Bruno Gröning
Bruno Gröning (* 30. Mai 1906 in Danzig-Oliva; † 26. Januar 1959 in Paris) trat ab dem Jahr 1949 in verschiedenen Regionen Deutschlands als spiritueller Heiler öffentlich in Erscheinung. Er betrachtete sich als von Gott gesandt und rief in seinen Vorträgen seine Mitmenschen zur "Großen Umkehr" auf. Das öffentliche Meinungsspektrum über ihn war sehr breit gefächert. Die einen bezeichneten Gröning als "Wunderdoktor", die anderen sahen in ihm jedoch einen "Scharlatan", da Gröning, von Beruf Handwerker und Gelegenheitsarbeiter, keinerlei medizinische oder theologische Ausbildung vorweisen konnte. Ein behördliches Heilverbot der Stadt Herford beendete schließlich noch im gleichen Jahr sein öffentliches Wirken.
Der 1979 gegründete "Bruno-Gröning-Freundeskreis/Verein für geistige Lebenshilfe e.V." gibt Grönings Lehre weiter und berichtet über Erfolge, die selbst heute in der Gegenwart noch eintreten sollen. Von Kritikern werden der Gruppierung inhaltliche Übersteigerungen, kultische Personenverehrung bis hin zu sektiererischen Tendenzen nachgesagt.
Leben
Gröning wurde als als viertes von sieben Kindern des Ehepaares August Gröning und Margarete Gröning geboren. Er stammte aus einfachen Verhältnissen - der 1949 verstorbene Vater war Maurerpolier. Seine Mutter verstarb 1939.
Über sich selbst berichtete er in den "Stationen meines irdischen Lebens", er habe bereits im Jugendalter bei sich die Fähigkeit festhestellt, beruhigenden oder heilenden Einfluß auf Menschen und Tiere auszuüben. Da seine Eltern wenig Verständnis für diese Begabung aufgebracht hätten, habe er diesbezüglich bald völlige Selbständigkeit angestrebt.
Nach der Volksschule trat er eine kaufmännische Lehre an, die er, vermutlich auf Wunsch des Vaters, wieder abbrach, um den Beruf des Zimmermanns zu erlernen. Doch auch hier kam es zu keinem Abschluss, da die Firma kurz vor Beendigung der Lehrzeit wegen Auftragsmangel Konkurs ging. Die im Jahr 1925 von Gröning eröffnete Bau- und Möbelschreinerei mußte er nach ca. zwei Jahren wieder schließen und danach arbeitete er zunächst in einer Schokoladenfabrik, dann beim Postamt Danzig und schließlich bei der Fa. Siemens. Gröning selbst bezeichnete dies später als eine Art "Praktikum", um, wie er sich ausdrückte, "die Lebensverhältnisse der verschiedenen Volksschichten zu studieren"
Im Alter von 21 Jahren heiratete er Gertrud Cohn aus Danzig. Der Ehe entstammten zwei Söhne.
Im Jahre 1943, im Alter von 37 Jahren, wurde Gröning zur Wehrmacht einberufen. Wegen seiner Äußerung: "Ob ihr mich an die Front stellt oder nicht, ich erschieße doch keinen Menschen" wurde ihm mit dem Kriegsgericht gedroht. Schließlich kam er aber doch an die Front. Nach einer Verwundung durch einen Granatsplitter kam Gröning zunächst ins Heimlazarett, musste aber schließlich als Ungeheilter wieder in den Kampf ziehen. Er geriet in russische Kriegsgefangenschaft und wurde im Dezember 1949 nach Westdeutschland entlassen. Schließlich nahm er sich in Dillenburg eine Wohnung und holte seine Frau, die in Schleswig untergekommen war, zu sich. Um den Lebensunterhalt der Familie zu verdienen, nahm Gröning, wie er schreibt, jede Arbeit an, die ihm geboten wurde. Mit Flüchtlingen aus dem Sudetengau gründete er das "Hilfswerk der Vertriebenen".
Beide Söhne verstarben in jugendlichem Alter. Harald im Jahr 1939 und Günter im Jahr 1949. Im gleichen Jahr erlangte Gröning größere Bekanntheit: Zehntausende Heilungssuchende strömten zu seinen Vorträgen und die Presse berichtete ausführlich über ihn. Neben Interesse und Zustimmung begegnten ihm auch früh schon Kritiker und Zweifler. Seine Anhänger sahen ihn als "Wunderheiler", für den man, wenn nötig, auch größere Fahrtstrecken in Kauf nahm, um bei einem seiner Vorträge dabei zu sein. Andere warfen ihm jedoch Scharlatanerie vor und erklärten die behaupteten Wunderheilungen mit Tricks und als Resultat von Hypnose und Massensuggestion. Von behördlicher Seite wurde gegen ihn wegen Verstoßes gegen das im Jahr 1939 erlassene Heilpraktikergesetz vorgegangen.
Im Jahr 1953 wurde der "Gröning-Bund" gegründet, bei dem Bruno Gröning selbst den Vorsitz übernahm. Diese Organisation hatte die Aufgabe, Spendengelder einzusammeln, zu verwalten und bestimmungsgemäß zu verwenden.
Zwei Jahre später, 1955, erfolgte die Trennung von seiner Frau Gertrud und die Heirat mit der Französin Josette Duossé.
Nach Meinungsverschiedenheiten über die Verwendung der Gelder wurde im Jahr 1958 der "Gröning-Bund" aufgelöst und der "Verein der Förderung seelisch-geistiger und natürlicher Lebensgrundlagen in Deutschland e.V." neugegründet, der bis zum heutigen Tag weiterexistiert, ohne jedoch jemals größere Bedeutung erlangt zu haben. In Österreich entstand ein Schwesterverein.
Im November/Dezember 1958 suchte Gröning eine Pariser Krebsklinik auf, um sich dort behandeln zu lassen. Am 26. Januar 1959 verstarb er in dieser Klinik.
Nach Grönings Tod
Grönings Tod kam für nahezu alle seine Mitarbeiter und Hilfesuchenden in den sog. "Freundeskreisen" ziemlich überraschend. Insbesondere deshalb, weil er sich noch Ende November 1958 in einer Tonbandaufnahme an sie wandte, sich im voraus für sein Fernbleiben bei den anstehenden Weihnachtsfeiern entschuldigte, aber Besuche für Januar 1959 in Aussicht stellte.
Auf seinen Tod Ende Januar 1959 reagierten deshalb die meisten Personen aus seinem Umfeld mit Verwunderung und großer Unsicherheit. Viele verließen nun die örtlichen "Freundeskreise". Die Vorstandschaft des "Vereins zur Förderung seelisch-geistiger und natürlicher Lebensgrundlagen" entschied sich jedoch, diese 1958 noch auf Initiative Grönings ins Leben gerufene Organisation weiterzuführen.
- Im Jahr 1979 geht Grete Häusler, die zuvor mehrere Jahre gemeinsam mit ihrem Ehemann Walter diesen Verein geleitet hatte, eigene Wege und gründet den "Bruno Gröning Freundeskreis/Verein für geistige Lebenshilfe e.V." (BGF).
- Im Jahr 1981 ruft ihr Ehemann Walter einen weiteren Gröning-Verein ins Leben.
- Ab 1984: Rechtsstreitigkeiten um den Nachlaß (Tonbandkassetten, Fotografien, persönliche Gegenstände) Bruno Grönings zwischen den beiden Noch-Eheleuten Häusler.
- Im Jahr 1992 gründet Matthias Kamp die "medizinisch-wissenschaftliche Fachgruppe" im BGF, die sich mit der Dokumentation von eingetretenen Heilungen befaßt.
- In den 90er Jahren findet der Name und die Lehre Bruno Grönings weltweite Verbreitung.
- Im Jahr 2004 wird ein vom BGF gedrehter Dokumentarfilm über das Leben Bruno Grönings fertiggestellt.
Lehre
Bruno Gröning sah seine Aufgabe vor allem darin, den Menschen wieder zu Gott zurückzuführen und rief in seinen Vorträgen zur "Großen Umkehr" auf: "Zurück zur Natur! Zurück zu unserem Herrgott! Zurück zum Glauben an das Gute im Menschen!"
In seinen Vorträgen legte Bruno Gröning den Menschen immer wieder folgende Sätze nahe:
- Vertraue und glaube, es hilft, es heilt die göttliche Kraft.
- Liebet das Leben – Gott! Gott ist überall.
- Willst Du das Göttliche erleben, so musst Du danach streben.
Ein wichtiger Bestandteil seiner Lehre ist der unantastbare freie Wille des Menschen. "Der Mensch handelt nach seinem Willen. Wie der Wille, so der Gedanke. Der Gedanke bewegt den Menschen zur Tat."
Damit betont er, dass die Gedanken Auswirkungen auf das Leben des Menschen haben und der Mensch diese auswählt. "Es ist so wichtig, was der Mensch für Gedanken aufnimmt, denn Gedanken sind Kräfte."
Deshalb forderte Gröning seine Zuhörer auch auf, sich in Gedanken nicht mit der Krankheit zu befassen.
Nachdem Gröning außer ein paar handschriftlichen Aufzeichnungen nichts hinterlassen hat, woraus seine Lehre explizit hervorginge, hier nun einige prägnante Zitate aus seinen Vorträgen:
- Gott hat den Menschen gut und gesund geschaffen. So will er ihn auch haben.
- Das Gute kann man nur mit Taten beweisen. Laßt Taten sprechen!
- Danken Sie Gott und nicht mir.
- Mein Tun und Wirken dient lediglich nur dazu, alle Menschen dieser Erde wieder auf den echten Weg, auf den göttlichen Weg zu führen. Das ist die "Große Umkehr"!
- Gesundheit läßt sich nicht kaufen. Sie ist ein Geschenk Gottes.
- Geht zum Heiland. Dort erhaltet ihr Euer Heil, Eure Gesundheit!
- Ich stehe vor Ihnen wie ein Transformator, der Ihnen diesen göttlichen Heilstrom vermittelt.
- Es ist nichts Neues, was ich Euch lehre, sondern ihr Menschen von heute habt es nur vergessen.
- Wenden Sie sich ab von dem Bösen und wenden Sie sich voll dem Guten zu.
- Kommen Sie hoch und über die Kluft baue ich Ihnen eine Brücke. Gehen Sie von Leidensweg auf den göttlichen Weg!
- Mensch sein, heißt gut sein, gut zueinander.
- Es ist kein Wunder, wie Sie glauben, sondern es sind natürliche Gesetze,nach denen ich lebe und die ich anwende.
- Sie brauchen mir nicht zu glauben und Sie sollen es auch nicht, aber überzeugen Sie sich von der Wahrheit meiner Worte und handeln Sie danach.
Bruno Gröning und die Kirchen
Sein Aufwachsen in einem streng katholischen Elternhaus prägte Bruno Gröning Zeit seines Lebens als äußerst religiösen Menschen. Weihnachten, als das Fest der Geburt Jesu Christi feierte er regelmäßig im Kreis seiner Vertrauten, außerdem unternahm er Pilgerfahren zum Marienwallfahrsort Lourdes. Obwohl Gröning seien Zuhörern empfahl, regelmäßig in der Bibel zu lesen, war er selbst in religiösen Dingen eher ein Praktiker und fühlte sich insbesondere zur tätigen Nächstenliebe seinen Mitmenschen gegenüber verpflichtet.
Nachdem er begonnen hatte, als Heiler aufzutreten und sich dabei öffentlich auf Gott berief, waren die Meinungen innerhalb der Amtskirchen ihm gegenüber geteilt. Die evangelische Kirche nahm zunächst eine eher liberalere Position ein, während die katholische sich anfangs uneinheitlich zeigte, sich dann aber mehr und mehr gegen Gröning wandte. Insbesondere mag den Kirchenoberen mißfallen haben, daß sich Gröning gerne als Mittler zwischen Gott und den Menschen bezeichnete. Eine solche Mittlerrolle kennt die katholische Kirche durchaus (die evangelische nicht), allerdings ist sie ausschließlich offiziellen Kirchenvertretern, die in der apostolischen Nachfolge stehen, vorbehalten. Und es war nur zu offensichtlich, dass Gröning, der weder über Abitur, Theologiestudium oder Priesterweihe verfügte, diese Kriterien keinesfalls erfüllte. Gröning hatte in dieser Hinsicht auch keinerlei Ambitionen. Er legte Wert auf seine geistig-religiöse Freiheit und sagte, er sei für alle Menschen gekommen, egal welcher Nation oder Religion. Auch bestimmten Lehrweisheiten und Erkenntnissen fernöstlicher Religionen stand Gröning durchaus aufgeschlossen gegenüber. Er forderte die Menschen auf, in der Religion zu bleiben, in die der einzelne hineingeboren wurde, da jede Religion sehr viel Gutes und Richtiges beinhalte. Das Christentum sah er allerdings in einer Sonderrolle, weil hier Jesus Christus als Erlöser der Menschheit anerkannt wird.
Die Frage, ob er eine eigene Religion oder Glaubensgemeinschaft gründen wolle, verneinte Gröning vehement.
Bruno Gröning Freundeskreis
Die Gründerin und Vorsitzende auf Lebenszeit, Grete Häusler, sieht es als ihre Lebensaufgabe an, den Namen Bruno Gröning und die Lehre weltweit bekannt zu machen. Dieser Auftrag wird heute vom 1979 gegründeten "Bruno Gröning Freundeskreis" / Kreis für geistige Lebenshilfe e.V. wahrgenommen. In sog. "Infoabenden" erhalten interessierte Personen grundlegende Informationen über die Person und die Lehre Bruno Grönings.
Im Jahr 1992 wurde von Matthias Kamp die "Medizinisch-wissenschaftliche Fachgruppe" (MWF)gegründet, die die Aufgabe hat, geltend gemachte Heilungen zu erfassen und nach medizinischen Gesichtspunkten zu beurteilen. Zudem existiert die Grete Häusler GmbH.
Gröning selbst hatte keine Schriften veröffentlicht, sondern nur private Notizen hinterlassen. Zusammen mit ca. 80 Tonbandaufnahmen und anderen Besitztümern gelangten sie als sein "Archiv" auf dubiosen Wegen, teilweise mit Rechtsstreit, frühestens ab 1984 in die Hände von Grete Häusler. Vermutlich ergänzt durch eigene Erinnerungen haben sie und der BGF, vor allem der Schwiegersohn von Grete Häusler, Thomas Busse, Grönings Lehre überhaupt erst zu einer zusammenhängenden Lehre im engeren Sinne aufgebaut und erweitert.
Kritik am BGF
Bezug zur christlichen Religion
Überformungen und Anleihen im Christentum sind nicht zu übersehen. Gröning hat beispielsweise keine Aussagen zu seiner Funktion nach dem Tod gemacht und sich eher als ein Diener Gottes empfunden. Heute wird ihm dagegen als Vermittler zwischen Gott und Mensch, Christus ähnlich und mit ungebrochener Wirkkraft, tiefe Verehrung zuteil. In Veröffentlichungen des Freundeskreises werden Anbetungsgedichte abgedruckt, intern wird er „Bruno“ genannt. Durch ein Gröning-Foto, dem der BGF ebenso wie den Staniolkugeln eine bestimmte Menge Bovis-Einheiten zuordnet, wird „Bruno“ in den Veranstaltungen als real anwesend empfunden. In der Schlussphase einer Veranstaltung kann jeder Teilnehmer Gröning für erfahrene Heilungen danken (ähnlich einer evangelikal-christlichen Gebetsgemeinschaft). Zudem ist eine Zeit vorgesehen, in der Einzelne ihre jüngsten Heilungserlebnisse berichten, meist Unspektakuläres wie verminderte Kopfschmerzen, Kraft zur Suchtaufgabe, schmerzfreiere Narben, allgemein besseres Wohlbefinden etc. Diese Berichte ähneln dem „Zeugnisgeben“ in evangelikalen Veranstaltungen sowie den Heilungsberichten in Heilungsgottesdiensten und werden oft mit „Danke, Bruno!“ abgeschlossen. Der Versammlungsleiter sieht seine Worte während der Ansprache vor der Versammlung als von Gröning eingegeben. Die lehrmäßigen und phänomenologischen Parallelen zum Christentum werden innerhalb des BGF nicht reflektiert. Es entsteht für einfache Mitglieder der Eindruck, sowohl Lehre als auch praktische Ausformung gingen direkt auf Gröning zurück.
Zitat: „Gottvater hat vor 99 Jahren uns Menschen einen Bruno Gröning geschickt. Er bekam ein Erdenleben als Mensch geschenkt und gab ihm einen großen Auftrag. Er soll die Verbindung zwischen Ihm und den Menschen wieder herstellen.“ (Grete Häusler, in: Schulungsbrief für den Bruno Gröning-Freundeskreis 3/2005, S. 105)
Weblinks
- Bruno Gröning Freundeskreis / Kreis für geistige Lebenshilfe e. V.
- Informationen zum Dokumentarfilm über Bruno Gröning
- Grete Häusler GmbH - Verlag für Literatur über Bruno Gröning
- H.D. Bach über Bruno Gröning
- Umfassender Artikel vom Sektenreferat des Bistums Trier
- Informationen insbesondere über den "Freundeskreis"
- AGPF über den Bruno-Gröning-Kult