Istanbul | |
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Bankenviertel von Istanbul | |
Basisdaten | |
Provinz: | Istanbul |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Höhe: | 40 m ü. NN |
Fläche: | 1.538,77 km² |
Einwohner: | 9.797.536 (2005) |
Bevölkerungsdichte: | 6.367 Einwohner/km² |
Telefonvorwahlen: | 0212 (europäischer Teil) 0216 (asiatischer Teil) |
Kfz-Kennzeichen: | 34 |
Stadtgliederung: | 27 Bezirke |
Offizielle Website: | www.ibb.gov.tr |
E-Mail-Adresse: | webmaster@ibb.gov.tr |
Politik | |
Bürgermeister | Mimar Kadir Topbaş |
Istanbul [türkisch İstanbul [ ]), das alte Konstantinopel, ist die größte Stadt der Türkei und wurde unter dem Namen Byzantion gegründet. Die eigentliche Stadt hat 9.797.536 Einwohner, in der Agglomeration leben 11.588.545 Menschen (Stand jeweils 1. Januar 2005).
] (Sie erstreckt sich sowohl auf der europäischen wie auf der asiatischen Seite des Bosporus und ist damit die einzige Metropole, die auf zwei Kontinenten liegt. Mit ihrer fast dreitausendjährigen Geschichte ist sie eine der ältesten noch bestehenden Städte der Welt. Istanbul ist das Kultur- und Wirtschaftszentrum der Türkei.
Es ist traditionell der Sitz des Patriarchen von Konstantinopel, zu dem einige orthodoxe Kirchen in der heutigen Türkei gehören und der als Oberhaupt der gesamten Orthodoxie anerkannt ist. Die Stadt ist Sitz eines armenischen Erzbischofs und des Erzbischofs der türkisch-orthodoxen Gemeinde.
Istanbul ist Universitätsstadt und beherbergt Bibliotheken, zahlreiche Museen sowie ausländische Kulturinstitute. Die Altstadt von Istanbul wurde 1985 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Geografie
Geografische Lage
Istanbul umschließt den südlichen Bosporus und wird von ihm in ein westliches, europäisches und ein östliches, asiatisches Gebiet geteilt. Das Goldene Horn, eine nach Westen verlaufende Bosporusbucht, trennt den europäischen Teil in eine südliche, zwischen Marmarameer und Goldenem Horn liegende Halbinsel mit dem historischen Istanbul und die an das historische Galata anschließenden nördlichen Stadtteile. Sowohl nach Westen als auch nach Norden und Osten hin ist Istanbul weit über die historischen Stadtteile hinaus in einer vehementen Ausdehnung begriffen. Im Südosten liegen die zu Istanbul gehörenden Prinzeninseln.
Die geografischen Koordinaten sind 41° 0' nördlicher Breite und 28° 57' östlicher Länge. Die eigentliche Stadt hat eine Fläche von 1.538,77 Quadratkilometer. Die Metropolregion Istanbul, die mit der Bodenfläche der Provinz Istanbul identisch ist, hat eine Fläche von 5.220 Quadratkilometer, was etwa doppelt so groß wie das Saarland ist.
Geologie
Istanbul liegt in der Nähe der großen so genannten nordanatolischen Störung, einem Grabenbruch, der sich vom nördlichen Anatolien bis zum Marmarameer zieht. Zwei Erdplatten, die afrikanische und die eurasische, stoßen hier aneinander. In den Hauptbebenregionen der Türkei ereignen sich aus diesem Grund in Abständen von wenigen Jahren starke Erdbeben.
Eines der katastrophalen Beben, verbunden mit einer gigantischen Flutwelle, die über die Seemauern der Stadt einbrach, ereignete sich 1509: Über 100 Moscheen wurden zerstört, mehr als 10.000 Menschen starben. Im Jahr 1766 wurde die Eyüp-Moschee vollständig zerstört. 1894 stürzten bei einem Beben weite Teile des Gedeckten Basars ein.
Für die nächsten zehn bis zwanzig Jahre prognostizieren Erdwissenschaftler ein Beben der Stärke von mindestens 7,0 auf der Richter-Skala. Die verheerenden Beben vom August 1999 mit dem Epizentrum bei Kocaeli mit 18.000 Toten und im Winter 2001 in der Provinz Afyon waren, so befürchtet man, lediglich Vorboten. Gründe für die verheerenden Auswirkungen sind die dichte Besiedlung, die Baumängel, teilweise verursacht durch Korruption, Schlamperei und Schwarzbauten.
Stadtgliederung
Hauptartikel siehe: Stadtteile von Istanbul
Istanbul gliedert sich in 27 Stadtbezirke: Adalar, Avcılar, Bağcılar, Bahçelievler, Bakırköy, Bayrampaşa, Beşiktaş, Beyoğlu, Beykoz, Eminönü, Eyüp, Esenler, Fatih, Gaziosmanpaşa, Güngören, Kadıköy, Kağıthane, Kartal, Küçükçekmece, Maltepe, Pendik, Sarıyer, Şişli, Tuzla, Ümraniye, Üsküdar und Zeytinburnu. Von den 27 Stadtbezirken befinden sich neun - Adalar, Beykoz, Kadıköy, Kartal, Maltepe, Pendik, Tuzla, Ümraniye und Üsküdar - im asiatischen Teil der Stadt, die restlichen 18 auf der europäischen Seite.
Das alte, im Süden der europäischen Seite gelegene Stadtzentrum Konstantinopels mit den Stadtteilen Eminönü und Fatih wird durch das Goldene Horn von den nördlicher gelegenen, jüngeren Stadtteilen getrennt und im Westen von der Theodosianischen Landmauer begrenzt.
Nördlich des Goldenen Horns befinden sich das europäisch geprägte Beyoğlu und Beşiktaş, wo sich der letzte Sultanspalast befindet, gefolgt von einer Kette ehemaliger Dörfer wie Ortaköy und Bebek entlang dem Ufer des Bosporus. Hier errichteten wohlhabende Istanbuler bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts luxuriöse Holzvillen, Yalı genannt, die als Sommerwohnsitz dienten.
Die auf der asiatischen Seite gegenüberliegenden Stadtteile Üsküdar und Kadıköy waren ursprünglich selbstständige Städte. Heute sind sie vor allem Wohn- und Geschäftsviertel. Auch auf dieser Seite liegen ehemalige Dörfer am Bosporus, die heute zu Stadtteilen oder -vierteln geworden sind.
Bedingt durch das starke Wachstum Istanbuls seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, machen den größten Teil der Stadtfläche heute moderne, im Hinterland errichtete Stadtteile aus. Sie wurden teilweise als Gecekondus errichtet und erst nach Jahren oder Jahrzehnten an die städtische Infrastruktur angeschlossen, wie zum Beispiel Gaziosmanpaşa westlich des Goldenen Horn. Konzernzentralen und teure Büro- und Wohnviertel enststehen vor allem im Norden auf Höhe der zweiten Bosporusbrücke oberhalb von Bebek in den Vierteln Levent und Etiler.
Klima
Das Frühjahr und der Herbst sind angenehm temperiert und daher die besten Zeiten, der Stadt einen Besuch abzustatten. Relativ hohe Temperaturen (jedoch deutlich weniger hoch als etwa an der türkischen Riviera oder in Griechenland) und eine hohe Luftfeuchtigkeit bestimmen die Sommermonate. Lediglich am Bosporus, wo immer eine leichte Brise weht, ist es auch dann angenehm. Der Winter ist durch wechselhaftes Wetter bestimmt: Es gibt frühlingshafte Sonnentage, häufig Regen und Kälteeinbrüche, manchmal auch Schneefälle.
Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 14,1 Grad Celsius, die jährliche Niederschlagsmenge bei 698 Millimeter. Der wärmste Monat ist der Juli mit durchschnittlich 23,2 Grad Celsius, der kälteste der Januar mit 5,4 Grad Celsius im Mittel. Der meiste Niederschlag fällt im Monat Dezember mit durchschnittlich 122 Millimeter, der wenigste im Juli mit 19 Millimeter im Mittel.
Monat | Höchsttemperatur | Tiefsttemperatur | Regentage | Sonnenstunden | ||
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Mittel | Absolut | Mittel | Absolut | (tägl.) | ||
Januar | 9 | 19 | 3 | 10 | 18 | 2,6 |
Februar | 9 | 24 | 2 | 10 | 15 | 3,3 |
März | 11 | 27 | 3 | 7 | 14 | 4,4 |
April | 16 | 33 | 7 | 1 | 9 | 6,6 |
Mai | 21 | 34 | 12 | 3 | 8 | 8,9 |
Juni | 26 | 37 | 16 | 7 | 5 | 10,8 |
Juli | 29 | 37 | 18 | 11 | 4 | 11,7 |
August | 29 | 49 | 20 | 10 | 3 | 11,3 |
September | 25 | 38 | 15 | 6 | 6 | 8,5 |
Oktober | 21 | 33 | 12 | 3 | 10 | 6,2 |
November | 15 | 27 | 9 | 7 | 13 | 4,6 |
Dezember | 11 | 22 | 5 | 11 | 17 | 2,3 |
Geschichte
Vorlage:Geschichte Istanbuls3 Zur Geschichte Istanbuls siehe auch die einzelnen Kapitel
Byzantion
Im Jahre 658 v. Chr. gründeten dorische Griechen aus Megara, eine Kolonie am europäischen Ufer des Bosporus, in einem ruhigen und geschützten Hafen. Wegen der günstigen geografischen Lage - durch die Meerenge am Bosporus ist das Schwarze Meer mit dem Marmarameer verbunden und dieses seinerseits mündet über die Dardanellen in das Mittelmeer - wurde Byzantion sehr bald ein bedeutendes Handelszentrum.
Im Jahre 513 v. Chr. eroberte der persische König Darius I. die Stadt. 324 n. Chr. vereinigte Konstantin I. beide Teile des Römischen Reiches und am 11. Mai 330 taufte er die neue Hauptstadt feierlich auf den Namen Neu-Rom. Sie wird jedoch später bekannter unter dem Namen Konstantinopel.
Konstantinopel
Unter Kaiser Justinian I. (483-565), dem einzigen Oberhaupt von Staat und Kirche, gelangte Konstantinopel zu Ruhm. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts hatte die geistige Spannung, in der das Abendland lebte, verbunden mit der Idee, die heiligen Stätten in Jerusalem von den "Ungläubigen" zu befreien, zum Gedanken der Kreuzzüge geführt. Im April 1204 eroberten die Kreuzritter Konstantinopel. Die Stadt wurde geplündert und zahlreiche Einwohner wurden ermordet, Kunstwerke von unschätzbarem Wert gingen unwiderruflich verloren. Auf rund 100.000 Einwohner reduziert, ihres früheren Ruhms beraubt, wurde die Stadt 1261 vom Byzantinischen Reich unter Michael VIII. zurückerobert.
Am 5. April 1453 begann die Belagerung Konstantinopels durch osmanische Streitkräfte unter Sultan Mehmed II. und am Morgen des 23. Mai wurde die Stadt besetzt. Die Macht des Osmanischen Reichs erreichte ihren Höhepunkt mit Sultan Süleyman I. (1520-1566), dessen Architekt Sinan das Stadtbild mit zahlreichen Moscheen, Brücken, Palästen und Brunnen prägte. Mit dem fortschreitenden Verfall des Osmanischen Einflusses in der Region und der Verkleinerung des Reiches bis Anfang des 20. Jahrhunderts, verfiel auch die Stadt.
Im Ersten Weltkrieg schlug sich das Osmanische Reich auf die Seite der Mittelmächte und verlor. Im Friedensvertrag von Sèvres vom 10. August 1920 wurde das Reich unter den alliierten Siegermächten aufgeteilt und musste gewaltige Gebietsverluste hinnehmen. Konstantinopel mit den Meerengen Bosporus und Dardanellen wurde zunächst von den Alliierten besetzt, vor allem Griechenland forderte die "Rückgabe" von Konstantinopel, die es zu ihrer neuen Hauptstadt machen wollte. Unter Mustafa Kemal, genannt Atatürk, begann ein Befreiungskrieg.
Konstantinopel verlor 1923 den Status als Hauptstadt der modernen Türkei an Ankara im zentralen Hochland Anatoliens, wohl auch, weil sich die neue Republik von der Tradition der Osmanen abgrenzen wollte: Sultanat und Kalifat wurden abgeschafft, die arabische Schrift wurde durch die lateinische ersetzt, ein an westlichen Idealen orientiertes Bildungssystem wurde installiert, ein allgemeines Wahlrecht (auch für Frauen: vor vielen europäischen Staaten) eingeführt.
Istanbul
Am 28. März 1930 wurde Konstantinopel auf Veranlassung von Kemal Atatürk in Istanbul umbenannt. Die Stadt behielt ihre kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung bei, was durch den regen Zuzug von Menschen aus Anatolien seit den 1950er Jahren noch verstärkt wurde. Gigantische Bauprojekte über und unter der Erde waren die Folge, die jedoch mit dem rapiden Bevölkerungswachstum nicht Schritt halten können. 1994 wurde der jetzige Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan als Kandidat der weit rechts stehenden RP Refah Partisi Bürgermeister.
Ende 2003 wurde die Stadt von einer Serie verheerender terroristischer Anschläge erschüttert. Am Samstag, dem 15. November, explodierte jeweils eine Autobombe vor Istanbuls größter Synagoge Neve Shalom sowie der davon fünf Kilometer entfernten Beth-Israel-Synagoge und beschädigten diese schwer. Etwa 20 Menschen kamen ums Leben, mehr als 250 wurden zum Teil schwer verletzt. Am darauffolgenden Donnerstag, dem 20. November, kam es zu einem weiterem Anschlag, diesmal auf das Gebäude der britischen HSBC-Bank und des britischen Konsulats. Dabei werden etwa 30 Menschen getötet, über 450 verletzt. Als Täter wurden im Nachhinein Islamisten ausfindig gemacht.
Entwicklung des Namens
Der ursprünglich thrakische Name Istanbuls, Byzantion, wurde später auf einen der legendären Gründer zurückgeführt. Aus Byzantion wurde unter den Römern Byzantium und im Laufe der Zeit Byzanz. Der Name Konstantinupolis, woraus im Deutschen Konstantinopel, im Englischen Constantinople wurde, stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Stadt des Konstantin". Die osmanische Variante des Namens lautet Konsţanţiniyye, im Armenischen ist es Gostantnubolis. Für die slawischen Völker (Russen, Serben und Bulgaren) hieß die Stadt Tsarigrad (Stadt des Zaren bzw. Kaisers).
Der heutige Name Istanbul entwickelte sich erst nach der Einahme der Stadt durch die Osmanen. Er leitet sich angeblich vom griechischen στήν Πόλι / stin Poli, "in die Stadt", ab. Die Zwischenform Stambul war während des 19. Jahrhunderts gebräuchlich. Aus der Gewohnheit ein "i" vor Wörter zu setzen, die mit zwei Konsonanten beginnen (zum Beispiel "İzmir" von Smyrna: Beim Zusammentreffen von "s"+"m" wird das "s" stimmhaft gesprochen und daher als "z" geschrieben und ein "i" vorangestellt) wurde aus Stambul das türkische İstanbul. Die Türken sprechen den Namen als "Istambul" [isˈtɑmbul] aus. Im Türkischen wie auch im Persischen werden die Konsonantenverbindungen "n"+"b" stets als "mb" ausgesprochen.
Aus anderen Quellen ist zu erfahren, dass das Wort "Istanbul" die türkische Verballhornung des Namens der Stadt (Kon-"stan"-tino-"pel" --> I-"stan"-"bul") ist, so wie das bei vielen anderen byzantinischen Städtenamen (z.B. Hadrianopolis zu Edirne, Ikonion zu Konya oder Nikomedia zu Izmit) auch geschehen ist. Eine weitere Deutung, die auf die Wortähnlichkeit zurückzuführen ist, leitet den Namen "Istanbul" von "islam bol" ab, was im Türkischen so viel bedeutet wie "viel Islam".
Religionen
Überblick
Das Stadtbild von Istanbul ist geprägt von Moscheen, Basaren und Palästen wie dem "Topkapı-Serail", aber auch von Kirchen und Synagogen, die überwiegend immer noch gut erhalten geblieben sind. Istanbul war und ist eine kosmopolitische Stadt. Der Vorschlag der Fundamentalisten, die "Hagia Sophia" - die heute als Museum genutzt wird - wieder in eine Moschee umzuwandeln, ist in der laizistischen Türkei bisher nicht durchsetzbar. Circa 80 Prozent der Bevölkerung Istanbuls bekennen sich zum Islam - in der gesamten Türkei sind es 89 Prozent.
Bedeutende religiöse Minderheiten sind die griechisch-orthodoxen Christen, die armenischen Christen, und die sephardischen Juden. In einigen Stadtteilen, wie zum Beispiel in Kuzguncuk, befindet sich gleich neben einer Moschee eine armenische Kirche, etwas weiter entfernt eine Synagoge, auf der anderen Straßenseite dann eine griechisch-orthodoxe Kirche. Zu den christlichen Gebetszeiten zweimal täglich um acht und 16 Uhr ertönen in Kuzguncuk die Glocken.
Muslime
Die Muslime sind die größte Religionsgruppe in Istanbul und spalten sich in unterschiedliche Glaubensrichtungen auf. Die meisten Muslime der Stadt sind Sunniten. Circa 15 bis 30 Prozent zählen sich zu den Aleviten und Alawiten (arabischsprachig). Letztere sind Anhänger eines liberalen Islam, die dem laizistischen Prinzip des Staates nahe stehen – näher als die meisten Sunniten. Laizismus bedeutet die Trennung von Staat und Religion. Die Aleviten fühlen sich aber trotzdem, genau wie die Christen, immer wieder vom Staat benachteiligt und diskriminiert. 1995 eskalierte die Spannung in Istanbul, als bei Auseinandersetzungen mit der Polizei mehrere Menschen ums Leben kamen.
1925 verbot Kemal Atatürk, Gründer der Republik Türkei, die damals zahlreichen und mitgliederstarken Derwisch-Orden. Die meisten der Anhänger des Sufismus, einer islamischen Mystik, agierten anschließend im Geheimen, manche von ihnen haben noch in heutiger Zeit eine große Anhängerschaft. Um dem noch immer gültigen Verbot zu entgehen, treten diese aber meist als "Kulturvereine" auf.
Christen
Die Stadt ist traditionell Sitz des ökumenischen Patriarchen, zu dem einige orthodoxe Kirchen gehören und Sitz eines armenischen Erzbischofs sowie des Erzbischofs der türkisch-orthodoxen Gemeinde. Der Alltag der noch in Istanbul lebenden armenischen und griechischen Minderheiten war nach dem Ersten Weltkrieg von Diskriminierung und ständigen Repressalien geprägt. 1942 kam es zur Einführung einer Besonderen Vermögenssteuer (varlik vergisi), im September 1955 zu regelrechten Pogromen. 1964 wurden schließlich alle Griechen ohne türkische Staatsangehörigkeit des Landes verwiesen. Die Zahl der Armenier in Istanbul umfasst daher heute nur noch etwa 60.000, die Zahl der Griechen beläuft sich auf 2.000. Neben den Levantinern gibt es auch eine kleine, verstreute Anzahl von Bosporus-Deutschen.
Juden
Die sephardischen Juden leben in der Stadt seit über 500 Jahren. Sie flohen im Jahre 1492 von der iberischen Halbinsel, als sie nach dem Untergang des maurischen Reiches gezwungen werden sollten, zum Christentum überzutreten. Der damals herrschende Sultan Beyazit II. (1481-1512) schickte einen großen Teil der osmanischen Flotte nach Spanien, um die sephardischen Juden zu retten. Mehr als 200.000 von ihnen, die sich nicht zum Christentum bekehren lassen wollten, flüchteten zunächst nach Tanger, Algier, Genua und Marseille, später nach Saloniki und schließlich auch nach Istanbul. Der Sultan gewährte damals über 50.000 dieser spanischen Juden Zuflucht im osmanischen Reich. In Istanbul sind die sephardischen Juden bis heute geblieben. Ihre Zahl wird auf etwa 20.000 geschätzt. Insgesamt 20 Synagogen sind in der Stadt zu finden, die wichtigste davon ist die 1951 eingeweihte Neve-Shalom-Synagoge im Stadtteil Beyoglu. In Istanbul sitzt der türkische Oberrabbiner (aktuell Ishak Haleva).
Entwicklung der Einwohnerzahlen
Obwohl Ankara die Hauptstadt des Landes ist, bleibt Istanbul wirtschaftlich und kulturell die größte und wichtigste Stadt der Türkei. Die Stadt am Bosporus erfüllt mit all ihren Problemen (Verkehrslärm, Luftverschmutzung), wie sie auch andere Städte dieser Größenordnung haben, alle UN-Kriterien für eine Megastadt. Die Einwohnerzahl der eigentlichen Stadt hat sich seit Anfang der 1980er Jahre bis heute verdreifacht.
Von den 9.797.536 Einwohnern dieser Kernstadt leben 6.486.993 im europäischen Teil von Istanbul und 3.310.543 auf der asiatischen Seite (Stand 1. Januar 2005). Die Gesamtfläche des Stadtgebietes beträgt 1.538,77 Quadratkilometer, davon liegen 1.001,54 Quadratkilometer auf europäischer Seite, die Bevölkerungsdichte dort beträgt 6.477 Einwohner je Quadratkilometer. Die Stadtfläche des asiatischen Teils beträgt 537,23 Quadratkilometer, die Bevölkerungsdichte dort 6.162 Einwohner je Quadratkilometer.
In der Metropolregion Istanbul, die mit der Bodenfläche der Provinz Istanbul identisch ist, leben 11.588.545 Menschen auf einer Fläche von 5.220 Quadratkilometern. Die Bevölkerungsdichte dort beträgt 2.220 Einwohner je Quadratkilometer, in den ländlichen Regionen außerhalb der Stadt sind es nur noch 487 Einwohner je Quadratkilometer. Etwa 70 Prozent der Bevölkerung Istanbuls sind durch Landflucht aus Anatolien zugezogen. Überwiegend aus Südost- und Ostanatolien kommend, erhoffen sich viele Türken in Istanbul eine neue Existenz, mit meist wenig Erfolg. Jedes Jahr entstehen dadurch am Stadtrand neueGecekondus, die mit der Zeit ausgebaut werden und sich zu neuen Stadtteilen gruppieren. Die Grenzen der Stadt werden immer weiter an die Peripherie gedrängt.
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1914 handelt es sich meist um Schätzungen, die je nach Forschermeinung um bis zu ± 50 Prozent variieren. Die Zahlen von 1927 bis 2000 sind Ergebnisse von Volkszählungen, 2005 einer Berechnung. Die Verdoppelung der Bevölkerung von Istanbul zwischen 1980 und 1985 ist neben Zuzug und natürlicher Bevölkerungszunahme auch auf administrative Maßnahmen zurückzuführen.
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Entwicklung der Wohnsituation
Zum Stadtbild gehören die typischen, in osmanischer Tradition gebauten, Holzhäuser. In ihnen läßt sich die Harmonie der verschiedenen Kulturen Istanbuls wiedererkennen. Durch das schnelle Wachstum der Bevölkerung wurden in den letzten Jahrzehnten in und um die Stadt zahlreiche hohe Neubausiedlungen gebaut. Diese verhindern heute, dass die vom Schwarzen Meer und Marmarameer kommenden Winde die Atemluft der Bewohner auffrischen.
Etwa zwei Drittel der Einwohner Istanbuls sind Landflüchtlinge. Ein Drittel von ihnen lebt in Marginalsiedlungen (Gecekondus), die in vielen Fällen im Laufe der Zeit an die öffentliche Versorgung angeschlossen worden sind. Und häufig wurden in den letzten Jahren auf deren Gebiet neue Wohnviertel errichtet.
Erfolge wurden seit Mitte der 1990er Jahre bei der Beseitigung des Müllproblems, der teilweisen Entschärfung der Verkehrssituation und der Verringerung der Luftverschutzung durch den Einsatz von Erdgas erzielt. Trotzdem gehören die Luft- und Wasserverschmutzung durch die zahlreichen Fabriken, Kraftfahrzeuge und privaten Haushalte (hohe Ozon- und Kohlenmonoxidwerte) und die Lärmbelastung durch den zunehmenden Verkehr weiterhin zu den wichtigsten Sorgen der Bevölkerung Istanbuls. Krankheiten wie Bronchitis, Asthma und Erschöpfung sind unter den Bewohnern der Stadt weit verbreitet. Besondere Probleme ergeben sich aus der oft direkten Nachbarschaft ärmerer Wohngebiete und der Industrie.
Politik
Bürgermeister von Istanbul ist Mimar Kadir Topbaş von der islamisch-konservativen Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (Adaletve Kalkınma Partisi, AKP). Die AKP wurde 2001 von Recep Tayyip Erdoğan, dem ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden der Wohlfahrtspartei (Refah Partisi, RP) als Nachfolgepartei des gemäßigten Flügels der kurz zuvor verbotenen islamistischen Tugendpartei (Fazilet Partisi) gegründet.
Topbaş siegte bei den Kommunalwahlen vom 28. März 2004 mit 45,84 Prozent der abgegebenen Stimmen und übernahm das Amt von seinem Vorgänger Ali Müfit Gürtuna (RP), der seit 12. November 1998 Bürgermeister war. Die Islamisten regieren Istanbul seit 27. März 1994, als sie die weltlichen Parteien bei den Kommunalwahlen besiegten. Der jetzige Ministerpräsident der Türkei, Recep Tayyip Erdoğan (RP), wurde für vier Jahre Bürgermeister der Stadt.
Für den Islamismus bedeutete dies einen triumphalen Sieg, für die weltlichen Parteien hingegen Konsternation und Besorgnis, zumal die RP auch in anderen Städten große Sympathien ernten konnte, unter anderem in Ankara. Die meisten Stimmen erhielt die RP in den Elendvierteln von Istanbul. Die Islamisten verteilten vor den Wahlen unter der dort lebenden armen Bevölkerung kostenlos Lebensmittel und boten verschiedene Dienstleistungen an.
In seinen vier Jahren als Bürgermeister von Istanbul erlangte Erdoğan eine erhöhte Popularität. Bereits bei seinem Amtsantritt präsentierte er seine islamisch geprägte Version von einer sauberen und anständigen Bosporus-Metropole, in der von nun an unter anderem Bordelle verboten und eigene Badestrände für Frauen eingerichtet würden. Durch die strukturierte Amtsführung und die Effizienz, mit der er die regionalpolitischen Angelegenheiten anging, gewann Erdoğan auch bei seinen politischen Gegnern Respekt.
Während seiner Amtszeit verschwanden beispielsweise die früher für Istanbul typischen Müllhaufen in den Straßen. Die notorischen Probleme mit der Wasserversorgung wurden behoben, sowie, in mühevoller Kleinarbeit, zusätzliche Grünanlagen geschaffen. Dispute um verschiedene Maßnahmen machten schnell spürbar, dass die RP ein religiös geprägtes, vom Koran inspiriertes Parteiprogramm hatte. Ein kompletter Umsturz der bisherigen Lebensweise in der „westlichsten“ und kosmopolitischsten Stadt des Landes, immerhin mit zehn Millionen Einwohnern bevölkert, ist bis heute allerdings unvorstellbar.
Städtepartnerschaften
Istanbul unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
Die bekanntesten Museen in Istanbul sind Topkapı Sarayı, ein ehemaliger Sultanspalast, das Archäologische Museum, das Museum für türkische und islamische Kunst, das Museum Istanbul Modern und der Dolmabahçe Sarayı, ebenfalls ein früherer Sultanspalast, der im 19. Jahrhundert im neubarocken Stil erbaut wurde.
Viele Nebengebäude der berühmten Moscheen wurden inzwischen in Museen verwandelt, die eindrucksvolle Einblicke in die Zeit der Osmanen gewähren. Es gibt auch noch weitere Kunstmuseen, bei denen es sich auch lohnt, sie zu besuchen. Die wichtigsten und wertvollsten Gemälde der Türkei, auch wertvolle Miniaturen sind in den Museen von Istanbul zu finden.
Bauwerke
Der römische Kaiser Konstantin der Große machte im Jahre 324 die Stadt Byzanz zu seiner neuen Hauptstadt, die später den Namen Konstantinopel erhielt. Wie Rom war auch Konstantinopel auf sieben Hügeln errichtet worden und früher von einer Stadtmauer umgeben. Die 413 von Kaiser Theodosius II. errichtete Theodosianische Landmauer ist heute überwiegend eine Ruine.
Das südlich und westlich des "Goldenen Hornes" - mit der Grabmoschee des Prophetengefährten Ayub (Eyüp Camii) - gelegene Stambul-Viertel ist der älteste Teil der Stadt. Nordöstlich von Stambul liegt das Geschäftsviertel Galata, das durch zwei Hängebrücken - die Galatabrücke und die Mehmet-Fatih-Brücke mit Stambul verbunden ist. Wohngebiete befinden sich unter anderem in Beyoğlu (Pera) und Üsküdar auf der asiatischen Seite des Bosporus. Beyoğlu ist ein altes Europäerviertel mit den ehemaligen Botschaften und dem von den Genuesern errichteten Galataturm. Die drei Kilometer lange İstiklal Caddesi ist der Boulevard für Restaurants, Cafés, Kinos und Geschäfte aller Art. Einige hundert Meter vor Üsküdar auf einer kleinen Insel im Bosporus liegt der Leanderturm (Kız kulesi, ,Mädchenturm‘), ein Leuchtturm aus dem 18. Jahrhundert.
Die antiken Ursprünge im heutigen Stadtbild sind teilweise noch zu erkennen. Das Hippodrom (At meydanı), das Konstantinsforum sowie verschiedene Ehrensäulen und -bögen sind erhalten geblieben. Eines der berühmtesten Gebäude in Istanbul ist die Hagia Sophia (Ayasofya Camii Müzesi, Kirche der Heiligen Weisheit) aus dem 6. Jahrhundert, eine ehemalige Kathedrale des Patriarchen von Konstantinopel und wichtigste Kirche der östlichen Christenheit. Sie wurde im 15. Jahrhundert in eine Moschee umgewandelt. Heute wird sie als Museum genutzt.
Eine Anzahl Bauwerke, die aus der Zeit des Osmanischen Reiches stammen - die Sultan-Ahmet-Moschee oder Blaue Moschee, die Süleymaniye-Moschee mit ihrem Stiftungskomplex und die Beyazıt Camii bei der Universität - spiegeln stilistische Einflüsse der Hagia Sophia wider. Die hohen, schmalen Minarette und die Ornamente im Inneren zeigen jedoch den türkischen Ursprung. Auch nichtmuslimische Besucher sind in den Moscheen willkommen, sollten jedoch während der Gebetszeiten draußen bleiben. Die meisten Moscheen haben Jahrhunderte lang Erdbeben getrotzt und sind in der Bauweise und Stabilität nahezu einmalig. Ein Besuch in einer Moschee ist für jeden Touristen ein Muss.
Am Ufer des Bosporus befindet sich das Dolmabahçe-Serail, das im 19. Jahrhundert Residenz geworden ist. Es gehört zu den vielen Bauten des „osmanischen Barock”, die im 18. Jahrhunderts unter westlichem Einfluss entstanden.
Weitere bedeutende Bauwerke der Stadt sind die spätbyzantinische Chora-Kirche (Kariye Camii), die Zisterne, der Versunkene Palast (Yerebatan Sarnıçı), Yedikule (die Burg der sieben Türme), der Valens-Aquädukt, der Camlica-Fernsehturm und der Endem-Fernsehturm. Einen Besuch wert sind auch der große Gedeckte Basar (Kapalı Çarşı) und der Ägyptische Basar (Mısır Çarşısı). Die gesamte Altstadt von Istanbul gehört seit 1985 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Freizeit und Erholung
Wegen der Verschmutzung des Meeres verschwanden in der Stadt gelegene traditionelle Badeorte allmählich, seit einigen Jahren jedoch eröffnen alte Plätze neu. Zu den beliebtesten Orten innerhalb der Stadt gehören Bakirköy, Küçükçekmece, Sarıyer und der Bosporus, außerhalb der Stadt sind es am Marmarameer die Prinzeninseln, Silivri und Tuzla sowie am Schwarzen Meer Kilyos und Şile.
Die Prinzeninseln (Kızıl Adalar) sind eine Inselgruppe im Marmarameer vor den Stadtteilen Kartal und Pendik. Mit ihren Kiefern- und Pinienwäldern, hölzernen, vom Jugendstil geprägten Sommervillen aus der Wende zum 20. Jahrhundert, Pferdekutschen (Motorfahrzeuge sind nicht erlaubt) und Fischrestaurants sind sie ein beliebtes Ausflugsziel. Sie sind mit Fährschiffen und Schnellfähren (Deniz otobüsü) von Eminönu und Kartal aus zu erreichen. Von den neun Inseln sind vier besiedelt.
Şile ist ein bekannter türkischer Badeort am Schwarzen Meer, 50 Kilometer von Istanbul entfernt. Die Winde und die Wellen sind rau und die Strömungen des Schwarzen Meeres nicht ganz ungefährlich. Seit den 1980er Jahren wurden Feriensiedlungen und Hotels ausgebaut. Außerhalb von Şile sind unberührte weiße Sandstrände zu finden, die zum Verweilen einladen.
Kilyos ist ein kleiner ruhiger Badeort unweit dem europäischen Eingang des Bosporus am Schwarzen Meer. Der Ort verfügt über gute Bademöglichkeiten und wurde in den letzten Jahren unter den Einwohnern von Istanbul als Ausflugsort populär. Kilyos bietet ein Ferienresort mit (Fisch-)Restaurants und Diskotheken.
Sport
Istanbul ist Heimat von vier Fußballvereinen, Galatasaray SK, Fenerbahçe SK, Beşiktaş JK und İstanbulspor AŞ.
Galatasaray Istanbul wurde seit 1939 15 mal türkischer Landesmeister und gewann im Jahre 2000 den UEFA-Pokal und den UEFA Super Cup. Der Verein spielt im Ali Sami Yen Stadion mit einer Kapazität von knapp 25.000 Plätzen. Eine moderne Arena, die das jetzige Stadion ablösen soll, ist bei Seyrantepe geplant. Sie soll Platz für bis zu 50.000 Zuschauer bieten. Galatasaray SK trägt seine internationalen Spiele im Istanbul Atatürk Olympiastadion aus. Das Stadion wurde 2004 als Fünfsternestadion ausgezeichnet und ist das zweitgrößte Fußballstadion in Europa. Galatasaray hat die meisten Anhänger in der Türkei.
Fenerbahçe Istanbul erspielte seit 1965 16 nationale Meistertitel. Die Heimspiele der Mannschaft finden im Stadion F. Sükrü Saraçoğlu im Stadtteil Kadıköy statt. Es bietet Platz für 55.000 Zuschauer. Trainer des türkischen Erstligisten ist seit Sommer 2003 Christoph Daum aus Deutschland.
Beşiktaş Istanbul trägt seine Heimspiele im İnönü-Stadion im Stadtteil Beşiktaş aus. Es hat ein Fassungsvermögen von 36.000 Plätzen.
Neben Fußball sind auch Basketball und Volleyball sehr populär. Es bestehen mehrere professionelle Klubs - im Basketball Efes Pilsen Istanbul und Ülker Istanbul sowie im Volleyball Eczacıbaşı Istanbul und Vakıfbank Istanbul - die in ihren eigenen Schulen die Spieler der Zukunft ausbilden. Golf, Schießen, Reiten und Tennis gewinnen immer mehr an Bedeutung, werden aber überwiegend von Ausländern und wohlhabenden Einheimischen betrieben.
Für Aerobic, Bodybuilding und Gerätegymnastik stehen zahlreiche Fitnessstudios zur Verfügung. Paintball gehört zu den neuen Sportarten, ist aber schon in zwei großen Klubs in der Nähe von Istanbul vertreten. Aikido und Yoga sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Es gibt mehrere Zentren in der Stadt, wo diese Sportarten ausgeübt werden.
Kulinarische Spezialitäten
In den zahlreichen Restaurants und Lokalitäten in Istanbul werden dem Gast Speisen aus internationaler und einheimischer Küche serviert. Letztere ist dabei sehr vielseitig und bietet für jeden Geschmack etwas. Die meisten einheimischen Lokale bieten ein Standard-Angebot von Mahlzeiten, die sich nur im Preis und der Dekoration unterscheiden. Nur in Üsküdar und Kadiköy kann man ein paar Restaurants mit osmanischen Gerichten finden.
In der Türkei werden die Mahlzeiten so zubereitet, dass sie nach der Hauptzutat schmecken und nicht von Soßen oder zu vielen Gewürzen überdeckt werden. Lamm- und Rindfleisch werden deshalb meistens gegrillt oder am Spieß (şiş) sparsam gewürzt serviert. Dazu gibt es entweder Kartoffeln, Salat und Reis oder Bulgur (grob geschroteter Weizen). Außer der Fastfood-Variante mit den dünn geschnittenen Döner-Scheiben im Brot (pide) gibt es viele andere Zubereitungsmöglichkeiten für Fleisch.
Aus Ostanatolien stammen die Variationen saç kebabı (geschnetzeltes Lammfleisch mit Champignons und Tomaten, in der Pfanne gebraten) oder patlican kebabı (mit Hackfleisch gefüllte Auberginen am Spieß). Geflügel gibt es überwiegend aus dem Ofen. In einigen, oft direkt am Bosporus gelegenen Restaurants dominieren Fisch und Meeresfrüchte die Speisekarte. Empfehlenswert sind fener balığı (Seeteufel), kalkan balığı (Steinbutt), levrek (Seebarsch), lüfer (Blaubarsch) und palamut (Thunfisch). Schmackhaft ist auch frischer Hummer (istakoz). Gern gegessen wird auch balık ekmeği (Fischbrot). Für die berühmte Schwarzmeersardine (hamsi) gibt es zahlreiche Möglichkeiten der Zubereitung: Die Auswahl reicht von Hamsi-Suppe bis zur Hamsi-Nachspeise.
Einkaufen
Zu den wichtigsten Einkaufszentren Istanbuls gehört die Galeria in Bakırköy (europäischer Teil). Das vollklimatisierte Gebäude beherbergt mehrere Kaufhäuser, Boutiquen, verschiedene Restaurants und eine Schlittschuhbahn. Das Akmerkez in Etiler (europäischer Teil) ist ein modernes Einkaufszentrum mit zahlreichen Filialen aller bekannten Marken, einer großen Auswahl an Boutiquen, einem Vergnügungszentrum mit Spielhallen, Kinos, Restaurants und Fastfood-Ketten. Das Capitol in Kadıköy (asiatischer Teil) besitzt viele hochwertige Läden, gastronomische Einrichtungen und Kinos.
Im täglich geöffneten Großen Basar kann man die Atmosphäre des historischen Istanbuls erleben. Er ist vollständig überdacht und beherbergt viele Hallen, Straßen und verwinkelte Gassen, in deren Geschäften verschiedene Waren wie Antiquitäten, Teppiche, Schmuck, Keramik und anderes verkauft werden. Ein weiterer großer Markt in Istanbul ist der Ägyptische Basar. Er wurde im Jahre 1660 auf Anweisung der Mutter des Sultans Mehmed IV. (1642-1693) errichtet. Dort wird wie in füheren Zeiten mit Gewürzen, Obst, Gemüse und Tieren gehandelt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Wirtschaft in Istanbul verzeichnete in den letzten Jahren, mit wenigen Ausnahmen, einen Aufwärtstrend. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs seit 1980 um durchschnittlich fünf Prozent pro Jahr. Die Asienkrise zwischen Juli 1997 und Anfang 1998 und die Krise in Russland zwischen August 1998 und Mitte 1999 war in allen Bereichen, besonders beim Export, zu spüren und zeigte negative Auswirkungen auf die Wirtschaft der Stadt, die zusätzlich noch mit Engpässen zu kämpfen hatte, die durch ein Programm zur Bekämpfung der Inflation und den damit verbundenen Sparmaßnahmen sowie eine Steuerreform verursacht wurden. Die türkische Regierung war gezwungen die durch das neue Gesetz verursachten Steuerschulden für einige Gläubiger zu stunden und ein Maßnahmenpaket zu verabschieden, das Förderungen für den Export vorsah.
Als trotz dieser Belastung etwa Mitte 1999 eine langsame Gesundung der Wirtschaft Istanbuls zu beobachten war, verursachte nach der Krise in Russland das Erdbeben vom 17. August 1999 mit Epizentrum bei Kocaeli östlich der Stadt den zweiten großen ökonomischen Schock. Neben den durch die Katastrophe verursachten Kapitalausfällen und den menschlichen Verlusten war auch ein Rückgang des BIP von etwa ein bis zwei Prozent zu verzeichnen.
Istanbul ist heute der beherrschende Markt und Umschlagplatz der Türkei. Das von Dienstleistungen beherrschte Wirtschaftsleben dominieren Börse, Großhandel, Verkehrs-, Bank-, Presse- und Verlagswesen. Es gibt mehrere Basare sowie moderne Geschäftsstraßen im westlichen Stil. Die handwerklichen und industriellen Betriebe produzieren vor allem Textilien und Nahrungsmittel. Daneben sind noch Leder- und Kunstlederwaren sowie keramische Erzeugnisse von Bedeutung. Auch der Bau von Bussen und Traktoren sowie Dieselmotoren ist ein bedeutender Wirtschaftszweig. Entlang dem Bosporus und dem Marmarameer sind neue Anlagen für die Industrie entstanden. Einer der wichtigsten Wirtschaftzweige ist der Fremdenverkehr: Das Angebot an Hotels ist groß, von stilvollen Luxusherbergen bis zu preiswerten Etablissements ist alles vorhanden.
Verkehr
Fernverkehr
Die Stadt ist ein bedeutender Knotenpunkt des Flug-, Eisenbahn- und Straßenverkehrs in der Türkei. Der Hafen Istanbuls ist der wichtigste des Landes. Der alte Hafen am Goldenen Horn dient vornehmlich der Personenschifffahrt. Istanbul verfügt über zwei internationale Flughäfen: Der größere ist Atatürk International Airport am Rande des europäischen Teils der Stadt bei Yeşilköy, der modernere ist Istanbul-Gökcen.
Die Metropole ist Endhaltestelle für alle Eisenbahnen auf der europäischen Seite und Ausgangspunkt für alle Züge in den asiatischen Teil des Landes. Über den Bosporus führt keine Eisenbahnstrecke, eine U-Bahn-Linie, die den Bosporus quert, ist im Bau und wird 2008 eröffnet. Von Istanbul aus fahren Busse in alle wichtigen Städte und Regionen des Landes. Das Autobahnnetz um Istanbul ist sehr gut ausgebaut und wird stetig erweitert. Es führen Autobahnen nach Ankara beziehungsweise Edirne und es gibt zwei Ringautobahnen.
Nahverkehr
Zwischen den beiden Kontinenten kreuzen Autofähren und Passagierschiffe den Bosporus. Für den Kraftfahrtverkehr existieren zwei Hängebrücken, die 1973 eröffnete Bosporus-Brücke mit 1074 Meter Länge und die Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke mit 1090 Meter, die 1988 dem Verkehr übergeben wurde. Beide Brücken gehören zu den längsten Hängebrücken Asiens. Eine Autofahrt in Istanbul stellt teilweise auch heute noch ein Abenteuer dar, wenn man bedenkt, dass sich einige Millionen Fahrzeuge auf den Straßen bewegen.
Über das Goldene Horn führen die Galatabrücke, die seit 1992 die alte 1912 errichtete Brücke ersetzt, und die Fatih-Brücke, über die die Umgehungsautobahn verläuft. Im innerstädtischen Verkehr spielen Schiffe und Busse eine wichtige Rolle. Ebenso aber auch eine moderne Metro von Aksaray zum Flughafen, eröffnet am 16. September 2000, eine moderne Straßenbahn von Findikli nach Zeytinburnnu, eröffnet am 3. September 1989, und natürlich immer noch die alte 574 Meter lange unterirdische Standseilbahn Tünel von Galata aus dem Jahr 1875, eine der ältesten Untergrundbahnen der Welt. Oberleitungsbusse verkehrten zwischen 1961 und 1984 in der Stadt.
Bildung
Istanbul beherbergt zahlreiche Universitäten, Hoch- und Fachschulen, Forschungsinstitute und Bibliotheken. Die bedeutendsten Universitäten sind die im Jahre 1453 gegründete Istanbul University, die Istanbul Technical University von 1773, die Boğaziçi University (gegründet 1863 als Robert College, ehemals die Amerikanische Universität in der Stadt, in der Englisch nach wie vor Lehrsprache ist), die Marmara University von 1883, die im Jahre 1911 eröffnete Yıldız Technical University und die 1996 neu eröffnete Fatih University.
Weitere wichtige Bildungseinrichtungen in Istanbul sind die Bahçeşehir University, die Beykent University, die Deniz Harp Okulu (Naval Academy), die Doğuş University, die Galatasaray University, die Haliç University, die Hava Harp Okulu (Air Force Academy), die Işık University, die Istanbul Bilgi University, die Istanbul Kültür University, die Istanbul Ticaret University, die Kadir Has University, die Koç University, die Maltepe University, die Okan University, die Sabancı University und die Yeditepe University.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
Aus Istanbul stammen viele Kaiser und Könige, Dichter und Denker sowie viele andere historisch wichtige Personen.
- Justinian I., byzantinischer Kaiser im 6. Jahrhundert
- Basileios II., byzantinischer Kaiser im 9./10. Jahrhundert
- Süleyman I., osmanischer Sultan im 16. Jahrhundert
Siehe auch: Liste der Söhne und Töchter der Stadt Istanbul.
Literatur
Einen für Ausländer unterhaltsamen Einblick in das Alltagsleben in Istanbul geben die im List-Verlag erschienenen Kriminalromane der englischen Autorin Barbara Nadel mit der Hauptfigur des Kommissars Cetin İkmen und seines Kollegen Süleyman.
- Bill Goodnow: Ballungsgebiete von Metropolen in Entwicklungsländern im Vergleich: Istanbul - Kalkutta - Djakarta, Reimer, 1992, ISBN 3880915814
- Hendrikje Kilian, Vera Trost: Historische Fotografien aus Istanbul, Edition Braus, 2001, ISBN 3926318910
- Wolfgang Müller-Wiener: Bildlexikon zur Topographie Istanbuls. Byzantion - Konstantinupolis - Istanbul bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts, Tübingen, 1977. ISBN 3-8030-1022-5.
- Wolfgang Müller-Wiener: Die Häfen von Byzantion - Konstantinopolis - Istanbul., Wasmuth Tbg., 1997, ISBN 380301042X
- Horst Nusser, Refik Turan, Susi Mayer: Istanbul als antike und islamische Stadt, Verlag Dr. Horst Nusser, 1990, ISBN 3861200511
- Steven Runciman: Die Eroberung von Konstantinopel 1453, C. H. Beck, 2005, ISBN 3406025285
- Susanne Schmidt: Arbeitsmigration in der Türkei: Hausmeister in den Kellern von Istanbul, 1997, ISBN 3825833380
- Stephane Yerasimos: Konstantinopel, Istanbuls historisches Erbe, Könemann in der Tandem Verlags-Gmbh, 2005, ISBN 3833114312