Jagdreiten ist das Reiten in geführten Gruppen („Jagdfeldern“) auf einer vorgegebenen Geländestrecke mit natürlichen und angelegten Hindernissen. Anders als die Parforcejagd ist Jagdreiten reiner Pferdesport, beziehungsweise Hundesport, es wird also kein Wild gejagt.


Schleppjagden sind ein Sport ohne Wettkampf. Im Mittelpunkt steht der gemeinsame Ausritt mit Hunden und anderen Reitern.[1] Bei Fuchsjagden gibt es mit dem Fuchsschwanzgreifen ein Wettkampfelement. Eine Besonderheit ist es, im Pulk querfeldein lange Strecken zu galoppieren und dabei springen zu können, was für gewöhnlich nicht gestattet ist, da Flurschäden verursacht werden könnten.[2] An Jagden können Reiter und Reiterinnen aller Altersgruppen gemeinsam teilnehmen. Die Teilnehmer sind gemischt, es gibt Freizeitreiter, die an einer Veranstaltung ohne Wertnoten teilnehmen möchten und Sportreiter, die nach der Turniersaison in der freien Natur reiten wollen.
Reitjagden
Es gibt Schleppjagden mit Hundemeute und Fuchsjagden, die ohne Meute geritten werden. Die meisten Jagden finden im Herbst statt. Die Länge der Strecke (meist 15–25 km), sowie Anzahl und maximale Höhe der Hindernisse werden in der Regel auf der Jagdeinladung bekannt gegeben, damit die Reiter sich und ihre Pferde entsprechend vorbereiten können. Auf der Jagdstrecke befinden sich natürliche und angelegte Hindernisse, wie Hecken, Gräben, Mauern, Zäune, Wasserdurchquerungen, Baumstämme. Zusätzliche Anforderungen sind Bergauf- oder Bergabklettern.
Die Jagdstrecke wird mit den Landbesitzern abgesprochen, so dass die Stoppelfelder noch nicht gepflügt sind und Wiesen vor der Jagd gemäht werden. Ein Reitverein, der unter dem Jahr die Belange der Landwirtschaft und der Waldwirtschaft beachtet, erhält eher die Erlaubnis für die Jagdstrecke.[3] Für den Bau der Hindernisse und die Bewirtung sind zahlreiche ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Es wird zunehmend schwieriger, Reitjagden zu veranstalten, da die fortschreitende Zersiedelung der Landschaft es erschwert, eine geeignete zusammenhängende Jagdstrecke zu finden. Insbesondere für Schleppjagden ist es wichtig, dass die Hunde ihre Arbeit ungestört verrichten können. Gute Voraussetzungen, das heißt große Flächen, finden sich oftmals noch bei Gütern, Schlössern oder ehemaligen Truppenübungsplätzen. Hier sind besonders lange Schleppen möglich. Der Organisationsaufwand für den veranstaltenden Reitverein ist vergleichbar mit dem Aufwand für ein Turnier. Bei grossen und anspruchsvollen Jagden sind, wie bei einem Turnier, Sanitäter anwesend.
Stelldichein
Beim Stelldichein begrüsst der Jagdherr die Jagdreiter und die Reiter bedanken sich für die Einladung. Der Jagdherr ist bei einer Vereinsjagd meistens das Mitglied des Reitvereins, das die Organistation der Jagd in die Hand genommen hat. Anschließend wird das Jagdgeld entrichtet, manchmal liegt ein Jagdbuch zur Eintragung aus. Bei Reitjagden wird meistens normale Turnierkleidung getragen, ein Reitjakett oder Jagdrock in einer gedeckten Farbe mit einem hellen Hemd oder Bluse mit Plastron, hellen Hosen, Stiefel und eine splittersichere Jagdkappe. Rote Röcke tragen in der Regel nur erfahre männliche Jagdreiter, dazu passen Stulpenstiefel. Die Equipage trägt dagegen die Meutenfarben, und oft einen Jagdrock aus Wolle mit langen Schößen.[4] Zum Stelldichein trifft sich das Jagdfeld auf einer Wiese oder dem Reitplatz. Die Jagdregeln und Besonderheiten der Jagdstrecke werden erklärt. Vor dem Aufbruch zur Jagd ruft der Jagdherr drei mal Horrido und die Jagdteilnehmer antworten jeweils mit „Jo-Ho“.[5]
Jagdregeln
Zu den Jagdregeln gehört, dass der Master, der das Feld führt, nicht überholt werden darf, damit die Hunde nicht gefährdet werden. Es muss Strich geritten werden, das heißt, das Jagdfeld darf nicht gekreuzt werden. Bei einer Verweigerung muss der Sprung sofort freigegeben werden, also zur Seite geritten werden, damit die nächsten Pferde springen können. Ein Pferd, das zum Ausschlagen neigt, muss mit einer roten Schleife im Schweif gekennzeichnet werden.[6]
Ablauf
edes Jagdfeld wird von einem eigenen Feldmaster geführt, der nicht überholt werden darf. Ein Feld sollte nicht größer als 20–25 Reiter sein. Im ersten Feld wird gesprungen, das zweite ist meistens ein Nichtspringer-Feld. Mitunter gibt es Felder mit einer einfacheren Streckenführung, in denen langsamer geritten wird, aus Rücksicht auf Ponys, ältere Pferde oder unerfahrene Reiter. Am Ende des letzten Jagdfeldes reitet ein Schlusspikör, der die Aufgabe hat Zurückbleibenden zu helfen. Nach der Hälfte der Jagdstrecke gibt es eine große Pause.
Reitjagden werden häufig von einer Jagdhornbläsergruppe begleitet.[7] Die Jagdhornbläser blasen Jagdsignale beim Stelldichein, an gut zugänglichen Stellen der Jagdstrecke, an denen die Hindernisse einsehbar sind und zu denen die Zuschauer geführt werden. Das Publikum wird zu den interessanten Aussichtspunkten meist in geländegängigen Fahrzeugen gefahren, mitunter gibt es auch einen Fahrdienst mit Kutschen. Die Bläsergruppe bläst zum Aufsitzen nach der Pause und zum Abschluss der Jagd.
Der gesellige Teil, das Schüsseltreiben oder Jagdgericht, direkt im Anschluss an die Jagd, beschließt die Jagd. Beim Jagdgericht büßen die Reiter Verstöße gegen die Jagdregeln (z. B. Weg abgeschnitten), indem sie eine Runde spendieren. Manchmal wird im Anschluss an die Reitjagd ein Jagdball veranstaltet.[8]
Besonderheiten der Fuchsjagd ohne Meute
Die meisten deutschen Reitvereine, insbesondere die ländlichen Reitvereine, veranstalten im Herbst, nach der Tuniersaison, eine Fuchsjagd.[9] Wiederum reitet der „Fuchs“ voraus. Die Rolle des Fuchses übernimmt zum Beispiel der erfolgreiche Jäger des Vorjahres oder der einladende Jagdherr. Die Reiter folgen dem Master in verschiedenen Feldern und überqueren dabei die Hindernisse. Am Ende der Jagd findet ein Fuchsschwanzgreifen statt. Das Fuchsschwanzgreifen kann auf verschiedene Art und Weise durchgeführt werden. Neuerdings gibt es beispielsweise die Fuchsschwanzsuche zu Fuß, die nach dem Ritt stattfindet.[5]
Fuchsschwanz an der Schulter
Der Fuchsschwanz kann an die Schulter des Fuchses geheftet werden. Nach dem Hornsignal „Jagd frei“ dürfen die Reiter den Master überholen und versuchen, die Lunte zu greifen. Der Fuchs kann durch Tempowechsel und Wenden ausweichen. Der Jäger oder die Jägerin muss dem „Fuchs“, von der linken Seite kommend, den Fuchsschwanz mit der rechten Hand von der Schulter abreißen. Der „Fuchs“ gilt dann als erlegt und die Jagdteilnehmer rufen zweimal "Halali". Wenn es zu lange dauert, kann der Fuchs den Fuchsschwanz auf den Boden werfen. Wer die Lunte zuerst aufhebt, hat sie gewonnen.
Fuchsschwanz an einem Busch
Der Fuchsschwanz kann am Ende der letzten Galoppstrecke an einen Busch gebunden werden – dann erwischt ihn der Reiter, der ihn rechtzeitig sieht und als erster vom Pferd aus geschickt zugreifen kann. Diese Variante ist besonders fair: Da die Reiter im schnellen Jagdgalopp plötzlich vom Fuchsschwanz überrascht werden, gibt es weder Gedränge noch einen Schlussspurt. Der erste Reiter hat keineswegs die besten Chancen, die Trophäe zu bekommen.
Fuchsschwanz an einer quer gespannten Leine
Als weitere Variante kann der Fuchsschwanz an einer quer gespannten Leine auf einem Stoppelacker aufgehängt werden. Am Ende der Jagd versammeln sich alle Teilnehmer und werden in mehrere ungefähr gleich große und gleich schnelle Gruppen eingeteilt (Ponys, Warmblüter, Vollblüter). Die Gruppen stellen sich nacheinander an den Start, galoppieren auf ein Zeichen hin los und versuchen den Fuchsschwanz zu greifen. Bei dieser Variante werden mehrere Fuchsschwänze verteilt.
Besonderheiten der Schleppjagd mit Meute
Ablauf einer Schleppjagd
Schleppe
Bei der Schleppjagd verfolgt die Hundemeute eine Duftspur (Schleppe). Ein Mitglied der Equipage übernimmt die Rolle des Fuchses und legt die Schleppe. Nachdem die Spur gelegt wurde, sollte möglichst niemand mehr über die Spur reiten, bis die Hunde vorbei sind, da die Hunde dazu neigen, der frischesten Spur zu folgen. Die Meute wird von den Pikören der Equipage begleitet. Mit etwas Abstand folgen die Reiter dem Master in verschiedenen Feldern und überqueren dabei die Hindernisse.
Meute
Jede Meute ist auf eine bestimmte Art von Schleppe, Scent genannt, trainiert. Das können die Trittsiegel des Schleppenleger-Pferdes sein[10], oder eine Duftstofflösung, welche der Schleppenleger aus einem Kanister an seinem Sattel tropfen lässt (siehe Bild mit Schleppenlegerin). Als Schlepplösung wird Wasser mit einigen Tropfen Duftstoff, beispielsweise Heringslake, Terpentin, Pansenlauge oder Anis verwendet.[11] Der Vorteil des künstlichen Scent ist, dass es kein üblicherweise vorkommender Geruch ist, die Hunde also nicht so leicht von ähnlichen Düften abgelenkt werden. Für eine auf Trittsiegel trainierte Meute, muss dafür kein Kanister mitgenommen werden.
Häufig werden English Foxhound, Francais Tricolore, Beagles und Harrier verwendet. Die Meute gehört zu einem Meutenverein,[12] oder einem privaten Meutenhalter,[13] der die Hunde züchtet, ausbildet, trainiert und sich das ganz Jahr um die Hunde kümmert. Die Meutenhunde werden in Gruppen in Zwingern gehalten. Die Equipage trägt während der Jagd die Verantwortung für die Hunde. Wenn ein Hund dennoch zurückbleibt und ins Feld gerät, besteht die Gefahr, dass der Hund zwischen die Pferdebeine gerät. Fast alle Pferde vermeiden es von sich aus auf einen Hund oder einen Menschen zu treten, solange sie nicht auf der Flucht sind. Eine Meute soll laut und geschlossen jagen. Sie soll fremdhundesicher, schnell und spurtreu sein, das heißt, sie soll möglichst nur die gewünschte Schleppe verfolgen und sich nicht von Wildspuren, die immer wieder die Jagdstrecke kreuzen, ablenken lassen.
Aufbruch zur Jagd
Es wird im Schritt losgeritten, bis die Pferde warm sind. Auf geeignetem Gelände wird die erste Schleppe für die Hunde gelegt. Die Hunde werden noch von den Pikören im Kreis zusammengehalten, indem sie ihre Hetzpeitschen hin und her bewegen und damit einen imaginären Zaun um die Meute bilden. Wenn der Schleppenleger genügend Vorsprung hat, werden die Hunde frei gelassen und folgen mit Geläut (Bellen) der Schleppe. Wenn die Hunde sicher auf der Schleppe sind, wünschen sich die Reiter gegenseitig gute Jagd, und das Feld folgt den Hunden. Da Meutenhunde sehr schnell sind, wenn sie einer Spur folgen, wird eine Schleppe im zügigen Jagdgalopp geritten, solange das Gelände es zulässt. Auf der Schleppe befinden sich die Hindernisse. Am Ende der Schleppe sammeln die Piköre die Hunde wieder in einem Kreis. Die Hunde bekommen zu Wasser (Stopp).
Halali und Curée
Am Ende der Jagd auf dem Halai-Platz ziehen die Reiter den rechten Handschuh ab, schütteln sich gegenseitig die Hand und sagen dazu „Halàli Halàli“. Ursprünglich wurde nur mit dem Handschuh „gewunken“, was auch den Vorteil hatte, Unfälle durch z. B. schlagende Pferde zu vermeiden. Die Reiter stellen sich im Kreis um Hunde und den Jagdherrn, der noch einige Worte zum Jagdtag spricht. Danach steigen die Reiter zum Dank an die Hunde ab, die männlichen Reiter ziehen die Kappe und die Hunde erhalten ihr Curée, meistens einige Rinderpansen. Jeder Reiter bekommt vom Jagdherren oder der Jagdherrin einen Bruch mit den Worten „Waidmanns Heil“ gereicht und nimmt ihn mit „Waidmanns Dank“ entgegen. Vor dem Hubertustag werden meist Eichenbrüche, nach dem Hubertustag dagegen Tannenbrüche verteilt. Jagdhornbläser blasen „Fuchs tot“ und „Halali“. Danach können die Reiter wieder aufsitzen und nach Hause reiten, und ihre Pferde und Hunde versorgen.
Schleppjagden in anderen Ländern
Auch in England, Schottland, Wales, Irland, Frankreich, Polen, Amerika und den Niederlanden werden Schleppjagden durchgeführt.
In Großbritannien werden für Schleppjagden vorwiegend Foxhounds und Bloodhounds verwendet. Der Schleppenleger startet ungefähr 20 Minuten vor dem Feld und legt die Schleppe mit einem mit Duftstoff getränkten Kaninchenfell, das hinterher geschleppt wird.[14] Die Bloodhounds folgen dann den Trittsiegeln Schleppenlegers.[15] Foxhounds sind schneller, Bloodhounds hingegen spurtreuer und fallen außerdem durch ihre imposante Erscheinung auf. Die Meute wird vom Huntsman und den Pikören geführt. Es werden meist acht bis 15 Koppeln (Hundepaare) verwendet, während bei der traditionellen Fuchsjagd typischerweise 17 Koppeln verwendet werden.
Es werden zwischen drei und sechs Schleppen gelegt, die je nach Gelände zwischen drei und acht Kilometer lang sind. Je nach Befinden von Pferd und Reiter kann zwischen den Schleppen die Jagd abgebrochen werden, wohingegen in Deutschland meist nur bei der großen Pause eine günstige Gelegenheit ist die Jagd abzubrechen.
Die Jagdregeln sind gleich wie in Deutschland, zusätzlich werden junge Pferde, deren Verhalten im Jagdfeld noch nicht abschätzbar ist, mit einer grünen Schleife im Schweif gekennzeichnet.[16] Auch ist der Dresscode je nach Meute komplizierter als in Deutschland, da nicht nur die Farbe des Rockes, sondern zusätzlich noch Farbe der Knöpfe und des Kragens vorgegeben sind. Tweed-Jacketts sind für die meisten Gelegenheiten passend.[17]
Hubertusjagd
Unter einer Hubertusjagd wird in Deutschland eine Jagd verstanden, die am Hubertustag, dem 3. November, abgehalten wird. An diesem Tag werden besonders viele Fuchs- und Schleppjagden durchgeführt. Den Brauch, am Hubertustag eine Reitjagd oder Reiterspiele abzuhalten, gibt es nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern. In manchen Sprachen hat "Hubertusjagd" die Bedeutung der Reitjagd ohne Hunde, wohingegen "Fuchsjagd" in der jeweiligen Landessprache die Parforcejagd meint. Nicht in allen Ländern ist die Schleppjagd bekannt, so dass in diesen Ländern häufig von einer Parforcejagd ausgegangen wird, sobald Hunde im Spiel sind.
In Dänemark wird bei der traditionellen Hubertusjagd der Fuchs durch zwei Reiter ersetzt, die einen Fuchsschwanz an die Schulter geheftet haben. Sowohl Männer als auch Frauen reiten im roten Rock. Es gibt eigene Vereine, die den Brauch der dänischen Hubertusjagd pflegen.[18] Auch in Schweden gibt es am Hubertustag große Veranstaltungen mit teilweise über 100 Reitern und Reiterinnen. Bei den Hindernissen werden einfachere Alternativen angeboten. [19] In Polen hat sich die Verehrung des heiligen Hubertus im 18. Jahrhundert eingebürgert, erste Hubertusjagden wurden aber erst nach dem Ersten Weltkrieg durchgeführt. Sie haben den Charakter von Reiterspielen und werden meist auf einer großen Wiese durchgeführt, damit die Zuschauer eine gute Sicht haben. Der Master führt das Jagdfeld an, wenn er die Jagd mit dem Ruf „Fuchs“ freigibt, beginnt das Fuchsschwanzgreifen. Die Rolle des Fuchses spielt der Sieger des Vorjahres mit einem Fuchsschwanz am linken Arm. [20]
Geschichte des Jagdreitens
fürstliche Parfocejagd 17. und 18. Jahrhundert
Die Schleppjagd hat sich aus der Parfocejagd entwickelt. Die Parforcejagd ist die Hetzjagd mit Hunden und Pferden auf lebendes Wild. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde sie mit großem Prunk vom hohen Adel ausgeübt. Die fürstliche Parforcejagd kam durch die napoleonischen Kriege in Deutschland und Österreich zum Erliegen und es dauerte fast ein halbes Jahrhundert bis es wieder zahlreiche Meuten gab.
Ursprünge der Schleppjagd in Großbritannien
In Großbritannien wurden die Hundemeuten durch Kriege nicht in diesem Masse beeinträchtigt. Der Ursprung der Schleppjagd liegt darum auch in Großbritannien. Eine traditionelle englische Fuchsjagd besteht aus stundenlangem Warten, bis die Hunde einen Fuchs ausfindig gemacht haben, dann folgt ein schneller Galopp mit vielen Sprüngen von einer Weide auf die nächste, bis der Fuchs entweder gestellt wird oder entwischt. Eine solche Verfolgung dauert meist nicht länger als eine halbe bis eine ganze Stunde. Dann muss wieder gewartet werden, bis die Hunde vielleicht noch einen weiteren Fuchs aufstöbern. Insgesamt geht ein solches Jagdmeeting ungefähr sechs Stunden. Wenn bei einer solchen Jagd schon mehrere Stunden verstrichen sind und die Hunde noch keinen Fuchs aufgestöbert haben, dann wünschen die zahlenden Jagdgäste einen schnellen Galopp. In einer solchen Situation konnte ein Pikeur unauffällig eine Schleppe zu einem Gebüsch legen und dort warten. Die Hunde wurden losgelassen, die Jagdgäste bekamen ihren Galopp und wenn die Jagd bei dem Dickicht endet, sagte der Pikeur, dass der Fuchs leider im Bau verschwunden sei.[21] Auch zum Einjagen der Hunde wurden Schleppen gelegt. Eine reine Schleppjagd-Meute wurde 1855 in Cambridge gegründet.[22] Seit dem Verbot der traditionellen Fuchsjagd in Großbritannien hat sich die Zahl der Schleppjagdmeuten ungefähr verdoppelt.[23] [24]
Meuten in Deutschland und Österreich im 19. Jahrhundert
Die neugegründeten deutschen und österreichischen Meuten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren vorwiegend klein, sportlich und zweckorientiert. Sie waren in der Hand des Landadels, des Militärs und zunehmend auch des erstarkenden Bürgertums. Die Parforcejagd in der freien Landschaft war im dichtbesiedelten Deutschland des 19. Jahrhunderts kaum mehr möglich. Daher wurden meist mehrere Schleppen auf geplanten Routen gelegt, bevor dann zum Abschluss Kastenwild ausgesetzt wurde, das die Hunde in einem letzten Run stellen sollten. Kastenwild war Wild, das in einem Kasten transportiert wurde. Es wurde entweder in einem Wildpark aufgezogen, oder im Voraus eingefangen.[25] 1867 veranstaltete das Militärreitinstitut Hannover mit seiner Fox Hound Meute Schleppjagden.[26] 1886 gründeten Offiziere den Hamburg-Wandsbeker Schleppjagdverein.[27] In Hannover wurden vor dem ersten Weltkrieg Schleppen zur Ausbildung von Offizieren gelegt.[3] Die Kavallerie betrachteted die Jagd als sportliches Trainig für den Krieg. Diesem Bedürfnis kam die Schleppjagd entgegen: die Strecke war auf engem Raum planbar und konnte durch entsprechende Hindernisse beliebig schwer gestaltet werden.[28]
erster Weltkrieg und Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich
Während des ersten Weltkriegs erlosch die Jagdreiterei und nur wenige Hunde überstanden den Krieg. Zwischen den Kriegen wurden zwar viele Meuten gegründet, die Kastenjagden setzen sich aber wegen der hohen Kosten nicht mehr durch. Statt dessen wurden vorwiegend Schleppjagden geritten.[29] Die Nationalsozialisten brandmarkten die Parforcejagd als ein Privileg des Adels. Verboten wurde die Parforcejagd auf lebendes Wild in Deutschland auf Initiative von Hermann Göring am 3. Juli 1934. Nach der Annexion wurde 1939 das Verbot auf Österreich ausgedehnt. Bernd Ergert, Direktor des Deutschen Jagd-und Fischereimuseums in München, sagt zu dem Verbot: „Die Adligen waren sehr erbost, aber sie konnten wegen des totalitären Regimes nichts dagegen unternehmen.“[30]
zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit in Deutschland und Österreich
Durch den zweiten Weltkrieg wurde die Jagdreiterei erneut beendet. Wenige Meutenhunde überlebten den Krieg und wurden nach dem Krieg von den britischen und französischen Besatzungstruppen übernommen. Die Briten ritten Parforcejagden in der Lüneburger Heide, in der Gegend von Osnabrück und betrieben in der Senne eine Bloodhound-Meute. Die Franzosen jagten in der Zeit von 1949 bis 1952 in Württemberg (Rallye Wurtemberg mit 25 Koppeln Angelo-Poitevins auf Hirsche, Kennels bei Tübingen).[31] Das Bundesjagdgesetz, das 1953 in Kraft trat beendete die Parforcejagden der Besatzer.[32]
An Schleppjagden hatten die Briten und Franzosen kaum Interesse und nicht wenige ehemalige Besatzer-Hunde gingen in die sich langsam wieder neu gründenden deutschen Meuten ein: 1948 Hamburger Schleppjagdverein (Foxhounds), 1951 Niedersachsenmeute (Foxhounds), 1952 Rheinisch-Westfählischer Schleppjagdverein (Foxhounds), 1957 Beagle-Meute Lübeck, 1960 Cappenberger Meute (Foxhounds). Die Bloodhound-Meute in der Senne ging in deutschen Privatbesitz über. Nach dem Krieg wurden zahlreiche Fuschsschwanzjagden ohne Meute geritten. 1979 gab es in Westdeutschland wieder 14 Meuten und rund 60 000 Teilnehmer an Fuchs- und Schleppjagden.[33]
Wiedervereinigung von Deutschland
In der DDR gründeten sich bis zur Wiedervereinigung keine Meuten, da die dortigen Machthaber dies mit Anordnungen und gesetzlichen Regelungen verhinderten. Ab 1990 jagten die Black Forest Beagles als "Brandenburger Meute" in Brandenburg. Sie waren durch Teilung der Odenwald-Beagle-Meute entstanden. 1999 gründete sich die Geiseltal-Beagle-Meute mit den Hunden der Odenwald-Beagle-Meute [34] und 2003 gründete sich die Mecklenburger Meute (Foxhounds). [35]
2012 gab es in Deutschland 24 Meuten, die sich in der deutschen Schleppjagdvereinigung[36] zusammengeschlossen haben und die Tradition der Schleppjagd pflegen.
Falknerei zu Pferd
Die Beizjagd zu Pferde hat eine lange Tradition, sie wurde vom Mittelalter und bis in heutige Zeit ausgeübt. Der Falke wird üblicherweise auf der linken Hand getragen, es muss also einhändig geritten werden, was eine gute Ausbildung von Reiter und Pferd voraussetzt.
Bogenreiten
Eine andere Art des Jagdreitens ist das Bogenreiten, beziehungsweise das berittene Bogenschießen. Dabei wird mit Pfeil und Bogen vom Pferd aus, auch aus dem Galopp, geschossen. In der Vergangenheit waren Reitervölker mit Kompositbögen, wie die Skythen, Hunnen, Göktürken und Mongolen erfolgreich gegenüber gepanzerten europäischen Rittern. Auch die Jagd wurde vom Pferd aus mit Bögen ausgeübt. Außer dem japanischen Yabusame geriet das berittene Bogenschießen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit. In den 1980er Jahren wurde das berittene Bogenschießen in Europa als sportlicher Wettkampf wiederentdeckt.
Einzelnachweise
- ↑ Vereinsethik der Böhmer Harrier Meute
- ↑ Verhaltensregeln für Reiten im Gelände, Abschnitt 5 "Flurschäden sind durch einhalten der Wege zu vermeiden"
- ↑ a b Wolfgang Hölzel: Jagdreiten. Geschichte, Vorbereitung, Praxis. Verlag Franckh, Stuttgart 1980, ISBN 978-3-440-04861-0, S. 91 ff (Jagdstrecke), S.26 (Schleppjagd vor 1. WK)
- ↑ Jagdkleidung
- ↑ a b Bericht über eine Jagd mit Horrido und Fuchsschwanzsuche zu Fuß: www.eschweiler-kirche.de/admin/files/pdf/1285266322.pdf
- ↑ Jagdregeln
- ↑ Beschreibung einer Jagdhornbläsergruppe
- ↑ Bericht über eine Fuchsjagd mit Ball
- ↑ Wolfgang Hölzel: Jagdreiten. Geschichte, Vorbereitung, Praxis. Verlag Franckh, Stuttgart 1980, ISBN 978-3-440-04861-0, S. 70
- ↑ Artikel über Sauerlandmeute, S.53 oben wird Schleppe beschrieben
- ↑ Handbuch ' Jagdreiten': Ein Leitfaden für 'Schleppjagd' und 'Reitjagd ohne Hunde'. Hubert Stegmann, Günther Dörken, Fn-Verlag, 1999, ISBN 978-3-88542-347-8, S. 116 Inga Krugmann-Randolf
- ↑ Vereinsmeute
- ↑ private Meute
- ↑ Geschichte der Schleppjagdmeute von Cambridge. Abgerufen am 14. Januar 2010
- ↑ Schleppe für Bluthunde. Abgerufen am 14. Januar 2010
- ↑ Webseite der Southern Shires Bloodhounds. Abgerufen am 14. Januar 2010
- ↑ Webseite der Staff College and RMA SC & RMAS Drag Hunt. Abgerufen am 14. Januar 2010
- ↑ Webseite eines Hubertusjagdvereins in Dänemark
- ↑ Bericht über eine Hubertusjagd in Schweden
- ↑ Bericht über eine Hubertusjagd in Polen
- ↑ Willhelm König, Die Schleppjagd, 1999, Olms, Hildesheim, Zürich, New York, S. 1, 12f.
- ↑ Geschichte der Schleppjagdmeute von Cambridge. Abgerufen am 14. Januar 2010
- ↑ Ruth Bloomfield: All about drag hunting, Horse & Hound, 7. Januar 2005. Abgerufen am 14. Januar 2010
- ↑ Webseite der englischen The Masters of Draghounds and Bloodhounds Association. Abgerufen am 14. Januar 2010
- ↑ Willhelm König, Die Schleppjagd, 1999, Olms, Hildesheim, Zürich, New York, S. 1, 12f.
- ↑ Geschichte RV Isernhagen
- ↑ Geschichte Hamburger Schleppjagdverein
- ↑ Willhelm König, Die Schleppjagd, 1999, Olms, Hildesheim, Zürich, New York, S. 14
- ↑ Willhelm König, Die Schleppjagd, 1999, Olms, Hildesheim, Zürich, New York, S. 1, 12f.
- ↑ David Harrison, Tony Paterson: Thanks to Hitler, hunting with hounds is still verboten, The Telegraph, 22. September 2002. Abgerufen am 19. Mai 2010
- ↑ Willhelm König, Die Schleppjagd, 1999, Olms, Hildesheim, Zürich, New York, S. 16 f und S. 91
- ↑ Bundesjagdgesetz: www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/bjagdg/gesamt.pdf
- ↑ Wolfgang Hölzel: Jagdreiten. Geschichte, Vorbereitung, Praxis. Verlag Franckh, Stuttgart 1980, ISBN 978-3-440-04861-0, S. 9 und S. 70
- ↑ Geschichte Geiseltal-Beagle-Meute
- ↑ Geschichte Mecklenburger Meute
- ↑ Meuten in der deutschen Schleppjagdvereinigung, abgerufen am 24. Januar 2012
Literatur
- Hubert Stegmann, Günther Dörken: Handbuch Jagdreiten. FN-Verlag, Warendorf, 1999, ISBN 978-3-88542-347-8
- Wolfgang Hölzel: Jagdreiten. Geschichte, Vorbereitung, Praxis. Verlag Franckh, Stuttgart 1980, ISBN 978-3-440-04861-0 (als Quelle verwendet)
Weblinks
- Reiterevue Bericht über eine Schleppjagd mit 4 Meuten
- Deutsche Schleppjagdvereinigung (weiterführende Informationen über Hunde, Jagdregeln, Musik)