Heinrich Wilhelm Hartwig

deutscher Politiker, Oberbürgermeister der Stadt Kassel
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Leben des Heinrich Wilhelm Hartwig

Heinrich Wilhelm Hartwig wurde am 29.12.1793 als Sohn von Ferdinand und Sophie Hartwig in Hofgeismar geboren. Seine Mutter Sophie Hartwig war die am 18.10. 1838 geborene Enkelochter von Karl Cäsar von Leonhard, einem bedeutenden Mineralogen seiner Zeit. 1816 wurde Heinrich Wilhelm Anwalt in Carlshafen (dem heutigen Bad Karlshafen)und später Obergerichtsanwalt in Kassel, wo er sich mit einer Tochter des Musiklehrers Großheim (Elise Hartwig geborene Großheim im Jahr 1800, gestorben am 29.10.1863 in Kassel) vermählt. Die beiden hatten einen Sohn Ferdinand.

Beruf und Karriere
Im Frühjahr 1836 wählte ihn die Stadt zu ihrem Vertreter in das kurhessische Landesparlament.

Am 7. März 1848 wurde Hartwig auf 30 Jahre zum Oberbürgermeister gewählt.

Noch am gleichen Tag - die politischen Unruhen dieses Jahres begannen sich auch in Kassel erstmals zuzuspitzen - erhielt er vom Kurfürsten "die landesherrliche Bestätigung als Oberbürgermeister der Residenz. Im Kampf um die Errungenschaften der 48er Revolution schloss sich Hartwig im September des Jahres 1850 der Politik der Steuerverweigerung an, mit der Landtag und Behörden den reaktionär agierenden Kurfürsten mit seinem Chefminister Hassenpflug bekämpfen wollten. Als auch noch fast das gesamte kurhessische Offizierskorps sich verweigerte, floh der Kurfürst aus Kassel.

Doch wenige Monate später kehrte er mit Hilfe von Bundestruppen nach Kassel zurück. Diese Besatzungstruppen, die sog. Strafbayern, wurden nicht in Kasernen untergebracht, sondern in Privathäusern einquartiert, und zwar vorzugsweise bei politisch fortschrittlichen Bürgern.

So bekam Oberbürgermeister Hartwig als Exponent einer vom Kurfürsten unerwünschten politischen Richtung in seine Dienstwohnung im Rathaus in der Oberen Karlsstraße eine Einquartierung von 28 bayerischen Soldaten! Diese hatte er zudem vier Wochen lang zu verpflegen! Außerdem verurteilte ihn ein Kriegsgericht zu drei Monaten Festungshaft, die er - als amtierender Oberbürgermeister - im Jahre 1851 in der Festung Spangenberg verbüßte. Dass er dort seinen Humor nicht ganz verlor, ist daraus zu schließen, dass er Briefe an seine Frau mit "Dein dreifach verriegelter Gatte" unterschrieb. Über den Ernst seiner Situation war er sich durchaus im klaren. Als man ihm eines Tages nahe legte, ein Gnadengesuch an den Kurfürsten zu richten, damit ihm der Rest seiner Strafzeit erlassen werde, lehnte er dies ab. Hartwig schrieb seiner Frau, "durch ein solches Gesuch würde er anerkennen, dass er schuldig sei und sich in der Achtung des Kurfürsten selbst herabsetzen, denn nur ein Verbrecher bittet um Gnade". Bei dieser festen Haltung glaubte er mit Nachteilen bei den Haftbedingungen rechnen zu müssen: "In Gottes Namen. Ich werde alles erdulden, aber zu Kreuze krieche ich nicht".

Am 10. Dezember 1851, nach vollständig abgesessener Haftstrafe, konnte Oberbürgermeister Hartwig die Festung Spangenberg wieder verlassen. Eine öffentliche Empfangsfeier auf den Straßen der Stadt Kassel hatten die kurfürstlichen Behörden verboten. Doch begrüßten ihn die städtischen Gremien im festlich geschmückten Rathaussaal in der Oberen Karlsstraße und überreichten ihm einen silbernen Becher mit folgender Inschrift:
Ihrem Oberbürgermeister H.W. Hartwig, dem Märtyrer der gerechten Sache, nach dreimonatlicher Festungshaft
Der Stadtrath und Bürgerausschuss von Kassel den 10. Dec. 1851

Als die reaktionäre kurhessische Staatsregierung davon erfuhr, ließ sie nach dem Becher fahnden. Haussuchungen und Vernehmungen wurden durchgeführt und eine förmliche Untersuchung eingeleitet, jedoch ohne Erfolg. Danach blieb Oberbürgermeister Heinrich Wilhelm Hartwig sozusagen unbeschadet im Amt und setzte sich bis zu seinem Tod im Jahre 1863 für die Belange der Stadt ein.

Seit 1860 stritt er auch als Landtagsabgeordneter wieder für die Herstellung früherer Verfassungsverhältnisse. Hartwigs langjähriger liberaler Mitstreiter, Landtagspräsident Friedrich Nebelthau, würdigte in einem Nachruf vor dem Landtag die außergewöhnlichen Verdienste dieses um die Entwicklung der freiheitlichen Demokratie im nördlichen Hessen hochverdienten Mannes. Besonders betonte Nebelthau die ungewöhnliche Stärke des Charakters und die Zivilcourage, mit der Hartwig trotz persönlicher Verfolgung lebenslang für freiheitlich-demokratische Ideen gekämpft habe.