Baumwart

ein Beruf
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Baumwart bezeichnet einen Fachmann, der auf die Pflege und Erhaltung sowie den fachgerechten Schnitt und die Veredelung von Obstbäumen spezialisiert ist.

Ausbildung

Österreich

Die Ausbildung zum Baumwart erfolgt meist durch Kurse, die durch diverse Unternehmen und Vereine, wie z. B. der Obstbauversuchsanlage in St. Andrä im Lavanttal (Kärnten) angeboten werden. Die Kurse umfassen im Allgemeinen Theorie- und Praxisteile, in welchen den Auszubildenden die Grundlagen des Obstbaus, Schnitttechnik, Sortenkunde, Geschichtliches, Veredelung sowie ein umfassender Überblick über Schädlinge im Obstbau und deren Bekämpfung nahegebracht werden. Die meisten Kurse werden mit einer Prüfung beendet und viele Kursanbieter bieten den Absolventen danach ein Zertifikat mit der Berufsbezeichnung „Baumwart“ an.

Deutschland

Bis Mitte der 1960er Jahre war die Baumwartausbildung Teil der landwirtschaftlichen Fortbildung, die von den Landwirtschaftsämtern oder -kammern ausging. [1] Die abzulegende Prüfung war eine staatliche.

Heute (Stand: 2012) werden praktisch nur noch kommunale Baumwarte (ohne staatliche Prüfung) ausgebildet. Die Ausbildung dauert aber nach wie vor sieben Wochen [2] während zweier Jahre – es sollen zwei komplette Wachstumsperioden eingeschlossen sein.

Im Angebot des Landratsamtes Rastatt, welches ebenfalls kommunale Baumwartausbildungen durchführt, wird als Ziel zur Baumwartausbildung genannt: "Erlernen der fachgerechten Pflege von Obst- und Ziergehölzen sowie für Rasen- und Pflanzflächenpflege die notwendigen praktischen Fertigkeiten und theoretischen Kenntnisse." [3]

Allerdings erteilt das Landratsamt Rastatt nach bestandener Prüfung mit der Urkunde eine Bestätigung des Regierungspräsidiums Karlsruhe (Az. 34d-8412.35-3), wonach sowohl die Ausbildung als auch die durchgeführte Prüfung zum Baumwart dem früheren staatlich geprüften Baumwart vollumfänglich entspricht. [4]

Die Ausbildung sieht pro Ausbildungswoche jeweils einen Tag theoretischen Unterricht und vier Tage Praxisunterricht vor. Themen sind u. a.: Pflanzen von Bäumen und Sträuchern, Pflanzschnitt, Düngung, Jungbaumerziehung und -pflege, Anlegen von Strauch- und Baumscheiben, Pflanzenkrankheiten und -schädlinge, deren Erkennung und Bekämpfung (integrierter und ökologischer Pflanzenschutz), Kronen- und Erziehungsformen, Schnittzeiträume, Wundverschlüsse, Veredelungen und Umveredelungen, heimische und exotische Obstgehölze, Straßenbäume, kommunale Grünpflege, Behandlung von Ökobäumen (Totholz, Brut- und Nistmöglichkeiten usw.), Neophyten und Neozoen, invasive Neobiota sowie autochthone Arten, Natur- und Landschaftsschutz und vieles mehr.

Der Ausbildungsplan in der Region Odenwald bezieht zusätzlich zu den oben genannten Punkten noch Bodenpflege und Nachbarschaftsrecht mit ein.

Berufsanerkennung

In Österreich kann sich derzeit theoretisch jeder als Baumwart bezeichnen, da die Berufsbezeichnung noch nicht geschützt ist.

Unterschied zum Gärtner und anderen vergleichbaren Berufen

Der Baumwart unterscheidet sich vom Gärtner, Landschaftsgärtner, Landschaftsgestalter und Forstfacharbeiter dahingehend, dass seine Ausbildung und die damit erworbene Fachkenntnis schwerpunktbezogen und mehr oder weniger einzig und allein auf den Obstbau beschränkt ist. Innerhalb der Ausbildung zum Gärtner werden zwar die Grundlagen des Obstbaumschnittes gelehrt, beziehen sich aber meist nur auf die Wuchsform der Bäume. Ein Baumwart ist somit nicht automatisch auch Gärtner und umgekehrt. Jedoch können sich diese Berufe durchaus gegenseitig ergänzen.

Weiterführende Fortbildung

Viele Institutionen, welche die Ausbildung zum Baumwart anbieten, ermöglichen auch die Weiterbildung zum Kellerwart und/oder Winzer. Die Kopplung der Ausbildungen Baumwart und Winzer ist deshalb interessant, weil dadurch das Betätigungsfeld vom Obstbau auf den Weinbau ausgedehnt werden kann.

Aber auch der Pomologe, Most-Sommelier oder Streuobstpädagoge sind interessante Erweiterungen. Für viele Baumwarte sind solche Zusatzqualifikationen wichtig; durch sie werden nicht nur umfassende Kenntnisse der Obstverarbeitung und -veredelung gewonnen, auch der Naturschutzgedanke im Erhalt von Bäumen und Streuobstwiesen kann so weitergetragen werden.

Aufgabengebiet

Das Aufgabengebiet des Baumwarts erstreckt sich von der Betreuung des eigenen Gartens oder der eigenen Plantage bis hin zur gewerblichen Betreuung von Hausgärten und Streuobstwiesen. Da viele Kursabsolventen Landwirte sind, die sich die Fachkenntnisse hauptsächlich für den Eigengebrauch angeeignet haben, besteht eine immer größer werdende Nachfrage an Baumwarten zur Betreuung von Gärten, Grundstücken und Streuobstwiesen von Privatpersonen.

Zur Betreuung gehört nicht nur der fachgerechte Schnitt von Obstgehölzen, sondern u. a. auch das Düngen, Nachpflanzen von Jungbäumen, Krankheitserkennung (z. B. Feuerbrand) und Umveredelungen. Meist ist der Baumwart auch kompetenter Ansprechpartner in Fragen der Baumpflege allgemein sowie des Obstbaus im besonderen (Obstsorten und Befruchtersorten, Resistenzen und Unverträglichkeiten, Neuheiten und Anbauempfehlungen usw.)

Durch die Ausbildung von Fachwarten für Obstbau soll das notwendige Wissen für die Erhaltung und Entwicklung der regionalen Streuobstwiesen erhalten und ausgebaut werden.

Anmerkungen

  1. http://www.ulmer.de/Berufe-im-Umfeld-der-Obstwiesen,TUlEPTMyMTAmQUlEPTI3MzIzNSZVUE9TPTE.html
  2. dies entspricht 350 Unterrichtseinheiten, also "Stunden zu je 45 Minuten"
  3. http://www.landkreis-rastatt.de/servlet/PB/menu/1973259/index.html Link auf das Angebot der Obst- und Gartenbauberatung des Landkreises Rastatt zur kommunalen Baumwartausbildung
  4. http://www.landkreis-rastatt.de/servlet/PB/menu/1973259/index.html Link auf das Angebot der Obst- und Gartenbauberatung des Landkreises Rastatt zur kommunalen Baumwartausbildung

Siehe auch