Tatort ist der Titel einer Fernseh-Kriminalreihe der ARD und des ORF, die im Deutschen (im Ersten sowie in den Dritten) und Österreichischen Fernsehen (ORF) ausgestrahlt wird. Das Schweizer SF produzierte von 1990 bis 2001 Tatort-Folgen.
Die Grundkonzeption dieser Krimireihe geht auf eine Idee von Horst Jaedicke zurück, dem Fernsehdirektor des damaligen SDR in Stuttgart, der als Fernsehspiel-Koordinator der ARD die Zusammenarbeit der Fachredaktionen in den beteiligten Rundfunkanstalten für die Tatort-Reihe auf den Weg brachte.
Die erste Folge Taxi nach Leipzig wurde am 29. November 1970 in der ARD ausgestrahlt (Produziert vom NDR, mit Walter Richter als Kommissar Trimmel). Bereits 1969 wurde der Fernsehfilm Exklusiv!, ebenfalls mit Kommissar Trimmel, ausgestrahlt; dieser wurde 1971 (und auch seither) als Tatort, Folge 9, wiederholt und ist der von der Produktion her älteste Tatort. Konzipiert wurde die Reihe als Nachfolgerin der Stahlnetz-Krimis der ARD und als Konkurrenz zur ZDF-Krimiserie Der Kommissar mit Erik Ode.
Der Tatort ist die älteste und derzeit auch beliebteste noch laufende Krimireihe im deutschsprachigen Raum. Die Erstausstrahlung läuft in der Regel sonntags um 20:15 Uhr im Ersten. Wiederholungen gibt es in den Dritten Programmen. Besonders ausgewählte Folgen werden auch im Ersten wiederholt, in der Regel freitags um 21:45. Während in der Anfangszeit die Einzelfolgen unterschiedliche Längen von teilweise bis zu knapp zwei Stunden aufwiesen, hat sich seit Ende der 80er Jahre eine einheitliche Länge von ca. 88 Minuten pro Folge durchgesetzt.
Seit Januar 2008 gibt es auch eine eigenständige Version für die ARD-Hörfunksender, den Radio Tatort.
Konzept
Im Gegensatz zu anderen Fernsehkrimireihen sind bei ihren Tatort-Produktionen die einzelnen Rundfunkanstalten der ARD jeweils für ihr Sendegebiet zuständig. Jede Rundfunkanstalt verfügt über mindestens ein Ermittlerteam (Ausnahme: Bis zur Fusion von SFB und ORB zum RBB produzierte der ORB keine Tatorte – s. u.). Dadurch, dass nicht in jeder Folge dieselben Ermittler zu sehen sind, wird für Abwechslung gesorgt. Zum Konzept der Reihe gehört das Lokalkolorit: Die jeweiligen regionalen Besonderheiten der Stadt oder Gegend, in der ermittelt wird, sollen in die Handlung mit eingearbeitet werden.
Anfangs war keine Reihe mit festen Darstellern geplant, sondern lediglich ein für Krimis reservierter Programmplatz am Sonntagabend, den die beteiligten Sender in Eigenregie füllen sollten. Inhaltlich wurden lediglich das Lokalkolorit sowie, als Abgrenzung zur ZDF-Krimiserie Der Kommissar, Schauplätze außerhalb des Studios vorgegeben.
Den ersten Folgen kann auch eine gewisse gesellschaftspolitische Bedeutung zugeschrieben werden: Erstmals trat im deutschen Krimi der Konflikt zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Schichten auf. In diesem Kontext kann auch die Figur des Kommissars Schimanski gesehen werden. Mit ihm trat erstmals ein Ermittler auf, der eindeutig und wahrnehmbar der Arbeiterschicht entstammt.
Auch die Thematik der innerdeutschen Teilung wurde wiederholt aufgegriffen, so z.B. in der ersten Folge, Taxi nach Leipzig, sowie in Transit ins Jenseits (1976) und in der Schimanski-Folge Unter Brüdern (1990).
Episoden
Hauptartikel: Liste der Tatort-Episoden
Seit Beginn der Reihe wurden 676 Episoden (plus 13 österreichische Eigenproduktionen) ausgestrahlt. Die ersten zwei Jahrzehnte wurden in der Regel nur elf oder zwölf Filme pro Jahr erstellt; danach wurde die jährliche Produktion immer weiter erhöht. 2005 wurden bereits 35 neue Folgen gesendet. Eine Vielzahl von Drehbuchautoren und Regisseuren war für die Reihe tätig, unter ihnen bekannte Personen wie Felix Huby, Wolfgang Petersen und Michael Verhoeven.
Die Episoden finden an verschiedenen Schauplätzen statt, die in der Regel im Gebiet der produzierenden Rundfunkanstalt liegen – dadurch auch die wechselnden Ermittler. Die mit bekanntesten Tatort-Schauplätze sind München (u.a. Veigl), Hamburg (u.a. Stoever) und die Ruhrgebietsstädte Essen (Haferkamp) und Duisburg (Schimanski).
Der Inhalt der Episoden sowie die Charaktere der Ermittler haben sich seit Beginn der Reihe deutlich verändert. Dies ist kein Zufall, denn „seit rund 30 Jahren bildet die Krimiserie bundesrepublikanische Realität ab“ (Frankfurter Rundschau).
Wichtige Tatort-Produktionen
- 1970 – Taxi nach Leipzig war der erste Tatort. Er wurde am Sonntag, dem 29. November 1970 ausgestrahlt – Regie: Peter Schulze-Rohr – mit Walter Richter als Kommissar Paul Trimmel, Renate Schroeter und Hans-Peter Hallwachs sowie in einer Nebenrolle als Grenzpolizist Günter Lamprecht. Politisch bemerkenswert war der Krimi, da er in der Zeit von Willy Brandts Ostpolitik größtenteils in der DDR spielte.
- 1973 – Tote Taube in der Beethovenstraße (7. Januar 1973) – Regie: Samuel Fuller, Musik: Can – mit Sieghardt Rupp als Zollfahnder Kressin. Sorgte damals für Aufsehen durch die sehr eigenwillige Regie und die progressive Musik.
- 1973 – Stuttgarter Blüten (1. April 1973) – Regie: Theo Mezger, Buch Wolfgang Menge – mit Werner Schumacher als Kommissar Lutz, Max Strecker, Karl-Heinz Konrad und Willy Reichert. Willy Reicherts letzter Fernsehauftritt – als „Bösewicht“ und nicht als der allseits bekannte „gute, nette, liebe Herr Pfleiderer“.
- 1977 – Reifezeugnis (27. März 1977) – Regie: Wolfgang Petersen, Drehbuch: Herbert Lichtenfeld – mit Nastassja Kinski, Klaus Schwarzkopf, Judy Winter und Christian Quadflieg. Nacktszenen zur besten Sendezeit, eine skandalöse Handlung (Lehrer schläft mit Schülerin) und der erste Auftritt von Nastassja Kinski, der Tochter Klaus Kinskis.
- 1978 – … rot-rot-tot (1. Januar 1978) – Regie: Theo Mezger – mit Werner Schumacher, Curd Jürgens, Christian Berkel und Renate Schroeter. Curd Jürgens' letzte Fernsehhauptrolle.
- 1981 – Duisburg-Ruhrort (28. Juni 1981) – Regie: Hajo Gies – mit Götz George und Eberhard Feik. Die erste Szene (Kommissar Schimanski wacht mit dreckiger Unterhose und völlig verkatert zwischen leeren Bierflaschen auf, isst zwei rohe Eier und geht dann ungewaschen zum Dienst) sorgte für Debatten über das Polizistenbild im Fernsehen. (Pressestimmen zum ersten George-Feik-Tatort unter Horst Schimanski.)
- 1984 – Haie vor Helgoland (23. April 1984) – Regie: Hartmut Griesmayr – Autor: Peter Hemmer – mit Manfred Krug, Edgar Bessen, Ferdinand Dux, Bernd Tauber, Ilse Biberti, Dietrich Mattausch. Der Film diente später als Vorlage für eine reale Umsetzung des Raubes.
- 1985 – Zahn um Zahn (27. Dezember 1987 TV)– mit Götz George, Eberhard Feik, Charles Brauer und Rufus. Erster Tatort, der im Kino läuft.
- 1990 – Unter Brüdern (Folge: 235; 28. Oktober 1990) – mit Götz George, Eberhard Feik, Peter Borgelt und Andreas Schmidt-Schaller. Koproduktion der beiden West-Ost Serien Tatort und Polizeiruf 110.
- 1992 – Kinderspiel (16. August 1992) – mit Michael Janisch, Michael Bukowsky, Sylvia Haider, Gerhard Dorfer, Steve Barton, Jed Curtis. Erhielt im Jahr 1993 den Adolf-Grimme-Preis.
- 1995 – Frau Bu lacht (26. November 1995) wurde zum 25-jährigen Jubiläum des Tatorts von Regisseur Dominik Graf gedreht. Die Kommissare Batic und Leitmayr ermitteln im Milieu von Heiratshandel und Kindesmissbrauch von thailändischen Frauen. Die Folge wurde für mehrere Preise vorgeschlagen.
- 1998 – Manila (19. April 1998) – mit Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Anna Loos und Mathieu Carrière. Bedrückendes Kammerspiel um Kindesmissbrauch und Sextourismus mit offenem Ende. Im Anschluss der Erstausstrahlung fand im Rahmen der Talksendung Sabine Christiansen eine Diskussion mit Experten sowie den Hauptdarstellern der Folge statt. Aufgrund der bedrückenden Fakten der tatsächlichen Kinderprostitution, die das Drehteam in Manila erlebte, gründen Behrendt und Bär daraufhin eine Stiftung zur Hilfe der Straßenkinder.
- 2000 – Quartett in Leipzig (Folge: 458; 16. November 2000) – mit Peter Sodann, Bernd Michael Lade, Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär und Vadim Glowna. Co-Produktion von WDR und MDR.
- 2002 – Rückspiel (Folge: 514; 10. November 2002) – mit Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Peter Sodann und Bernd Michael Lade. Zweite Co-Produktion von Westdeutscher Rundfunk und MDR.
- 2003 – Im Visier (Folge: 548; 23. November 2003) – mit Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl. Der Film stellt eine Geiselnahme in einer Bank dar. Die dabei gezeigten Polizeitaktiken waren derart realistisch, dass dies zu großem Wirbel bei der Münchner Polizei führte.
- 2003 – Das Böse (Folge: 552; 21. Dezember 2003) – mit Andrea Sawatzki, Ulrich Tukur und Barbara Philipp. Deutscher Fernsehpreis für Tukur als besten Hauptdarsteller 2003 für seine Rolle als erfolgreicher Banker, der zwischen Welten wandelt.
- 2004 – Herzversagen (Folge: 575; 17. Oktober 2004) – mit Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf. Erhielt 2005 den Adolf-Grimme-Preis.
- 2006 – Außer Gefecht (Folge: 630; 7. Mai 2006) – mit Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl. Erste Folge in Echtzeit: Die Handlung spielt an einem Wochenende zwischen 20:15 Uhr und 21:45 Uhr.
- 2006 – Bienzle und der Tod im Weinberg (Folge: 641; 1. Oktober 2006) – mit Dietz-Werner Steck und Rüdiger Wandel. Der Drehbuchautor Felix Huby erhält 2007 die Goldene Romy für das Beste Drehbuch.
- 2007 - Schwelbrand (Folge: 653; 21. Januar 2007) - mit Sabine Postel und Oliver Mommsen. Die Handlung dreht sich um ein Konzert gegen rechte Gewalt. Zahlreiche Musiker wie Revolverheld, Mia, Nevio oder Stefan Gwildis haben Gastauftritte, Sängerin Jeanette Biedermann spielt die Hauptrolle.
- 2007 – Wem Ehre gebührt (Folge 684; 23. Dezember 2007) – mit Maria Furtwängler. In der Folge (Drehbuch und Regie: Angelina Maccarone) geht es um sexuellen Missbrauch in einer türkisch-alevitischen Familie. Nach der Ausstrahlung kam es zu Protestaktionen der Aleviten in Deutschland.
Ermittler
Eine Besonderheit der Serie ist die Zahl der Ermittler. Im Gegensatz zu anderen Fernsehserien gibt es beim Tatort eine Vielzahl von Hauptdarstellern, die von Folge zu Folge wechseln. Derzeit gibt es fünfzehn Ermittler bzw. Ermittlerteams; insgesamt sind bereits 70 verschiedene Ermittler(teams) in Erscheinung getreten. Diese Besonderheit liegt an der Konzeption der Serie (s. o.) als Gemeinschaftsproduktion der neun ARD Rundfunkanstalten sowie des ORF. (Von 1990 bis 2001 war auch das Schweizer SF DRS beteiligt.)
In den frühen Folgen stehen die zu lösenden Fälle mit den damit verbundenen Personen von Verdächtigen, Zeugen und Tätern im Vordergrund der Handlung. Die Kommissare spielen darin nur als Polizisten eine Rolle. Ihre Darstellung als Privatpersonen unterbleibt dabei weitgehend, von vielen frühen Tatort-Kommissaren sind nicht einmal die Vornamen bekannt. Im Lauf der Jahre wird immer mehr auch die persönliche Geschichte der Ermittler erzählt, dies wird vor allem zu Beginn der achtziger Jahre durch den Auftritt von Kommissar Schimanski (dargestellt von Götz George) eingeläutet.
Kommissarinnen
Zu Beginn der Reihe waren alle Ermittelnden männlich. Dies änderte sich 1978 durch Kommissarin Buchmüller, dargestellt von Nicole Heesters. Mit dieser Kommissarin wurden zwar nur drei Folgen produziert, doch fortan gab es stets weibliche Verstärkung für die männlichen Kollegen. Der Tatort nahm damit eine Vorreiterstellung in der deutschen Krimilandschaft ein. Mittlerweile ermitteln Frauen in Bremen (Kommissarin Inga Lürsen), Hannover (Kommissarin Charlotte Lindholm), Frankfurt am Main (Kommissarin Charlotte Sänger), Ludwigshafen (Kommissarin Lena Odental) und Konstanz (Kommissarin Klara Blum).
Gastauftritte
Gastauftritte von Tatort-Kollegen:
In den frühen Folgen waren Gastauftritte der Kommissare üblich. In fast jeder Folge spielte in einer Nebenrolle ein Tatort-Kommissar aus einer anderen Stadt mit. Und nicht nur das: Bereits in "Kressin und der tote Mann im Fleet" (3. Tatort) ermitteln Kressin und Trimmel gemeinsam in Hamburg. Mittlerweile sind Gastauftritte selten geworden, einen der letzten bekannteren hatte der Saarbrücker Kommissar Palu (Jochen Senf) in der letzten Tatort-Folge mit Götz George, „Der Fall Schimanski“ von 1991. Die Idee wurde in den Jahren 2000 und 2002 mit den Folgen Quartett in Leipzig und Rückspiel wieder aufgenommen. Hier ermitteln die Kölner Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) gemeinsam mit ihren Leipziger Kollegen Ehrlicher (Peter Sodann) und Kain (Bernd Michael Lade). Einen weiteren Besuch statteten die Münsteraner Ermittler Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers) ihren Kölner Kollegen in der Folge Der doppelte Lott vom 20. November 2005 ab.
Gastauftritte von sonstigen Schauspielern und Prominenten:
- Staranwalt Rolf Bossi als Strafverteidiger im Trimmel-Tatort 11 „Der Richter in Weiß“.
- Ernst Dieter Lueg und Friedrich Nowottny im WDR-Tatort 20 „Kressin und der Mann mit dem gelben Koffer“ als Fernsehjournalisten.
- Udo Lindenberg mit Gesangs- und Textrolle im NDR-Tatort 45 „Kneipenbekanntschaft“ von 1974.
- Komponist Franz Grothe am Klavier und kleiner Sprechrolle im Frankfurter Tatort 62 „Zwei Flugkarten nach Rio“ 1976.
- Rio Reiser trat in der Schimanski-Folge 217 Der Pott (WDR) auf.
- Dieter Bohlen, der einige Musikstücke der Schimanski-Folgen produzierte, tritt in der Folge 214 Moltke (WDR) als eifersüchtiger Freund einer Zeugin auf.
- In einigen Bienzle-Tatortfolgen (SWR) hatten prominente Politiker aus Baden-Württemberg Gastauftritte, darunter Ulrich Goll und Herta Däubler-Gmelin.
- Der ehemalige Fußballbundestrainer Berti Vogts trat im Stoever-Tatort 403 "Habgier" als Jürgen Lampert auf.
- In den Folgen 510 "Totentanz" und 628 "Kunstfehler" spielte der Sänger und Schlagzeuger Bela B. mit.
Entwicklung der Ermittlerteams
In der Anfangszeit waren Kommissare und Ermittler üblich, die als Einzelkämpfer auftraten, keine festen Kollegen in wiederkehrenden Rollen hatten oder zumindest von der Gewichtung in der Handlung sehr stark über ihren Mitarbeitern standen. Ein Einzelkämpfer war beispielsweise Zollfahnder Kressin (Sieghardt Rupp), Kommissar Finke (Klaus Schwarzkopf) hatte zwar über mehrere Folgen identische Assistenten, die jedoch nicht allzu stark ins Gewicht fielen. Der erste Ermittler Kommissar Trimmel (Walter Richter) hatte zwar einen festen Mitarbeiterstamm, doch auch hier lag das Gewicht noch recht stark auf dem "Chef".
Im Laufe der Zeit kam es zu einer sukzessiven Verlagerung hin zu mehr Teamarbeit, wobei die Rollen der Mitarbeiter nach und nach stärker wurden. Größere Eigenständigkeit entwickelte etwa schon der feste Mitarbeiter Willy Kreutzer (Willy Semmelrogge) von Kommissar Haferkamp (Hansjörg Felmy), der während eines "Urlaubes" seines Chefs auch schon mal einen Fall alleine lösen durfte. Der Übergang zum Ermittlerteam wird am deutlichsten erkennbar in der Figur des Kommissar Thanner (Eberhard Feik), der sich an der Seite von Kommissar Schimanski (Götz George) sehr schnell zum gleichwertigen, wenn auch anders agierenden, Partner entwickelt. Der ursprünglich noch recht eigenständig agierende Kommissar Stoever (Manfred Krug) erhielt nach wenigen Folgen einen nahezu gleichwertigen, wenn auch anfänglich noch rangniedrigeren Partner in der Figur des Brockmöller (Charles Brauer). Seit den 90er Jahren sind Ermittlerteams weit in der Überzahl, doch gibt es auch immer noch Solisten mit wechselnden Begleitfiguren, etwa Kommissarin Lindholm (Maria Furtwängler).
Zumeist werden bei Auslaufen eines Ermittlers oder Ermittlerteams alle Protagonisten neu besetzt (siehe unten "Zukünftige Ermittler"), jedoch kam es auch immer wieder vor, dass nach dem Weggang der bisherigen Hauptfigur einer der Mitarbeiter in die Rolle des Chefs nachrückte, etwa Kommissar Lenz (Helmut Fischer) an die Stelle von Kommissar Veigl (Gustl Bayrhammer), der es dort noch auf sieben eigene Folgen brachte. Eine starke Kontinuität hatten in dieser Hinsicht lange die Tatort-Folgen aus Österreich, hier folgte der ehemalige Assistent Wirz (Kurt Jaggberg) dem pensionierten Vorgänger Marek (Fritz Eckhardt) und wurde später seinerseits vom bereits eingeführten Fichtl (Michael Janisch) abgelöst. Jüngst gelang dem bisherigen Mitarbeiter Deininger (Gregor Weber) von Kommissar Palu (Jochen Senf) der Sprung in das nachfolgende Ermittlerteam.
Neben dieser Kontinuität gab es vor allem in den 1970er und bis Mitte der 1980er Jahre, zuletzt bisher aber noch 1996 auch immer wieder Einzelauftritte von Ermittlern, die zuvor unbekannt waren und auch später nicht mehr in Erscheinung traten.
Vereinzelte Ausnahmen in den Reihen der Tatort-Ermittler finden sich in Form von Protagonisten, die nicht der Kriminalpolizei angehören. Dies waren bisher beispielsweise Zollfahnder Kressin in den Anfangsjahren, MAD-Oberstleutnant Delius (Horst Bollmann) sowie Streifenpolizist Rolfs (Klaus Löwitsch) in den 80er Jahren oder gegenwärtig Rechtsmediziner Professor Boerne (Jan Josef Liefers) im Münsteraner Tatort.
Sonderfälle bildeten 1997 Kommissarin Sommer (Hannelore Elsner), die aus einer zuvor eigenständigen Krimiserie für zwei Folgen in die Tatort-Reihe integriert wurde, sowie die oben bereits erwähnte Folge "Unter Brüdern", die eine Kooperation mit der aus der DDR stammenden Krimiserie "Polizeiruf 110" darstellt und beide Ermittlerteams kooperieren lässt. Obwohl hier keine Abweichung bei den Ermittlern vorliegt, müssen als Ausnahme-Folgen noch die Filme "Zahn um Zahn" und "Zabou" mit dem Duo Schimanski/Thanner genannt werden, die, bisher einmalig, unter dem Tatort-Label zunächst als Kinofilme liefen.
Liste der aktuellen Tatort-Ermittler
- Stand: 23. Februar 2008
Jahr | Sender | Ermittler | Schauspieler | Stadt | Anzahl der Folgen |
---|---|---|---|---|---|
seit 1989 | SWR (bis 1998 SWF) | KHK Lena Odenthal (Leitung) und KHK Mario Kopper | Ulrike Folkerts und Andreas Hoppe | Ludwigshafen | 43, davon 34 mit Kopper |
seit 1991 | BR | KHK Ivo Batić, KHK Franz Leitmayr und KOK Carlo Menzinger(-2007) | Miroslav Nemec, Udo Wachtveitl und Michael Fitz | München | 48, davon 43 mit Menzinger |
seit 1992-94, 1997 | WDR | KHK Max Ballauf und KHK Freddy Schenk (bis 12. Okt.1997 KOK) | Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär | Köln, eine Episode in Leipzig | 38, davon zwei gemeinsam mit Ehrlicher und Kain |
seit 1997 | RB | KHK Inga Lürsen (Leitung) und KHK Nils Stedefreund | Sabine Postel und Oliver Mommsen | Bremen, Bremerhaven | 17, davon 12 mit Stedefreund |
seit 1999 | ORF | Chefinspektor, später Major Moritz Eisner | Harald Krassnitzer | Wien sowie andere Orte in Österreich | 17 |
seit 2001 | NDR | KHK Jan Casstorff (Leitung), KOK Eduard Holicek und KM Jenny Graf | Robert Atzorn, Tilo Prückner und Julia Schmidt | Hamburg | 14, davon 11 mit Graf |
seit 2001 | RBB (bis 2003 SFB) | KHK Till Ritter, KHK Felix Stark und KOK Lutz Weber | Dominic Raacke, Boris Aljinovic und Ernst-Georg Schwill | Berlin | 17 |
seit 2002 | HR | KOK Charlotte Sänger und KHK Fritz Dellwo (Leitung) | Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf | Frankfurt am Main | 10 |
seit 2002 | NDR | KHK Charlotte Lindholm | Maria Furtwängler | Hannover und andere Orte in Niedersachsen | 11 |
seit 2002 | SWR | KHK Klara Blum (Leitung) und KK Kai Perlmann | Eva Mattes und Sebastian Bezzel | Konstanz | 13, davon 8 mit Perlmann |
seit 2002 | WDR | KHK Frank Thiel und Prof. Karl-Friedrich Boerne | Axel Prahl und Jan Josef Liefers | Münster (Westfalen) | 13 |
seit 2003 | NDR | Klaus Borowski und Frieda Jung | Axel Milberg und Maren Eggert | Kiel | 10 |
seit 2006 | SR | KHK Franz Kappl (Leitung) und KHK Stephan Deininger | Maximilian Brückner und Gregor Weber | Saarbrücken | 2 |
Liste der ehemaligen Tatort-Ermittler
(Stand: 12. November 2007)
Jahr | Sender | Ermittler | Schauspieler | Stadt | Anzahl der Folgen |
---|---|---|---|---|---|
1970–1982 | NDR | Kriminalhauptkommissar Paul Trimmel,KOM Petersen,KK Höffgen, KM Laumen, STa Potheine | Walter Richter | Hamburg | 11 davon 6 mit KOM Petersen, 5 mit KK Höffgen, 8 mit KM Laumen (Joachim Richert), 2 mit STa Potheine |
1970–1973 | SR | Kriminalhauptkommissar Liersdahl, Assistent Schäfermann | Dieter Eppler, Manfred Heidmann | Saarbrücken | 2 |
1971–1973 | WDR | Zollfahnder Kressin | Sieghardt Rupp | Köln | 7 davon 2 mit Zollrat Lenschau (Hermann Lenschau) |
1971–1986 | SDR | Kriminalhauptkommissar Eugen Lutz, Hauptkommissar Brauchle, Assistent Nordenstedt, Richard Wagner/Glöckle | Werner Schumacher, Max Strecker, Pierre Franckh, Frank Strecker | acht verschiedene in Baden-Württemberg | 16, davon 2 mit Brauchle, 1 mit Nordenstedt, 12 mit Wagner |
1971–1979 | HR | Kriminalkommissar Konrad, Hauptmeister Klipp, Kriminalassistent Robert Wegner | Klaus Höhne | Frankfurt am Main | 8 |
1971–1978 | NDR | Kriminalhauptkommissar Finke | Klaus Schwarzkopf | Kiel und andere Orte in Schleswig-Holstein | 7 |
1971–1987 | ORF | Inspektor Viktor Marek | Fritz Eckhardt | Wien | 14 |
1971–1972 | SFB | Kriminalhauptkommissar Erwin Kasulke, Kommissar | Paul Esser | Berlin | 2 eine davon mit Assistent Roland |
1972–1981 | BR | Melchior Veigl | Gustl Bayrhammer | München | 15 (+ eine MDR 1992) |
1972 | SWF | Horst Pflüger | Ernst Jacobi | Baden-Baden | 1 |
1973 | RB | Walter Böck | Hans Häckermann | Bremen | 1 |
1973–1977 | SWF | Franz Gerber | Heinz Schimmelpfennig | Baden-Baden | 5 |
1974–1980 | WDR | Heinz Haferkamp | Hansjörg Felmy | Essen | 20 |
1974–1977 | NDR | Heinz Brammer | Knut Hinz | Hannover | 4 |
1975–1977 | SFB | Martin Schmidt | Martin Hirthe | Berlin | 3 |
1977–1984 | SR | Horst Schäfermann
(in einer Folge Manfred) |
Manfred Heidmann | Saarbrücken | 4 |
1978–1980 | SWF | Marianne Buchmüller | Nicole Heesters | Mainz | 3 |
1978–1983 | HR | Bergmann | Heinz Treuke | Frankfurt am Main | 1 |
1978–1979 | SFB | Matthias Behnke | Hans-Peter Korff | Berlin | 2 |
1979 | NDR | Nagel | Diether Krebs | Hannover – ehem. Landkreis Burgdorf | 1 |
1979–1985 | NDR | MAD Oberstleutnant Delius | Horst Bollmann | Köln | 3 |
1980 | HR | Sander | Volkert Kraeft | Frankfurt am Main | 1 |
1980 | WDR | Paul Enders | Jörg Hube | Essen, Frankfurt am Main | 1 |
1980–1982 | NDR | Jochen Piper | Bernd Seebacher | Bremen | 2 |
1980 | WDR | Willy Kreutzer | Willy Semmelrogge | Essen | 1 |
1981 | HR | Bergmann | Lutz Moik | Frankfurt am Main | 2 |
1981–1985 | SFB | Friedrich Walther | Volker Brandt | Berlin | 6 |
1981–1988 | SWF | Hanne Wiegand | Karin Anselm | Baden-Baden, Karlsruhe, Mainz | 8 |
1981 | NDR | Greve | Erik Schumann | norddeutsche Kleinstadt | 1 |
1981 | NDR | Kriminalhauptkommissar Beck | Hans Häckermann | Hamburg | 1 |
1981–1991 | WDR | Horst Schimanski, Christian Thanner und „Hänschen“ | Götz George, Eberhard Feik und Chiem van Houweninge | Duisburg | 29 |
1981–1987 | BR | Ludwig Lenz | Helmut Fischer | München | 7 |
1982 | HR | Werner Rolfs | Klaus Löwitsch | Frankfurt am Main | 1 |
1982 | NDR | Nikolaus Schnoor | Uwe Dallmeier | Ort bei Bremerhaven | 1 |
1983 | NDR | Ronke | Ulrich von Bock | Hamburg | 1 |
1984 | HR | Rullmann | Hans-Werner Bussinger | hessische Kleinstadt | 1 |
1984–2001 | NDR | Paul Stoever und Peter Brockmöller | Manfred Krug und Charles Brauer | Hamburg | 41, davon 37 mit Brockmöller |
1984–1986 | ORF | Hirth | Kurt Jaggberg | Wien | 3 (+ 7 nur ORF) |
1985 | HR | Reinhold Dietze | Klaus Löwitsch | Frankfurt am Main | 1 |
1985–2001 | HR | Edgar Brinkmann | Karl-Heinz von Hassel | Frankfurt am Main | 28 |
1985–1989 | SFB | Hans Georg Bülow | Heinz Drache | Berlin | 6 |
1986 | BR | Siggi Riedmüller | Günther Maria Halmer | München | 1 |
1987–1988 | SDR | Georg-Thomas Schreitle | Horst Michael Neutze | Stuttgart, Führstadt | 3 |
1987 | BR | Karl Scherrer | Hans Brenner | München | 1 |
1987 | ORF | Herbert Passini | Christoph Waltz | Wien | 1 |
1988 | ORF | Pfeifer | Bruno Dallansky | Wien | 1 (+4 nur ORF) |
1988–2005 | SR | Max Palu | Jochen Senf | Saarbrücken | 17 |
1988–1989 | BR | Otto Brandenburg | Horst Bollmann | München | 2 |
1989–1996 | ORF | Michael Fichtl | Michael Janisch | Wien | 8 (+1 nur ORF) |
1990 | DRS | Walter Howald | Mathias Gnädinger | Bern | 1 |
1991–1992 | DRS | Reto Carlucci | Andrea Zogg | Bern | 2 |
1991–1995 | SFB | Franz Markowitz | Günter Lamprecht | Berlin | 8 |
1992–1997 | WDR | Bernd Flemming, Miriam Koch und Max Ballauf (Team Flemming) | Martin Lüttge, Roswitha Schreiner und Klaus J. Behrendt | Düsseldorf | 15, davon 8 mit Ballauf |
1992–2007 | SWR (bis 1998 SDR) | Ernst Bienzle und Günter Gächter | Dietz-Werner Steck und Rüdiger Wandel | Stuttgart | 25 |
1992-2007 | MDR | Kriminalhauptkommissar Bruno Ehrlicher (Leitung) und Kriminalhauptkommissar M. Kain | Peter Sodann und Bernd Michael Lade | erst Dresden, später Leipzig, je eine Episode in Köln und Weimar | 45, davon zwei gemeinsam mit Ballauf und Schenk |
1993–2002 | DRS | Philipp von Burg und Markus Gertsch | L.I. Kisch und E.C. Sigrist | Bern | 9 |
1995 | HR | Leo Felber | Heinz Schubert | Frankfurt am Main | 1 |
1996–1998 | SFB | Ernst Roiter und Michael Zorrowski | Winfried Glatzeder und Robinson Reichel | Berlin | 12 |
1996 | ORF | Max Becker | Klaus Wildbolz | Wien | 1 |
1997 | ORF | Paul Kant und Jakob Varanasi | Wolfgang Hübsch und Johannes Nikolussi | Wien | 2 |
1997 | NDR | Lea Sommer | Hannelore Elsner | Hamburg | 2 |
1999–2000 | SFB | Robert Hellmann | Stefan Jürgens | Berlin | 6 |
Zukünftige Ermittler
Stand: 24. April 2007
Jahr | Sender | Ermittler | Schauspieler | Stadt |
---|---|---|---|---|
ab 2008 | SWR | Thorsten Lannert und Sebastian Bootz | Richy Müller und Felix Klare | Stuttgart |
ab 2008 | MDR | Andreas Keppler und Eva Saalfeld | Martin Wuttke und Simone Thomalla | Leipzig |
ab 2008 | NDR | Cenk Batu | Mehmet Kurtulus | Hamburg |
Sprache
In den neueren Folgen wird fast ausschließlich Standarddeutsch gesprochen, eine Ausnahme bilden einige Folgen des ORF, des SR und des SWR. In der Anfangszeit des Tatorts zählte zum Lokalkolorit jedoch auch der in der jeweiligen Gegend gesprochene Dialekt, was beispielsweise dazu führte, dass die frühen Folgen des Bayerischen Rundfunks für norddeutsche Zuschauer kaum zu verstehen waren. Der NDR sendete 1982 die Folge Watt Recht is, mutt Recht bliewen, in der Plattdeutsch gesprochen wurde, teilweise mit hochdeutschen Untertiteln. Ein solches Experiment wurde nie wiederholt.
Die österreichische Fernsehserie Trautmann sollte ursprünglich innerhalb der Tatort-Reihe laufen, wurde aber von der ARD kurz vor der ersten Ausstrahlung wegen des angeblich schwer verständlichen Wiener Dialekts abgesetzt.
Vorspann
Der Darsteller im Vorspann (durch einen Schlitz blickende Augen und eine flüchtende Person) ist Horst Lettenmayer. Er bekam für den Dreh damals einmalig 400 DM. Als späte Anerkennung ist (in einer einzigen Episode) auch der Rest von ihm zu sehen: 1989 spielte er in dem Schimanski-Tatort Der Pott einen Gewerkschaftsboss, der als Leiche endet.
Die Titelmusik wurde 1970 von Klaus Doldinger komponiert und im Lauf der Zeit nur behutsam modifiziert. Bei der Einspielung war Udo Lindenberg als Schlagzeuger beteiligt.
Schwesterserie
Das DDR-Pendant zum Tatort war der Polizeiruf 110, der sich heute mit dem Tatort den Sendeplatz teilt. Die erste Crossover-Folge zwischen den beiden Reihen bildete 1990 die Tatort-Folge Unter Brüdern, in der die westdeutschen Kommissare Schimanski und Thanner (dargestellt von Götz George und Eberhard Feik) auf ihre ostdeutschen Kollegen Fuchs und Grawe (dargestellt von Peter Borgelt und Andreas Schmidt-Schaller) treffen. Nachdem Schimanski sich aus dem Tatort verabschiedet hatte, gab es die Polizeiruf-Folge "Thanners neuer Job" (1991), in der Eberhard Feik im Polizeiruf eingeführt werden sollte. Einen weiteren Berührungspunkt gab es im Jahr 2006: In der Polizeiruf-Folge Die Mutter von Monte Carlo (Erstausstrahlung 29. Januar 2006) trifft Polizeiruf-Kommissar Thomas Keller (dargestellt von Jan Gregor Kremp) auf seinen Frankfurter Tatort-Kollegen Fritz Dellwo (dargestellt von Jörg Schüttauf).
Literatur
- Björn Bollhöfer: Geographien des Fernsehens: Der Kölner Tatort als mediale Verortung kultureller Praktiken. Bielefeld: Transcript Verlag 2007, ISBN 3-89942-621-5
- Tatort. Der Mord zum Sonntag, du, 8/2007. ISBN 9783037170373
- Holger Wacker: Das große Tatort-Buch. Filme, Fakten und Figuren. Berlin: Henschel Verlag 2000, ISBN 3-894873-53-1
- Eike Wenzel (Hrsg.): Ermittlungen in Sachen Tatort. Berlin: Bertz + Fischer Verlag 2000, ISBN 3-929470-18-7
Einzelnachweise