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Halže

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Halže (deutsch Hals) ist eine Gemeinde mit 904 Einwohnern (1. Januar 2004) in Tschechien. Sie liegt etwa 5 km nordwestlich von Tachov in einer Höhe von 596 m ü.M. im Oberpfälzer Wald (Český les). Nördlich liegen die Stadt Cheb (Eger) sowie die berühmten Kurorte Františkovy Lázně (Franzensbad) und Mariánské Lázně (Marienbad). Südwestlich des Dorfes wird im Bereich der früheren Gemeinde Lučina (Sorghof) die Mies in der Trinkwassertalsperre Lučina angestaut.

Nahe der benachbarten deutschen Stadt Bärnau besteht östlich der Gemeinde im Bereich der Wüstung Pavlův Studenec ein Grenzübergang.

In Halže ist bis heute die Pfarrkirche erhalten geblieben, mit deren Errichtung 1799 begonnen wurde, kleinere Kapellen im Gemeindegebiet sind dagegen zum Teil stark verfallen. Das ehemalige Schloß war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs der Wohnsitz der Halser Gutsherren. Es wurde nach dem Krieg zeitweise als Kaserne genutzt und ist am 20. März 1955 bis auf die Grundmauern abgebrannt.


Geschichte

Die erste Erwähnung von Hals stammt aus dem Jahre 1479, der Ort ist aber älter. Eine in der Nähe des Dorfes befindliche Veste wurde 1529 erwähnt. 1639 schenkte der Besitzer der Grundherrschaft Tachau, Johann Philipp Husmann, Hals dem Paulanerkloster in Heiligen (Světce) bei Tachau. Bis zur Auflösung des Klosters im Jahre 1787 war Hals nach Tachau eingepfarrt. 1787 wurde in Hals durch kaiserliche Verfügung eine eigene Pfarrei errichtet. Die letzten Gutsherren in Hals waren die Grafen Landwehr von Wehrheim, die bis zur Vertreibung im Jahre 1946 ansässig waren.

Vermutlich ist Hals bereits im 14. Jahrhundert im Anschluss an einen Meierhof entstanden. Als Gut und Dorf der Stadt Tachau gehörte es nicht zu den ritterlichen Lehen des „Tachauer Lehensspiels“ und wurde deshalb kaum urkundlich erwähnt. Die erste Eintragung „zvm Hals“ in den Registern des Egerer Stadtarchivs stammt aus dem Jahre 1479. Und ein Hanus Lichtenberger z. Halzy wird 1493 in einem Akt des Tepler Klosterarchivs genannt. 1510 soll Hals dem Wolf von Guttenstein als einziges Restgut geblieben sein. Dieser hat 1529 die Feste „Halzy“ ("Halzy twrz") an seinen Schwager Niklas zu Seeberg zu Plan auf 10 Jahre verpfändet. Zwischen 1571 und 1605 muss Hals dann an die Stadt Tachau zurück übertragen worden sein.

Hals gehörte unter der Herrschaft der Habsburger von 1526 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 1918 zur ehemaligen Österreichischen Monarchie. Die Grenze zu Bayern verlief im Westen wenige Kilometer von der Ortschaft entfernt. Dabei blieb es auch nach dem Zerfall des Österreichischen Kaiserreiches 1918 und der Gründung der ersten Tschechischen Republik.

Während der Reformation bekämpften die katholischen Habsburger die immer stärker werdende protestantische Bewegung im Land. Der sogenannte Prager Fenstersturz war unmittelbarer Auslöser für den Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648). Teilnehmer eines Protestantentages warfen zwei kaiserliche Statthalter aus einem Fenster der Prager Burg. Nach der Schlacht am Weißen Berg im Jahre 1620 wurde die Herrschaft der Habsburger wiederhergestellt. Tachau wurde eine untergebene Stadt. Wegen der Teilnahme an der Bewegung gegen die Habsburger wurde die Stadt 1623 mit allen Gütern an Baron Jan Filip Husman verkauft, der als neuer Erbherr auch die Gegenreformation durchführen musste; 1625 kehrte die Bürgerschaft Tachaus zur katholischen Kirche zurück. Als Dorf der Stadt Tachau erscheint auch Hals in der Steuerrolle bei den Dörfern der Herrschaft Husman. Darin werden als Untertanen 5 Chalupner (kleinere Bauern), 9 Gärtner (Kleinstlandwirte) und eine ödes Anwesen erwähnt.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurden 1637 in Hals nur noch fünf steuerpflichtige Höfe vermerkt, 1640 sogar nur noch zwei. Der Krieg - zugleich Religionskrieg und Staatenkonflikt zwischen den damaligen Mächten Europas - verheerte und entvölkerte ganze Landstriche. In Böhmen hielten vor allem Sachsen und Schweden das Land abwechselnd besetzt. Erst einige Zeit nach dem Krieg, im Jahr 1654, wohnten und arbeiteten in Hals wieder ein Dutzend Familien.

Husman beschenkte mit dem Gut und dem Dorf 1644 sein Kloster Heiligen, behielt sich aber die Hoheitsrechte vor. Das Tachauer Kloster war von ihm mit Stiftungsbrief vom 5.2.1639 für die Mönche des Paulaner-Ordens gegründet worden. Nach seinem Tod schloss Husmans Witwe 1664 einen Vergleich mit dem Orden, dem auch Hals mit dem Meierhof, einer Schäferei, der Halser Mühle sowie dem Kretscham und der Freibierschenke zugesprochen wurden.

Erst nach der Auflösung des Paulaner-Klosters durch Kaiser Josef II. ist in Hals aufgrund kaiserlicher Verfügung vom 15.2.1787 für den ehemaligen westlichen Teil des Tachauer Kirchspiels eine eigene Pfarrei entstanden. Bis dahin waren die Bewohner von Hals zur Messe nach Tachau gegangen, hatten dort ihre Kinder taufen lassen, geheiratet und ihre Toten beerdigt. 1787 beginnen die Matriken, d. h. die Personenstandsverzeichnisse über Geburten, Trauungen und Sterbefälle der Pfarrei, zu der außer Hals letztlich die Orte Ringelberg, Galtenhof und Planer-Brand gehörten. Aus den Taufbüchern ist ein großer Kinderreichtum der hier wohnenden Familien zu ersehen, aus den Totenbüchern allerdings auch eine hohe Sterblichkeitsziffer. Höchstens die Hälfte aller Neugeborenen erreichte im 18. Jahrhundert das Erwachsenenalter.

Der Ort und das Gut kamen im Wege der Versteigerung zunächst 1789 zur Herrschaft Tachau, anschließend wurde 1792 Franz Edler von Wunderbaldiger, der ehemalige Amtsdirektor der Herrschaft Plan, neuer Gutsherr.

Der Bau einer eigenen Kirche in Hals verzögerte sich durch die napoleonischen Kriege. Das bereitgestellte Baumaterial wurde anderweitig verwendet. Im Jahre 1799 bot Gutsherr Franz von Wunderbaldinger an, auf seine Kosten ein Gotteshaus zu erbauen. Die zur Pfarrei gehörenden Orte leisteten Hand- und Spanndienste, so dass die Kirche im Oktober 1800 eingeweiht werden konnte.

Die Halsauer Kirche wurde den Wetterheiligen "Johann(es) und Paul(us)" geweiht, deren Bild den Hochaltar schmückt. Der Pfarrer von Ringelberg übersiedelte mit seinem Kaplan am 4.12.1800 nach Hals, wo ihm das Haus Nr. 66 unterhalb der Kirche als Pfarrhof erbaut wurde. Ein Schulgebäude (Nr. 65) wurde 1801 errichtet und 1878 aufgestockt.

Im 19. Jahrhundert wechselten die Gutsbesitzer häufig: 1803 folgte der Tachauer Sebastian Gradl, am 9. März 1811 übernahm Matthias Vinzenz Wagner von Angerburg das Gut, verkaufte es aber schon am 19. August desselben Jahres weiter an Christof Stein. Der nächste Gutsherr war ab 1817 Rüdiger Freiherr von Stilfried; ihm folgte am 18.10.1828 Niklas Kahler. Kahlers Erben verkauften das Gut 1871 an die Eheleute Obermeier.

Am 1. Februar 1887 übernahm Hugo Ritter von Landwehr-Wehrheim das Gut und das Schloss, der in diesem Jahr als kaiserlicher Oberst in den Ruhestand trat. Er starb noch im gleichen Jahr in Marienbad. Sein Nachfolger war sein Sohn Franz Ritter von Landwehr-Wehrheim. Zusammen mit seinen beiden Adoptivtöchtern wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg nach Pappenheim (Bayern) vertrieben, wo der letzte Gutsherr von Hals am 2. August 1949 starb.

Eine Übersicht von 1933 weist den Gutsbesitz mit 392 ha aus. Von den zwölf gutseigenen Gebäuden war das alte Schloß (Hals Nr. 1) 1873 zu einem Renaissancebau umgewandelt worden, dem Landwehr 1906 noch einen rechten Flügel anbauen ließ.

Bis 1930 war die Zahl der Häuser in Hals auf 159 angestiegen, einige Jahre später wurden 172 Hausnummern gezählt. Die Volkszählung von 1939 ergab über 700 Einwohner. 29,2 Prozent der Einwohner lebten von der Landwirtschaft, dabei besaßen 12 Betriebe zwischen 5 und 11 ha Landbesitz, 30 Kleinlandwirte nannten 2 bis 5 ha ihr eigen und 36 Kleinlandwirte weniger als 2 ha. Daneben lebten in Hals vor allem Zimmerleute, Holzhauer, Fabrikarbeiter und eine größere Anzahl von Maurern, die in den Sommermonaten oft außerhalb der Ortschaft, z. B. in Eger (Cheb) arbeiteten.

In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen war in Hals zunächst die Sozialdemokratische Partei die führende politische Kraft. Sie stellte auch den Bürgermeister, als ersten Johann Dill. Im Laufe der Jahre fand aber auch in der Bevölkerung von Hals die Nazi-Ideologie immer stärkeren Zuspruch, besonders nach der Besetzung des Sudetengebiets Anfang Oktober 1938 durch das Deutsche Reich. In Hals gehörten zu dieser Zeit nur noch wenige Einwohner der Sozialdemokratischen Partei an; die Parteiunterlagen der örtlichen Gliederung wurden zuletzt bei Ludwig Windisch (Hals Nr. 162) in Verwahrung gegeben. Die Bürgermeister von Hals nach Johann Dill waren bis zum Jahr 1946: Josef Gruber (Nr. 71), Franz Windisch (Nr. 76), Franz Baumgarten (Nr. 77) und zuletzt Thomas Windisch sen. (Nr. 143).

1939 lebten in Hals 709 Menschen.


Gemeindegliederung

Zur Gemeinde Halže gehören die Ortsteile Branka (Galtenhof), Horní Výšina (Oberringelberg) und Svobodka (Frauenreith).

Auf dem Gemeindegebiet, das auch große Waldgebiete bis zur bayerischen Grenze bei Bärnau und Mähring umfasst, befinden sich die nach 1945 aufgelassenen Orte und Wohnplätze Doly (Thörl), Hamerské Domky (Hammerhäuser), Hraničná (Hermannsreith) - auch als Pavlův Studenec 3 bezeichnet - und Pomezná (Wittichsthal).

Söhne und Töchter der Gemeinde

Quellen

  • Heimatatlas für den ehemaligen politischen Bezirk Tachau - Pfraumberg, Geretsried 1973;
  • Franz Löw, Chronik der Gemeinde Hals, Erlangen 1966


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