Altes Rathaus (Heilbronn)


Das Alte Rathaus in Heilbronn wurde am 4. Dezember 1944 bei dem Luftangriff auf Heilbronn zerstört. Lediglich Teile der Außenarchitektur, wie der historische Hauptbau mit Galerie und Astronomischer Kunstuhr konnten beim Wiederaufbau des heutigen Heilbronner Rathauses berücksichtigt werden.
Lage und Umgebung
An das Rathaus grenzte einst der Kieselmarkt an, an dem Lammgasse und Lohtorstraße, zwei historische Hauptstraßen der Marktgemeinde aufeinandertrafen[1] Am Kieselmarkt war mit der Synagoge (1357), den rituellen Bädern und dem Friedhof der Heilbronner Juden das Zentrum der jüdischen Gemeinde in Heilbronn im späten Mittelalter. Nach dem Stadtverbot für Juden im späten 15. Jahrhundert wurde das Gelände von der Reichsstadt Heilbronn erworben und überbaut[2].
Geschichte
Der Ort Heilbronn wurde erstmals 741 erwähnt. Ein Markt wurde um 1050, ein Hafen um 1140 genannt. Der Ort entwickelte sich früh zum bedeutenden Handelszentrum und ging nach dem Ende der Karolinger auf deren Regionalfürsten, die Grafen von Calw, über. Der einstige fränkische Fürstenhof zersplitterte in Herrschaftshöfe und diese wiederum in kleinere Anteile im Besitz des immer einflussreicher werdenden Patriziats. Nach dem Interregnum verlieh König Rudolf I. von Habsburg Heilbronn im Jahr 1281 das Stadtrecht, das einen aus dem Patriziat gebildeten Stadtrat vorsah, der zur Ausübung seiner Amtsgeschäfte ein Rathaus benötigte. Dieses wurde noch bis ins 15. Jahrhundert als Kaufhaus bezeichnet und befand sich stets bei einem Marktplatz, da zu den Tätigkeiten des Rats insbesondere auch das Marktgericht gehörte.
Das heutige Rathaus am Marktplatz in Heilbronn geht im Kern wohl auf die Zeit um 1300 zurück. Die ältesten Steinmetzzeichen am Gebäude entsprechen denen der von 1290 bis 1314 erbauten Kirche des Heilbronner Franziskanerklosters. Das Rathaus war zunächst ein dreigeschossiges Haus aus Steinquadern mit gotischem Staffelgiebel. Das Gebäude war mit seiner Hauptlängsseite nach Osten in Richtung des Kieselmarkts ausgerichtet. Teile dieser Fassade sind noch in den vermauerten Fenstern der Ostseite des Hauptgebäudes zu erkennen. Das Gebäude war wehrhaft erbaut, mit zum Kieselmarkt weisender Schießscharte im ansonsten geschlossenen Untergeschoss. Der Zugang erfolgte über eine außen befindliche Holztreppe zum ersten Obergeschoss, wo sich der Bürgersaal befand, in dem das Markt- und Stadtgericht tagten.
Da es keine eindeutigen Quellen zur Baugeschichte des Gebäudes vor 1579 gibt, kann über seine frühe Geschichte nur anhand baulicher Charakteristika und fragmentarischer Quellen geschlossen werden. Der Hauptbau wurde vermutlich im frühen 15. Jahrhundert um das Dreieinhalbfache nach Westen mit nördlichem Seitenflügel erweitert. Die Hauptfassade zeigte dadurch nach Süden, zum heutigen Marktplatz. Steinmetzzeichen des Erweiterungsbaus sowie der Baldachin des Wappenadlers an der Südfassade werden auf die Zeit um 1400 datiert. Eine überlieferte Steuerstubenrechnung von 1417 könnte sich auf die Rathauserweiterung beziehen. 1525 erhielt das Rathaus eine erste kunstvolle Schlaguhr des Niederländers Paulus.
Ab 1579 wurde das Rathaus von Baumeister Hans Kurz im Stil der Renaissance umgebaut und mehrfach erweitert. Dabei entstand die Südfassade in ihrer heutigen Gestalt mit der von Adam Wagner geschaffenen markanten Galerie. Der Elsässer Isaak Habrecht (1544–1620), der 1574 schon die Kunstuhr am Straßburger Münster geschaffen hatte, erstellte 1580 die markante Kunstuhr. Weiteres bildhauerisches Werk schuf Jakob Müller. Das Gebäude war nach dem Umbau außen verputzt und prächtig bemalt, die Malerei stammte von dem Heilbronner Stadtmaler Hans Peter Eberlin.
1589 erwarb die Stadt zwei nördlich und östlich an das Rathaus angrenzende Gebäude und ließ diese für weitere Rathaus-Erweiterungen abreißen. 1590 bis 1593 [3] entstand der nördlichen langgezogenen Hinterbau als Querflügel „hinter dem Ratshof“, der als Rüstkammer erbaut wurde und später als Großer Ratssaal diente, wobei sich in der Halle im ersten Obergeschoss der Eingang zum Großen Ratssaal befand [4].
In den Jahren 1593/1596 [5] wurde die östlich gelegene „Neue Kanzlei“ abermals durch Baumeister Hans Kurz errichtet. Das Ensemble wurde um 1600 [5] noch um das östlich anschließende Syndikatshaus erweitert. 1765 entstand an der Nordostecke des Gebäudekomplexes noch das prächtige Stadtarchiv, ein dreistöckiges Gebäude im Stil des Rokoko mit kunstvollem Portal.
In den Jahren 1897 bis 1906 wurde das Rathaus durch die Professoren Vollmer und Jassoy restauriert.
Architektur und Einrichtung
Außenarchitektur
Hauptbau mit Galerie
Das Rathaus ist ein rechtwinkliger, nach Norden erweiterter sechsgeschossiger Bau, dessen achtachsige, dreigeschossige [6] Südfassade mit Freitreppe zum Marktplatz zeigt. Die Freitreppe überdacht heute den Zugang zum Ratskeller und führt gleichzeitig zur Eingangshalle vor dem Kleinen Ratssaal im ersten Obergeschoss, wo sich heute die Porträts einiger ehemaliger Bürgermeister der Stadt befinden. Rechts neben der Kunstuhr prangt an der Fassade ein von gotischen Fialen umrahmter Wappenengel,[7] also ein Engel, der in seinen Händen ein reichsstädtisches Wappen mit Adler auf goldenem Grund trägt. Das Stadtwappen mit dem Reichsadler stammt noch vom alten Vorgängerbau und wurde bei dem Neubau neben die Rathausuhr an die Fassade gefügt.[8] Der Bildhauer Adam Wagner schmückte 1581[9] die steinerne Balustrade der doppelläufigen Treppe nach außen mit allegorischen Figuren der Wohltätigkeit, Gerechtigkeit, Friede, Stärke, Glaube und Liebe.[6] Unter der Kunstuhr hat der Bildhauer Adam Wagner eine Kniefigur in die Fassade eingelassen, die den Baumeister Hans Kurz darstellt.[10] Im Jahre 1583[8] wurde unterhalb den Arkaden der Freitreppe eine im Jahre 1528[11] geschaffene Sandsteinbank aufgestellt. Diese 6,5 m lange Bank wurde aus einem einzigen Sandsteinblock geschaffen.
Astronomische Uhr


Eine große astronomische Kunstuhr mit drei Uhrwerken und Glockenspiel ist mittig in der Südfassade über dem Eingang als Zwerchgiebel ausgebildet. Dieses von den Zeitgenossen vielbewunderte Uhrwerk wurde 1580 durch Isaac Habrecht gefertigt, wobei Teile einer älteren Kunstuhr von Hans Paulus aus dem Jahr 1525[12] Verwendung fanden. 1896 wurde das historische Uhrwerk durch eine Neuanfertigung der Firma Hörz aus Ulm ersetzt. Da dieses Uhrwerk 1944 bei der Zerstörung Heilbronns ebenfalls den Bomben zum Opfer fiel, wurde 1953 abermals von Hörz nochmals ein Uhrwerk gefertigt, das bis heute seinen Dienst verrichtet. Der Flaschner- und Installateurmeister Wilhelm Klagholz hat für den Wiederaufbau des Rathauses die beiden Widder, den Hahn und den Stadtadler als kunstschmiederne Plastik aus Kupfer angefertigt.[13] Am 4. September 1953 wurde die Restaurierung der Kunstuhr unter der künstlerischen Leitung von Ingeborg Wolf beendet. Das Uhrwerk haben Hermann Bantel, Paula und Eugen Hoyler in Gemeinschaftsarbeit restauriert. Die Malerei wurde von Albert Hammel, Alfred Lang, Hanns Reeger restauriert.[14]
Die Kunstuhr ist dreiteilig:
- oben: Mondphasenuhr,
- Mitte: Zeituhr,
- unten: astronomische Uhr.
- Mondphasenuhr
Die Mondphasenuhr befindet sich in einem Doppelgiebel, das die Form eines Zwerchhauses hat und mit Voluten bereichert wurde. Die Uhr selbst ist im unteren Teil des volutengeschmückten Doppelgiebels und zeigt den Stand des Mondes an. Der obere Teil des Doppelgiebels trägt das Ratsglöcklein.[15] Zwei männliche Figuren schlagen die Ratsglocke jede Viertelstunde.[7] Ganz oben thront eine Putte.
- Zeituhr
Die Zeituhr zeigt mit dem dreiteiligen Zifferblatt die Minuten, Viertelstunden und vollen Stunden an.
Mit dem Mechanismus der Uhr sind verschiedene bewegliche Figuren verbunden. Zwei Engel links und rechts der Uhr drehen sich beide kurz vor dem Stundenschlag. Der rechte Engel bläst eine Posaune, der linke dreht eine Sanduhr und zählt durch Bewegen seines Zepters die Glockenschläge. Unter dem Stundenkreis stehen zwei vergoldete Widder einander gegenüber. Sie richten sich bei jedem Stundenschlage etwas auf und stoßen mit den Köpfen zusammen. In einer Nische befindet sich ein Hahn, der um die vierte, achte und zwölfte Stunde kräht und die Flügel entfaltet.
- Astronomische Uhr
Die astronomische Uhr zeigt die Wochentage, Monate, das Datum sowie den Stand der Sonne und des Mondes in den jeweiligen Tierkreiszeichen an.
- Innerer Kreis: die sieben Wochentage werden durch Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn bildlich dargestellt.
- Mittlerer Kreis: die einzelnen Monate werden durch die zwölf Tierkreiszeichen wiedergeben.
- Äüßerer Kreis: eine in Tage, Wochen und Monate aufgegliederte Gradeinteilung.
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Mondphasenuhr
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Zeituhr
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Astronomische Uhr
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Widder und Hahn
- Spruchtafeln
Unterhalb des Uhrengiebels befindet sich eine Tafel mit folgenden Versen:
Im Anfang Gott im höchsten Thron |
Der mittl Gang zu Nacht und Tagen |
Die Uhr der Engel schnell umbwend. |
Neue Kanzlei (1593/1596)


Die Neue Kanzlei war ein dreistöckiger Flügelbau. Den oberen Abschluss des Renaissance-Gebäudes bildete ein Zwerchgiebel nach Süden, der mit Voluten, korinthischen Dreiviertelsäulen, Obelisken geschmückt war [4]. Im Giebelfeld befanden sich Büsten und ein reichsstädtischer Adler, der von vier Figuren umrahmt wurde. Im Inneren der Neuen Kanzlei ist insbesondere der Mittelstock erwähnenswert, der als Halle mit rippenlosem Kreuzgewölbe ausgeführt war.
Ein breites rundbogiges Portal mit dem Stadtwappen und flachen Reliefköpfen in Rundschilden im Giebelfeld befand sich an der Neuen Kanzlei.
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Giebel der Neuen Kanzlei
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Portal der Neuen Kanzlei
Rathaus-Innenhof (1590-93 und 1902)
Wenn man das Portal der Neuen Kanzlei betrat ,[7] gelangte man in einen Innenhof der in den Jahren 1590-93 entstanden war und etwa 20 x 20 Meter maß und einen Zwerchgiebel im Stil der Renaissance zeigte, der die Jahreszahl 1593 unter der Sonnenuhr zeigte [16]. Der Zwerchgiebel diente als Aufzugsgiebel, weil der Dachboden des Heilbronner Rathauses auch als Lagerraum benutzt wurde. Der Giebel sitzt über eine Trauflinie, die horizontal (zwerch) verläuft. Der Zwerchgiebel war mit Pilastern, Voluten, männlichen Büsten, einer Sonnenuhr, der eine gotische Fiale aufgesetzt worden war geschmückt.
Im Rathaushof, westlicher Bereich befand sich ein Justitiabrunne. Der öffentlich, springende Brunnen wurde von der Cäcilienleitung gespeist. Den Trog, den Brunnenstock, sowie die Justita-Statue auf dem Stock schuf 1605 Jakob Müller. Daneben gab es im Rathausinnenhof der Schöpfbrunnen, dem überflüssiges Leitungswasser zugeführt werden konnte.[17] [18]1902 wurde bei den Restaurierungsarbeiten im Rathaus-Innenhof ein(e dreistöckige Galerie mit oktogonalem) Treppenturm mit welscher Haube (und Neo-Renaissancebrunnen) hinzugefügt [19].
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Zwerchgiebel im Rathaus-Innenhof von 1593
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Rathaus-Innenhof
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Rathaus-Innenhof
Syndikatshaus (1600)
Die Syndikatshaus war ein dreistöckiger Flügelbau. Den oberen Abschluss des Renaissance-Gebäudes bildete ein Zwerchgiebel nach Süden, der mit Voluten, korinthischen und ionischen Pilastern, Obelisken geschmückt war [4]. Weiterhin war ornamentales Beschlagwerk und als oberen Abschluss des Zwerchgibels ein Landsknecht mit Schwert und Lanze aufgestellt worden, der als Pendant zum Landsknecht auf der Kilianskirche galt . Unter dem Landsknecht befand sich eine männliche Büste mit Knebelbart und spanischem Kragen, der aus einer runden Öffnung seinen Kopf herausstreckte. Die Büste soll den damaligen Bürgermeister symbolisieren, der den Auftrag zum Umbau gab und somit der damalige Baumeister des Heilbronner Rathauses war [20].
Nach dem Übergang zu Württemberg 1803 wurde das Syndikatsgebäude zum Sitz des Oberamts Heilbronn, dessen Oberamtmann bis 1819 auch Vorsitzender des Stadtgerichts war und die Ratshoheit hatte. 1878 wurde der Sitz des Amtes in einen Neubau verlegt, worauf das Syndikatsgebäude auch als Altes Oberamt bezeichnet wurde.
Bei den Restaurierungsarbeiten um 1900 wurde ein dem Südgiebel ähnlicher Ostgiebel am Ende des Gebäudes hinzugefügt [19].
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Südgiebel des Syndikatsgebäudes
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Neue Kanzlei (links) und Syndikatsgebäude (rechts) ohne den Ostgiebel
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Syndikatsgebäude mit Südgiebel (1600) zum Marktplatz und Ostgiebel (1900) zum Kieselmarkt hin
Innarchitektur
Große Halle
Besonders schmuckvoll war die nach 1580 vollendete Halle im Ersten und Zweiten Obergeschoss; mächtige achteckige, zwei Geschosse durchziehende Holzpfeiler trugen eine reich verzierte Balkendecke. Diese Balkendecke war mit stilisiertem Blattwerk versehen worden. Weiterhin schmückte die Balkendecke auch ein Fries aus Rundbogen, wobei in die Zwickel einbeschriebene Rosetten waren.[21] Schließlich schmückte noch ein Fries aus Wappen württembergischer Städte[22] die Balkendecke.
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Halle im 1. Obergeschoss
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Halle im 1. Obergeschoss
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Halle im 2. Obergeschoss
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Halle im 2. Obergeschoss
Treppenaufgang
Der Treppenaufgang vom Ersten zu der Halle im Zweiten Obergeschoss war von besonderer Schönheit.[21] Auf Höhe der Halle im Ersten Obergeschoss waren die Pfosten am Treppenaufgang links und rechts, je mit einem aufrecht sitzenden Stadtadler geschmückt worden. Die Treppe verfügte über eine Balustrade mit aus Eiche gedrechselten Balustern, wobei die Baluster mit unterschiedlichen Pfosten unterteilt worden waren. Die Treppe teilte sich auf einem Treppenpodest bzw. Treppenabsatz in halber Höhe. Hier zierten Trauben mit Rebenlaub die Pfosten. Farbenfrohe Wandgemälde und Glasfenster bereicherten diesen Teil der Treppe. So zeigte das Wandgemälde am Treppenaufgang die Rathäuser von Esslingen, Ulm und Heilbronn, wobei vor dem Heilbronner Rathaus der Baumeister des Kiliansturms, Hans Schweiner dargestellt wurde, der auf ein Modell des Oktogons des Kiliansturms zeigte.[22] Die dargestellten Rathäuser wurden mit gemalten Konchien voneinander getrennt, wobei in den Konchien gemalte Medaillons zu sehen waren.
Ein großer Balken im Treppenaufgang trug die Inschrift Tritt fest auf, thu's Maul auf, hör' bald auf![11]
Gemeinderatssaal mit Gemälde „Die Gerechtigkeit“
Der Gemeinderatssaal befand sich im Zweiten Obergeschoss. Der Heilbronner Gemeinderratssaal war als Gerichtssaal geplant aber später als Festsaal genutzt worden und war neben dem Saal im Schießhaus einer der wenigen Rokokosäle der Stadt Heilbronn. Der damalige Senator und Oberbaumeister Eberhard Ludwig Becht beauftragte den Stuttgarter Hofmaler Johann Jakob Morff (1736-1802) für ein Entgelt von 150 Gulden, ein Deckengemälde für den Gemeinderatssaal zu schaffen, das 1779 fertiggestellt wurde. Das Bild stellte die Göttin Justitia dar, die die Waage der Gerechtigkeit in ihren Händen trug und von Figuren umgeben wurde, die das Gute und das Böse symbolisierten. So trägt eine Frauengestalt auf der linken Seite einen Kranz auf dem Kopf und hält Früchte in ihren Händen. Damit symbolisiert diese Figur das Gute und den Wohlstand der ehemaligen Reichsstadt. Die Frauengestalten auf der rechten Seite fallen in einen tiefen Abgrund, weil diese eben auch das Böse symbolisieren. Im Jahre 1780 wurde das Deckengemälde von Johann Jakob Morff durch einen breiten Rahmen aus Stuck von Johann Sigismund Hezel zusammengefasst, wofür dieser ein Entgelt von 110 Gulden erhielt. Die Diagonalen wurden mit Medaillons geschmückt, die Gebinde aus Musikinstrumenten, aus kriegerischen Elementen oder aus Schreibmaterial zeigten. Eine breite Leiste fasst das Kehlgesims zusammen. Die Wände waren durch verschieden breite Felder gegliedert, die von der Fußbodenleiste bis zur Decke gingen. Verzierte Gehänge aus Fruchtgebinden befanden sich im oberen Drittel. Über der Tür zum Gemeinderatssaal befand sich ein von zwei Figuren flankiertes Bildnismedaillon.[23][24][25][24]
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Gemeinderatssaal
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Tür zum Gemeinderatssaal
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Deckengemälde im Gemeinderatssaal
Gemälde „Böckinger Hecht“

Im zweiten Obergeschoss befand sich neben dem Gemeinderatssaal[26] bis zum Jahre 1944 ein halbbogenförmigen Gemälde aus dem 16. Jahrhundert. Das im Jahre 1612 erstmalig erwähnte Gemälde auf Holz zeigte einen angeblich im Jahr 1497 im Böckinger See gefangenen Hecht, umgeben von Inschriften.[27]. Das Gemälde hing ursprünglich an der alten Neckarbrücke und gelangte zu Beginn des 19. Jahrhunderts beim Abbruch des Brückentors ins Rathaus.[28]
In einem Heilbronner Weinbüchlein wird die Geschichte des Böckinger Hechts folgendermaßen geschildert."Diesem Kaiser Friedrich hat der Rat zu Heilbronn außer andern Verehrungen einen Hecht verehrt, welchen der Kaiser selbst seiner Größe und Schöne halber zu einem sonderlichen Gedächtnis in den Böckinger See gesetzt und diesem Hecht zuvor ein mesingner kupferner Ring an die Ohren machen lassen, daran mit griechischen Buchstaben geschrieben gewesen: Ich bin der Fisch, welchen Kaiser Friedrich der andere mit seiner eigenen Hand in diesen See gesetzt, den 5. Oktober im 1230 Jahr nach Geburt Christi".[29]
Oberhalb des Fisches befand sich eine Inschrift mit folgenden Versen:
Ich bin der Fisch
Welcher in disen Seh ist gethon worden von Friderico dem andern diß
namens Regenten der Weldt im Jahr 1230 den 5ten Octob
Unterhalb des Fisches befand sich eine Inschrift mit folgenden Versen:
Schau bei Heilbronn mich recht versteh |
Nach Christ unsers Heylands geburth |
Großer Ratssaal
1589 erwarb die Stadt zwei nördlich und östlich an das Rathaus angrenzende Gebäude und ließ diese für weitere Rathaus-Erweiterungen abreißen. 1590 bis 1593 [3] entstand der nördlichen langgezogenen Hinterbau als Querflügel „hinter dem Ratshof“, der als Rüstkammer erbaut wurde und später als Großer Ratssaal diente, wobei sich in der Halle im ersten Obergeschoss der Eingang zum Großen Ratssaal befand [4]. Besonders bemerkenswert waren die Türen des Saales. Ein Relief an der Decke zeigte den reichsstädtischen Adler.
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Großer Ratssaal
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Diese Tür befand sich in der Großen Halle und führte zum großen Ratssaal
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Einer der Türen innerhalb des großen Ratsaals
Trauzimmer
In der Neue Kanzlei (1593/1596) befand sich das Trauzimmer [7]. Die Wand vor dem Trauzimmer wurde im Jugendstil bemalt und zeigte folgendes Thema:" Ein Jüngling wirbt um die Geliebte"[30]. Im Trauzimmer selbst war nochmal ein Wandgemälde im Jugendstil, das das gleiche Paar, diesmal jedoch unbekleidet zeigte. Die beiden Gemälde wurden von Adolph Amberg gemalt, der damals im Atelier Bruckmann beschäftigt war [31].
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Gemälde von Amberg (Atelier Bruckmann)
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Gemälde von Amberg (Atelier Bruckmann)
Ratskeller
Der Ratskeller diente vorher als Warenlager, dessen Zugang befand sich unter den Rathausarkaden auf der linken Seite. Auf rechten Seite der Arkaden befand sich der Zugang zur Polizeiwache und Arrestzellen, die die andere Hälfte der Gewölbe einnahmen.[11] Nach einer Umgestaltung wurde im Jahr 1897 der Ratskeller als Gaststätte eröffnet, wobei König Wilhelm und Königin Charlotte persönlich anwesen waren. Der Raum war im sog. „altdeutschen Stil“ [32] mit Gewölben und Kachelöfen gestaltet. Das Hauptlokal befand sich zu dieser Zeit an der Rathausgasse, zum Marktplatz existierten lediglich zwei kleine Gasträume. Viele Postkarten zeigen verschiedene historische Heilbronner Persönlichkeiten (wie OB Hegelmaier) im Ratskeller. Ein Spruch schmückte den Ratskeller:
„Ohne schöne Frauen und guten Wein
kann man nicht wohl fröhlich sein
Jedoch halt Dich wohl bescheiden
daß du nicht wirst bethört von beiden“
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Ratskeller
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Nebenraum des Ratskellers
Siehe auch
Weblinks
Literatur
- Willi Zimmermann: Die Baugeschichte des Heilbronner Rathauses in Historischer Verein Heilbronn. 20. Veröffentlichung, Heilbronn 1951
Einzelnachweise
- ↑ Willi Zimmermann: Die Baugeschichte des Heilbronner Rathauses in Historischer Verein Heilbronn. 20. Veröffentlichung, Heilbronn 1951
- ↑ Hans Franke: Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn. Vom Mittelalter bis zur Zeit der nationalsozialistischen Verfolgungen (1050–1945). Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1963, ISBN 3-928990-04-7, Seite 35
- ↑ a b Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn. Geschichte und Leben einer Stadt. 2. Auflage. Konrad, Weißenhorn 1973, ISBN 3-87437-062-3, Nr. 299 Hans Kurz, der Rathausbaumeister, Seite 104
- ↑ a b c d Helmut Schmolz, Hubert Weckbach (Hrsg.): Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. (Band 1.) Konrad, Weißenhorn, 1966 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 14), Seite 17
- ↑ a b Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn. Geschichte und Leben einer Stadt. 2. Auflage. Konrad, Weißenhorn 1973, ISBN 3-87437-062-3, Nr. 299 Hans Kurz, der Rathausbaumeister, Seite 104
- ↑ a b Bernhard Lattner mit Texten von Joachim J. Hennze: Stille Zeitzeugen. 500 Jahre Heilbronner Architektur. Edition Lattner, Heilbronn 2005, ISBN 3-9807729-6-9, S. 11
- ↑ a b c d Uwe Jacobi: Heilbronn so wie es war. Droste, Düsseldorf 1987, ISBN 3-7700-0746-8, Seite 26
- ↑ a b Julius Fekete: Kunst- und Kulturdenkmale im Stadt- und Landkreis Heilbronn. Theiss, Stuttgart 2002, ISBN 3-8062-1662-2, S. 40
- ↑ Julius Fekete, Simon Haag, Adelheid Hanke, Daniela Naumann: Denkmaltopographie Baden-Württemberg Band I.5 Stadtkreis Heilbronn. Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1988-3, S.39
- ↑ Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn. Geschichte und Leben einer Stadt. 2. Auflage. Konrad, Weißenhorn 1973, ISBN 3-87437-062-3, Nr. 299 Hans Kurz, der Rathausbaumeister, S. 104
- ↑ a b c Uwe Jacobi: Heilbronn so wie es war. Droste, Düsseldorf 1987, ISBN 3-7700-0746-8, S. 26
- ↑ Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn. Geschichte und Leben einer Stadt. 2. Auflage. Konrad, Weißenhorn 1973, ISBN 3-87437-062-3, Nr.300 Die Kunstuhr am Rathaus , Seite 104
- ↑ Täglich kräht sein Hahn vom Rathaus. In: Heilbronner Stimme vom 2. April 2002
- ↑ Uwe Jacobi: Das war das 20. Jahrhundert in Heilbronn. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2001, ISBN 3-86134-703-2, S. 57: 1953, 4. September: Kunstuhr glänzt wieder
- ↑ Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn. Geschichte und Leben einer Stadt. 2. Auflage. Konrad, Weißenhorn 1973, ISBN 3-87437-062-3, Seite 104, Nr. 300 Die Kunstuhr am Rathaus
- ↑ Helmut Schmolz, Hubert Weckbach (Hrsg.): Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. Band 2. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 1967 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 15). S.11, Nr. 3 nördlicher Innenhofgiebel 1865
- ↑ Marianne Dumitrache, Simon M. Haag: Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg. Band 8: Heilbronn. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2001, ISBN 3-927714-51-8, S. 156, Nr. 362 [Justitiabrunnen]
- ↑ Georg A. Volz, Die Trinkwasserversorgung im alten Heilbronn. In: Christhard Schrenk (Hrsg.):Die Wasserversorgung der Stadt Heilbronn. Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn 35.(Heilbronn 1996), S. 29-112, dazu S. 32 [Abbildung des Schöpfbrunnens], 75, 92, 54f. Nr. 19
- ↑ a b Helmut Schmolz, Hubert Weckbach (Hrsg.): Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. Band 1. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 1966 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 14). S.17, Nr. 9 Marktplatz mit Rathaus 1939
- ↑ Helmut Schmolz, Hubert Weckbach (Hrsg.): Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. Band 2. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 1967 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 15). S.1ß, Nr. 1 Neue Kanzlei und Syndikatshaus vor 1905
- ↑ a b Helmut Schmolz, Hubert Weckbach (Hrsg.): Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. Band 2. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 1967 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 15), S. 11, Nr. 5 Rathaus, rechter Treppenlauf, um 1905
- ↑ a b Uwe Jacobi: Heilbronn so wie es war. Droste, Düsseldorf 1987, ISBN 3-7700-0746-8, S. 24
- ↑ Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Schmolz_11. - ↑ a b Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn. Geschichte und Leben einer Stadt. 2. Auflage. Konrad, Weißenhorn 1973, ISBN 3-87437-062-3, Nr.299 Hans Kurz, der Rathausbaumeister, Seite 106, Nr.309 Entwurf des Malers Johann Jakob Morff (1736-1802) für eine Deckengemälde im Ratsaal 1779
- ↑ Uwe Jacobi: Heilbronn so wie es war. Droste, Düsseldorf 1987, ISBN 3-7700-0746-8, Seite 24
- ↑ Uwe Jacobi: Heilbronn so wie es war. Droste, Düsseldorf 1987, ISBN 3-7700-0746-8, S. 26
- ↑ Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil – gestern und heute. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1998 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 37), S. 107
- ↑ Schmolz/Weckbach: Heilbronn. Geschichte und Leben einer Stadt. 1967, Seite 76
- ↑ Chronik Heilbronn I, S. 6
- ↑ Uwe Jacobi: Heilbronn so wie es war. Droste, Düsseldorf 1987, ISBN 3-7700-0746-8, Seite 25
- ↑ Hans Franke: Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn. Vom Mittelalter bis zur Zeit der nationalsozialistischen Verfolgungen (1050–1945). Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1963, ISBN 3-928990-04-7 (PDF, 1,2 MB), S.231
- ↑ Uwe Jacobi: Heilbronn so wie es war. Droste, Düsseldorf 1987, ISBN 3-7700-0746-8, S. 23