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America’s Hardcore

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America’s Hardcore
Allgemeine Informationen
Herkunft Los Angeles (Vereinigte Staaten)
Genre(s) Hardcore
Aktive Jahre 1982–1983
Auflösung
Website
Gründungsmitglieder
Gesang
Danny Slam
Gitarre
Raffi Agopian (1982)
Bass
Scott Kosar (1982–1983)
Letzte Besetzung
Gesang
Danny Slam
Gitarre
Drew Bernstein (1983, † 2014)
Bass
Renato „Ron“ Cerro (1983)
Schlagzeug
Aaron Glascock
Ehemalige Mitglieder
Schlagzeug
Bobby Schayer
Schlagzeug
Danny Bamba
Schlagzeug
Tim Moocher
Schlagzeug
Pat Muzingo (1982–1983)

America’s Hardcore war eine kurzlebige, US-amerikanische Hardcore-Band aus Los Angeles.

Geschichte

Gegründet wurde die Band im Stadtteil North Hollywood im Frühjahr 1982 unter dem Namen Section 8. Gründungsmitglieder waren Sänger Danny Slam, Gitarrist Raffi Agopian und Bassist Scott Kosar. Die Schlagzeuger wechselten häufig. Kurzzeitig war der damals 16-jährige Bobby Schayer Schlagzeuger der Band, wurde aber gefeuert, nachdem er am Abend eines größeren Konzertes von seinen Eltern Hausarrest bekommen hatte.[1] In den 1990er-Jahren war Schayer Schlagzeuger bei Bad Religion. Im Herbst 1982 verließ Agopian die Band und wurde durch Drew Bernstein ersetzt, der seinerseits den Schlagzeuger Pat Muzingo in die Band brachte. Dieses Line-up blieb stabil.

Die Umbenennung in America’s Hardcore erfolgte im Januar 1983 auf Anregung von Slams jüngerem Bruder.[2] Der Name entsprach Aufklebern, die Slam beim Tape-Trading als Label auf Kassetten klebte. Zuvor hatte die Band zudem einen Titel gleichen Namens geschrieben.[3] Im April 1983 gab die Band erste Konzerte unter ihrem neuen Namen.

Die Band tourte viel, vorwiegend in Kalifornien, aber als erste Band der Hardcore-Szene von Los Angeles auch landesweit,[4] so mit Minor Threat und 7 Seconds an der US-amerikanischen Ostküste oder mit den Circle Jerks in Arizona und Nevada.[2] Als erste Hardcore-Band entwickelte America’s Hardcore ein Merchandising-Konzept, indem sie systematisch T-Shirts und Aufkleber entwarfen und im DIY-Verfahren produzierten und vertrieben.[5] Die T-Shirts erfuhren landesweit große Verbreitung, beispielsweise trägt Minor-Threat-Schlagzeuger und Dischord-Records-Gründer Jeff Nelson eines auf der Rückseite des Covers der Minor-Threat-EP Salad Days. Für Mystic Records nahm die Band einzelne Stücke auf, die auf Kompilationsalben des Labels veröffentlicht wurden. Im April 1983 wurde ein Konzert mit Minor Threat und Suicidal Tendencies für Flipside Records aufgezeichnet und als VHS-Video veröffentlicht.[6]

Im September 1983 arbeitete die Band an Aufnahmen zu ihrem ersten Album. Nach einem Konzert mit den Circle Jerks verließ Sänger Danny Slam die Band, die daraufhin zerbrach. Hintergrund war eine anstehende Tournee durch die Vereinigten Staaten und Kanada, die für Slam eine längere Abwesenheit von seiner Freundin bedeutet hätte.[2]

Gründungsmitglied Raffi Agopian spielte, nachdem er America’s Hardcore verlassen hatte, bei der ebenfalls in Los Angeles ansässigen Hardcore-Band Tourists. Drew Bernstein wechselte nach America’s Hardcore zu Crucifix und wurde anschließend ein vielbeachteter Modedesigner. Er starb 2014 durch Suizid.

Stil

Als erste südkalifornische Hardcore-Band assimilierten America’s Hardcore Einflüsse der Straight-Edge-Bands der Ostküste in ihren musikalischen Stil und übernahmen deren Ästhetik und Arbeitsweise.[5] Für den US-amerikanischen Musikjournalisten und Filmemacher Steven Blush repräsentierten America’s Hardcore einen „jugendlichen Optimismus“ im Stil von Minor Threat.[3]

Laut Gitarrist Bernstein waren zeitgenössische Hardcore-Bands wie Minor Threat, Black Flag, 7 Seconds, Law & Order, Necros sowie Bands des Boston Hardcore Einflüsse ausschlaggebend für die Benennung der Band.[7] Die Band legte Wert auf hohe Spielgeschwindigkeit und eine positive Grundhaltung in ihren Texten und grenzte sich damit als Hardcore-Band vom als destruktiv gesehenen Punk ab.[8] Die Mitglieder der Band pflegten teilweise einen Straight-Edge-Lebensstil, wurden aber nicht der Straight-Edge-Szene zugerechnet.[5]

Rezeption

Das Maximumrocknroll-Magazin bezeichnete America’s Hardcore als frühe Straight-Edge-Band.[9] Der Musikjournalist Tony Rettman zählte America’s Hardcore zu der kleinen ersten Welle von kalifornischen Straight-Edge-Bands, die zwar noch keinen großen Einfluss auf die landesweite Hardcoreszene, wohl aber auf die nachfolgende Straight-Edge-Szene gehabt hätten.[10] Ian MacKaye verwies in einem Interview darauf, dass die Punk-Szene in Los Angeles sehr von Drogen und Gewalt geprägt war und dass America’s Hardcore „an vorderster Front“ gegen szenetypische „Ausschweifungen“ gekämpft habe. Ryan Hoffman (Chain of Strength) attestierte America’s Hardcore, zusammen mit Stalag 13 die südkalifornische Positive-Hardcore-Szene initiiert zu haben.[11] Jon Roa (Chain of Strength) bezeichnete die Band als „die Paten des südkalifornischen Straight-Edge-Hardcore“.[5] Ian MacKaye bezeichnete die Konzerte der Band als „ernsthafte Ausschweifungen“.[12]

America’s Hardcore waren durch ihre positive Grundhaltung im Allgemeinen und ihre Anlehnung an Straight-Edge-Ideale im Speziellen ein großer Einfluss für Straight-Edge-Bands der späten 1980er-Jahre wie Youth of Today.[6]

Diskografie

Samplerbeiträge

  • 1983: Running Backwards, Trash Your Love, Use Your Head (auf Flipside Video Fanzine Number Three, Jettisoundz Video)
  • 1984: Cops Are Criminals (auf The Sound of Hollywood, Mystic Records)
  • 1984: A.H.C. (auf Party Animal, Mystic Records)
  • 1984: Born Prejudice (auf It Came From Slimey Valley, Ghetto-Way Records)
  • 1995: Use Your Head (auf All For One... One For All, Grand Theft Audio)
  • 2001: Born Predjudice (auf Killed by Hardcore, Redrum Records)
  • 2004: A.H.C. (auf Party or Go Home, Mystic Records)

Einzelnachweise

  1. RevHQ.com: America's Hardcore Part I. Abgerufen am 25. Februar 2025.
  2. a b c No Idols (Blog): America’s Hardcore. Abgerufen am 25. Februar 2025.
  3. a b Steven Blush: American Hardcore. A Tribal History. 2. Auflage. Feral House, Port Townsend 2010, ISBN 978-0-922915-71-2, S. 93.
  4. Tony Rettman: Straight Edge: A Clear-Headed Hardcore Punk History. Bazillion Points, New York 2017, ISBN 978-1-935950-24-0, S. 76.
  5. a b c d Tony Rettman: Straight Edge: A Clear-Headed Hardcore Punk History. Bazillion Points, New York 2017, ISBN 978-1-935950-24-0, S. 75.
  6. a b RevHQ.com: America's Hardcore Part II. Abgerufen am 25. Februar 2025.
  7. America’s Hardcore. In: Maximumrocknroll. Nr. 6, Mai 1983, S. 20.
  8. „A1“: America’s Hardcore. In: Flipside. Nr. 38, 1983, S. 46.
  9. Maximumrocknroll.com: Sluggo – Sluggo LP. Abgerufen am 25. Februar 2025.
  10. Clrvynt.com: How Uniform Choice Made Straight-Edge Safe in L.A. Abgerufen am 25. Februar 2025.
  11. Tony Rettman: Straight Edge: A Clear-Headed Hardcore Punk History. Bazillion Points, New York 2017, ISBN 978-1-935950-24-0, S. 72.
  12. Tony Rettman: Straight Edge: A Clear-Headed Hardcore Punk History. Bazillion Points, New York 2017, ISBN 978-1-935950-24-0, S. 78.