Burg Gebhardshagen

Burg in Niedersachsen, Deutschland
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Die Burg Gebhardshagen ist eine ehemalige Wasserburg in Salzgitter-Gebhardshagen. Mit ihrer ersten urkundlichen Erwähnung als Burg Hagen 1186 gehört sie zu den ältesten Wasserburgen im Braunschweiger Land. Nach kriegerischen Zerstörungen 1406 und während des Dreißigjährigen Kriegs wurde die Anlage jeweils wieder aufgebaut. Im 16. Jahrhundert wurde sie herzoglicher Gerichts- und Amtssitz. Nachdem die Burg ihre militärische Bedeutung verloren hatte, diente sie ab der Mitte des 17. Jahrhunderts bis 1986 als landwirtschaftliche Domäne.

Burg Gebhardshagen, Nordseite

Lage

Die Burg entstand am östlichen Fuße des bewaldeten Salzgitter-Höhenzuges an der Heer- und Handelsstraße Minden - Halberstadt. Die Straße führte von der Burg in Richtung Westen zunächst durch den damals als Hagen bezeichneten Wald und dann über einen Pass über die Erhebung.

Baubeschreibung

 
Burg Gebhardshagen mit dem Grauen Turm (A) rechts, dem Roten Turm (B) links und dem Vorwerk ganz links, Stich von Matthäus Merian um 1654/1658, zu dieser Zeit Sitz des Amtes Gebhardshagen
 
Grundriss 1768 und 2012

Bauliche Anfänge der Burganlage werden im 11. Jahrhundert vermutet. Die älteste, noch vorhandene Bausubstanz wird den Jahren um 1200 zugerechnet. Aufgrund der kriegerischen Zerstörungen 1406 und während des Dreißigjährigen Kriegs mit jeweilige Wiederaufbauten ist das ursprüngliche Aussehen der Burg nicht mehr bekannt. Sie dürfte von Wassergräben umgeben gewesen sein, die vom vorbeifließenden Mühlenbach gespeist wurden. Der frühere Amtsteich neben dem Burg, der im Zusammenhang mit der Befestigung und der Mühlenwirtschaft im Ort zu sehen ist, ist noch heute vorhanden.

Laut der Beschreibung von Matthäus Merian um 1654/1658 hatte die Burg Ausmaße von 75 x 45 m. Zu dieser Zeit verfügte sie mit dem Grauen und dem Roten Turm über zwei Türme. Sie sind ebenso wie ein Südwestflügel heute nicht mehr vorhanden. Weitgehend erhalten geblieben ist der rund 80 m lange Nordflügel mit dem Torhaus, der Burgscheune und dem fast 30 m langen Palas Im Rittersaal des Palas zeigt ein romanisches Doppelfenster nach außen. Dieser Burgteil wurde im 19. Jahrhundert als Böttcherwerkstatt genutzt, später als Kornlager. 1961 erhielt das Innere des Palas sieben Silos für Getreide, die die gesamte Gebäudehöhe einnehmen.

Der Ostflügel wurde 1906 erneuert. Heute gibt es an der Südseite des Burghofs ein größeres Herrenhaus, das früher der jeweilige Pächter und Amtsmann bewohnte. Im Südbereich gibt es heute eine Baulücke, die auf einem Lageplan von 1768 noch geschlossen war. Daran schließt sich heute ohne Abgrenzung die frühere Domäne mit ihren historischen Stall- und Wirtschaftsgebäude an. Zuvor befand sich hier wahrscheinlich als Vorläufer das Vorwerk.

Name

Namensgebend für die Burg, das Geschlecht derer von Hagen als Erbauer und den Ort Hagen (heute Gebhardshagen) war ein kleineres Waldgebiet am Salzgitter-Höhenzug, das seit dem Mittelalter als Hagen oder Hagenholz bezeichnet wurde. Darauf deuten auch alte Flurbezeichnungen in Ortsnähe, wie Hagenbach, Hagenkamp, Hagenholz. Am damaligen Rand des Waldes wurde die Burg Hagen angelegt, zu dessen Besitz der Wald gehörte. Er war Teil des ehemals großen Waldgebietes Hardeweg, das den Salzgitter-Höhenzug bis in die Ebene hinunter bedeckte und an dem die umliegenden Orte Holznutzungsrechte hatten.

Während des 14. Jahrhunderts, als die Herren von Bortfeld auf der Burg Hagen, saßen, wurde ihr Name erweitert. Der in der Familie häufige Vorname Gebhard trat hinzu, so dass die Burg Gebhardshagen hieß. Im Laufe der Geschichte gab es verschiedene Schreibarten des Namens, wie Gheverdeshaghen, Gebershagen, Gevershagen, Gefershag. Die Ansiedlung im Umfeld der Burg hieß bis ins 16. Jahrhundert Hagen und übernahm erst dann den Namen Gebhardshagen.

Geschichte

 
Rückansicht der Burganlage, Südseite

Als Erbauer der Burg wir das Geschlecht derer von Hagen angenommen. Es findet seine erste, nicht unumstrittene Erwähnung in einer Urkunde vom 17. Juni 1129, in der König Lothar III. einen Landtausch zwischen dem Domstift zu Goslar und dem Stift Riechenberg bestätigt. In dieser Urkunde wird erstmals ein von Hagen als Cuonradus de Indagine (lateinisch: Konrad von Hagen) genannt. Obwohl im südniedersächsischen Raum drei Geschlechter mit dem Namen Hagen überliefert sind, ist es wahrscheinlich, das es sich bei der Erwähnung 1129 um Konrad von Hagen von der Burg Hagen handelte, da es um eine Angelegenheit im benachbarten Lebenstedt ging.

Die erste urkundliche Erwähnung der Befestigungsanlage erfolgte 1186 als "Burg, die Hagen genannt wird" gemeinsam mit ihrem Besitzer, einem Ludolf von Hagen. Die Burganlage wurde zum Stammsitz derer von Hagen. Im Schutz der Befestigungsanlage entstand, vermutlich ausgehend von einer Vorburg, eine Burgsiedlung. Sie wurde 1235 mit der Nennung der Nikolaikirche erstmals urkundlich als Hagen erwähnt.

Nach dem Erlöschen des Geschlechts derer von Hagen 1280 ging die Burg Gebhardshagen in den Besitz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg über. Sie verpfändeten bei Geldnot die Burg zeitweise an andere Adelsgeschlechter, lösten sie aber stets wieder ein. Herzog Albrecht II. gab sie 1293 den Brüdern Gebhard und Ludolf von Bortfeld zum Lehen. Sie machten die Burg zu ihrem Hauptsitz. Das Lehen hatten sie bis 1354 inne und verlegten dann ihren Sitz auf Schloss Oelber in Oelber am weißen Wege, wo ihr Geschlecht 1686 erlosch. Die Burg Gebhardshagen gehörte ab 1354 dem welfischen Herzog Wilhelm II..

1373 erlangte der braunschweigisch-lüneburgische Herzog Otto I. die Burg und seine Familie behielt sie bis 1435 inne. 1396 wurde die Burg an die Brüder von Cramm und mit kleinen Unterbrechungen von 1404–1503 an die Familie von Salder verpfändet.

 
Innenhof der Burg

Am 22. Mai 1406 zerstörten Truppen des Hildesheimer Bischofs Johann III. von Hoya, Heinrich von Bortfeld und Burghard von Cramm, die Mauern der Burg Gebhardshagen und nahmen sie ein. Die herzoglichen Mannen Jan und Burchhard von Saldern wurden als Pfandinhaber beauftragt, den Roten und den Grauen Turm sowie das Zeughaus wieder aufzubauen. 1429 kam die Burg an die Herzöge Wilhelm I. und Heinrich II. von Braunschweig.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Gebhardshagen zuerst von den Kaiserlichen, dann von den Truppen des Herzogs Georg, darauf wieder von den Kaiserlichen und zuletzt von den Schweden berannt und zerstört. Bei der letzten Einnahme im Jahre 1637 wurde auch die Burg zerstört und niedergebrannt. Der Wiederaufbau erfolgte dann in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Danach hatte die Burganlage ihre militärische Bedeutung verloren und wurde seit dieser Zeit als landwirtschaftliche Domäne geführt. Dazu entstanden neue landwirtschaftliche Gebäude im südlichen Teil.

Gerichts- und Amtssitz

 
Früheres Amtswohnhaus

1539 wurde in der Burg ein herzogliches Justizamt eingerichtet, das die Gerichtsbarkeit über die näheren Dörfer ausübte. Das letzte vollstreckte Hinrichtung fand 1750 statt.

Mitte des 16. Jahrhunderts richtete Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig das Amt Gebhardshagen ein, das seinen Sitz in der Burg hatte. Dazu wurden Teile des Amtes Salder übertragen. Nach Engerode kamen 1542 Calbecht, Leinde und Lobmachtersen dazu, 1647 folgte Heerte. Der Amtmann war später gleichzeitig der Pächter der Domäne. Das Amt bestand bis 1807. Anfang des 19. Jahrhunderts während der französischen Besetzung gehörte das Gebiet des Amtes Gebhardshagen zum 1807 bis 1813 bestehenden Königreich Westphalen. Darin wurde es zum eigenen Kanton im Distrikt Braunschweig innerhalb des Departement der Oker. Nach dem Abzug und der Wiederherstellung des Herzogtums Braunschweig wurde das Amt nicht wieder eingerichtet.

Domäne

 
Historische Wirtschaftsgebäude der Domäne

Nachdem die Burg Mitte des 17. Jahrhunderts ihre militärische Bedeutung verloren hatte und der umgebende Wassergraben zugeschüttet war, diente sie als landwirtschaftliche Domäne. Die erste öffentliche Ausschreibung zur Verpachtung von Domäne und Amt Gebhardshagen schrieb Herzog Rudolf August 1671 aus. Den Zuschlag erhielt der Geheime Kammerrat und Kanzler Hermann Höpfner aus Kronstedt. Zahlreiche weitere Pächter folgten, die die landwirtschaftliche Produktion verbesserten und ausweiteten. Mitte des 19. Jahrhunderts bewirtschafteten nahezu 40 Arbeitskräfte rund 800 Morgen Ackerland. An Vieh gab es zu dieser Zeit etwa 30 Pferde, 60 Kühe, 50 Schweine und 1.100 Schafe.

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende der Monarchie beschlagnahmte der Freistaat Braunschweig die im Besitz des Welfenhauses stehende Domäne. 1926 erhielten die Welfen sie zurück und verpachteten sie erneut. Als der Pächter in den 1920er Jahren in finanzielle Schwierigkeiten kam, bewirtschaftete ab 1929 eine staatliche Verwaltungsgesellschaft aus Braunschweig das Anwesen. 1938 übernahmen die Reichswerke Hermann Göring die Domäne, die große Teile ihrer Ländereien für den Bau von Industrieanlagen und Wohnungen abgab. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte die Domänenanlage Nachfolgeunternehmen, wie die Salzgitter AG. Der landwirtschaftliche Betrieb ging in Folge der Nahrungsmittelknappheit der Nachkriegszeit weiter. Beschäftigt wurden vor allem Heimatvertriebene. Später entwickelte sich ein rationalisierter Großbetrieb, der 1986 stillgelegt wurde, da sich das besitzende Stahlunternehmen von branchenfremden Tätigkeitesfeldern trennte.

Heute

 
Sitz des „Fördervereins Wasserburg Gebhardshagen“ in einem früheren Domänengebäude

Seither 1986 befinden sich die teils sanierungsbedürftigen Gebäude von Burg und Domäne im Besitz der Stadt Salzgitter. Sie werden vom „Förderverein Wasserburg Gebhardshagen“ betreut, der in einem sanierten Gebäude auf dem Gelände seinen Sitz hat. Nach einer Restauration werden einige Gebäude genutzt, wie ein erweiterter Stall als moderne Turnhalle. Die Gewölbekeller im Herrenhaus der Burg können für private Feiern gemietet werden. Auf dem Gelände werden modernisierte Räume für Veranstaltungen genutzt. Auf dem Burghof findet regelmäßig Veranstaltungen, wie das Schützenfest und Musikkonzerte, statt. Außerdem dient er als Übungsplatz der freiwilligen Ortsfeuerwehr und als Aufenthaltsplatz für Jugendliche.

Literatur

  • Alfred Meinecke: Die Geschichte der Burg und Domäne Gebhardshagen, Salzgitter, 1988
  • Thomas Dahms: Die Hagen von Salzgitter-Gebhardshagen, Braunschweig, Gandersheim und des Klützer Ortes, Salzgitter, 2003
  • Reinhard Försterling: Die Burg Gebhardshagen in: Braunschweigische Heimat, 2/2005
Commons: Burg Gebhardshagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 52° 6′ N, 10° 22′ O