Kinderfilm
Kinderfilme richten sich an junge Menschen als Publikum. Deshalb gibt es in thematischer und stilistischer Hinsicht keine Beschränkungen, ihre Präsentation passt sich jedoch den Ansprüchen und Bedürfnissen der Zielgruppe an.
Beschreibung
Nicht zwingend handeln diese Filme ausschließlich von jungen Menschen, in der absoluten Mehrheit schon. Mehr noch als Filme für Erwachsene benötigen sie Identifikationsfiguren, die ihnen gleichaltrige Figuren bieten. Sind die Hauptfiguren Erwachsene, dann häufig in Märchen (Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, Die Braut des Prinzen, Shrek), in Rollen, in denen Kinder über sie lachen können (Bean- Der Katastrophenfilm) oder als Bösewichte, denen die Kinder am Ende überlegen sind (Emil und die Detektive).
Erwachsene sind im Publikum erwünscht, aber nicht auf Kosten der Kinder. Immer wieder versuchen Filme, den Bedürfnissen auch der älteren Begleitpersonen gerecht zu werden. Das geht jedoch nur, soweit dadurch den Kindern der Spaß dadurch nicht genommen wird (Shrek, die Pixar-Filme wie Findet Nemo).
Nicht jeder Film, in dem ein Kind als Hauptfigur eingesetzt wird, ist zwangsläufig ein geeigneter Kinderfilm.
Altersfreigabe
Nicht jeder Film der von der FSK mit "FSK ohne Altersbeschränkung" oder "FSK 6" freigegeben wurde, ist automatisch ein Kinderfilm. Denn die FSK prüft nur ob Elemente im Film enthalten sind, die nicht geeignet für Kinder sind.
Die Jugend beginnt mit zwölf. Zumindest kann man sagen, dass gemäß der Altersfreigabe der FSK ;der Freiwilligen Selbstkontrolle; ein Film mit einer Altersfreigabe ab zwölf Jahre nicht mehr als "Kinderfilm" gelten kann.
Dabei entstand in letzter Zeit das Problem, dass vermehrt Filme aus dem Abendprogramm mit dieser Freigabe am Nachmittag wiederholt werden und somit die Jugendschutzbestimmungen unterlaufen werden. Außerdem werden immer mehr Altersfreigaben nach einer Weile herabgesetzt (etwa Star Wars oder Die Goonies von zwölf auf sechs).
typische Kinderfilm-Genres
Nicht jedes Genre kehrt im Kinderfilm wieder, weil es etwa nicht kindergerecht ist – Horrorfilm – oder sie weniger interessiert – Liebesfilm. Horrorelemente werden höchsten als abgeschwächte Gruselfilme für Kinder verwendet.
Ein Schwerpunkt des Kinderfilms ist dagegen die Beschreibung der charakterischen Entwicklung des Protagonisten mit Ausprägung zum Individuum (zum Beispiel Whale Rider oder Der 10. Sommer). Ziel des Kinderfilms ist im Allgemeinen, den Kinder etwas über die Welt um sie herum zu erzählen, ihre Fantasie anzuregen und sie vielleicht auch etwas lernen zu lassen. Eine Reihe von Kinderfilmen enthalten Elemente des Abenteuerfilms (Die Goonies, Kletter-Ida, 4 Freunde und vier Pfoten) oder des Märchens (Die Braut des Prinzen). Diese Filme sind vor allem dann als kindgerecht anzusehen, wenn die Probleme am Ende nicht einfach mit Gewalt gelöst werden oder über den Gewalt- Ausübenden triumphiert wird.
Eine Reihe von amerikanischen Kinderfilmen sind letztlich bloße Actionfilme, bei denen sich die Zuschauer als kleine Erwachsene fühlen können (wie Spy Kids) und die kindliche Bedürfnisse eher vernachlässigen.
Deutschland
Auch neben Erich Kästner und Heidi gibt es noch andere deutsche Kinderfilme. Kinderfilme stellen seit Jahren den einzigen stabilen Bereich der Kino- Industrie dar. So gibt es eine Reihe von Bücher- Verfilmungen, die auch als Fortsetzungen im Kino Erfolg haben: Bibi Blocksberg (Film), Das Sams oder Die wilden Kerle. Mit zunehmendem Erfolg arbeitet hier auch die Trick-Industrie. So wurden Der kleine Eisbär und Pettersson und Findus hierzulande erstellt und erreichen ein Millionen- Publikum. Mit Back to Gaya lief der erste komplette deutsche Digitalfilm im Kino.
Schwieriger haben es dagegen kleinere, poetische Filme wie Der 10. Sommer nach Dieter Bomgartz, in dem ein Kind seinen Privatzoo gegen Erwachsene verteidigt.
In Gera findet seit 1979 das Kinderfilmfestival Goldener Spatz statt.
Zeichentrick/Trick/Digital
- Chihiros Reise ins Zauberland: für etwas ältere Kinder geeignet.
- Prinzessin Mononoke: vom selben Regisseur, in derselben Qualität.
- Chicken Run: Adaption des Realfilms Gesprengte Ketten durch die Macher von Wallace und Gromit in Stop Motion-Art.
Deutsche Geschichte
Weimarer Republik
Eine Pionierin des Kinderfilms war in Deutschland Lotte Reiniger, die ab 1919 zahlreiche Scherenschnittfilme produzierte.
Einer der ersten Real-Kinderspielfilme mit Ton ist Emil und die Detektive (1931, Regie: Gerhard Lamprecht, nach dem gleichnamigen Buch von Erich Kästner) mit dem 1917 geborenen Rolf Wenkhaus in der Titelrolle.
Nationalsozialismus
Um alle Altersgruppen mit der Filmpropaganda erreichen zu können, wurde mit dem Lichtspielgesetz vom 16. Februar 1934 die bis dahin noch bestehende Altersgrenze von 6 Jahren für Kinobesuche aufgehoben. Bemerkenswert ist dies allein schon deshalb, weil die Kinder dadurch bereits vor dem Eintritt in die Hitler-Jugend auch dem gesamten propagandistischen Beiprogramm aus Wochenschau und Dokumentarfilm ausgesetzt waren.
Das wichtigste Genre unter den Kinderfilmen bildeten die Märchenfilme, ein Gebiet, auf dem vor allem Hubert Schonger und Ferdinand Diehl produzierten. Auch Lotte Reiniger setzte ihre Arbeit nach 1933 fort. Obwohl das NS-Kino eine Reihe beliebter Kinderdarsteller hervorbrachte – z. B. Peter Bosse, Inge Landgut, Hans Neie, Norbert Rohringer, Hans Schaufuß, Walter Schuller, Babsi Schulz-Reckewell, Waldemar Spann-Müller, Traudl Stark – waren die Filme, in denen diese Kinder eingesetzt wurden, oft eher auf ein Erwachsenen- als auf ein Familienpublikum zugeschnitten.
Der Kinderfilm in anderen Ländern
USA
Internationale Berühmtheit erlangten in den 1930er Jahren die Filme mit der 1928 geborenen Shirley Temple, die allein bis zu ihrem zwölften Lebensjahr in 44 Filmen auftrat, darunter z. B. "Stowaway", (1936) "Heidi" (1937) und "The Little Princess" (1939).
Disney-Filme waren früher das Synonym harmloser, gern auch fantastischer und lustiger Unterhaltungsfilme. Dies ergibt sich vor allem aus den Filmen der 50er und 60er Jahren sowie den Zeichentrickfilmen. Hier wurden auch häufig Kinderbücher verfilmt oder "Erwachsenenromane" kindgerecht aufgearbeitet (wie Der Glöckner von Notre-Dame). Die Science Fiction waren mitunter weniger gelungen (Das schwarze Loch). Vor kurzem hat Disney seine Zeichentrickabteilung geschlossen. Nach dem Auslaufen des Vertrages mit dem Pixar- Studio sollen nur noch Animations- Filme produziert werden.
Skandinavien
Erstaunlich ist die Anzahl und die Qualität der Filme aus Skandinavien. Es sind längst nicht nur Astrid Lindgren-Verfilmungen, die international des skandinavischen Kinderfilms begründen. Filme wie 2 kleine Helden, Tsatsiki, Tintenfische und erste Küsse, Kletter-Ida, Kim und die Wölfe , Der Fakir oder Hodder rettet die Welt sind moderne Kinderfilme, die ihr Publikum ernstnehmen. Mit Mein Leben als Hund und Pelle der Eroberer wurden Kinder- beziehungsweise Jugendfilme sogar mit dem Oscar als beste fremdsprachige Filme ausgezeichnet.
Literatur
- Terry Staples, All pals together : the story of children's cinema, Edinburgh : Edinburgh University Press 1997
Siehe auch: Kinderliteratur, Jugendfilm, Zeichentrickfilm, Trickfilm, Animationsfilm