Subdivisionsfunktor

Endofunktor auf der Kategorie der simplizialen Mengen

Der Subdivisionsfunktor (oder Sd-Funktor) ist im mathematischen Teilgebiet der Höheren Kategorientheorie ein Endofunktor auf der Kategorie der simplizialen Mengen. Mit diesem kann die Struktur einer simplizialen Menge in einer rein kombinatorischen Methode verfeinert werden, ohne dass dabei Konstruktionen wie etwa dessen geometrische Realisierung beeinflusst werden. Eine wichtige Rolle spielt der Subdivisionsfunktor zudem über den zu diesem rechtsadjungierten Extensionsfunktor.

Prozess der Unterteilung des -Standardsimplex : Die partiell geordnete Menge mit , und formt ein Dreieck, während die partiell geordnete Menge dessen Unterteilung beschreibt mit , und als originalem Dreieck, , und als Unterteilung der Kanten und als Unterteilung der Fläche

Definition

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Für eine partiell geordnete Menge   sei   die Menge der nichtleeren endlichen total geordneten Teilmengen, welche selbst durch Inklusion partiell geordnet ist. Jede partiell geordnete Menge kann als Kategorie betrachtet werden. Postkomposition mit dem Nerv   definiert den Subdivisionsfunktor   auf der Simplexkategorie durch:

 

Auf der kompletten Kategorie der simplizialen Mengen ergibt sich der Subdivisionsfunktor  , ähnlich wie die geometrische Realisierung, als Fortsetzung durch Kolimiten. Für eine simpliziale Menge   sei also:[1]

 

Durch das Maximum  , welches in partiell geordneten Mengen nicht unbedingt existiert oder eindeutig ist, aber beides schon in total geordneten Teilmengen, ergibt sich durch Fortsetzung eine natürliche Transformation  . Insbesondere gibt es einen kanonischen Morphismus   für jede simpliziale Menge  .

Sd∞-Funktor

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Für eine simpliziale Menge   induziert der kanonische Morphismus   einen  -förmigen Kokegel  , dessen Kolimes als:

 

notiert wird. Da Limes und Kolimes vertauscht sind, gibt es keine Adjunktion   mit dem Ex∞-Funktor.

Die natürliche Transformation   induziert eine natürliche Transformation  . Insbesondere gibt es einen kanonischen Morphismus   für jede simpliziale Menge  .

Beispiele

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Direkt aus der Definition folgt:[2]

 
 

Wegen   wird dieses fixiert unter (unendlicher) Unterteilung:

 
 

Eigenschaften

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  • Für jede simpliziale Menge   ist der kanonische Morphismus   ist eine schwache Homotopieäquivalenz.[3]
  • Der Subdivisionsfunktor   erhält Monomorphismen und schwache Homotopieäquivalenzen (was mit der vorherigen Eigenschaft sowie deren 2-aus-3-Eigenschaft folgt) sowie in Kombination auch anodyne Erweiterungen,[4] also die Kofaserungen und trivialen Kofaserungen der Kan-Quillen-Modellstruktur. Dadurch wird die Adjunktion   sogar zu einer Quillen-Adjunktion  .
  • Für eine partiell geordnete Menge   gilt mit dem Nerv:[5]
     
Für   mit   ergibt sich dabei einfach wieder die Definition.
  • Sei   die Menge der nichtleeren Teilmengen von  , welche das Komplement von   nicht enthalten, und sei   die Menge der nichtleeren echten Teilmengen von  , dann ist:[6]
     
     
  • Der Subdivisionsfunktor erhält die geometrische Realisierung. Für eine simpliziale Menge   ist also:[7]
     
Da beide Funktoren als Fortsetzung durch Kolimiten definiert sind, reicht es dafür,   zu zeigen.[8]
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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Goerss & Jardine 1999, S. 183
  2. Cisinski 2019, 3.8.6.
  3. Cisinski 2019, Proposition 3.1.19.
  4. Cisinski 2019, Proposition 3.1.18.
  5. Cisinski 2019, Lemma 3.1.25.
  6. Cisinski 2019, Lemma 3.1.26.
  7. Jacob Lurie: Kerodon, Proposition 3.3.3.7. In: kerodon.net. Abgerufen am 19. April 2025 (englisch).
  8. Goerss & Jardine 1999, S. 182