Altenstädt Stadt Naumburg (Hessen)
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Koordinaten: | |
Höhe: | 364 m ü. NHN |
Fläche: | 7,04 km² |
Einwohner: | 1200 (31. Dez. 2006) |
Bevölkerungsdichte: | 170 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1972 |
Postleitzahl: | 34311 |
Vorwahl: | 05625 |
Altenstädt ist ein Stadtteil der Nordhessischen Kleinstadt Naumburg im Landkreis Kassel.
Geographie
Altenstädt hat rund 1.200 Einwohner und liegt in der nordhessischen Berglandschaft, etwa 20 km westlich von Kassel, 6 km südlich von Wolfhagen und 3 km östlich von Naumburg. Die direkten Nachbarorte sind Bründersen im Norden, Balhorn im Osten, Elbenberg im Süden, Naumburg im Südwesten und Ippinghausen im Westen.
Um den Der Ort liegen die Basaltkegel Weidelsberg, Isthaberg und Wartberg. Die höchste Erhebung innerhalb der 740 ha großen Dorfgemarkung befindet sich mit 364 m ü. NN im Mühlenholz, die niedrigste Stelle ist beim Hardthof mit 299 m. Der Ort selbst liegt etwa in 320 m Höhe, das Neubaugebiet „Kleine Hardt“ auf 348 m.
Altenstädt liegt unmittelbar südlich der Wasserscheide zwischen Eder und Diemel, die zwischen Altenstädt und Bründersen verläuft.
Sprachgrenze
Die Wasserscheide war auch die Grenze zwischen dem sächsischen (nördlichen) und dem fränkischen (südlichen) Hessengau des frühen Mittelalters,[1] und hier verläuft daher auch heute noch die mitteldeutsch-niederdeutsche Sprachgrenze. In Altenstädt wird nordhessisch gesprochen, ein niederhessischer und somit mitteldeutscher Dialekt, im Nachbarort Bründersen hingegen ein altsächsischer und damit niederdeutscher Dialekt.
Geschichte
Altenstädt wurde vermutlich um das Jahr 831 gemäß einer Klosterurkunde als "Alahstat" erstmals urkundlich erwähnt. Um das Jahr 1123 ging der Ort in Mainzer Besitz über. Ab 1435 gehörte der Ort erstmals zum mainzischen Amt Naumburg. Da das umliegende Gebiet mehrheitlich zur Landgrafschaft Hessen gehörte, in der 1526 die Reformation eingeführt wurde, hatte der kleine Ort in der Folge schwer unter dem Streit um die Religion zu leiden, insbesondere nachdem von Kurmainz die Rekatholisierung befohlen wurde. Dies führte zu vielen Streitigkeiten und gipfelte in einer Brandschatzung durch durchziehende Tillysche Truppen im Jahre 1626. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1648 sollen deshalb die örtlichen Kirchenglocken aus Anlass des Westfälischen Friedens geläutet worden sein.
Auch im Siebenjährigen Krieg wurde Altenstädt mehrmals von Truppen heimgesucht, zunächst 1753 durch Isenburgische Truppen und dann 1759 durch französische Truppen, die auf dem Felde zwischen Altenstädt und Istha gegen die aliierten Truppen kämpften. In der Folge zogen nochmals Franzosen und Engländer bis 1762 durch den Ort und requirierten nach Belieben Nahrungsmittel und Kleidung zur eigenen Versorgung.
1803 kam Altenstädt als Ergebnis des Reichsdeputationshauptschlusses, wie das gesamte Amt Naumburg mit Naumburg, Altendorf und Altenstädt, an die Landgrafschaft Hessen-Kassel. 1821 wurde Altenstädt im Rahmen der kurhessischen Verwaltungsreform mit Naumburg dem Kreis Wolfhagen und der übergeordneten Provinz Niederhessen zugeschlagen.
Bis zum Ersten Weltkrieg erhielt Altenstädt eine Wasserleitung und elektrisches Licht. Im Ersten Weltkrieg verloren 34 Altenstädter Männer ihr Leben als Soldaten. In der Zwischenkriegszeit dehnte sich der Ort weiter aus und die Siedlung Sommerweg entstand. Von der Weltwirtschaftkrise betroffen errichteten Altenstädter Arbeitslose in den 1930er Jahren den alten Sportplatz. Der Zweite Weltkrieg entriss 26 Altenstädter Söhne deren Familien. Nach der schweren Bombardierung von Kassel im Oktober 1943 musste Altenstädt Ausgebombte aus Kassel aufnehmen. Zu Ostern 1945 wurde Altenstädt von amerikanischen Truppen besetzt. In der Nachkriegszeit begann eine erhebliche Zuwanderung von Vertriebenen.
In 1968 wurde die örtliche Grundschule geschlossen. 1972 verlor der Ort als Ergebnis der hessischen Verwaltungsreform seine Selbständigkeit und wurde der Stadt Naumburg eingemeindet.
Wirtschaft
Das dörfliche Leben ist geprägt durch eine rege Vereinsarbeit und bürgerschaftliche Eigeninitiative. Die ursprünglich bäuerliche Struktur hat sich gewandelt. Ausser in den ansässigen Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben finden viele Altenstädter ihre Arbeit heute als Pendler, so z. B. im etwa 20 km entfernten Volkswagenwerk in Baunatal.
Kirche
Altenstädt hat zwei kirchliche Gemeinden: Neben der evangelischen Kirchengemeinde gibt es die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde. 1873 spaltete sich von der evangelischen Gemeinde ein Teil der Gläubigen, aufgrund staatlicher Vorgaben aus Preußen, ab und bildete die reformierte (sog. renitente) Gemeinde, Urzelle der heutigen Selbständig-Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde.[2].
Kirchengebäude
Der gotische Turm der denkmalgeschützten evangelischen Dorfkirche ist ein ehemaliger Wehrturm; er hat vier Wichhäuschen am Helmaufsatz. Das Kirchenschiff wurde von 1753 bis 1754 von Giovanni Ghezzy als Saalkirche mit außen dreiseitigem und innen rundem Chor errichtet. Der verzierte steinerne Altartisch stammt von 1763, die Orgel von 1843.[3]
Die Kirche der Selbständig-Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde wurde in den 1920er Jahren von den Kirchenmitgliedern am Rande des alten Ortskerns errichtet.
Persönlichkeiten, die in Altenstädt gewirkt haben
- Georg Feige (* 4. März 1901 in Kassel, † 28. Januar 1999 in Altenstädt), Heimat- und Familienforscher[4]
Einzelnachweise
- ↑ Der Begriff sächsisch bezieht sich in diesem Zusammenhang auf das damalige Volk der Sachsen.
- ↑ Selbständige Ev.-Lutherische Kirche Balhorn
- ↑ Georg Dehio; Bearbeitet von Magnus Backes: Hessen. In: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Erster Band. Deutscher Kunstverlag, München, Berlin 1966, S. 15.
- ↑ http://www.altenstaedt.de/Unser_Dorf/Chronik/Georg_Feige/georg_feige.html