Tataren ist eine Bezeichnung für verschiedene Bevölkerungsgruppen und Völker seit dem Mittelalter.
Heute wird dieser Name vor allem für ein Turkvolk gebraucht, das in vielen Teilen Russlands, insbesondere in der Republik Tatarstan lebt.
Tataren - ein Name für viele Völker
Leider wird der Name Tataren in vielen verschiednen Zusammenhängen gebraucht (Vergleiche hierzu die englischsprachige Wikepedia-Version. So werden und wurden als Tataren bezeichnet:
- eine im Mittelalter östlich des Baikalsees lebende vermutlich mongolischsprachige Bevölkerung (siehe: Mongolen, mongolische Sprachen)
- bis zur frühen Neuzeit im Osten Sibiriens und Nord-Osten Chinas lebenden tungusischsprachigen Bevölkerungsgruppen
- vor der Gründung der Sowjetunion (1922): verschiedene "eurasische" also auf dem Gebiet Russlands lebende Turkvölker, darunter Aserbaidschaner, Chakassen und viele mehr.
- die Krim-Tataren (auch Krim-Türken) und die ihnen verwandten Dobrudscha-Tataren (Siehe auch: Turkvölker), die aber zu einem anderen Zweig der Turksprachen gehören.
- Muslime in Litauen, Belarus (Weißrussland) und Polen, die zum Teil Nachfahren der Krim-Tataren sind, aber heute Belorussich und andere Sprachen sprechen. Auch die Muslime Finnlands werden als Tataren bezeichnet.
Tataren im engeren Sinne
Die eigentlichen, sich auch selbst so bezeichnenden Tataren leben heute fast überall in Russland und den GUS-Staaten. Sie sprechen tatarisch und in der Regel auch Russisch und sind überwiegend Muslime oder Nachfahren von Muslimen. Ein wichtiger Kern ihres Siedlungsgebietes sind Tatarstan und Baschkortostan (Baschkirien).
Bevölkerungszahl
In der Russischen Föderation lebten 1989 5 552 000 Tataren, in der damaligen Sowjetunion 6 648 700 Tataren. 1989 betrug die tatarische Bevölkerung Tatarstans 1 765 400 Menschen; in Baschkortostan lebten neben den nicht zu den Tataren gehörenden Baschkiren 1 120 700 Tataren.
Geschichte
Die Tataren können als Nachfahren von Wolga-Bulgaren, Petschenegen, Kumanen, Kiptschaken, Finno-ugrische Völker, Mongolen und Slawen angesehen werden. Ihre eigentliche Geschichte beginnt mit der Goldene Horde im 13. Jahrhundert. Sie waren die Kernbevölkerung der Khanate Kasan, Astrachan, Kasimov und Sibir (Sibirien). Schon im 16. Jahrhundert gehörten fast alle Siedlungsgebiete der Tataren zu Russland.
Unterteilungen der Tataren (im engeren Sinne)
- die vielleicht 50 000 Astarchaner Tataren leben am Unterlauf der Wolga, auf dem Gebiet des ehemaligen Khanat Astrachan. Sie standen bis ins 20. Jahrhundert der nomadischen Tradition der Nogaier nahe.
- Die Kasimov-Tataren (wenige 10000) sind die Nachfahren der Bevölkerung des im 16. Jahrhundert mit den Moskauer Großfürsten verbündeten Khanat von Kasimov
- Die Krätschen (Kräşen, Kreschen)ö Nagaybaken sind orthodoxe Christen. Sie leben an der Wolga und vor allem im Ural-Vorland.
- Die vielleicht 300 000 Mäscher (Mescheren) sind die überwiegend westlich der Wolga (auch in Tschuwaschien und Mordwinien) lebende Tataren. Der Name dieser Bevölkerung verweist auf mögliche Verwandtschaft mit den Ungarn oder den mittelaterlichen Meschera (Siehe: Finno-ugrische Völker).
- Die Wolga-Tataren (Kasan-Tataren, Qazanlıq) leben im Tatarischen Kernland (Tatarstan) an der Wolga.
- Die sibirischen Tataren leben in "Inseln" im ganzen westlichen Sibirien und unterteilen sich in zahlreiche weitere Gruppen (Tobol-Tataren, Tumen-Tataren, Baraba-Tataren etc.). Sie sind die Nachfahren der Kernbevölkerung des Khanats Sibir.
- Die Tepter(en) sind Tataren des nördlichen [Ural]vorlands (Glasover Tataren) und stellen einen Teil der Tataren Baschkortostans. Sie stehen den Baschkiren sprachlich und in der traditionellen Kultur nahe.
und andere Bevölkerungsgruppen. (Zahlenangaben für Astrachaner, Kasimover und Mäscher sind Schätzungen von Benutzer: Boris ausgehend von älteren Zahlen)