Der Begriff Typografie stammt aus dem griechischen »typos«, was Schlag, Abdruck oder Figur bedeutet und »graphein«, was malen, schreiben oder ritzen bedeutet.
Im engen Sinne ist Typografie die Gestaltung mit reproduzierbarer Schrift, also nicht die Gestaltung von Schrift. Im weiteren Sinne ist sie die als Kunst oder Handwerk verstandene Gestaltung eines Dokumentes mittels Schrift, Bildern, Linien, Flächen und Weißräumen. Man kann zwischen Mikrotypografie und Makrotypografie unterscheiden. Die Mikrotypografie oder Detailtypografie betrifft die Gestaltung des Satzes zwischen Buchstaben und Zeichen, Wörtern und Zeilen, d.h. Feinheiten der Zeichen-, Wort- und Zeilenabstände, den Buchstabenbildern, Trennungen und der Laufweite, während sich die Makrotypografie nach Hans Peter Willberg mit der Gesamtkonzeption, dem Format, Aufbau, der Gliederung und dem Verhältnis von Schrift zu Bild, der Schriftwahl und -größe und Auszeichnungen beschäftigt.
Die Typografie gibt es nicht, da sich die typografische Gestaltung, nicht zuletzt durch die erweiterten Aufgaben der Typografen durch das DTP, in viele Unterbereiche gliedern lässt: z. B. Werbetypografie, Webtypografie, Formulargestaltung, Buchgestaltung oder experimentelle Typografie.
Anwendung von Typografie
Typografie verdeutlicht und unterstützt durch die Form Inhalt und Zweck eines Werkes.
Ihr Ziel ist es, die Intention eines Textes dem Leser nahezubringen. In den meisten Fällen heißt dies, dass eine optimale Lesbarkeit erreicht werden soll, die es dem Leser erleichtert Informationen aufzunehmen. Aber auch das Gestalten des Kleingedruckten in Verträgen und das gezielte Hervorheben bestimmter Informationen bei Werbeprospekten gehört zu den Aufgaben der Typografie.
Möglichkeiten typografischer Gestaltung sind der Einsatz unterschiedlicher Schriftarten, Schriftgrößen und Auszeichnungsarten, die Wahl der optimalen Satzbreite, des Zeilenfalls, des Formates u. v. m.
Typografen bemühten sich stets, Normen für die gute Gestaltung von Druckwerken aufzustellen. Regeln für gute Typografie sind allerdings immer an den historischen Kontext und die technischen Möglichkeiten gebunden. Im Laufe der Zeiten haben sich viele Konventionen gebildet und verändert, die ein Gestalter bei der Wahl einer Schrift und der Gestaltung zu berücksichtigen hat. Diese sind nach Zeit und Ort verschieden.
So werden Anführungszeichen, Gedankenstriche, Satzzeichen, und Überschriften in verschiedenen Ländern der Welt, aber auch innerhalb Europas, mitunter sehr unterschiedlich dargestellt und behandelt.
In erster Linie soll aber die Information, die durch das Medium Text zwischen Autor und Leser stattfindet unterstützt werden. Demnach ist, beispielsweise, die Verwendung einer filigranen Schreibschrift für ein Warnschild schlecht, da hier der Informationsfluss behindert wird. Ebenso aber eine bunte, effekthaschende Auszeichnungsschrift für eine Trauerkarte, da diese nicht den gesellschaftlichen Konventionen entspricht. Allerdings kann die Wahl der Schrift auch einen Kontrast zur Aussage des Textes bilden, z. B. für den Umschlag des Romans »Schöne neue Welt«.
War Typografie seit Gutenberg Teil des Fachwissens der Drucker und Schriftsetzer, ist sie heute ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung von Grafikern, Mediengestaltern u. ä. Berufsgruppen. Allerdings kann heute jeder am Computer Schriftstücke erstellen und somit typografisch tätig werden. Ob Typografie eine Kunst im eigentlichen Sinn ist, ist unter Fachleuten umstritten. So behauptet z. B. Kurt Weidemann (u. a. Entwerfer der Hausschrift von DaimlerChrysler), dass Typografie als Kunst »belanglos« ist, da es ja auf Zurückhaltung zugunsten der Lesbarkeit und der angestrebten Wirkung des Schriftstückes beim Leser ankomme, und es eben nicht um eine Selbstverwirklichung des Gestalters gehe.
Geschichte der Typografie
Typografie gibt es schon, seit es Schrift gibt:
Typografie in Mesopotamien (3000-1700 v.Chr.)
Typografie in Ägypten (ab 3000 v. Chr.)
Typografie in China (ab 2600 v. Chr)
Typografie in Phönizien (ab 1700 v. Chr.)
Typografie in Griechenland (ab 1700 v. Chr.)
Typografie in den Islamischen Ländern (ab 800 n. Chr.)
Romanische Typografie (950-1230 n. Chr.)
Gotische Typografie (1230-1500 n. Chr.)
Typografie in der Renaissance (1400-1600 n. Chr.)
Gutenbergs 42-zeilige Bibel von 1455 hatte noch die besten gothischen Handschriften zum Vorbild. Doch schon 10 Jahre später erkannten venezianische Drucker, dass die neue Technik auch eine andere Formgestaltung ermöglichte. Sie schufen die erste Renaissance-Antiqua, die sich aus der mit Breitfeder geschriebenen humanistischen Minuskel herleitete. Man unterscheidet hier zwei Formen, die venezianische und die französische Renaissance-Antiqua. Deren bekanntester Vertreter war Claude Garamond. 1600 war die Renaissance-Antiqua die vorherrschende Buchschrift in Europa geworden. Sie zeichnet sich durch ein ruhiges, harmonisches und helles Schriftbild aus und hat ausgeprägte Ober- und Unterlängen. Durch ihre formalen Qualitäten und gute Lesbarkeit wird sie auch heute noch oft verwendet.
Barocke Typografie (ab 1590 n. Chr.)
Klassizistische Typografie (1760-1830 n. Chr.)
Typografie des Jugendstil (1890-1914 n. Chr.)
Futusistische Typografie (1910-1920 n. Chr.)
Expressionistische Typografie (1910-1925)
Dadaistische Typografie (um 1915)
Konstruktivistische Typografie (um 1920)
Elementare Typografie (um 1925)
siehe dort.
Typografie im 3. Reich (1933-1945)
Experimentelle Typografie (um 1965)
Typografie des neuen Funktionalismus (um 1980)
Zitate
- »Die Typografie ist eine spröde Geliebte, doch wer sich ernsthaft um sie bemüht, dem wird sie ihre ganze Schönheit offenbaren.« Günter Gerhard Lange, gefunden auf typolis.de
- »Die Typografie ist ein Mittel, vergleichbar der Sprache, mit der man Ideen, Gedanken und Gemütsbewegungen festhalten kann.« Raúl M. Rosarivo, gefunden auf typolis.de
- »Der Kalligraf ist ein Komponist, der Typograf ein Interpret.« Michael Bundscherer, gefunden auf typolis.de
- »Vollkommene Typografie ist eher eine Wissenschaft denn eine Kunst. Denn der sichere Geschmack, der das Vollendete auszeichnet, beruht auf einem klaren Wissen um die Gesetze harmonischer Gestaltung.« Jan Tschichold, gefunden auf typolis.de
- »Gute Typographie bemerkt man so wenig wie gute Luft zum Atmen. Schlechte merkt man erst, wenn es einem stinkt.« Kurt Weidemann, gefunden auf typolis.de
- »Typographie ist immer gut, wenn man sie nicht sieht (aber angenehm empfindet)«, gefunden im Typographie-Lexikon von Eberhard Dilba
- »Das Auge liest mit.« Friedrich Forssmann
Verweise
Antiqua-Fraktur-Streit, Aufstrich, Barrierefreies Internet, Bleisatz, Blindtext, Buch, Buchdruck, Buchdruckerwappen, Elementare Typografie, Grafikdesigner, HTML, Kalligraphie, Kursiv, LaTeX, Ligatur, Makrotypografie, Mikrotypografie, Paläografie, Schriftklassifikation, Schweizer Typografie, ß, TeX, Textauszeichnung, Webdesign, Webtypografie,
Liste bedeutender Typografen
- Giambattista Bodoni
- John Baskerville
- Morris Fuller Benton
- Lucian Bernhard
- Max Caflisch
- Otl Aicher
- Franz Ehrlich
- Roger Excoffon
- Adrian Frutiger
- Claude Garamond
- Eric Gill
- Johannes Gutenberg
- Rudolf Koch
- Heinz König
- Günter Gerhard Lange
- Aldus Manutius
- Stanley Morison
- Herbert Post
- Paul Renner
- Ilse Schüle
- Erik Spiekermann
- Jan Tschichold
- Georg Trump
- Kurt Weidemann
- Emil Rudolf Weiß
- Hans Peter Willberg
- Hermann Zapf
Literatur
- Duden Band 1: Die deutsche Rechtschreibung, Kapitel Textverarbeitung. 22. Auflage, Dudenverlag 2000, ISBN 3-411-04012-2.
- Eberhard Dilba: Typographie-Lexikon und Lesebuch für alle. 2. Auflage, Selbstverlag 2004, Download auf der Website des Autors.
- Friedrich Forssman, Ralf de Jong: Detailtypografie – Der Typo-Knigge. Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2002, ISBN 3-87439-568-5.
- Friedrich Friedl, Nicolaus Ott und Bernhard Stein (Hrsg.): Typographie – wann wer wie. Könemann Verlagsgesellschaft, Köln 1998, ISBN 3-89508-473-5.
- Ralf Herrmann: index schrift. Addison-Wesley, ISBN 3-8266-1379-1.
- Cyrus Dominik Khazaeli: Crashkurs Typo und Layout – Vom Zeilenfall zum Screendesign. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 1995, ISBN 3-499-19815-0.
- Philip Luidl: Desktop-Knigge. Setzerwissen für Desktop-Publisher. TLC The Learning Company 1994, ISBN 3-92180-385-3.
- Jan Tschichold: Die neue Typographie. Brinkmann und Bose 1987, ISBN 3-92266-023-1.
- Hans Peter Willberg, Friedrich Forssman: Die neue Lesetypographie. Ein Handbuch für die tägliche Praxis, nicht nur ein Lehrbuch. Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2003, ISBN 3-89261-186-6.
- Otl Aicher: "Typografie". Ernst & Sohn Berlin / Edition Druckhaus Maack, 1988
- Hans Rudolf Lutz: "Ausbildung in typografischer Gestaltung". Verlag Hans-Rudolf Lutz, Zürich 1987
- Hans Rudolf Lutz: "Typoundso". Verlag Hans-Rudolf Lutz, Zürich 1996
- Alex Sadkowsky: "Der Titel". Verlag Hans-Rudolf Lutz, Zürich 1993
- Emil Ruder: "Typographie". Verlag Niggli, Neuausgabe 2003
- Karl Gerstner: "Kompendium für Alphabeten". Verlag Niggli, Neuausgabe 1985
- Karl Gerstner: "Programme entwerfen". Verlag Niggli, 1964
- Josef Müller-Brockmann: "Rastersysteme". Verlag Niggli, 2. Auflage 1985
- Hans Rudolf Bosshard: "Typografie Schrift Lesbarkeit". Verlag Niggli, 1996
- Hans Rudolf Bosshard: "Der typografische Raster". Verlag Niggli, 2000
- Armin Hofmann: "Methodik der Form- und Bildgestaltung". Verlag Niggli, 4. Auflage 1988
- Erik Spiekermann: "Ursache und Wirkung: ein typografischer Roman". Verlag Hermann Schmidt, Mainz, Neuauflage
- Gerrit Noordzij: "Das Kind und die Schrift". Typografische Gesellschaft München, 1985
- Hans Peter Willberg, Daniel Sauthoff, Gilmar Wendt: Schriften erkennen Verlag Hermann Schmidt, Mainz, Neuausgabe 1996
Weblinks
- typemotion: Typo-Basics, diverse PDF-Anleitungen zum Thema
- www.schriftgrad.de
- http://www.typografie.info/portal
- http://www.typeFORUM.de
- Duden: Regeln für die Textverarbeitung (PDF)
- Typolexikon.de
- Typographie-Lexikon von Eberhard Dilba mit 136 Seiten, über 800 Hauptstichwörtern und über 50 Abbildungen (pdf-Datei)
- Bund für deutsche Schrift und Sprache e.V.