Aristide Cavaillé-Coll

französischer Orgelbauer der Romantik
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Aristide Cavaillé-Coll (* 4. Februar 1811 in Montpellier, † 13. Oktober 1899 in Paris) gilt als der bedeutendste französische Orgelbauer der Romantik.

Leben

Cavaillé-Colls älteste Vorfahren waren Stoffhersteller in Gaillac, doch übten bereits der Bruder seines Urgroßvaters, Joseph Cavaillé (ca. 1700-1767), sein Großvater Jean-Pierre Cavaillé (1743-1809, verheiratet mit Françoise Coll, daher seitdem der Doppelname), sein Vater Dominique Cavaillé-Coll (1771-1862) und sein älterer Bruder Vincent Cavaillé-Coll (1808-1886) den Beruf des Orgelbauers aus; zahlreiche Orgeln in Südfrankreich und Katalonien werden ihnen verdankt. Cavaillé-Coll selbst ging 1833 aus der Provinz nach Paris, wo er als Opus 1 gleich eine große Orgel in der Basilika Saint-Denis baute, die für die damailge Zeit richtungweisend war. Zur Erleichterung des Anschlags hatte Cavaillé-Coll die gerade erst erfundene Barkermaschine eingebaut, eine pneumatische Unterstützung der Trakturen.

Cavaillé-Coll überführte die klassische französische Orgel, deren Grundprinzipien er bewahrte, in einen expressiven Instrumententyp, dem die orchestral-symphonische Orgelmusik in Frankreich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entspricht. Die typisierte Disposition der Cavaillé-Coll-Orgel beeinflusst den internationalen Orgelbau, insbesondere bei großen Konzertinstrumenten, bis heute. Zu den Erfindungen oder Weiterentwicklungen Cavaillé-Colls zählen unterschiedliche Winddrücke innerhalb eines Registers, die überblasende Flöte (Flûte harmonique, Flûte octaviante) und der Einführungstritt (appel).

Cavaillé-Colls Werkstatt in Paris baute Orgeln u. a. für die Pariser Kirchen Saint-Sulpice, Notre-Dame de Paris, La Madeleine, Sainte-Trinité und Sacré-Cœur. Weitere bedeutende Instrumente befinden sich in den Kirchen Saint-Ouen in Rouen, Saint-Sernin in Toulouse, Saint-Etienne in Caen, in Luçon, Perpignan, Lyon, Saint-Omer. Im Ausland baute Cavaillé-Coll Orgeln u. a. in Spanien, Russland, England und in den Niederlanden.

Cavaillé-Coll war u.a. Förderer der Komponisten und Organisten Louis James Alfred Lefébure-Wely und Charles-Marie Widor.

Hochbetagt starb Aristide Cavaillé-Coll am 13. Oktober 1899 im Alter von 88 Jahren und liegt auf dem Friedhof Montparnasse in Paris begraben. Seine Werkstatt wurde von Charles Mutin (1861-1931) weitergeführt.

In Deutschland gibt es nur nachträglich angekaufte Cavaillé-Coll-Orgeln: eine solche, vom Meister selbst stammende Orgel befindet sich in St. Bernhard, Mainz (2 Manuale/15 Register, erbaut 1876/77, angekauft 1999); aus der Nachfolgewerkstatt Cavaillé-Coll-Mutin stammende Orgeln stehen in Osnabrück, Dom (2 Manuale/15 Register, angekauft 1999) und in Köln, Musikhochschule (2 Manuale/13 Register, angekauft 2002).

Literatur

  • Cavaillé-Coll, Cécile: Aristide Cavaillé-Coll: seine Herkunft, sein Leben, sein Werk. - Schwarzach : Selbstverl., 1982. <Repr. d. Ausg. 1929>
  • Noisette de Crauzat, Claude: Cavaillé-Coll. - Paris : Flûte de Pau, 1984
  • Shuster-Fournier, Carolyn: Les orgues de salons d'Aristide Cavaillé-Coll. - Burg-La-Reine : Zurfluh, 1997. - (L'orgue; 57-58)