bei Verpfändung seines „Habb und gutts in genere, in specie“ seiner „inhabenden eigenthumliche behaußung zu Mülln sambt deren zuegehörigen recht und gerechtigkeiten“. In diesem Vertrag sind auch zwei Söhne, Johann Christoph und Johann Ignaz, und sechs Gesellen als Mitarbeiter angegeben.

Christoph Egedacher (d. J.) starb im Alter von 65 Jahren, am 5. April 1706, in Salzburg-Mülln.

Werkliste (Auswahl)

Die Liste führt einige seiner nachgewiesenen Neubauten auf.

Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal.

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1662 München Münchner Residenz
1664/1668 Kitzbühel Pfarrkirche I 4 und 10 1664 Positiv (seit 1907 in der Liebfrauenkirche), 1668 Hauptorgel
1669 Regensburg Kloster Sankt Emmeram
1674 Sankt Georgen bei Salzburg Dekanatskirche
1677 St. Johann in Tirol Dekanatspfarrkirche
1679 Salzburg-Mülln Pfarrkirche Mülln Prospekt erhalten
1681 Salzburg-Nonnberg Stiftskirche Nonnberg
1682 Bergheim/Maria Plain Wallfahrtsbasilika Mariæ Himmelfahrt I/P 9 Prospekt, im Mittelfeld verändert, erhalten
1683 Hallein Augustinerklosterkirche
1682–86 Benediktbeuern St. Benedikt 1760 und 1771 Umbau durch Andreas Jäger; Großteil des Pfeifenwerks erhalten
1688 Salzburg Erhardkirche I/P 6 Prospekt in umgebauter Form erhalten
1688 Gois Filialkirche St. Jakob
1689 Mariazell Wallfahrtsbasilika Mariæ Geburt II/P 20 Die Orgel wurde 1688/89 für die Wallfahrtskirche Mariazell errichtet, später abgetragen und 1753 in St. Veit am Vogau wieder aufgebaut.
1693 Mauterndorf
1696 Kössen Pfarrkirche
1696 Brixen im Thale Pfarrkirche
1697 Salzburg Kajetanerkirche (ehemalige Theatinerkirche) I 9
1697 Stumm (Tirol) Pfarrkirche
1698/99 Waldsassen Zisterzienserinnenabtei
1699 Salzburg Priesterhauskirche
1699 Salzburg Die ehemalige Kirche St. Salvator Für die sogenannte Rote Bruderschaft, die Erzbruderschaft Corporis Christi um 300 Gulden errichtet[1], und mit Beschluss vom 4. November 1802 um 140 Gulden an die Vikariatskirche von Tettenhausen verkauft[2].
1702/03 Salzburg Salzburger Dom II/P 24 Später mehrfach umgebaut und erweitert

Einzelnachweise

  1. Rupert Klieber: Bruderschaften und Liebesbünde nach Trient. Peter Lang, Frankfurt am Main u.a. 1999, ISBN 3-631-34044-3, S. 97.
  2. Rupert Klieber: Bruderschaften und Liebesbünde nach Trient. Peter Lang, Frankfurt am Main u.a. 1999, ISBN 3-631-34044-3, S. 143.

Literatur

  • Georg Brenninger: Der Straubinger Orgelbauer Christoph Egedacher. In: Die Musikforschung 29 (1976), S. 56–60.
  • Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. München 1978.
  • Rupert Frieberger: Der Orgelbau in Oberösterreich im 17. und 18. Jahrhundert. Unter besonderer Berücksichtigung bestehender Instrumente. Innsbruck 1984.
  • Rupert Klieber: Bruderschaften und Liebesbünde nach Trient. Ihr Totendienst, Zuspruch und Stellenwert im kirchlichen und gesellschaftlichen Leben am Beispiel Salzburg (1600-1950). Habilitationsschrift: Wien 1997.
  • Josef Saam: Die alten Passauer Orgelbauer. Ihre Herkunft und ihr Schaffen von 1467 bis 1744. In: Ostbairische Grenzmarken, Passau 1977 (Passauer Jahrbuch für Geschichte, Kunst und Volkskunde), S. 108–137.
  • Hermann Spies: Die Salzburger Großen Domorgeln. Augsburg 1929.
  • Gerhard Walterskirchen: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Beiträge zu 700 Jahren Orgelbau in der Stadt Salzburg. Dissertation: Salzburg 1982.