Fiktion
Fiktion kommt aus dem lateinischen von fictio, was so viel heißt wie „Erdichtung“.
Es ist eine Darstellung, etwas Erfundenes ohne Bezug zur Wirklichkeit, ein Sachverhalt wie er sein könnte oder wie etwas geschehen könnte. Es ist weder falsch noch wahr, sondern eine eventuelle Möglichkeit, eine Idee die in die Zukunft geht. Eine Annahme, etwas Erdachtes oder Erfundenes, meist in Bezug auf Literaturerzählungen. Besonders folgende Formulierung Kants, "gedichtete und zugleich dabei für möglich angenommene Gegenstände" (Kritik der reinen Vernunft) beschreibt sehr gut den Begriff „Fiktion“. Es ist also keine Wirklichkeit, es ist das Gegenteil vom Tatsachenbericht.
Im Recht kennt man Fiktion als eine Art der Unterstellung, bei der ein nicht gegebener Tatbestand als real angenommen wird.
Der Begriff kommt beispielsweise in der Film- und Literatur-Genre-Bezeichnung "Science-Fiction" oder "Zukunftsliteratur" vor.
Das zugehörige Eigenschaftswort fiktiv (nicht zu verwechseln mit fingiert) ist recht gebräuchlich, so etwa in
- Fiktive Briefe (Franz Kafka)
- Fiktive Welt
- Fiktive Person
und im rechtlichen Sinne:
- Fiktion: Erdichtung ist der Rechtssatz, der eine in Wahrheit nicht bestehende Tatsache als bestehend behandelt. Die Fiktion kann im Gegensatz zu einer gesetzlichen Vermutung nicht durch Gegenbeweis entkräftet werden
- Fiktive Kosten (Wirtschaftswissenschaft)
- Fiktive Veräußerung; Fiktive Vermögensübertragung (Rechtswissenschaft).
Der Begriff Fiktion (Fiktionalität) wird als Gegenbegriff zu Faktionalität verwendet.
In der Literaturtheorie wird zwischen fiktional und fiktiv unterschieden. Literarische Texte sind fiktional, sie scheinen reale Gegebenheiten der außersprachlichen Realität wiederzugeben; ihr Scheincharakter wird jedoch mehr oder minder klar erkannt: der Text 'tut als ob'. Fiktive Texte lassen sich weiter klassifizieren: fiktiv-deskriptiv sind Aussagen mit Wahrheitsanspruch und falsifiziertem Realitätsgehalt ("Falschaussagen"), fiktiv-projektiv sind Aussagen, die zwar nicht aktuell falsifizierbar, jedoch auf wissenschaftlich-systematische Realität zu beziehen sind ("Wir könnten ein Auto mit drei Rädern entwicklen").
Siehe auch:
Literatur
- Karl Röttgers, u.a. Dichter lügen
- Giorgio Manganelli: Die Literatur als Lüge
- Käte Hamburger, Über die Logik der Dichtung