Innozenz III.

Papst
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Innozenz III. (* 22. Februar 1161 auf Kastell Gavignano bei Segni; † 16. Juli 1216 in Perugia) gilt als der bedeutendste Papst des Mittelalters. Der Name Innozenz bedeutet: der Unschuldige (latein.).

Überblick

 
Innozenz III.
Fresko im Kloster Sacro Speco, um 1219

Geboren wurde er als Lotario de Segni, als Spross einer bedeutenden römischen Adelsfamilie, der mehrere Päpste entstammen. Er studierte in Rom, Paris und Bologna und galt als einer der besten Kirchenrechtler seiner Zeit. 1187 wurde er zum Subdiakon und 1190 zum Kardinaldiakon von Santi Sergio e Bacco ernannt.

Zum Papst gewählt wurde er 1198 nach dem Tod von Coelestin III.

Nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI. war Friedrich II. als dessen Sohn zum deutschen König gewählt, jedoch nicht im Reich anerkannt worden. Stattdessen kam es zur Doppelwahl Philipps von Schwaben und Ottos IV. von Braunschweig. Friedrich selbst erhielt unter der Vormundschaft von Innozenz III. 1197 die Krone von Sizilien.

Innozenz schlug aus den deutschen Streitigkeiten zwischen Welfen und Staufern Vorteil und sicherte sich Ländereien des Kirchenstaats und bestand darauf, dass der Papst bei der Kaiserwahl das letzte Wort habe (Dekret Venerabilem 1202).

Innozenz rief 1198 den 4. Kreuzzug aus, der allerdings scheiterte. (siehe Kreuzzüge). Durch die Plünderung von Zara 1202 und von Konstantinopel 1204 nahm der Kreuzzug zudem einen katastrophalen Verlauf und trug beträchtlich zum endgültigen Schisma zwischen katholischer und orthodoxer Kirche bei.

Innozenz galt als unerbittlicher Verfolger der Häresie. Er sorgte für die Vernichtung der Katharer und anderer Abweichler in allen päpstlich kontrollierten Staaten. Unter der Führung von Simon IV. von Montfort erfolgte der Albigenserkreuzzug 1209, wobei die Kirche auf Innozenz’ Geheiß die Organisation übernahm. Besondere Beachtung fanden die Massaker an den Katharern von Béziers und Minerve.

Die Häretiker sollten der päpstlichen Linie folgen oder exkommuniziert werden. Dies war auch das Vorspiel der 1233 eingerichteten Inquisition. Allerdings machte Innozenz sich um die Integration bestimmter häresieverdächtiger Gruppen verdient. (Waldenser, Humiliaten, ebenso der Franziskaner und Dominikaner).

Im Jahre 1199 erließ Innozenz III. ein Verbot der Lektüre der Bibel bei nicht kirchlichen Zusammenkünften, was direkt gegen Gruppen wie die Waldenser und Katharer gerichtet war. Schließlich wurde auf den Synoden von Toulouse und Tarragona Laien der Besitz von Bibelübersetzungen verboten.

Im November 1215 eröffnete er das 4. Laterankonzil, wo er zum erneuten Kreuzzug in das Heilige Land aufrief, sowie 70 teilweise bis heute in der katholischen Kirche geltende Edikte verabschieden ließ.

Leben und Werk

Lotàrio von Segni wurde um die Jahreswende 1160/61 auf dem Kastell Segni in Gavignano (etwa 60 km südöstlich von Rom) als Sohn des Transmond de comitibus Signiae (Bagliani weist deutlich auf die nichtadlige Abstammung Transmonds hin) und der römischen Aristokratin Claricia Scotti geboren. An die schulische Ausbildung im St.-Andreas-Kloster in Rom schlossen sich Studien an der Pariser Universität bei dem berühmten Theologen Pierre von Corbeil und ein Studium der Juristerei und Kanonistik in Bologna 11781187 an. Auf die persönliche Weihe durch Papst Gregor VIII. zum Subdiakon im November 1187 folgt 1189 der Aufstieg zum Kardinaldiakon in Rom.

Während dieser Zeit entstehen drei Schriften, »De quadripartita specie nuptiarum«, »De missarum mysticis« und »De misera conditionis humanae«, deren letzte in dieser Aufzählung, »Über den elenden Zustand des Menschen«, verfasst 1194-1195, bereits die theoretische Grundlagen des späteren Pontifikats (»was Recht ist, was gebührt, was nützt«) und von Segnis Selbsteinschätzung in sich trägt. In diesem Werk hatte er sich über die Unvollkommenheit des menschlichen Daseins ausgelassen (»Aus Erde geformt, in Schuld empfangen, zur Strafe geboren, tut der Mensch Böses, das nicht gestattet ist, Schändliches, das sich nicht geziemt, Eitles, das nicht nützt, und wird schließlich zur Nahrung des Feuers, zur Speise der Würmer, zu einem Haufen Fäulnis […]«) und zugleich die Kleriker den Laien vorangestellt. Insbesondere die Stellung des Papsttums als dem Menschen übergeordnet (»der Papst jedoch ist geringer als Gott, aber größer als der Mensch«), zeugt von mehr als Selbstbewusstsein. Sah er sich selbst doch auch als »Vicarius Christi«, als Statthalter Jesu auf Erden, nicht mehr nur als Stellvertreter Petri.

»Owê, der bâbest ist ze junc. Hilf, hêrre, dîner cristenheit.« Walther von der Vogelweide mokierte sich hier 1201 über die Jugendlichkeit des neuen Papstes. Thomas Frenz zufolge war Innozenz mit einem Wahlalter von 37 Jahren aber sogar etwas älter als einige seiner Vorgänger im Amt. Allzu ernst sollte diese Klage Walthers nicht genommen werden, verweist Nolte doch auf »die Parteilichkeit des Sängers«, der sich seinen Lebensunterhalt unter anderem mit Lobpreisungen und politisch angehauchten Protestliedern finanzieren musste.

Nach seiner Wahl zum Papst im zweiten Wahlgang (im ersten blieb ihm die nötige Zweidrittelmehrheit versagt) am 8. November 1198, widmete Lotario, nun Innozenz III., seine Zeit vor allen Dingen der juristischen Fixierung des Pontifikats und zum zweiten der endgültigen Etablierung des Papsttums als weltliche Macht. Dieses Ziel versuchte Innozenz vor allem durch die Ausweitung des territorialen Besitzes des Kirchenstaates zu erreichen. Unter seiner Regie weitete sich der kirchliche Besitz durch »Rekuperationen« in Mittelitalien auf die doppelte Größe aus. Zu den wichtigsten Gebieten, die er als Patrimonium Petri beanspruchte, zählten die Toskana, die Mark Ancona und das Herzogtum Spoleto. Im Inneren sicherte er die Herrschaft durch geschickte Familienpolitik bzw. Nepotismus ab. Innozenz’ Vorgehen profitierte dabei in besonderem Maße von dem sich im Deutschen Reich seit 1198 entwickelnden Thronstreit zwischen Philipp von Schwaben und Otto IV.. Dieser Konflikt bestimmte weite Teile Innozenz’ Handelns bis zu seinem Tode.

Durch sein europaweites Engagement für die Stärkung der Kirche hatte es Innozenz bis 1212 zum Oberlehensherrn von Aragon, Portugal, Sizilien, Bulgarien und sogar England gebracht. Auf dem theologischen Gebiet befürwortete Innozenz die Kreuzzüge, verfolgte eine Politik der Förderung neu gegründeter Orden, wie die der Dominikaner und des Franz von Assisi und ging zugleich mit harter Hand gegen Ketzerbewegungen vor. Er starb am 16. Juli 1216 im Alter von 55 Jahren in der Nähe von Perugia und wurde in der dortigen Kathedrale beigesetzt. 1891 wurde sein Leichnam nach Rom überführt und von Papst Leo XIII. in San Giovanni in Laterano beigesetzt.

Siehe auch:

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