Nekrophilie

Der Begriff Nekrophilie (von griech. nekrós = Toter, Leiche und philía = Zuneigung) stammt aus der Psychologie und der Sexualforschung. Er bezeichnet einen Sexualtrieb, der auf Leichen gerichtet ist. Nekrophilie ist im ICD-10-Verzeichnis der Krankheiten unter „Sonstige Störungen der Sexualpräferenz“ (F65.8) als Paraphilie klassifiziert.
Die Ausübung nekrophiler Handlungen ist in Deutschland strafbar. Sie fällt unter „Störung der Totenruhe“ und kann laut §168 StGB sowohl mit Geldstrafe als auch mit Haftstrafe belegt werden. Ausserdem wird eine Tötung, die in der Absicht begangen wird, sich an der Leiche zu vergehen, gemäß § 211 I, II Var. 2 StGB als Mord zur Befriedigung des Geschlechtstriebs mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft.
In der Analytischen Sozialpsychologie von Erich Fromm ist unter Nekrophilie eine Charakterorientierung zu verstehen, die in Verkehrung der biophilen Kräfte des Menschen (Biophilie) im modernen Sozialcharakter eine zunehmende Tendenz zur Zerstörung zeigt. Nekrophilie und Destruktivität sind nach Fromm die „Folge ungelebten Lebens“ (und – im Gegensatz zu Freud – nicht Ausdruck eines biologisch fixierten Destruktions- oder Todestriebes). Fromm bewertet die westliche Zivilisation in Teilen als nekrophil; Symbole des Nekrophilen sind Fassaden aus Beton und Stahl, die Vergötterung der Technik der Megamaschine (Technophilie), die Vergeudung von Ressourcen im Konsumismus und die Behandlung von Menschen als Dinge im Bürokratismus.
Mit dem Thema beschäftigen sich auch diverse Arten der Medien. So ist Nekrophilie beispielsweise Thema in verschiedenen Filmen des deutschen Regisseurs Jörg Buttgereit, wie Nekromantik (1987) und Nekromantik 2 (1991), welche von der BPjM sogar als Kunst eingestuft wurden. Auch handeln Texte einzelner Black Metal- und Death Metal-Bands von Nekrophilie oder sind dieser Neigung gewidmet, so beispielsweise Lieder der US-amerikanischen Gruppe Cannibal Corpse (z.B. Necropedophilie vom Album Tomb Of The Mutilated, welches sich in Deutschland auf dem Index befindet), Lieder der deutschen Gruppe Eisregen (z.B. Meine tote russische Freundin auf dem Album Farbenfinsternis, welches 2004 indiziert wurde). Ein weiteres Musikbeispiel ist das Lied Heirate mich der Gruppe Rammstein vom Album Herzeleid und das Lied Nachtwache aus dem Album Finsternis der Gruppe E Nomine sowie das Lied Nekrophil der Band Böhse Onkelz aus dem Album "Es ist soweit".
Siehe auch: Carl von Cosel