Shetland Bus

Nach der Besetzung Norwegens im Zweiten Weltkrieg im April/Mai 1940 (Operation Weserübung) etablierte sich eine Fluchtbewegung, die zunächst nicht einheitlich organisiert war. Die Shetlandinseln waren dabei (neben der Flucht über Land ins neutrale Schweden) das bevorzugte Fluchtziel. In Norwegen bürgerte sich hierfür der Begriff Shetland Bus ein. Lokale Widerstandsgruppen organisierten zunächst Fischereiboote, deren Eigner entweder mitfuhr oder die stellenweise schlicht gestohlen wurden. Mit zunehmender Organisation unter Mitwirkung der norwegischen Exilregierung und der Royal Navy kam es zunehmend zu (fast) regelmässigen Fahrten. Man bediente sich dabei der zuvor mit Flüchtlingen auf den Shetlands eingetroffenen Booten, da diese beim erneuten Auftauchen in norwagischen Gewässern nicht auffielen.
In der Anfangszeit wurden die Fahrten direkt vom Hafen in Lerwick gestartet, wo auch die meisten Fluchtboote anlandeten. Da aber in Lerwick keine Bewegung unentdeckt blieb, war man gezwungen, einen unbeobachteten Ort zu finden, dieser wurde in Lunna gefunden, weit ab jeglicher bewohnter Siedlung im nördlichen Teil von Mainland. Lunna war zwar in Hinblick auf die Geheimhaltung optimal, wegen der Abgeschiedenheit stellte aber die fehlende Infrastruktur zunehmend ein Problem dar, z.B. bei der Versorgung mit Erstatzteilen oder der Reparatur der Boote, die oft ziemlich zugerichtet durch Beschuss oder Sturm aus Norwegen zurückkamen. So kam es zu einem weiteren Umzug nach Scalloway unweit von Lerwick. Hier wohnten nur einheimische Bevölkerung und gefüchtete Norweger in Nissenhütten. In Eigenarbeit baute die Mannschaft eine Slipanlage, die groß genug war, die norwegischen Fischerboote aufzunehmen. Diese Slipanlage ist noch heute in Betrieb.
Alle norwegischen Flüchtlinge wurden nach der Ankunft zunächst nach London ins County Hotel weitergeleitet, wo sie registriert und überprüft wurden, um die Gefahr von eingeschleusten deutschen Spionen zu mindern.