Rote und Blaue Mauritius

die ersten Briefmarken der damaligen britischen Kolonie Mauritius (1847)
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. Oktober 2005 um 10:14 Uhr durch Kliv (Diskussion | Beiträge) (rvt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Briefmarken

1 Penny

Ausgabe
Land Mauritius
Postwert 1 Penny und 2 Pence
Ausgabe 21. September 1847
Ablauf der Gültigkeit
Gestaltung
Bildmotiv Königin Viktoria
Farbe rot und blau
Entwurf Joseph O. Barnard
Druckart
Perforation Geschnitten
Besonderheiten keine
Auflage
Auflage 500 Stück

Die Rote und Blaue Mauritius sind die unter Nicht-Philatelisten wohl bekanntesten Briefmarken der Welt. Der Bekanntheitsgrad der Blauen Mauritius übersteigt jenen der Roten bei weitem. Sie sind jedoch keineswegs die wertvollsten oder die seltensten Briefmarken der Welt. Weltweit gibt es von der Blauen Mauritius noch 8 gebrauchte und 4 ungebrauchte Exemplare. Demgegenüber existieren von der Roten Mauritius noch 12 gebrauchte und 2 ungebrauchte Exemplare.

Geschichte

Nachdem 1840 in England die ersten Briefmarken im Umlauf waren, wollte die Kronkolonie Mauritius diesem Beispiel nacheifern. Gouverneur Gomm erwirkte 1846 einen Parlamentsbeschluss, welcher analog zu England die Ausgabe zweier Marken vorsah:

  • Eine 1-Penny-Marke für Frankierungen im innerörtlichen Postverkehr der Mauritius-Hauptstadt Port Louis und
  • Eine 2-Pence-Marke für den Postverkehr mit der benachbarten Insel Rodrigues sowie mit Übersee.

In Auftrag gegeben wurden die Marken von James Stuart Brownrigg im Jahre 1847. Graviert wurden die Marken von Joseph Osmond Barnard. Er stellte eine Druckplatte für jeden Wert her und konnte nur eine Marke pro Arbeitsgang drucken.

Ab dem 21. September 1847 wurden die Marken der ersten Serie ausgegeben. Auf ihrer Umrandung standen jeweils die Wertangabe, der Name "Mauritius", das aus England übernommene "Postage" und auf der linken Seite die für das Britische Imperium unübliche Inschrift "Post Office". Insgesamt wurden je 500 Rote (1 Penny) und Blaue (2 Pence) Briefmarken hergestellt. Barnard berechnete für den Auftrag Kosten von 59 Pfund und 10 Shilling.

Schon ein Jahr später bestand Bedarf für weitere Briefmarken. Die zweite Serie der Mauritius-Marken wies bei sonst unverändertem Motiv nunmehr die Worte „POST PAID“ auf der linken Seite auf. Unter Philatelisten setzten postwendend Irritationen ein. Handelte es sich bei den Marken der Erstserie um Fehldrucke? War Barnard ein Stümper? Wilde Spekulationen schossen ins Kraut und sorgten für die Berühmtheit der Marken. Alle Vorwürfe und Verdächtigungen erwiesen sich dann letztlich als haltlos. Die erste Serie sollte nach aufgefundenen Aktennotizen tatsächlich den Schriftzug "Post Office" tragen.

Der Rummel hatte jedoch den Ehrgeiz manch betuchter Briefmarkenfreunde geweckt, welche ihre Sammlung mit den seltenen Stücken schmücken wollten.

Besitzer und Auktionen

Viele Eigentümer solch historischer Mauritius-Marken wollen aus naheliegenden Gründen ihren Namen nicht öffentlich preisgeben. Es ist anzunehmen, dass sich ihre wertvollen Kostbarkeiten in gut gesicherten Tresoren befinden.

So ist auch der Erwerber einer 1993 zuletzt zum Preis von 1,725 Millionen Schweizer Franken (umgerechnet ca. 1,1 Mio €) versteigerten postfrischen Mauritius unbekannt.

Der japanische Industrielle Hiroyuki Kanai verfügte in den 1980er Jahren über die bislang umfangreichste Mauritius-Sammlung. Er nannte insgesamt sechs Stück dieser Weltraritäten sein Eigen. Die unter Philatelisten bekannte Ganzsache, den "Bordeauxbrief", frankiert mit einer roten und einer blauen Mauritius, musste er 1993 an einen ungenannten Bieter für 6,125 Millionen Schweizer Franken (umgerechnet knapp 4 Mio €) versteigern lassen.


1903 gelangte ein Brief mit einer gebrauchten blauen Mauritius auch in den Besitz des deutschen Reichspostmuseums. Seit 1990 wird dieses Stück in der Museumsstiftung für Post und Telekommunikation aufbewahrt; diese blaue Mauritius sowie eine gebrauchte rote Mauritius befindet sich im Museum für Kommunikation in Berlin.