Zum Inhalt springen

Metaphysik

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. April 2004 um 10:45 Uhr durch 62.226.43.253 (Diskussion) (Ergänzung Literatur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Metaphysik ist ein Teilgebiet der Philosophie, das sich mit Ursprung und Grund und Ziel allen Seins, aber auch einem möglichen höchsten Sein befasst. Die Metaphysik ist dabei nicht als Gegensatz zur Physik (respektive Naturwissenschaft) zu verstehen, da sie naturwissenschaftliche Gesetzte nicht infragestellen, sondern vielmehr Fragestellungen, die sich der naturwissenschaftlichen Bearbeitung entziehen, beantworten will.

Metaphysikbegriff

Metaphysik (~hinter der Physik) bezeichnet ursprünglich einen Teil der Lehren Aristoteles, die nach seinen Ausführungen über die Natur (Physik) geordnet waren und sich dem Geistigen, dem Nicht-Materiellen widmeten.

Der Begriff der Metaphysik entstand durch die Anordnung der Schriftrollen in den Bibliotheken der Antike. Dort wurden jene Schriftrollen, die sich mit metaphysischem befassten hinter, also nach, denen über die Physik gelagert.

"Metaphysik" entwickelte sich später zur allgemeinen Bezeichnung für die Lehre vom höchsten Sein. Sie beschäftigt sich mit Fragen nach dem Urgrund, der möglicherweise nicht nur menschliches Denken und Dasein, sondern auch jede andere Art von Seiendem tragen könnte. Siehe dazu auch w:Category of being in der engl. Wikipedia.

Die Metaphysik ist aber keine Philosophie über Gott, vielmehr stellt Gott bei vielen Philosophen und Theologen eine Antwort auf metaphysische Fragestellungen dar. siehe auch Gottesbeweis

Metaphysik und Naturwissenschaften

Die heute wahrnehmbare Trennung von Metaphysik und Naturwissenschaft hat sich erst seit der Renaissance durchgesetzt. Frühere Philosophen, insbesondere die griechischen Philosophen waren oft Universalgelehrte. So finden sich unter den Schriften des Aristoteles sowohl Schriften metaphysischen Inhalts, als auch Abhandlungen über Botanik und Zoologie. Für die Gelehrten der Antike war es nur konsequent, sich sowohl mit dem erfahrbaren Sein zu beschäftigen, als auch Fragen nach dem letzten (oder ersten) Grund für dieses Sein zu stellen.

Aus der Beschäftigung mit dem erfahrbaren Sein entstanden die sogenannten Naturwissenschaften. Diese beschreiben und erklären die vielfältigen Zustände und Wechselwirkungen innerhalb der von uns erkennbaren Natur.

Die Beschäftigung mit der Ursache der Natur selbst, mit der fast auch immer die Frage nach der menschlichen Seele verbunden wurde, findet heute in verschiedenen Bereichen statt:

Die Argumentationsformen der Metaphysik unterscheiden sich oft deutlich von denen der Naturwissenschaften. Als der naturwissenschaftlich sicherste Beweis wird das reproduzierbare Experiment angesehen, bei dem die Abhängigkeit einer messbaren Größe von einer variablen Größe unter Konstanthalten aller anderen Parameter untersucht wird. Solche Möglichkeiten bleiben natürlich verschlossen, wenn es um Fragen nach dem Ursprung der Welt oder des Seins geht. Hierauf beruht auch ein wesentlicher Punkt der Metaphysikkritik.

Metaphysikkritik

Wegen ihrer unklaren Zielstellung, komplizierten Begriffsbildungen und Mangel an intersubjektiv überprüfbarem Erfahrungsbezug wurde die Metaphysik oft kritisiert, beispielsweise von Immanuel Kant (18./19. Jh.) und durch Vertreter des Wiener Kreises in der ersten Hälfte des 20. Jh.

Heutzutage ist in Fachkreisen der Naturwissenschaften von Metaphysik oft abwertend die Rede. Gelegentlich wird das Adjektiv metaphysisch ohne Wertung in einem Sinn verwendet, der in etwa "unabhängig von Erfahrung" (a priori) gleichkommt.

Das Zitat von Theodor W. Adorno (Mahler) Dass keine Metaphysik möglich sei, wird zur letzten. beschreibt dabei einen, dem Agnostizismus verwandten Standpunkt recht treffend.


Literatur

  • Aristoteles: Metaphysik, griechisch – deutsch, Band 1 (1989) und Band 2 (1991), hrsg. von Horst Seidl, dritte verbesserte Auflage, Hamburg 1989
  • Dempf, Alois in Zusammenarbeit mit Dempf-Dulckeit, Christa: Metaphysik, Versuch einer problemgeschichtlichen Synthese, Würzburg / Amsterdam 1986
  • Lakebrink, Bernhard: Studien zur Metaphysik Hegels, Freiburg 1969
  • Suarez, Franciscus: Über die Individualität und das Individuationsprinzip (Fünfte metaphysische Disputation), lateinisch – deutsch, herausgegeben, übersetzt und mit Erläuterungen versehen von Rainer Specht, Hamburg 1976


Metaphysica Zeitschrift für Ontologie und Metaphysik


Siehe auch: Ontologie, Spiritualismus, Bedeutung, Portal Philosophie