Sequentielles Gleichgewicht

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Das Sequentielles Gleichgewicht ist ein spieltheoretisches Lösungskonzept für dynamische Spiele mit unvollständiger und/oder unvollkommener Information.

Das Konzept des sequentiellen Gleichgewichts, welches von Kreps und Wilson (1982) eingeführt wurde, ist eine Verfeinerung des perfekt bayesianischen Gleichgewichts. Diese Verfeinerung kommt durch das Beliefssystem und die Forderung auf sequentielle Rationalität sowie der Konsistenz insbesondere in dynamischen Spielen mit unvollständiger und/oder vollkommener und imperfekter Information zum Eindruck.

Motivation

Bei dem Teilspielperfektheitskonzept müssen die Gleichgewichtsstrateigen an jedem Entscheidungsknoten optimal sein. Die Vorraussetzung dafür ist, dass die Spieler vollkommene Information besitzen, d.h. sie müssen über den bisherigen Spielverlauf informiert sein und damit in der Lage sein, zu wissen, an welchem Knoten sie sich befinden. In Spielen mit unvollständiger und/oder unvollkommener Infomation schließt das Konzept der Teilspielperfektheit jedoch nicht alle unplausiblen Gleichgewichte aus, da in solchen Situationen häufig kein echtes Teilspiel existiert.

Das Bayessches Gleichgewicht verfeinert dieses Teilspielperfektheitskonzept durch die Anforderung, dass die Gleichgewichtsstrateigen jeder Informationsmenge optimal sein müssen, gegeben einem Konsistenzsystem von Beliefs. Dieses Konzept scheitert jedoch, wenn unerwarteterweise eine Strategie außerhalb des Gleichgewichtspfads vorkommt, da bei dem Bayessches Gleichgewicht nur die Aktionen auf dem Gleichgewichtspfad berücksichtigt werden, wobei die bayesische Regel anwendbar ist. Das Sequentielles Gleichgewicht vermeidet diese Schwäche des bayesianischen Gleichgewichts und dient dazu, unplausible Gleichgewichte auszuschliessen.

Darstellung des sequentiellen Gleichgewichts

 

 : Strategiekombination

 : Wharscheinlichkeitseinschätzung (Belief)

Formelle Definitionen

Sequentielle Rationalität

Eine Einschätzung   ist sequentiell rational, wenn die von Spieler 𝑖 gewählten Strategien an jeder Informationsmenge   optimal sind gegeben dem Belief und den Fortsetzungsstrategien der anderen Spieler.

Anders formuliert, in einem endlichen extensiven Spiel mit vollkommer Erinnerung(perfect recall) ist eine Einschätzung   sequentiell rational, wenn für jeden Spieler   und an jeder seiner Informationsmengen   gilt,  

Konsistenz

Eine Einschätzung   ist konsistent, wenn eine Folge   existiert, die gegen die Einschätzung   konvergiert und die Eigenschaften hat, dass jedes strategiesche Profil sn vollständig gemischt ist sowie jedes Beliefsystem   aus   anhand der bayesianischer Regel abgeleitet ist, so dass gilt:  

Sequentielles Gleichgewicht(Zusammenfassung)

Ein sequentielles Gleichgewicht ist eine Einschätzung  , die sowohl konsistent als auch sequentiell rational ist.

Bemerkung

Das Konzept des sequentiellen Gleichgewichts beschränkt(begrenzt) Beliefs über Informationsmengen, die nicht im Gleichgewicht erreicht werden, durch die Einführung der Anforderung, dass die Beliefs durch eine Folge der Kombinationen von völlig gemischten Verhaltensstrategien bestimmt werden, die gegen die Kombination von Gleichgewichtsstrategien konvergieren. Dies bedeutet, dass in einem sequentiellen Gleichgewicht die Beliefs aufm Nicht-gleichgewichtspfad mit einigen kleinen Abweichungen aus der Kombination von Gleichgewichtsstrategien konsistent sein müssen. Deshalb kann ein sequentielles Gleichgewicht als ein perfekt bayesianisches Gleichgewicht interpretiert werden, in dem die Belifs auf dem Nicht-gleichgewichtspfad durch eine kleine Deviation der Kombination von Gleichgewichtsstrategien ausgerichtet werden.

Sätze

1) Für jede endlichen extensiven Spiele existiert mindestens ein sequentielles Gleichgewicht.

2) Wenn   ein Sequentielles Gleichgewicht ist, dann ist s ein teilspielperfektes Gleichgewicht.

3) wenn   ein sequentielles Gleichgewicht ist, dann ist   erwaitert teilspielperfekt.

Beispiel

Eine Einschätzung wird dargestellt wie folgendes:

 

mit

  •  : Die Strategie von Spieler 1, entspricht der Wahrscheinlichkeitsverteilung über seine Strategien, M,L und R.
  •  : Die Strategie von Spieler 2, entspricht der Wahrscheinlichkeitsverteilung über seine Strategien, l und r.
  •  : Belief von Spieler 2,welches bedingt ist dadurch,dass die Informartionsmenge von Spieler 2 erreicht wird.


Es gibt zwei Typen der sequentiellen Gleichgewichte in dem Beispiel.


Erster Typ: Sequentielles Gleichgewicht, falls die Informationsmenge von Spieler 2 erreicht wird. (d.h.  )

Die Strategie R ist von L und M strikt dominiert, daraus folgt in diesem Fall, dass   und  

Die bayesianische Regel ist anwendbar, denn die Informationsmenge von Spieler 2 liegt auf dem Gleichgewichtspfad:


 
 


Mit diesen Beliefs wird Spieler 2 rational l wählen, da die Strategie l die höhre Auszahlung ergibt:  

und so dass,


 
 


Die Einschätzung ist sequentiell rational wiederum, dann und nur dann,


 
 
 


Fazit

  ist ein sequentielles Gleichgewicht.


Bemerkung

In diesem Fall ist das Lösungsverfahren identisch bei dem perfekt bayesianischen Gleichgewicht.


Zweiter Typ: Sequentielles Gleichgewicht, falls die Informationsmenge von Spiele 2 nicht erreicht wird. d.h


 
 
 


Die Strategie von Spieler 1   bildet einen Teil einer sequentiell rationalen Einschätzung, dann und nur dann,  

Ansonsten wird Spieler 1 von der Strategie L abweichen und nun ist die Anforderung der sequentiellen Rationalität nicht erfüllt.


Nun für die Beliefs


 

 


muss gelten,  


Zu überprüfen, ob die Einschätzung mit den Strategien und Beliefs konsistent ist, wird betrachtet:

Es gibt Strategiekombinationen  ,

wobei   eine kleine positiven Zahl ist und definiert ist, wie folgendes

           
           
 

Nun ist die Bayesianische Regel anwendbar,


 
 


Fazit

  ist ein sequentielles Gleichgewicht dann und nur dann,  .


Bemerkung Bei dem Fall   ist Spieler 2 indifferend zwischen r und l. In diesem Fall bildet die Strategie   einen Teil des sequentiellen Gleichgewichts dann und nur dann,


 
                      mit   .


Ansonsten erfüllt die Einschätzung mit   die Anforderung der sequentiellen Rationalität nicht.

Dies führt zu einem enderen sequentiellen Gleichgewicht,  ,  mit   .

Im sequentiellen Gleichgewicht wird angenommen, dass die Strategie auf dem Nicht-Gleichgewichtspfad unerweiteterweise im Spiel vorkommen kann. Daher braucht Spieler 2 die Beliefs über seine Informationsmenge, falls er zum Zug kommen würde.

Die

Abgrenzung des sequentiellen Gleichgewicht von perfekt bayesshen Gleichgewicht

Der Unterschied zwischen dem sequentiellen- und dem perfekt bayesshen Gleichgewicht liegt darin, dass Informationsmengen außerhalb des Gleichgewichtspfads zur Bestimmung des Nash-Gleichgewichs berücksichtigt werden. Während bei dem perfekt bayesschen Gleichgewicht die Einschränkugen nur für Informationsmengen auf dem Gleichgewichtspfad gültig sind, gelten bei dem sequentiellen Gleichgewicht die Anforderungen auch für Informationgsmengen außerhalb des Gleichgewichtspfads. Eine Verfeinerung des Nash-Gleichgewichts stellt das sequentielle Gleichgewicht dar, welches eine Teilmenge des perfekt bayesschen Gleichgewicht ist.

Verfeinerung des sequentiellen Gleichgewicht

In dem Beistpiel ist der zweite Typ des sequentiellen Gleichgewichts jedoch nicht plausibel:

Die Einscätzung   ist ein sequentielles Gleichgewicht, dann und nur dann:  

d.h  


Aber solange für den Spieler 1 die Strategie R von M und L strikt dominiert ist, wenn die Informationsmenge von Spieler 2 erreicht wird, dann ist für Spieler 2 zumutbar zu schätzen, dass die Spieler 1 rational eher M gewählt hat.

Für diese Argumentation wurde das Konzept 'Perfektes Gleichgewicht'(Trembling-hand-perfektes Gleichgewicht) entwickelt.

Literatur