Die Alkali-Mangan-Batterie beziehungsweise Alkali-Mangan-Zelle ist ein galvanisches Element und zählt zu den wichtigsten elektrochemischen Energiespeichern. Aufgrund höherer Kapazität, besserer Belastbarkeit und längerer Lagerfähigkeit hat sie die Zink-Kohle-Batterie aus vielen Anwendungen verdrängt.
Die Alkali-Mangan-Zelle wäre treffender als Zink-Braunstein-Zelle mit alkalischem Elektrolyt beschrieben, da der elektrochemisch aktive Stoff in der negativen Elektrode Zink und in der positiven Elektrode Braunstein (Mangandioxid) ist. Als Elektrolyt wird konzentrierte Kalilauge (Kaliumhydroxid-Lösung) verwendet.
Die Alkali-Mangan-Zelle wird zu den Primärelementen, das heißt den nicht-wiederaufladbaren Batterien gezählt. Es gibt begrenzt wiederaufladbare Versionen, die so genannten RAM-Zellen (Rechargeable Alkaline Manganese), die zu den Sekundärelementen (Akkumulatoren) gerechnet werden. Letztere haben allerdings keine weite Verbreitung gefunden.
Die wichtigsten Bauformen sind zylindrische Rundzellen (beispielsweise LR6 = Alkali-Mangan AA oder Mignon) und Knopfzellen (beispielsweise LR44). Mehrere Einzelzellen können auch zu Batterien kombiniert sein (beispielsweise 6LR61 = Alkali-Mangan 9 V Block aus sechs Zellen).
Elektrochemie
Wie bei der Zink-Braunstein-Zelle liefert die Oxidation von Zink und die Reduktion von Mangandioxid (Braunstein) die elektrische Energie. Die bei der Oxidation freigesetzten Elektronen wandern unter Leistungsabgabe durch den äußeren Stromkreis mit dem Verbraucher von der Anode (negativen Elektrode) zur Kathode (positiven Elektrode). Zum Ladungsausgleich wandern durch den Elektrolyten OH- Ionen von der Kathode zur Anode. Die in der Alkali-Mangan-Zelle ablaufenden Reaktionen sind komplex und werden im Folgenden vereinfacht dargestellt.
Anodenreaktionen
Bei der Entladung wird in der Anode metallisches Zink (Zn) oxidiert. Dabei werden zwei Elektronen abgegeben, die Oxidationszahl von Zink wird von ±0 auf +II erhöht. Das Reaktionsprodukt hängt von den Bedingungen, unter denen die Oxidation erfolgt, ab. Zu Beginn der Entladung, das heißt bei hoher OH- Konzentration, wird über verschiedene Zwischenstufen das gut im alkalischen Elektrolyten lösliche Tetrahydroxozinkat-ion (Zn(OH)42-), kurz Zinkat, gebildet.
Wenn der Elektrolyt mit Zinkat übersättigt ist, beginnt Zinkoxid (ZnO) auszufallen.
Bei fortschreitender Entladung, das heißt bei niedrigerer OH- Konzentration, wird dann Zinkhydroxid (Zn(OH)2) gebildet. Aus diesem entsteht unter Abgabe von Wasser langsam wiederum Zinkoxid (ZnO).
Kathodenreaktionen
Bei der Entladung wird in der Kathode Mangandioxid (MnO2) zu Manganoxidhydroxid (MnOOH) reduziert. Dabei wird ein Elektron aufgenommen, die Oxidationszahl des Mangans wird von +IV auf +III erniedrigt. Diese Reaktion wird als erste Entladestufe bezeichnet.
Unter bestimmten Bedingungen kann bei milden Entladungen in einer langsamen Reaktion Manganoxidhydroxid (MnOOH) noch weiter reduziert werden. Diese Reaktion wird als zweite Entladestufe bezeichnet.
Gesamtreaktion
Wird nur die erste Entladestufe berücksichtigt, ergibt sich für die Gesamtreaktion in der Alkali-Mangan-Zelle:
Wie aus der Gesamtreaktionsgleichung ersichtlich, wird bei der Entladung Wasser verbraucht, eine verbrauchte Alkali-Mangan-Zelle ist daher „trocken“.
Nebenreaktionen
Zink ist in stark alkalischer Lösung thermodynamisch instabil. Wie aus der elektrochemischen Spannungsreihe ersichtlich wird daher als Nebenreaktion in der Anode Zink (Zn) oxidiert und Wasser (H2O) zu gasförmigem Wasserstoff (H2) reduziert.
Diese als "Gasung" bezeichnete Reaktion läuft bei der Lagerung von nicht entladenen und teilentladenen Zellen ab. Die Reaktionsgeschwindigkeit ist für hochreines Zink relativ gering. Bereits kleine Mengen von Verunreinigungen (beispielsweise Schwermetalle wie Eisen, Kupfer, Molybdän und Nickel) können die Gasung jedoch drastisch erhöhen.
Aufbau
Das Bild rechts zeigt zwei aufgeschnittene Alkali-Mangan-Zellen und den abgetrennten oberen Bereich. Der Plus-Pol ist, anders als bei einer Zink-Braunstein-Zelle, Teil des Außenmantels und elektrisch mit ihm verbunden. Im Inneren bildet gepresster Braunstein die Kathode, im Bild als schwarzer Ring innerhalb des Mantels zu erkennen. Die Anode besteht aus einer Paste aus Zink und Kaliumhydroxid, eingewickelt in ionendurchlässiges Faserpapier. In der mittleren Ansicht ragt es über die abgeschnittene Zelle hinaus. Links erkennt man den Metallstift, der den elektrischen Kontakt mit der Bodenplatte herstellt und Minus-Pol bildet.
Eine 9 V Alkali-Mangan Blockbatterie enthält 6 Rundzellen. Ihre Anordnung innerhalb des Batterie-Gehäuses ist links im Bild zu erkennen. Rechts sieht man drei Zellen im Querschnitt. Die Kapselung der Einzelzellen erhöht die Auslaufsicherheit, reduziert aber die Packungsdichte und damit die Kapazität.
Eigenschaften
Spannung
Die Nennspannung der Alkali-Mangan-Zelle liegt bei 1,5 V. Höhere Spannungen können durch Reihenschaltung mehrerer Einzelzellen erzielt werden, beispielsweise mit drei Zellen bei der Normalbatterie 3LR12 4,5 V, mit vier Zellen beim Flat-Pack 4LR61 6 V und mit sechs Zellen beim E-Block 6LR61 9 V. Die tatsächliche Leerlaufspannung einer nicht entladenen Alkali-Mangan-Zelle liegt meist im Bereich 1,50 bis 1,65 V - sie hängt hauptsächlich von der Aktivität des verwendeten Mangandioxides und dem Zinkoxidgehalt in der Elektrolytlösung ab. Die (mittlere) Lastspannung hängt von der Belastung und dem Entladegrad ab, sie beträgt typischerweise 1,10 bis 1,30 V. Entladeschlußspannungen liegen meist im Bereich 0,8 bis 1,0 V.
Entladung
Das Diagramm vergleicht die Belastungskurven bei konstantem Strom einer Zink-Braunstein-Zelle und eines NiMH-Akkus mit der einer Alkali-Mangan-Zelle. Die Spannung der Zink-Braunstein-Zelle fällt nach kurzer Zeit unter 0,8 V ab. Ein Akku hält die Spannung von 1,2 V über einen langen Zeitraum. Das Zeitverhalten einer Alkali-Mangan-Zelle liegt zwischen den beiden Kurven, die Spannung nimmt langsam mit der Zeit ab.
Bei einer Steigerung der Belastung erreicht die Alkali-Mangan-Zelle die 0,8 V Grenze überproportional schnell. Der gestiegene Innenwiderstand verhindert die Bereitstellung der Leistung, obwohl Kapazitätsreserven von 20% und mehr vorhanden sein können. Nach einer Regenerationszeit von einigen Stunden sinkt der Innenwiderstand und die Batterie kann mit kleiner Leistung weiter arbeiten.
Beispiel: Alkali-Batterien in Hochleistungs-Verbrauchern scheinen nach kurzer Zeit leer zu sein. Nach einer Pause von mehreren Stunden arbeiten sie kurzzeitig wieder. Anschließend sind sie nicht mehr in der Lage, den hohen Strombedarf zu decken. Aus Sicht des Hochleistungs-Verbrauchers sind die Batterien erschöpft, obwohl sie noch eine Restkapazität von 30% besitzen können. Anstatt sie wegzuwerfen, sollten sie für Verbraucher mit geringerem Leistungsbedarf genutzt werden.
Vergleich Alkali-Mangan- und Zink-Braunstein-Zelle
Vergleich | Mignon Alkali-Mangan | Zink-Braunstein-Zelle |
Energiedichte in Wh/l | 350 | 150 |
Kapazität in Ah (Entladung bis 0.8 V) | 2.8 | 1.2 |
Innenwiderstand in Ohm | 0.15 | 0.5 |
Selbstentladung in % pro Monat bei 20 °C | 4 | 7 |
Kapazität bei konst. Selbstentl. nach 3J. in % | 25 | 10 |
Kapazität bei konst. Selbstentl. nach 5J. in % | 10 | 1 |
Minimale Betriebstemperatur (in °C) | <-20 | -10 |
Auslaufsicherheit | hoch | ausreichend bis schlecht (insb. bei billigen Zellen) |
Linearität der Strom/Zeit Charakteristik | siehe Diagramm | siehe Diagramm |
Kosten | moderat | preiswert |
Wiederaufladen
Teilentladene Alkali-Mangan-Primärbatterien können unter Umständen mehrfach (5-20 Mal) wieder aufgeladen werden. Dazu legt man an eine Zelle eine Konstantspannung von 1.65 V an, der Ladestrom stellt sich entsprechend ein. Ladegeräte für Nickel-Cadmium (Ni-Cd) oder Nickel-Metallhydrid (Ni-MH) Akkus sind nicht geeignet.
Hinweis: Kommerzielle RAM-Ladegeräte arbeiten auch mit konstantem Ladestrom, der jede Sekunde für wenige Millisekunden unterbrochen wird um die stromlose Zellenspannung zu messen. Wenn diese 1,73 Volt überschreitet wird der Ladestrom so lange abgeschaltet, bis die Zellenspannung 1,69 Volt wieder unterschritten hat. Die Konstantspannungsmethode ist zwar langsamer, aber dafür sicherer, erst recht, wenn man die stromlose Zellenspannung nicht erfassen kann.
Die Aufladung wird umso schwieriger, je mehr die Batterie vorher entladen wurde – vollständig entladene Batterien können kaum mehr geladen werden. Primärbatterien sind nicht zum Wiederaufladen ausgelegt. Sie können undicht werden und auslaufen. Eine Explosion einer Alkali-Mangan-Zelle ist aber unwahrscheinlich (geringe Druckfestigkeit, Berstschutz).
Warnhinweis
Alkali-Mangan-Primärzellen können durch Wiederaufladen undicht werden und auslaufen. Die alkalische Kalilauge ist ätzend. Verletzungen und Beschädigungen von Geräten können die Folge sein.
Das Wiederaufladen von primären Alkali-Mangan-Primärbatterien erfolgt auf eigene Verantwortung. Kein Hersteller, auch nicht die Wikipedia, übernimmt dafür Garantie oder Haftung. Ausgenommen sind Alkali-Mangan-Zellen, die explizit als wiederladefähig verkauft werden.
Literatur
- Lucien F. Trueb, Paul Rüetschi: Batterien und Akkumulatoren - Mobile Energiequellen für heute und morgen. Springer, Berlin 1998 ISBN 3-540-62997-1
- David Linden, Thomas B. Reddy (Hrsg.): Handbook of Batteries. 3. Auflage. McGraw-Hill, New York 2002 ISBN 0-071-35978-8 (auf Englisch)
- Karl V. Kordesch (Hrsg.): Batteries Volume 1 Manganese Dioxide. Marcel Dekker, New York 1974 ISBN 0-8247-6084-0 (auf Englisch)
Weblinks
- Datenblätter einiger Batterien (auf Englisch)
- Übersicht über technische Daten von Batterien
- Vergleich der Leistungsdaten von Batterien und Akkus
- http://www.grs-batterien.de Stiftung Gemeinsames Rücknahmesystem Batterien