Das Evangeliar Heinrichs des Löwen war vom Herzog als Geschenk für den Marienaltar des Braunschweiger Domes bestimmt. Es gilt als ein Hauptwerk der romanischen Buchmalerei des 12. Jahrhunderts in Norddeutschland. Im Auftrag des Herzogs entstand das Werk in der Benediktinerabtei Helmarshausen durch den Mönch Herimann. Das Braunschweiger Gotteshaus wurde seit 1173 errichtet, sein Marienaltar im Jahr 1188 geweiht. Die Entstehung des Evangeliars wird von einigen Wissenschaftlern um 1175 (Frühdatierung) vermutet, die Mehrheit geht jedoch davon aus, dass das Werk erst um 1188 (Spätdatierung) entstanden ist.
Das Buch mit dem Text der vier Evangelien wurde am 6. Dezember 1983 im Londoner Auktionshaus Sotheby’s für 32,5 Millionen D-Mark ersteigert. Den Kaufpreis brachten im Rahmen einer Gemeinschaftsanstrengung zur Sicherung nationalen Kulturgutes die deutsche Bundesregierung, die Bundesländer Niedersachsen und Bayern, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz sowie private Spender (v.a. aus Braunschweig) auf. Es war bis zum Erwerb einer Leonardo-da-Vinci Handschrift ("Codex Hammer") durch Bill Gates der teuerste Buchkauf der Welt.
Das einzige aus der Stauferzeit stammende und vollständig erhaltene Evangeliar mit 50 ganzseitigen Miniaturen wird in Wolfenbüttel (Herzog August Bibliothek) aufbewahrt.
Literatur
- Frank Neidhart Steigerwald: Das Evangeliar Heinrichs des Löwen; 1986; ISBN 3-7664-9213-6
- Hermann Josef Abs, Josef Fleckenstein, Dietrich Kötzsche: Evangeliar Heinrichs des Löwen. Dokumentationskassette; Frankfurt/Main 1998; ISBN 3-4581-4501-X
- Das Evangeliar Heinrichs des Löwen, herausgegeben von Dietrich Kötzsche (1988/89; Faksimile und Kommentarband)
- Elisabeth Klemm: Das Evangeliar Heinrichs des Löwen erläutert. Frankfurt am Main 1988 (insel taschenbuch 1121)