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Gesellschaft

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Grundsätzlich muss unterschieden werden zwischen einem Alltagsverständnis von Gesellschaft (z.B. 'eine Menge von Personen') und der Verwendung des Begriffs in der Soziologie bzw. den Sozialwissenschaften überhaupt.

Gesellschaft (Soziologie)

Die Soziologie versteht allgemein unter Gesellschaft das Zusammenleben von Menschen. Genauer wird darunter ein strukturierter, räumlich abgegrenzter Zusammenhang menschlicher Kooperation verstanden. Es bildet sich ein soziales System, dass selbsterhaltend in der Lage ist die menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Funktional darauf ausgerichtet bilden sich Institutionen, ohne die Herausbildung von Strukturen ist eine dauerhafte Bedürfnissbefriedigung nicht möglich. Auch ein Robinson Crusoe überlebt nur, weil er die Methoden zur Bewältigung der Welt (Normen, Werte,Fähigkeiten) verinnerlicht hat, weil er die Gesellschaft in sich trägt. Individuum und Gesellschaft stehen in einem wechselseitigem Abhängigkeitsverhältnis. Langfristig stabilisieren sich Gesellschaften nur, wenn Sie über Sozialisation Strukturen und Wertvorstellungen reproduzieren. Ursprüngliche Instanz ist hier durch biologische Determination die Kernfamilie (sogar dies ist umstritten).

Die Bezeichnung Gesellschaft ist als zentraler Grundbegriff der Soziologie durchaus nicht unbestritten. Analytisch eingeführt wurde der Begriff in die deutsche Soziologie durch den Soziologen Ferdinand Tönnies (1855-1936) 1887 in seinem Werk Gemeinschaft und Gesellschaft. Er stellt hier dem Begriff Gemeinschaft, die sich durch gegenseitiges Vertrauen, emotionale Anbindung und Homogenität auszeichnet, den der Gesellschaft gegenüber, deren die Akteure sich mit je und je individuellen Zielen bedienen, und mit denen sie dementsprechend nur lose verknüpft sind. Beide, Gemeinschaft und Gesellschaft, sind für ihn der Gegenstand der Soziologie.

Gesellschaft in systemtheoretischen Begriffen ist nach Luhmann ausgedrückt, das umfassendste soziale System, die Einheit, die keine soziale Umwelt mehr hat und alle (anderen) sozialen Systeme, Verhältnisse und Tatbestände umfasst. Anders ausgedrückt ist Gesellschaft alles, was durch Kommunikation füreinander erreichbar ist.

Tönnies' und Luhmanns Ansätze führen beide letztlich zur Konzeption einer "Weltgesellschaft" und haben damit (nicht als einzige) der Soziologie auch wichtige neue Impulse gegeben.

Für das Alltagsverständnis aber auch für eine "praktische" Anwendung überhaupt ist dieser Ansatz oft allerdings zu umfassend. Für konkrete Anwendungen des Begriffs wird die Grenze der Gesellschaft daher meist da angesetzt, wo (vermeintlich) die Gemeinsamkeit endet, die mit der Verwendung des Begriffs angedeutet werden soll.

Diese Gemeinsamkeiten werden nach verschiedenen Kriterien abgegrenzt. So werden einzelne Länder (Abgrenzungskriterium: Landesgrenzen) als Gesellschaften bezeichnet, ebenso wie Kulturen (Abgrenzungskriterium: Kulturgrenzen) und soziale Systeme.

Gesellschaft (Rechtsform)

Das Wort Gesellschaft kommt im juristischen Sprachgebrauch (bei Rechtsformen für juristische Personen) vor, so unter anderem als

In diesen Fällen ist das Abgrenzungskriterium meist die Teilhaberschaft an einem Unternehmen.

Verwandte Themen: Bevölkerung, Demokratie, Ethnologie, Gemeinschaft, Gesellschafter, Informationsgesellschaft, juristische Person, Sozialstruktur, Marginalisierung, Volk


Siehe auch: Hochzeitsgesellschaft, Geselle, Gesellschaftsspiel