Arno Holz

Journalist, deutscher Dichter und Dramatiker des Naturalismus (1863-1929)
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Arno Holz (* 26. April 1863 in Rastenburg, Ostpreußen; † 26. Oktober 1929 in Berlin) war ein deutscher Dichter und Dramatiker des Naturalismus. Als sein Hauptwerk gilt der Gedichtband Phantasus (1898).

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Arno Holz

Leben

Holz wurde am 26. April 1863 in Rastenburg als Sohn eines Apothekers geboren. 1875 ging er nach Berlin. Holz arbeitete zunächst als Journalist, entschied sich dann aber für eine Existenz als freier Schriftsteller. Finanzielle Probleme begleiteten fortan sein Leben. Er knüpfte Kontakte zum Berliner Naturalistenverein Durch, in dem er u. a. Gerhart Hauptmann kennenlernte. 1885 erhielt er für seinen Gedichtband Buch der Zeit den Schillerpreis. Seitdem beschäftigte er sich mit dem Darwinismus.

Ab 1888 lebte und arbeitete er mit Johannes Schlaf zusammen. Gemeinsam entwickelten sie in der programmatischen Schrift Die Kunst, ihr Wesen und ihre Gesetze die Theorie eines "konsequenten Naturalismus", der auf exakte Milieuschilderung unter Einbeziehung auch umgangssprachlicher Elemente abzielte. Zugleich wollten sie jegliche Subjektivität eliminieren und möglichst wissenschaftlich sein. So kamen sie, wobei man sagen muss, dass der Großteil der Schrift von Holz stammt, zu der Formel "Kunst = Natur - x". Damit meinten sie, dass die Kunst so weit wie möglich der Natur entsprechen sollte, und es also die Aufgabe des Künstlers wäre, das x aus der Formel möglichst klein sein zu lassen. Den theoretisch postulierten "konsequenten Naturalismus" wandten sie praktisch an in den unter dem gemeinsamen Pseudonym Bjarne P. Holmsen erschienen Werken Papa Hamlet und Die Familie Selicke (Schauspiel, Uraufführung 1890 zeitgleich am Stadttheater Magdeburg und an der Freien Bühne, Berlin). Die Forderung, Kunst solle genaue Wiedergabe der Realität sein, führte zu neuen, experimentellen Ausdrucksweisen, z. B. zum "Sekundenstil", in dem soziales Elend minutiös genau geschildert wird. Die Reaktionen auf Papa Hamlet waren äußerst verschieden, die meisten Kritiker schrieben dagegen, aber es gab auch einige, wie zum Beispiel Theodor Fontane, die einen hohen künstlerischen Wert darin erkannten.

 
Gedenkschild Berlin, Bayerisches Viertel, Stübbenstraße 5

Als Schlaf sich mit Holz über die Einnahmen aus beiden Werken, die relativ gering waren, zu streiten begann, kam es zum Bruch. Holz behauptete, dass er mehr geleistet hätte, und man kann aus Textpassagen sehen, dass zwar das Thema, also der Stoff beider Werke von Schlaf stammt, aber die künstlerische Verarbeitung von Holz. Holz experimentierte nun in seiner Lyrik mit einem reimlosen Stil und gab die traditionellen Formregeln auf. Die Werke sollten vom "inneren Rhythmus" bestimmt werden, und frei von Reim und Versmaß sein, was er in seiner Programmschrift "Revolution der Lyrik" veröffentlichte.

1898 veröffentlichte er seinen sprachlich virtuosen Gedichtband Phantasus, der als sein lyrisches Hauptwerk gilt. Die Gedichte über einen dahindämmernden, hungernden Dichter spiegeln das Milieu wider, in dem Holz im Berliner Wedding lebte. Am Phantasus hat Holz fast während seiner ganzen Schaffenszeit gearbeitet, da er die Gedichte der Sammlung vielfach abänderte und teils immer mehr erweiterte. Eine formales Besonderheit der Gedichte bestand darin, dass die einzelnen Verszeilen zentriert, d.h. um eine gedachte Mittelachse gedruckt wurden, weshalb dieser Stil auch Mittelachsenlyrik genannt wird, so dass rechts und links ein Flatterrand entstand - dadurch kann das Lesen seiner Werke manchmal ermüdend wirken.

1903 schuf er die Lieder auf einer alten Laute, die der Dichtung des Barock nachempfunden waren. Dieser Gedichtband wurde später erweitert und als Dafnis bei Reinhard Piper verlegt, und einer seiner äußerst wenigen finanziellen Erfolge. Die im Dafnis enthaltenen Gedicht waren sowohl von der Textgestaltung, als auch von der Thematik, als auch von der Stilistik Barockgedichte, die sich hauptsächlich um Feiern, Essen, und erotische Begebenheiten drehen. Bekannt wurde auch seine Tragikomödie Traumulus (1904). Zwischen 1910 und 1929 wohnte Arno Holz in Berlin-Schöneberg, Bayerisches Viertel, Stübbenstraße 5. Er starb am 26. Oktober 1929 in Berlin und wurde auf dem Friedhof an der Trakehner Allee in Charlottenburg begraben.

Literatur

  • Helmut Scheuer: Arno Holz im literarischen Leben des ausgehenden 19. Jahrhunderts (1883-1896). Eine biographische Studie. Winkler, München 1971
  • Gerhard Schulz: Arno Holz. Dilemma eines bürgerlichen Dichterlebens. Beck, München 1974 ISBN 3-406-05377-7
  • Arno Holz, Edition Text + Kritik 121, München 1994 ISBN 3-88377-462-6 (Aufsatzsammlung)