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Aki Kaurismäki

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Aki Kaurismäki (links) und Ville Virtanen auf dem Midnight Sun Film Festival 2011 in Sodankylä, Finnland.

Aki Kaurismäki Vorlage:Audio-IPA (* 4. April 1957 in Orimattila, Finnland) ist ein vielfach preisgekrönter finnischer Filmregisseur.

Leben und Werk

Aki Kaurismäki studierte in Helsinki Literatur- und Kommunikationswissenschaften. Über diverse Aushilfsjobs kam er nach dem Studium über die Filmkritik für ein finnisches Filmmagazin dazu, Drehbücher zu schreiben. Kaurismäkis Filme thematisieren häufig Schicksale von gesellschaftlichen Außenseitern in städtischen Zentren wie Helsinki. Sie sind nicht nur für ihre sparsamen Dialoge, sondern auch für einen skurril-lakonischen Humor bekannt. Kaurismäki arbeitet regelmäßig mit einem festen Stamm befreundeter Schauspieler und Musiker, die seine Filme auch stilistisch präg(t)en: Matti Pellonpää, Kati Outinen, Kari Väänänen, Sakke Järvenpää. Als Reminiszenz an Alfred Hitchcock hat Kaurismäki in seinen Filmen wie dieser gelegentliche Auftritte in Statistenrollen.

Dem deutschen Publikum wurde der finnische Regisseur bekannt durch seine Teilnahme an der Berlinale 1988. Großes Aufsehen erregte Kaurismäki im Herbst 2006, als er sich weigerte, seinen Film Lichter der Vorstadt als offiziellen finnischen Beitrag für eine Oscar-Nominierung in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film zuzulassen, obwohl das Drama einstimmig von der finnischen Filmkammer ausgewählt worden war. Kaurismäki begründete seine Ablehnung mit seiner seit Jahren vertretenen kritischen Haltung gegenüber dem Irak-Krieg der USA.[1]

Mit seinem Bruder Mika Kaurismäki zusammen gründete er das Midnight Sun Film Festival und die Verleihfirma Villealfa (ein Anagramm von Alphaville, einem Film von Jean-Luc Godard).

Rainer Gansera, der für die Zeitschrift epd film mit dem „Chef-Melancholiker des europäischen Autorenkinos“ 2006 in Hof gesprochen hat, zeigte sich auch von seinem Auftreten beeindruckt und beschreibt atmosphärisch:

„Gut gekühlter Weißwein, Zigaretten, eine nach der anderen, leise Stimme, fast flüsternd, als wolle er – wie ein Hypnotiseur – sein Gegenüber ganz und gar auf die beschwörende Stimme konzentrieren. Keinerlei expressive Gesten. [Seine Filme] sind schlingernde Stimmungsreisen: durch Hochs und Tiefs, durch Abgründe (erst allmählich bemerkt man, dass es vor allem die Abgründe des Selbstzweifels sind) und Erleuchtungen, grundiert von einem scharfkantigen, trockenen Humor.“

Rainer Gansera: epd Film 12/2006, Seite 25

Als persönliche Leitbilder sehe Kaurismäki Bresson, Ozu und Godard; der Ausbildung an den Filmhochschulen seines Landes könne er nicht viel Positives abgewinnen.

Bei Pandora sind Ende 2006 als „Aki Kaurismäki DVD-Collection“ 14 Spielfilme und fünf Kurzfilme (mit digital remastertem Bild) in vier Boxen erschienen.[2]

2011 stellte Kaurismäki nach fünf Jahren Leinwandabstinenz den Spielfilm Le Havre fertig, der ihm eine Einladung in den Wettbewerb der 64. Internationalen Filmfestspiele von Cannes einbrachte. Der in Frankreich gedrehte Film handelt von einem Schuhputzer aus der gleichnamigen Hafenstadt, der sich eines illegalen Flüchtlingskindes aus Afrika annimmt. Le Havre gewann in Cannes den FIPRESCI-Preis.[3]

Filmografie

Auszeichnungen

Literatur

  • Beate Rusch (Hrsg.): Schatten im Paradies. Von den „Leningrad Cowboys“ bis „Wolken ziehen vorüber“ - Die Filme von Aki Kaurismäki. Berlin, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag 1997, ISBN 3-89602-119-2 (Fotografien von Marja-Leena Hukkanen, mit Begleittexten von Aki Kaurismäki)
  • Jochen Werner: Aki Kaurismäki, Mainz, Bender 2005, 352 S., 500 s/w-Abb., ISBN 3-936497-08-7 (Analyse aller Kaurismäkifilme und ein langes Interview mit Kaurismäki)
  • Ralph Eue und Linda Söffker (Hrsg.): Aki Kaurismäki (film: 13). Mit Beiträgen von Lars-Olav Beier, Harun Farocki, Ulrich Gregor, Anke Leweke und Jan Schulz-Ojala. Berlin, Bertz + Fischer Verlag 2006, 224 S., 207 s/w-Fotos / Bildsequenzen, ISBN 3-929470-89-6
  • Reinhold Zwick: Wolken ziehen herauf und vorüber. Strukturen des Komischen in der Bibel und bei Aki Kaurismäki , in: St.Orth/J.Valentin/R.Zwick (Hg.), Göttliche Komödien. Religiöse Dimensionen des Komischen im Kino (Film und Theologie, Bd. 2), Köln 2001, 69-95.
  • Reinhold Zwick: Selig die Armen in den Wohncontainern. Aki Kaurismäki und seine Tragikomödie „Der Mann ohne Vergangenheit“ , in: Stimmen der Zeit 128 (2003), 546-560.

Einzelnachweise

  1. epd Film 12/2006, Seite 25
  2. epd Film 3/2007, Seite 50
  3. Hopewell, John: 'Le Havre' win top Fipresci crits' award bei variety.com, 21. Mai 2011 (aufgerufen am 22. Mai 2011).