Informationsqualität
Informationsqualität oder Datenqualität bezeichnet die Qualität, also Bedeutsamkeit, Relevanz und Korrektheit von Informationen. Sie beschreibt, wie gut eine Information (bzw. ein Datensatz) geeignet ist, die Realität zu beschreiben, das heißt in wie weit sie ein Modell tatsächlicher Situationen bildet. Insbesondere besagt sie, wie verlässlich eine Information ist und in wie weit man sie als Grundlage für eine Planung des eigenen Handelns verwenden kann.
Die Informationsqualität muss von der reinen Bedeutsamkeit (der Semantik) und vom formalen Informationsgehalt (der statistischen Signifikanz) unterschieden werden.
Es gibt eine große Zahl von Qualitätskriterien, deren Bedeutung vom Kontext und der Verwendung der Daten bzw. Informationen abhängt. Typische, häufig verwendete Qualitätskriterien sind die Korrektheit, Vollständigkeit, Relevanz, Konsistenz.
Der Begriff der Informationsqualität wird in verschiedenen Bereichen in Hinblick auf unterschiedliche Aspekte verwendet.
Zur Optimierung der Informationsqualität in Informationssystemen wird die Qualität einzelner Datenquellen und Datensätze mittels einer Kostenfunktion anhand verschiedener Kriterien bewertet. Anhand von Präferenzen über die Qualitätskriterien kann eine Anfrage an das Informationssystem so optimiert werden, dass die Antwort eine möglichst hohe Informationsqualität besitzt!
Das Verbessern der Datenqualität wird Datenbereinigung genannt.
Natur- und Gesellschaftswissenschaften
In den Natur- und Gesellschaftswissenschaften spricht man besonders in Bezug auf Messungen und Erhebungen von Datenqualität. Dabei spielen vor allem Störeinflüsse, die Präzision der Messung und die größe der Datenbasis, also die Anzahl der Messungen (bzw. Befragungen) eine Rolle: Je weniger mögliche Störeinfüsse es gibt, je präziser die Messung und je größer die Anzahl der der Messungen ist, desto genauer bilden die resultierenden Daten die Realität ab und desto besser ist damit die Datenqualität. Wichtig ist es dabei zu bedenken, dass eine gute Datenqualität alleine nicht ausreicht, um ein gutes Modell zu konstruieren: hierfür muss auch die Interpretation der Daten insbesondere in Bezug auf die Kausalität korrekt sein.
Nachrichtenagenturen und Nachrichtendienste
Der Zweck von Nachrichtenagenturen und Geheimdienste ist es, Informationen von möglichst guter Qualität zu sammeln und zur Verfügung zu stellen. Dabei ist es vor allem entscheidend, dass aus der Menge der zur Verfügung stehenden Daten diejenigen ausgewählt werden, die für das Klientel relevant sind, und dass diese in eine konsistente Form gebracht werden, ohne die Aussage zu verzerren. Insbesondere sollen Irrtümer und Fehlinformationen ausgeschlossen werden, häufig indem Nachrichten durch mehrere Quellen überprüft werden.
Wirtschaft
In der Wirtschaft ist Informationsqualität von zentraler Bedeutung, weil auf der Basis von Informationen Entscheidungen gefällt, Marktchancen bewertet, Verhandlungen geführt werden und vieles mehr, und all das kann nur so gut sein wie die zugrunde liegenden Daten bzw. Informationen. Oft wird der Begriff Datenqualität als Synonym verwendet, obwohl streng genommen Informationsqualität korrekter ist.
Informationsqualität kann sich auf verschiedene Vorstellungen beziehen:
- Produktbezogen; hier wird die Qualität als inhärente Eigenschaft betrachtet
- Anwenderbezogen; die Nutzung des Produkts definiert die Qualität
- Prozessbezogen; die Einhaltung der Spezifikation wird gewährleistet
- Wertbezogen; erstellt einen Bezug beispielsweise zwischen Preis und Qualität
Eine schlechte Informationsqualität kann weitreichende Folgen haben, wenn sie nicht frühzeitig erkannt wird:
Beispiele:
- Hotelreservationen werden nicht gefunden wegen falsch geschriebenen Namen
- Auf Grund unvollständiger Adressangaben werden Rechnungen an falsche Personen geschickt
- Wegen Übersetzungsfehlern werden aus Milliardenbeträgen ('billion') Billionenbeträge
Literatur
- Jürgen Bode: Der Informationsbegriff in der Betriebswirtschaftslehre. In: Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 49. Jg., Nr. 5, S. 449-468, 1997.
- Larry P. English: Improving Data Warehouse and Business Information Quality: Methods for Reducing Costs and Increasing Profits. New York: John Wiley & Sons, 1999.
- Martin Eppler: Managing Information Quality: Increasing the Value of Information in knowledge-intensive Products and Processes. New York/Berlin: Springer, 2003.
- Gernot Gräfe: Informationsqualität bei Transaktionen im Internet. Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl., 2005.
- Thomas C. Redman: Data Quality for the Information Age. Boston: Artech House, 1996.
- Richard Wang, Diane Strong: Beyond Accuracy: What Data Quality Means to Data Consumers. In: Journal of Management Information Systems, Bd. 12, Nr. 4, S. 5-33, 1996.
- Holger Nohr, Management der Informationsqualität, Arbeitspapiere Wissensmanagement, Fachhochschule Stuttgart, Nr. 3/2001, ISSN 1616-5349 (Internet, PDF), ISSN 1616-530(?!?!) (Print)
Konferenzen
- International Conference on Information Quality (ICIQ)
- Data Management and Information Quality Conferences
http://www.irmuk.co.uk/dm2005/
- German Information Quality Mangament Conference & Workshop (GIQMC)