Berchtesgaden
Wappen | Karte |
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Lage Berchtesgadens in Deutschland | |
Basisdaten | |
Bundesland: | Bayern |
Regierungsbezirk: | Oberbayern |
Landkreis: | Berchtesgadener Land |
Fläche: | 34,78 km² |
Einwohner: | 7.683 (30. Juni 2004) |
Bevölkerungsdichte: | 221 Einwohner/km² |
Höhe: | 520 bis 1.100 m ü. NN |
Postleitzahl: | 83471 |
Vorwahl: | 08652 |
Geografische Lage: | 41° 37' n. Br. 13° 00' ö. L. |
Kfz-Kennzeichen: | BGL (bis 1972 BGD) |
Gemeindeschlüssel: | 09 1 72 116 |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Rathausplatz 1 83471 Berchtesgaden |
Website: | www.berchtesgaden.de |
E-Mail-Adresse: | info@gemeinde.ber... |
Politik | |
Bürgermeister: | Rudolf Schaupp (FWG) |

Berchtesgaden ist eine Marktgemeinde im äußersten Süd-Osten des bayerischen Regierungsbezirks Oberbayern und Mittelzentrum des südlichen Teiles des Landkreises Berchtesgadener Land. Die nächste Stadt ist die große Kreisstadt Bad Reichenhall. 20 km nördlich liegt das Oberzentrum Salzburg auf österreichischer Seite der Grenze.

Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Berchtesgaden im Jahre 1102, was im Jahr 2002 Anlass für eine große 900-Jahr-Feier war.
Die Fürstprobstei
Von 1102 bis zur Säkularisation im Jahre 1803 war Berchtesgaden eine Fürstprobstei und somit von den großen Nachbarn Bayern und Salzburg unabhängig. Dies hängt damit zusammen, dass Berchtesgaden ringsum von hohen Bergen umgeben, dadurch praktisch nur von Norden zugänglich und durch reiche Salzvorkommen, die im Salzbergwerk Berchtesgaden ausgebeutet werden, wirtschaftlich unabhängig war.
Das Gebiet der Fürstprobstei umfasste das Gebiet der heutigen fünf Gemeinden des Talkessels.
Die reichen Salzvorkommen erregten jedoch immer wieder das Interesse beider Nachbarn, was auch die mehrfach wechselnden Besitzverhältnisse zwischen 1803 und 1810 belegen (sogar Frankreich war ein Jahr lang Herr über das Berchtesgadener Salz), aber 1810 wurde das Berchtesgadener Land endgültig Bayern einverleibt.
Hauptartikel: Fürstprobstei Berchtesgaden
Der Aufschwung des Tourismus
In den folgenden Jahrzehnten besuchten nicht nur die bayrischen Könige Berchtesgaden, wo auch eine köngliche Jagdresidenz errichtet wurde, sondern auch Künstler und Schriftsteller wie Ludwig Ganghofer sorgten für einen Aufschwung des Tourismus, der sich schnell zu einem weiteren Standbein, neben dem Salzabbau und dem Holzhandwerk, entwickelte.
Zeit des Nationalsozialismus
Die Schönheit des Berchtesgadener Tals entdeckte 1923 auch der spätere Führer und Reichskanzler Adolf Hitler. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland erfuhr Berchtesgaden viele Veränderungen. Der Obersalzberg wurde zum Führersperrgebiet mit dem Berghof im Zentrum und dem Kehlsteinhaus ausgebaut. In Berchtesgaden entstanden Bauten, wie der große Bahnhof. Trotz der innen- wie außenpolitischen Symbolwirkung Berchtesgadens beschränkte sich der Luftangriff am 25. April 1945 auf den Obersalzberg. Davon abgesehen blieben Infrastruktur und Gebäude Berchtesgadens nahezu ohne Kriegsschäden. Der anschließende Abzug der noch in Berchtesgaden verbliebenen NS-Spitzen dürfte die Voraussetzung für die kampflose Übergabe an die Amerikaner geschaffen haben.
Hauptartikel: Obersalzberg
Nachkriegszeit
Berchtesgaden wurde durch einen Verband aus US-Truppen und einigen Franzosen am 4. Mai 1945 besetzt. Die NSDAP-Grundstücke gingen 1947 offiziell in das Eigentum des Freistaates Bayern über, jedoch nutzten die Amerikaner einen Großteil der Gebäude weiterhin.
Als eine weitere Kriegsfolge nahm Berchtesgaden, wie viele andere ländliche Gebiete auch, Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reichs auf, die sich in den letzten Kriegstagen oder in den Wochen danach hier eingefunden hatten. Der Großteil der Flüchtlinge zog zwar in andere Gebiete weiter, aber dennoch veränderte sich die Zusammensetztung der Bevölkerung Berchtesgadens fundamental. Diese Flüchtlinge, insbesondere Sudetendeutsche und Schlesier, konnten anfangs großteils nur in ehemaligen Arbeiterbarackenlagern untergebracht werden (z.B. in Winkl bei Bischofswiesen), die im Laufe der Zeit neue Ortsteile innerhalb des Berchtesgadener Landkreises bildeten. Etwas länger dauerte es, bis diese Neubürger Berchtesgadens als wertvoller Zugewinn und belebendes Element von der vormaligen Kernbevölkerung empfunden wurden.
Die amerikanischen Streitmächte hatten als einstige Alliierte im unzerstörten Berchtesgaden ab 1953 eines der drei U.S. Armed Forces Recreation Center (AFRC) in Bayern ein. Nicht wenige sagen sogar, dass die Entscheidung hierzu schon vor Kriegsende gefallen sei und deshalb das nur einen Tag währende Bombardement ausschließlich auf den Obersalzberg beschränkt wurde.
Berchtesgaden heute
Seit 1978 ist Berchtesgaden der Kernpunkt des Vorfelds des Nationalparks Berchtesgaden, der, nach anfänglich großen Widerständen in der Bevölkerung, zu einem der Markenzeichen des gesamten Talkessels geworden ist.
In den letzten Jahrzehnten wurde der Wintersport ein weiteres „Exportprodukt“ Berchtesgadens. Sportler wie Georg Hackl finden hier optimale Bedingungen für ihren Wintersport und der internationale Nachwuchs wird außer an den Sportzentren des Bayerischen Bob- und Schlittensportverbandes (BBSV) auch an der Christophorusschule Berchtesgaden auf dem Obersalzberg gefördert. Der Berchtesgadener Talkessel ist deshalb seit langem immer wieder Austragungsort zahlreicher bedeutender Sommer- und Wintersportveranstaltungen, wie die Snowboard-WM, FIS-Skirennen und auf der ersten Kunsteisbahn der Welt, Bob-, Rodel- und Skeletonbewerbe aller Stufen. Doch nicht zuletzt in Verkennung seiner außenpolitischen Reputation, die erst über 50 Jahre nach Ende des II. Weltkriegs mit der Eröffnung der Dokumentation Obersalzberg eine erste Aufhellung fand, bewarb sich Berchtesgaden in den 80ern trotz Unterstützung hoher bayerischer Politiker, unter ihnen der damalige Ministerpräsident Franz Josef Strauß, erfolglos um die olympischen Winterspiele 1992.
Mit dem Abzug der US-Streitkräfte 1996 ging die Nutzung der Liegenschaften auf dem Obersalzberg an den Freistaat Bayern als Eigentümer über. Dieser beschloss, zügig ein Dokumentationszentrum auf dem Obersalzberg einzurichten, welches dann im Oktober 1999 eröffnet wurde. Das letzte große Bauprojekt am Obersalzberg umfasst den Abriss des von der US-Armee „General Walker“ genannten ehemaligen Platterhofes, um durch die Verlegung der Bus-Abfahrtstelle zum Kehlsteinhaus die Voraussetzungen für den Bau eines 5-Sterne Ressort-Hotels in der Nähe zu schaffen.
Eine Bürgerinitiative beantragte 2004/2005 einen Bürgerentscheid in den fünf Gemeinden des Talkessels, mit dem Ziel, die Gemeinden zu einer Großgemeinde zusammen zu legen. Lediglich in Berchtesgaden hatte der Bürgerentscheid mit über 60% Zustimmung Erfolg, scheiterte hingegen zeitgleich in Schönau am Königssee und Bischofswiesen. Daraufhin verzichteten die Initiatoren auf die Abhaltung der später terminierten Abstimmung in Ramsau und Marktschellenberg.
Aus der Tatsache, dass man bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts vorwiegend auf den Tourismus als Wirtschaftssektor gesetzt hat, die Aufenthaltsdauern aber rückläufig sind, entsteht die Herausforderung, eine wirtschaftliche Struktur zu schaffen, die qualifizierte Arbeitsplätze für die Zukunft garantiert und ein Ausbluten der Bevölkerung verhindert. Auch ein Umdenken in den Strukturen des Tourismus ist erst in den Anfängen, wird aber für den Fortbestand der Lebensqualität in der Region immer weiter an Bedeutung gewinnen.
Ein Element des Strukturwandels soll die Stärkung des Umweltbereichs in Berchtesgaden sein. Auf Beschluß des Bayerischen Kabinetts soll auf dem Gelände des seit dem Abzug der Amerikaner leerstehenden Hotels "Berchtesgadener Hof" das Haus der Berge für den Nationalpark Berchtesgaden entstehen.
Eingemeindungen
Die heutige Größe erhielt die Marktgemeinde im Zuge der Gebietsreform 1972. Hierbei kamen zum Markt Berchtesgaden die bis dahin selbständigen Gemeinden Salzberg, Maria Gern und Au (bestehend aus Oberau und Unterau).
Geographie
Berchtesgaden ist umgeben von den Berchtesgadener Alpen. Wenige Kilometer südlich liegt am Fuße des Watzmanns der Königssee sowie die Gemeinde Schönau am Königssee. Hier beginnt die Deutsche Ferienroute Alpen-Ostsee. Nach Nordwesten hin ist Berchtesgaden über Bischofswiesen und den Hallthurmer Berg mit Bad Reichenhall (18 km entfernt) verbunden. Hier führt auch die einspurige Bahnstrecke nach Freilassing. Über die Ramsau und die Deutsche Alpenstraße gelangt man über den Schwarzbachwacht Pass nach Westen nach Zell am See. Nach Norden Marktschellenberg nach Salzburg (24 km) die wichtigsten Anfahrtsrouten. Über den höher gelegenen Ortsteil Oberau gelangt man Richtung Osten nach Hallein.
Die Königsseeerache und Ramsauer Ache vereinigen sich am Bahnhof zur Berchtesgadener Ache, die aber ab der österreichischen Grenze wieder Königsseeache heißt.
Wappen
Die beiden Schlüssel auf rotem Grund erinnern an die Schutzpatrone der Stiftskirche Petrus und Johannes.
Die silbernen Lilien auf blauem Grund stammen von der Mitstifterin Gräfin Imingar von Sulzbach.
Schon im 17. Jahrhundert führte die Berchtesgadener Fürstprobstei dieses Wappen und hatte bis zur Vereinigung des Berchtesgadener Lands mit Bayern in der Mitte das Wappen des Fürstprobst.
Religion
Berchtesgaden war als kirchliches Fürstentum stark katholisch geprägt. Am 26. Oktober 1732 erließ Fürstprobst Cajetan Nothaft ein Emigrationspatent, wonach im April des folgenden Jahres 800 Protestanten bzw. lutherische Christen Berchtesgaden zu verlassen hatten. Ähnliches geschah zur gleichen Zeit auch im nahen Salzburg; insgesamt waren dabei etwa 20.000 Menschen betroffen. Man gestand ihnen lediglich zu, nicht im Winter abziehen zu müssen - aber vor dieser unfreiwilligen Emigration hatte jede Person noch fünf Gulden als Abzugssteuer zum Loskauf aus der Leibeigenschaft zu zahlen (Quelle: Manfred Feulner in Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner, Berchtesgaden 1985). Als Beispiele für die Wiederansiedelung der Evangelischen in anderen Gebieten seien die „Salzburger Häuser“ in Hamburg-Harburg und die Gründung mehrerer Ortschaften in Ostpreußen durch die Salzburger Exulanten nach Gewährung eines Einwanderungspatents durch den Soldatenkönig erwähnt. Ludwig Ganghofer hat diese Thematik in seinem Roman Das große Jagen verarbeitet. Bis zum Aufkommen des Tourismus blieb es danach bei einer nahezu ausschließlich katholischen Bevölkerung. Um die Jahrhundertwende wurde die erste evangelische Kirche in Berchtesgaden errichtet um dem Zustrom von evangelischen Gästen, die oftmals über einen Zweitwohnsitz in Berchtesgaden verfügten, Rechnung zu tragen.
Zur katholischen Pfarrei St. Andreas gehören:
- Stiftskirche St. Peter und Johannes der Täufer am Schlossplatz
- Pfarrkirche St. Andreas am Rathausplatz (gleich neben der Stiftskirche)
- Franziskanerkirche am Fraziskanerplatz
- Wallfahrtskirche Maria Gern in Maria Gern
- Maria am Berg, gelegen im Ortsteil Salzberg
Zur evangelischen Kirchengemeinde Berchtesgaden gehören folgende Kirchen:
- Christuskirche im Markt Berchtesgaden
- Zum guten Hirten in der Ramsau
- Schöpfungskirche
- Insulakirche im Ortsteil Strub
- Hubertuskapelle in Unterstein/Schönau a.K.
Tourismus
Wandern und Bergsteigen
Das Berchtesgadener Tal liegt in den Ostalpen und ist von den Berchtesgadener Alpen umgeben. Neben dem dominierenden Watzmann, dessen Besteigung allerdings nur für Trainierte geeignet ist, gibt es noch weitere lohnende Bergwanderungen und -touren. Vom Deutschen Alpenverein werden in den umliegenden Bergen mehrere Berghütten bewirtschaftet.
Sehenswürdigkeiten
- Salzbergwerk Berchtesgaden
- Königssee
- Obersalzberg
- Dokumentationszentrum Obersalzberg
- Kehlsteinhaus
- Stiftskirche und königliches Schloss
- Nationalpark Berchtesgaden
Söhne und Töchter der Stadt
- Georg Hackl, deutscher Rennrodler und dreifacher Olympiasieger
- Ulrich Karger, Religionslehrer und Schriftsteller
- Barbara Niedernhuber, deutsche Rodlerin
- Ulrike Stanggassinger, deutsche Skirennläuferin
Weblinks
- http://www.berchtesgaden.de - Gemeinde Berchtesgaden
- http://www.berchtesgadener-anzeiger.de - Die Lokalzeitung „Berchtesgadener Anzeiger“
- http://www.stiftskirche-berchtesgaden.de/ - katholische Pfarrei St. Andreas
- http://www.berchtesgaden-evangelisch.de/ - evangelische Kirchengemeinde Berchtesgaden
- http://www.berchtesgadeninfo.de - Portal Berchtesgaden