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Koreanisches Alphabet

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Das Wort Hangeul in Hangeul
Koreanische Schreibweise
Koreanisches Alphabet: 한글
Hanja: 韓글
Revidierte Romanisierung: Hangeul
McCune-Reischauer: Han'gŭl

Hangeul ist das heutzutage am meisten verwendete Alphabet in Korea. Im Gegensatz zu den vielen in Ostasien üblichen Logogramm-Schriften handelt es sich hierbei tatsächlich um eine Alphabetschrift und ist, nicht zuletzt auch deshalb, weil es sich um eine bewusst geplante Schrift handelt, sehr einfach erlernbar. In Korea sind außerdem auch Hanja üblich, der koreanische Name für chinesische Schriftzeichen.

Die Schriftzeichen können mittels der Revidierten Romanisierung oder der McCune-Reischauer-Romanisierung in die lateinische Schrift übertragen werden. Die Revidierte Romanisierung ist seit 2000 in Südkorea üblich, McCune-Reischauer ist außerhalb von Korea noch sehr verbreitet und wird in einer Variante in Nordkorea verwendet. Die McCune-Reischauer-Romanisierung liegt oft näher an der tatsächlichen Aussprache, verwendet aber auch einige Sonderzeichen.

Für westliche Augen ähnelt Hangeul dem Chinesischen. Es ist davon aber leicht anhand der häufig vorkommenden Kreise zu unterscheiden, die es bei chinesischen Zeichen nicht gibt. In Nordkorea heißt die Schrift Chosŏn'gŭl (조선글, 朝鮮글), dies hängt mit den unterschiedlichen Namen der Koreaner für ihr Land zusammen.

Geschichte

Hangeul wurde neben anderen Reformen 1446 im Auftrag von König Sejong von koreanischen Gelehrten entwickelt. Zu jener Zeit wurden in Korea mehrere Schriftsysteme auf Basis der chinesische Schrift verwendet: Hyangchal (향찰/鄕札), Gukyeol (구결/口訣) und Idu (이두/吏讀). Im Gegensatz dazu ermöglichte es Hangeul den Koreanern erstmals, sich auch ohne das langwierige Erlernen der außerordentlich zahlreichen chinesischen Zeichen schriftlich zu äußern. Die neue Schrift wurde am 9. Okober 1446 in einem Dokument, dem Hunmin Jeongeum, veröffentlicht. Dies wird in Südkorea jeden 9. Oktober am Hangeul-Tag gefeiert. In Nordkorea findet ein entsprechender Feiertag jeden 15. Januar statt.

Doch gerade das Potenzial zur Alphabetisierung der einfachen Bevölkerung führte dazu, dass Hangeul bei der Elite auf starken Widerstand stieß, die in den chinesischen Zeichen die einzig "wahre" Schrift sah. Hangeul galt als Schrift der Ungebildeten und seine Verwendung wurde zeitweise sogar verboten. Erst im 19. und 20. Jahrhundert erlebte es als Symbol eines sich gegen chinesische und japanische Einflussnahme richtenden koreanischen Nationalismus eine Aufwertung und wurde schließlich zum dominierenden Schriftsystem der koreanischen Sprache.

Überblick

Das Hangeul knüpft insofern an die vorherrschende chinesische Kultur an, als dass jede Silbe in einem (quadratischen) Block dargestellt wird. Andererseits setzt sich jeder dieser Blöcke aus Zeichen für Konsonanten und Vokale zusammen. Eine Silbe besteht mindestens aus einem initialen Konsonanten und einem Vokal, ein finaler Konsonant kann folgen. In der ursprünglichen Variante des Hangeuls ist die genaue Aussprache nicht mehr zweifelsfrei rekonstruierbar. Es ist aber möglich, dass Konsonantencluster vorkamen (Im Schriftbild sind solche vorhanden). Heute sind auslautende Konsonantencluster noch der ortographischen Unterscheidung gleichlautender Wörter dienlich.

Datei:KoreaKonsonanten.png
koreanische Konsonanten

Vokale dominieren als senkrechte (a, ya, eo, yeo, i) und waagerechte (o, yo, u, yu, eu) Linien die Darstellung. Sie werden durch kleinere anhängende, senkrecht zu ihnen stehende Striche differenziert. Der führende Konsonant ist zwingend erforderlich und wird davor oder darüber gesetzt. Ein abschließender Konsonant kommt ggf. unter die beiden vorhergehenden Zeichen.

Die Form der Konsonanten soll die jeweilige Stellung der Sprechwerkzeuge darstellen. So wird ein "N" in Hangeul etwa wie das lateinische "L" gschrieben (ㄴ) und symbolisiert die nach (links) oben zeigende Zunge, wie sie an die Zahnreihe anstößt. Komplementär dazu entspricht das Zeichen für "g/k" dem Winkel, mit dem man das obige "L" zu einem Quadrat ergänzen müsste (ㄱ). Hier stößt die nach oben gerundete Zunge mit ihrem Rücken gegen den Gaumen. Damit ist Hangeul ein seltenes Beispiel für eine landesweit benutzte Feature-basierte Schrift.

Die meisten Südkoreaner können Hangeul, eine große Zahl chinesischer Schriftzeichen (in Korea Hanja (한자; 漢字) genannt) und lateinische Schrift fließend lesen und schreiben.

Mit Hanja ist es möglich, den großen chinesischen Lehnwortschatz des Koreanischen darzustellen. In Nordkorea wird auf die Verwendung von Hanja verzichtet. Viele aus dem Chinesischen stammende Begriffe sind aber in ihrer Aussprache und damit in ihrer Schreibung in Hangeul identisch (sozusagen " Homonyme") und können nur durch den Kontext unterschieden werden, oder wenn die sinntragenden chinesischen Zeichen verwendet werden. Je nach Kontext des Schriftstückes werden daher Hanja-Zeichen in Klammern hinter das jeweilige Wort gesetzt, oder der Text besteht aus einer Mischung aus Hangeul und Hanja.

Hangeul-Alphabet: Vokale und Konsonanten

Heutzutage gelangen immer mehr amerikanische und sonstige westliche Ausdrücke in die koreanische Sprache und werden dann mit Hangeul umschrieben. Da dabei gewisse phonetische Regeln und Abkürzungsgewohnheiten der koreanischen Sprache berücksichtigt werden (müssen), ist es für das Hangeul beherrschende Europäer gelegentlich schwierig, auf das ursprüngliche angloamerikanische Wort zu schließen.

Legende

Der Legende zufolge kam König Sejong zu der Überzeugung, dass sein Land mächtig sein werde, wenn nur mehr seiner Untertanen lesen und schreiben könnten. Dazu war aber eine einfachere Schrift als die chinesische Schrift nötig. Sejong arbeitete eine solche Schrift aus, aber er wusste, dass er das Volk überzeugen musste, dass diese neue Schrift ein Geschenk des Himmels sei. So ging er mit einen Schreibpinsel und einen Topf voll Honig in den Palastgarten und malte auf die von den Platanenbäumen herabgefallenen Blätter mit Honig die neuen Zeichen.

Am nächsten Morgen lud Sejong seinen Wahrsager zu einem Spaziergang im Garten ein. Während der Nacht hatten Insekten die mit Honig bestrichenen Teile der Blätter weggefressen. Da lagen nun vierundzwanzig Blätter mit den neuen Buchstaben. Der Wahrsager bemerkte sie und hob sie auf und sagte zum König. „Vielleicht wollen uns die Götter etwas mitteilen.“ Er nahm die Blätter und grübelte einige Wochen darüber, bis er eines Tages in den Thronsaal stürzte und begeistert ausrief: „Die Götter haben uns eine Schrift gesandt, damit wir unsere Sprache schreiben können.“

König Sejong zeigte seine Bewunderung für den Scharfsinn und befahl, das Alphabet zu veröffentlichen. Und das Volk nahm diese einzigartige Schrift mit Begeisterung an. Gelehrte hingegen bezeichneten das Hangeul-Alphabet als Kinder- und Frauenschrift. Bis heute werden vor allem in der wissenschaftlichen Literatur neben dem Hangeul-Alphabet auch chinesische Zeichen verwendet, welche die Bedeutung sinokoreanischer Wörter akkurat ausdrücken können.

Lautsystem

Siehe auch: Jamo

Tabelle der Hangeul-Zeichen

Datei:Hun min jeong eum.jpg
Text des Hunmin Jeongeum

Die Laute der koreanischen Sprache werden folgendermaßen unterschieden:

  • 아음 ; 牙音 a-eum; "Backenzahnlaute": Das Zeichen zeigt die Zunge von der Seite, wie sie das Velum (den weichen Gaumen) berührt.
  • 설음 ; 舌音 seol-eum; "Zungenlaute": Die Zeichen n, ㄷ d, ㅌ t, ㄹ l zeigen - ebenfalls von der Seite - wie die Zungenspitze den Alveolarrand berührt.
  • 순음 ; 唇音 sun-eum; "Lippenlaute": Die Zeichen m, ㅂ b, ㅍ p geben den Umriss der Lippen von vorne wieder.
  • 치음 ; 齒音 chieum; "Zahnlaute": Das Zeichen s, ㅈ j, ㅊ ch - ursprünglich geformt wie ein Keil /\ zeigt die seitliche Ansicht der Schneidezähne.
  • 후음 ; 喉音 hueum; "Kehllaute": Das runde Zeichen , ㅎ h symbolisiert einen Querschnitt durch die Kehle.

Anlaute

ㅇ 
g n d l m b s - j ch k t p h
                 
gg dd bb ss jj

Auslaute

ㅇ 
g n d l m b s ng j ch k t p h
  ㄺ    ㅄ               
gg nj lg bs ss
ㄳ    ㄻ                     
gs nh lm
                         
lb
       ㄽ                     
ls
       ㄾ                    
lt
      ㄿ                     
lp
                         
lh

Die Umschrift des Hangeul in romanische Schrift wird diskutiert in Wikipedia:Namensgebung (Koreanisch).

Buchstabennamen

Konsonanten
Buchstabe Name
giyeok (기역)
nieun (니은)
digeut (디귿)
rieul (리을)
mieum (미음)
bieup (비읍)
shiot (시옷)
ieung (이응)
jieut (지읒)
chieut (치읓)
kieuk (키읔)
tieut (티읕)
pieup (피읖)
hieut (히읗) (Beachte die unregelmäßige Aussprache des Endlautes ㅎ)
Doppellaute
Buchstabe Name
ssang giyeok (쌍 기역)
ssang digeut (쌍 디귿)
ssang bieup (쌍 비읍)
ssang shiot (쌍 시옷)
ssang jieut (쌍 지읒)
Vokale
Buchstabe Name
a (아)
ae (애)
ya (야)
yae (얘)
eo (어)
e (에)
yeo (여)
ye (예)
o (오)
wa (와)
wae (왜)
oe (외)
yo (요)
u (우)
wo (워)
we (웨)
wi (위)
yu (유)
eu (으)
ui (의)
i (이)

Siehe auch: Tabelle der Hangeul-Zeichen - Hunmin Jeongeum

Kurse