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WebDAV

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WebDAV ist eine Arbeitsgruppe der IETF (Internet Engineering Task Force), deren offizieller Name WWW Distributed Authoring and Versioning ist. Ziel der Gruppe ist es, auf Basis von HTTP Netzwerk-Standards zu schaffen, mit denen Dokumente und Dateien im Netzwerk verändert und geschrieben werden können.

Geschichte

Die WebDAV-Arbeitsgruppe wurde ins Leben gerufen, nachdem Jim Whitehead das W3C dazu gebracht hatte, zwei Treffen zu veranstalten, auf denen Leute zusammenkommen und diskutieren konnten, die sich für Distributed Authoring über das World Wide Web interessierten. Die ursprüngliche Vision des WWW, wie sie von Tim Berners-Lee vertreten wurde, war, dass das Web ein sowohl lesbares als auch editierbares Medium sein sollte, und Tims erster Web-Browser, genannt WorldWideWeb, war tatsächlich dazu in der Lage, Seiten auch permanent zu editieren. Als das Web wuchs, wurde es jedoch zu einem Nur-Lese-Medium. Allerdings enthalten auch die heutigen HTTP-Spezifikationen noch die HTTP-Requests "PUT" und "DELETE", die jedoch von den allermeisten Webservern mit 405 Method Not Allowed abgelehnt werden. Whitehead und seine Mitstreiter wollten diese Limitierung beheben.

Die Gruppe, die sich dann im Rahmen eines W3C-Meetings im Dezember 1995 traf, entschied sich dafür, dass die beste Vorgehensweise die Gründung einer IETF-Arbeitsgruppe wäre. Die IETF erschien am naheliegendsten, weil das HTTP dort standardisiert war, und man annahm, dass das letztendliche Ergebnis dieser Arbeitsgruppe eine Erweiterung des HTTP sein würde.

Als die Arbeit am Protokoll im November 1996 begann, wurde klar, dass eine Behandlung sowohl des Aspekts des Distributed Authorings als auch der Versionskontrolle zu viel auf einmal wäre und dass die Aufgaben auf mehrere Gruppen verteilt werden müssten. Die WebDAV-Arbeitsgruppe entschied sich dafür, sich zunächst auf Distributed Authoring zu konzentrieren, und sich den Versionskontrollmechanismus für später aufzuheben. Einige Mitglieder meinten daraufhin scherzhaft, dass die Gruppe besser in WebDA umbenannt werden sollte.

Aus der WebDAV-Arbeitsgruppe sind bis heute zwei Dokumente hervorgegangen, eines mit den Anforderungen (RFC 2291), und eines mit dem Protokoll (RFC 2518).

Struktur und Fähigkeiten

Das WebDAV-Protokoll besteht aus einem Satz neuer Methoden und Header für das HTTP, und ist fast mit Sicherheit das erste Protokoll, das XML benutzt.

WebDAV fügte folgende Methoden zu HTTP hinzu:

  • PROPFIND - Wird benutzt, um Eigenschaften, abgelegt als XML, einer Ressource zu erfahren. Außerdem ist es überladen, um die Verzeichnisstruktur eines entfernten Systems in Erfahrung bringen zu können.
  • PROPPATCH - Ändert und löscht mehrere Eigenschaften einer Ressource in einem einzigen atomaren Akt.
  • MKCOL - Erstellt eine Collection (auch Verzeichnis genannt)
  • COPY - Kopiert eine Ressource von einem URI zu einem anderen.
  • MOVE - Bewegt eine Ressource von einem URI zu einem anderen.
  • LOCK - Setzt eine Sperre auf eine Ressource
  • UNLOCK - Entfernt die Sperre wieder

Ressource ist in diesem Sinn ein HTTP-spezifischer Begriff, der in etwa als das Ding, auf das ein URI zeigt, definiert werden kann.

Weiterführende Entwicklungen

Die WebDAV-Arbeitsgruppe arbeitet noch an einer Reihe von Erweiterungen zu WebDAV, u. a. Authentifizierung, Redirection-Kontrolle und Sortierung von Einträgen in Collections. Aus der WebDAV-Gruppe gingen weitere IETF-Arbeitsgruppen hervor, zu denen auch die DAV Searching and Locating-Gruppe (DASL) und die Web Versioning and Configuration Management (DELTAV)-Arbeitsgruppe gehören. Die DASL produzierte nie einen offiziellen Standard, obwohl es inzwischen einige Implementierungen ihres letzten Drafts gibt. Die DELTAV definierte die Versioning-Extensions für WebDAV (RFC 3253), mit denen sich WebDAV nun mit Recht WebDAV nennen darf.

Vorteile von WebDAV

  • Man kann auf einfache Weise Dateien von der lokalen Festplatte auf einen Internet-Server hochladen. Bisher kennt man aus Online-Formularen meist nur die Möglichkeit, einzelne Dateien hochzuladen. Mit WebDAV können ganze Verzeichnisse übertragen werden.
  • Die Funktion dürfte insbesondere in Umgebungen mit verteilten Arbeitsplätzen und getrennten Netzwerken sehr hilfreich sein. (Beispiele: Intranet verschiedener Standorte, Arbeitsgruppen zwischen Lieferant und Kunde, ...)
  • Offenes und inzwischen recht verbreitetes und HTTP-kompatibles Protokoll.

Software mit WebDAV-Unterstützung

  • Clients für Microsoft Windows:
    • rudimentäre Unterstützung über Webordner ab Internet Explorer 5.5 standardmäßig in Windows vorhanden
    • Novell Netdrive (kommerzielle Software, aber Version 4.1 kostenlos verfügbar, bindet Webordner als Netzlaufwerk ein, alle Windows-Versionen, SSL nur unter NT, 2000, XP, 2003)
    • Webdrive (kommerziell)
    • Datafreeway (kostenlos, scheint aber weder ein Netzlaufwerk mit Laufwerksbuchstaben einbinden zu können noch SSL zu unterstützen)
    • DriveOnWeb(kommerziell)
  • Clients für OS/2:
    • ndpdav (kostenloses Plugin für NetDrive (shareware))