Schlageter-Denkmäler und -Namenspatenschaften

Denkmäler und Namenspatenschaften für einen 1923 zum Tode verurteilten rechtsextremen Aktivisten
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Albert Leo Schlageter (* 12. August 1894 in Schönau im Schwarzwald (Baden); † 26. Mai 1923 auf der Golzheimer Heide bei Düsseldorf) war ein deutscher Freikorpskämpfer und galt später als eine der Märtyrerfiguren der Nationalsozialisten.

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Albert Leo Schlageter (Buchumschlag vom Hermann Hilger Verlag 1934)

Leben

Schlageter wurde 1894 in einem streng katholischen Elternhaus im badischen Wiesetal geboren. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs machte er das Notabitur und meldete sich freiwillig zum Militär. Im Verlauf des Ersten Weltkrieges nahm er an verschiedenen Schlachten teil, etwa an der Flandernschlacht (1915), der Somme-Schlacht (1916) und der Schlacht um Verdun. Nach seiner Beförderung zum Leutnant nahm er an der Dritten Flandernschlacht (1917) teil.

Nach dem Krieg und seiner Entlassung aus dem Heer schrieb Schlageter sich 1919 in Freiburg als Student der Politikwissenschaften ein; studiert hat er höchstens ein Jahr. In dieser Zeit wurde er auch Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.D.St.V. Falkenstein zu Freiburg im Breisgau im CV. Schon kurze Zeit später trat Schlageter den Freikorps bei und beteiligte sich zunächst an den Kämpfen im Baltikum, dann mit der sogenannten Marine-Brigade von Loewenfeld am Kapp-Putsch und bei der exzessiven Niederschlagung des linken Märzaufstands 1920, schließlich tritt er 1921 einem Freikorps in Oberschlesien bei.

1922 trat er in die NSDAP ein.

Während der Ruhrbesetzung 1923 leitete er einen illegalen „Stoßtrupp”, der versuchte, durch Sabotageakte die französischen Besatzungstruppen zu bekämpfen. Am 7. April 1923 wurde Schlageter - aufgrund eines Verrats aus den eigenen Reihen - verhaftet, von einem französischen Kriegsgericht am 7. Mai 1923 zum Tode verurteilt und am Morgen des 26. Mai auf der Golzheimer Heide bei Düsseldorf hingerichtet.

Schlageter selbst schrieb am 8. Mai 1923 an seine Eltern: „Seit 1914 bis heute habe ich aus Liebe und reiner Treue meine ganze Kraft und Arbeit meiner deutschen Heimat geopfert. Wo sie in Not war, zog es mich hin, um zu helfen. Das letzte Mal hat mir gestern mein Todesurteil gebracht. (…) Kein wildes Abenteurerleben war mein Verlangen, nicht Bandenführer war ich, sondern in stiller Arbeit suchte ich meinem Vaterlande zu helfen. Ein gemeines Verbrechen oder gar einen Mord habe ich nicht begangen.” Es gibt Kritiker, die das bezweifeln und von einer Beteiligung Schlageters an Morden von „Spitzeln” ausgehen.

Nach seiner Hinrichtung wurde er in Teilen der deutschen Bevölkerung verehrt. Auch die KPD versuchte, im Zusammenhang mit ihrem 1923 für einige Zeit verfolgten - und in der Partei umstrittenen - „nationalen Kurs”, den Schlageter-Mythos für sich nutzbar zu machen. Am 20. Juni 1923 bezeichnete Karl Radek, sowjetisches Präsidiumsmitglied der Komintern, Schlageter als „mutigen Konterrevolutionär”. Radek beabsichtigte einen Gewinnung von radikalen Nationalisten für die KPD, indem er als „wahren Feind” die Kapitalisten der Entente, aber genauso Deutschlands ausmachte - Schlageter und die deutschen Nationalisten müssten das begreifen und an der Seite der Arbeiterbewegung kämpfen. Während der Jahre bis 1933 kam es zu Auseinandersetzungen um die propagandistische Inanspruchnahme der Figur Schlageter, so zum Beispiel bezüglich einiger Denkmale, die von verschiedene rechten Organisationen initiiert worden waren (z.B. der vor 1933 vom Wehrwolf aus Halle errichtete „Schlageter-Stein” in Weimar und ein am 23. Mai 1931 eingeweihtes und von Prof. Clemens Holzmeister entworfenes „Schlageter-National-Denkmal” in der Golzheimer Heide, dem Ort seiner Hinrichtung; Einweihungen weiterer vom Jungdeutschen Orden anlässlich seines 10. Todestags im Mai 1933 errichteter Schlageter-Denkmale wurden von den bereits nationalsozialistisch geführten Polizei-Behörden verboten, u.a. am 28. Mai 1933 im Tiergarten in Siegen/Westfalen.

Die Nationalsozialisten stilisierten Schlageter zu einer zentralen Identifikationsfigur und einem Märtyrer ihrer Bewegung. Nach ihm wurden von den Nationalsozialisten ein Segelschulschiff der deutschen Kriegsmarine sowie das Jagdgeschwader 26 der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg benannt.

Literatur

  • Manfred Franke: Albert Leo Schlageter, Prometh-Verlag 1980, ISBN 3-922009-38-7
  • Christian Fuhrmeister: Gegen Rechtslosigkeit, Verlumpung und Verweichlichung: Das Schlageter-Denkmal auf dem Kreuzberg bei Vechta (1924), in: Oldenburg JB 100, 2000, S. 113–135.
  • Joachim Kuropka: Schlageter und das Oldenburger Münsterland 1923/1933. Ein Markstein auf dem Weg zur Revolution des Nihilismus, in: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 1984, 85–98.