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Transparency International

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Transparency International (TI) ist eine internationale Nichtstaatliche Organisation mit Sitz in Berlin. Ziel ist die weltweite Bekämpfung von Korruption in allen wirtschaftlichen und sozialen Bereichen. TI gründete zu diesem Zweck bis 2004 über ca. 90 nationale "Chapters" (Sektionen). Dabei geht TI im Prinzip nicht Einzelfällen nach, sondern versucht, Koalitionen gegen Korruption zu gründen. Die Organisation wurde 1993 von dem Deutschen Peter Eigen gegründet. Eigen hatte zuvor lange Jahre bei der Weltbank beobachtet, wie Entwicklungshilfegelder von korrupten Regierungen missbraucht wurden, ohne dass sein Arbeitgeber einschritt.

Datei:Ti prague nov98.jpg
Wettbewerbsfähigkeit und Korruption - Competitiveness and corruption - zum ersten Mal präsentiert im Workshop Corruption – how and why to avoid it - Prag, Nov'98

Transparency International spielt in Entwicklungsländern eine wichtige Rolle beim Aufbau von die Korruption eindämmenden Institutionen. In Deutschland drängt die Organisation unter anderem auf ein generelles Recht auf Akteneinsicht, auf ein restriktiveres Parteispendengesetz, die Offenlegung von Nebeneinkünften, transparentere Regelungen im Vergabewesen und auf mehr Transparenz im Gesundheitswesen.

TI veröffentlichte am 12. November 2004 in Berlin eine Studie ("Schwachstellenanalyse") über Betrug und Korruption von Seiten bundesdeutscher Krankenkassen, Ärzten, Apothekern, Pharmaindustrie, Forschern und Versicherten. Die TI-Sprecherin Anke Martiny schätzte den Verlust, der dadurch dem deutschen Gesundheitswesen entsteht, auf 3 bis 10 Prozent, das wären zwischen 6 und 20 Milliarden Euro. Pharma- wie Ärzteverbände wandten prompt dagegen ein, dass TI willkürlich Zahlen aus den USA auf Deutschland übertragen hätte. Die Nichtregierungsorganisation erwiderte dazu, dass eine europäische Korruptionskonferenz (www.ehfcc.com) im Oktober in London eine solche Übertragung für zulässig und für angemessen erklärt habe.

Die Anfälligkeit für Betrug im deutschen Gesundheitswesen sei unter anderem von der Unübersichtlichkeit und Unkontrollierbarkeit des föderalen Systems her bedingt. Denn im bevölkerungsreichsten Einzelstaat innerhalb der EU gibt es neben einem Bundes- auch noch 16 Länderministerien, mindestens ebensoviele Kassenärztliche Vereinigungen und etwa 300 Krankenkassen, die als Akteure an der Verwaltung der nationalen Gesundheitsausgaben beteiligt seien. Als besonders "strukturell korruptionsanfällig" bezeichnete der Pharmakologe Peter Schönhöfer aus dem Beirat von TI auf der Pressekonferenz insbesondere den Pharmabereich. Die Pharmaindustrie vermarkte ihre Produkte, indem sie Ärzte, Apotheker und Wissenschaftler mit gesponserten Konferenzen, Software und anderen Zuwendungen massiv beeinflusse.

Transparency International gibt jährlich den sogenannten Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) heraus, eine Auflistung, wie stark die Korruption in den einzelnen Ländern ist. Untersucht wurden im Jahr 2004 146 Länder. Die besten Bewertungen erhielten Finnland, Neuseeland, Dänemark, Island und Schweden. Die Schweiz steht im Index von 2004 an 7. Stelle, Österreich an 13. und Deutschland an 15. Stelle von 146 untersuchten Ländern. Für alle drei Länder bedeutet das eine Verbesserung um einen Platz im Vergleich zum Jahr 2003. Am unteren Ende der Skala finden sich Myanmar, der Tschad, Paraguay, Aserbaidschan, Nigeria, Haiti und Bangladesch.

Eine Beziehung zwischen Wettbewerbsfähigkeit und Korruption wurde zum ersten Mal in einem TI-Workshop Corruption – how and why to avoid it in Prag diskutiert (November '89).

Siehe auch: Korruption, Betrug, Amtsgeheimnis, Verwaltungsethik, Verwaltungstransparenz, BKMS, European Healthcare Fraud and Corruption Conference