Herzogtum Nassau

von 1806 bis 1866 bestehender deutscher Staat, der zunächst Mitglied des Rheinbunds und ab 1815 des Deutschen Bundes war.
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Das Herzogtum Nassau wurde im Jahre 1806 gegründet und hatte eine wechselvolle Geschichte bis zur Auflösung im Jahre 1866.

Das Herzogtums Nassau wurde in einer der aufregendsten weltgeschichtlichen Abschnitte gegründet. Das Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation hatte zu Beginn des 19.Jahrhunderts nach 900 Jahren ein Ende gefunden und neue politische Ordnungen bildeten sich. Die Geografie Europas wurde grundlegend verändert.

Am [[17. Juli 1806 traten der Fürst Friedrich August von Nassau-Usingen und sein Vetter Fürst Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg dem Rheinbund bei. Im Gegenzug erhielt dafür Fürst Friedrich August, der Älteste des Hauses Nassau, die Herzogwürde. Beide Fürsten fällten sodann die Entscheidung, ihre beiden Fürstentümer zu einem Herzogtum zu vereinen. Dies wurde am 30. August 1806 vollzogen. Das Herzogtums Nassau wurde allein durch den Willen Kaiser Napoleons ins Leben gerufen, unterstützt und mitgetragen durch die Entscheidung der beiden Fürsten. Dies ohne jegliche Wahlen, Krönungen oder Einbezug der Untertanen. Die Entscheidung der Mächtigen gab Ihnen allerdings Recht, da mehr als 20 vorher selbstständige Teile und Territorien zusammengefügt wurden und aus säkularisierten und ehemals dem Reich unterstellten Gebieten samt unterschiedlichen Bekenntnissen, Interessen und Hoffnungen ein gemeinsames Land wuchs. Das prosperierende Herzogtum hatte knapp 300 000 Einwohner mit jeweils gleichen Teilen Lutheraner sowie Katholiken. Wiesbaden war mit rund 4000 Einwohnern die größte Stadt des Herzogtums, gefolgt von Limburg mit 2700 Bewohnern. Die Untertanen waren zumeist Bauern, Winzer oder Handwerker.

Die Grenzen des neuen Herzogtums Nassau verliefen entlang am Main und am Rhein. Es umfaßte das Gebiet zwischen Hoechst vor den Toren Frankfurts, Biebrich, Rüdesheim bis zur Lahnmündung, Montabaur, Hachenburg, Marienberg, Herborn, Dillenburg, Weilburg und Wetzlar - im groben entlang der Flüsse Main und Rhein bis nördlich an die Lahn.

Die neuen Herzöge erliessen erstaunliche, neue Gesetze wie zum Beispiel die Aufhebung der Leibeigenschaft (1806), die Einführung der Reise- und Niederlassungsfreiheit (1810) und eine grundlegende Steuerreform (1812). Entehrende Körperstrafen wurden aufgehoben und durch die Kulturverordnung förderte die eigenverantwortliche Verfügung über Grund und Boden.

Mit Gründung des Herzogtums 1806 gab es auch ein einheitliches nassauisches Heer. Es wurde von Napoleon, dem "Paten" des neuen Herzogtums, nach Belieben eingesetzt. Zunächst waren die Nassauer zum Beispiel Besatzungstruppen in Berlin (1806). Ein Regiment des neu aufgestellten Heeres musste für Napoleon in Spanien mehr als fünf Jahre kämpfen - es kamen nur die Hälfte der eingesetzten Nassauer zurück. Ebenso mussten die herzoglich-nassauischen Truppen in Russland antreten.

Nachdem sich das Herzogtum Nassau im deutsch-deutschen Krieg an die Seite Österreichs gestellt hatte, war es mit der Souveränität des Herzogtums Nassau vorbei. Es kam 1866 zu Preußen. Daran konnte auch der Sieg Nassaus über Preußen am 12. Juli 1866 vor den Toren Nastättens, in der Nähe von Wiesbaden, in der "Schlacht bei Zorn" nichts ändern, denn es handelte sich - für damalige Zeiten - nur um ein für den Kriegsverlauf unerhebliches Scharmützel.  Im Jahre 1868 wurde nach dem Deutschen Krieg zwischen Österreich und Preußen und den jeweiligen Verbündeten die preußische Provinz Hessen-Nassau aus dem ehemaligen Kurfürstentum Hessen-Kassel und dem ehemaligen Herzogtum Nassau  geformt.