Marina Weisband
Marina Weisband (ukrainisch/russisch Марина Вайсбанд; * 4. Oktober 1987 in Kiew) ist eine deutsche Studentin, Künstlerin und Politikerin. Sie ist seit Mai 2011 politische Geschäftsführerin und Mitglied des Bundesvorstands der Piratenpartei Deutschland (PIRATEN).

Leben
Marina Weisband wuchs in Kiew auf. Im Jahr 1994 siedelte sie mit ihren Eltern im Zuge der Regelung für Kontingentflüchtlinge nach Deutschland über, wo sich die Familie in Wuppertal niederließ. Sie absolvierte dort ihr Abitur und studiert seit 2006 Psychologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster.[1][2] Nebenher betätigt sie sich als freischaffende Künstlerin.[1][2] Eine Auswahl ihrer Zeichnungen und Gemälde wurde 2009 in einem Kulturzentrum in Mülheim an der Ruhr ausgestellt.[3] Zudem engagiert sie sich in dem gemeinnützigen Wuppertaler Elternverein „3 x 3“ e. V. Seit November 2011 schreibt sie einen Blog auf FAZ.NET.[4] Weisband bezeichnet sich als gläubige Jüdin.[5] Sie lebt in Münster.[6]
Politik
Im Jahr 2009 trat Weisband der Piratenpartei bei. Gegenwärtig (2011) ist sie Mitglied des Kreisverbands Münster im Landesverband Nordrhein-Westfalen,[2] in Münster ist sie auch kommunalpolitisch aktiv.[7] Sie wurde auf dem Bundesparteitag 2011 in Heidenheim an der Brenz am 15. Mai 2011 als Nachfolgerin Christopher Lauers zur Politischen Geschäftsführerin der Piratenpartei Deutschland gewählt, das Amt entspricht dem des Bundesgeschäftsführers anderer Parteien.[8]
Weisband setzt sich für die „Vermittlung von demokratischen Grundwerten an Schüler und Jugendliche“ ein[7] sowie für selbstmotiviertes und freies Lernen.[2] „Gesunder Menschenverstand“ müsse auch im Jugendschutz durchgesetzt werden, denn „Kinder vor allem zu beschützen, schützt Kinder nicht“.[2] Bildung sei die „Grundvoraussetzung für die Wissensgesellschaft“.[9] Des Weiteren möchte Weisband die Anerkennung ausländischer Abschlüsse erleichtern.[2]
Als Reaktion auf eine Forsa-Umfrage vom September 2011, bei der die Piratenpartei bundesweit bei sieben Prozent lag und nach der die meisten Wähler in den Piraten eine Protestpartei sehen würden, sagte Weisband dem Nachrichtenportal news.de, „ihre Partei sei keine Protestpartei mit Dauer-Veto“, die Piraten hätten „konkrete Ziele wie zum Beispiel mehr Transparenz in der Politik“.[10][11]
Im Oktober 2011 nahmen mit dem Parteivorsitzenden Sebastian Nerz, dem Fraktionsvorsitzenden im Abgeordnetenhaus von Berlin Andreas Baum und Marina Weisband erstmals Angehörige der Piratenpartei an der Bundespressekonferenz in Berlin teil. Weisband nannte als Ziele der Partei vor allem „Bildung in allen Schattierungen – frühkindliche Bildung, Bildung als Voraussetzung für politische Teilhabe, Bildung als Bedingung für ein verantwortliches Leben“ sowie „Freiheit im Internet und Transparenz politischer Prozesse“.[12] Zudem gehe es den Piraten um einen „grundlegend veränderten Politikstil“.[13] Gefragt nach weiteren Unterschieden zu anderen Parteien sagte sie: „Wir bieten kein Programm, sondern ein Betriebssystem.“[14]
Im Zuge der Diskussion über den Umgang mit ehemaligen NPD-Mitgliedern in den eigenen Reihen distanzierte sie sich öffentlich vom Parteivorsitzenden Nerz und erklärte, dessen Rede von „Jugendsünden“ sei unpassend gewesen.[15]
Am 25. Januar 2012 gab Weisband ihren Rückzug aus der Parteispitze bekannt. Als Grund nannte sie gesundheitliche Probleme und den Wunsch ihre Diplomarbeit in Psychologie zu schreiben; dies sei aufgrund der Umstellung auf das Bachelor/Master-System nur noch bis 2013 möglich.[16][17] Sie will sich weiterhin innerhalb der Partei engagieren.
Nach ihrem Verzicht auf eine zweite Amtszeit teilte sie mit, dass sie während ihrer Amtszeit antisemitischen Beleidigungen ausgesetzt war.[18] In einem Interview erklärte sie, dies sei aber nicht ein Grund für ihren Rückzug. Als einen der Gründe nannte sie den unerwartet großen Erfolg ihrer Partei, sie sei ihm nicht gewachsen und brauche deshalb eine Pause. Außerdem sei es vereinbart gewesen, dass sie nur eine Legislaturperiode mache.[19]
Rezeption
Anlässlich des Programmparteitages der Piratenpartei im Dezember 2011 in Offenbach am Main schrieb Der Spiegel: „In Offenbach zeigt sich auch, wer der neue Star der Partei ist: Marina Weisband. […] und in Offenbach zeigt sich, wie wichtig Marina Weisband für den Zusammenhalt der Partei ist.“[20] Der Focus kommt zu dem Schluss: „Sie ist diejenige, auf die sich alle im Saal einigen können.“[21]
Weisband beklagte Mitte Dezember 2011 den sexistischen Umgang von Medienvertretern – darunter einer taz-Reporterin – mit ihr.[22] Das NDR-TV-Medienmagazin 'Zapp' berichtete im Januar 2012 über den Umgang von Medien mit Weisband.[23]
Weblinks
- Vorlage:IMDb Name
- Website von Marina Weisband
- Politische Website von Marina Weisband
- Talk mit Marina Weisband in der Programmreihe Plan B Talk beim WDR-Hörfunksender 1 Live vom 16. November 2011 (die Sendung ist online als Podcast-Download verfügbar; Länge: 40 Minuten) (Direktlink)
- spiegel.de: Fotostrecke
Einzelnachweise
- ↑ a b Vgl. Marina Weisbands Website: Hallo Welt, Ode an Wuppertal; jeweils abgerufen am 1. November 2011.
- ↑ a b c d e f Vergleiche Angaben über Marina Weisband auf der Webseite Benutzer:Marina im Wiki der Piratenpartei Deutschland; abgerufen am 1. November 2011.
- ↑ Vgl. Marina Weisbands Website: Vernissage; abgerufen am 15. November 2011.
- ↑ Blog „Salon Skurril“ auf FAZ.NET; abgerufen am 15. November 2011.
- ↑ „Zu Israel stehe ich neutral“. Interview mit Marina Weisband von Elke Wittich in: Jüdische Allgemeine vom 28. September 2011; abgerufen am 1. November 2011.
- ↑ Vergleiche Marina Weisbands Website: Über die Autorin; abgerufen am 1. November 2011.
- ↑ a b Parteitag der Piratenpartei Deutschlands abgeschlossen. Pressemitteilung der Piratenpartei Deutschland vom 17. Mai 2011; abgerufen am 1. November 2011.
- ↑ Vergleiche Merlind Theile: Piratenpartei. Kein Geschlecht, kein Problem. In: Der Spiegel Nr. 41/2011 vom 10. Oktober 2011, S. 30–31; PDF-Datei, 246,87 KB, abgerufen am 2. November 2011.
- ↑ Hubertus Volmer: Piratenpartei stellt sich vor. Die drei Fragezeichen. Bei: n-tv vom 5. Oktober 2011; abgerufen am 1. November 2011.
- ↑ (dpa): Parteien. Piraten auch im Bund auf Erfolgskurs: 7 Prozent. Auf: Focus Online vom 28. September 2011; abgerufen am 1. November 2011.
- ↑ Piratenpartei. „Wir schulden den Menschen Ehrlichkeit“. Interview mit Marina Weisband von Oliver Roscher auf: news.de vom 28. September 2011; abgerufen am 2. November 2011.
- ↑ Torsten Krauel: Piratenpartei. Politisch unfertig, aber mit sehr viel Stil. Auf: Welt Online vom 5. Oktober 2011; abgerufen am 1. November 2011.
- ↑ Piratenpartei in der Bundespressekonferenz. Etwas links, etwas mittig – sehr koalitionsbereit. Bei: tagesschau.de vom 5. Oktober 2011; abgerufen am 1. November 2011.
- ↑ Bastian Pauly, Christoph Spangenberg: Nach dem Scheitern von Rot-Grün. Piraten wollen über Regierungsbeteiligung verhandeln. In: Der Tagesspiegel vom 5. Oktober 2011; abgerufen am 1. November 2011.
- ↑ Manuel Bewarder: PIRATEN-Streit. „Das Wort ‚Jugendsünden‘ ist falsch gewählt“. Auf: Welt Online vom 14. Oktober 2011; abgerufen am 1. November 2011.
- ↑ Der Tag, an dem nichts wirklich passiert ist., in Marinas Lied(privater Blog), 25. Januar 2012, zuletzt abgerufen am 25. Januar 2012
- ↑ Spiegel Online: Ober-Piratin zieht sich aus Parteispitze zurück
- ↑ http://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_politik/article13840712/Rassistische-Mails-an-Weisband.html
- ↑ http://www.tagesschau.de/inland/weisband106.html
- ↑ Annett Meiritz und Fabian Reinbold: Parteitag: Piraten starten Angriff von links. In: Spiegel Online. 3. Dezember 2011, abgerufen am 15. Dezember 2011.
- ↑ Fabian Mader: Marina Weisband: Der neue Star der Piratenpartei. In: Focus Online. 3. Dezember 2011, abgerufen am 15. Dezember 2011.
- ↑ Meine Rolle in den Medien Posting von Frau Weisband am 12. Dezember 2011
- ↑ ndr.de: Polit-Neulinge: Erfahrungen mit Journalisten (Film von Daniel Bröckerhoff, 8 min.)
Personendaten | |
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NAME | Weisband, Marina |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Politikerin (Piratenpartei) |
GEBURTSDATUM | 4. Oktober 1987 |
GEBURTSORT | Kiew |