Normaler Operator

Begriff aus der Funktionalanalysis
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In der Funktionalanalysis verallgemeinert der normale Operator den Begriff der normalen Matrix aus der linearen Algebra. Ist ein Hilbertraum, so heißt ein Operator normal, falls er mit seinem adjungierten Operator kommutiert, also wenn

gilt.

Dabei bezeichnet die Menge aller stetigen Endomorphismen von .

(In der Physik und bei den Ingenieuren wird - Analogie zur Matrixtheorie - der adjungierte Operator in der Regel nicht mit sondern mit bezeichnet.)

Eigenschaften

Sei   ein normaler Operator. Dann gilt:

  •   für alle  
  •   für alle  
  • Die Operatornorm von   ist gleich dem Spektralradius:   Dabei bezeichnet   das Spektrum von  .
  • Die von   erzeugte C*-Algebra und die von   erzeugte Von-Neumann-Algebra sind kommutativ. Dieser Sachverhalt ermöglicht einen Funktionalkalkül.
  • Die Diagonalisierbarkeit normaler Matrizen in der linearen Algebra verallgemeinert sich auf normale Operatoren in Form des Spektralsatzes.
  • Eine Klassifikation normaler Operatoren besteht bzgl. unitärer Äquivalenz modulo kompakter Operatoren, indem man zur Calkin-Algebra übergeht, die im endlich-dimensionalen Fall   ist. Das ist im Artikel zur Calkin-Algebra ausgeführt.
  • Ein normaler Operator   in einem komplexen Raum lässt sich zerlegen in   mit dem „Realteil"   und dem „Imaginärteil“   Dabei sind die Operatoren   selbstadjungiert und miteinander vertauschbar:  

Ein Gegenbeispiel

Der folgende Absatz zeigt anhand eines expliziten Beispiels, dass es wichtige Abweichungen von der Bedingung der „Normalität“ und den oben angegebenen Eigenschaften gibt:

In der Quantenmechanik spielen die sog. Erzeugungs- bzw. Vernichtungsoperatoren,   eine große Rolle. Sie treten als sog. „Leiter-Operatoren“ schon beim elementarsten Problem der Quantenmechanik, dem sog. „harmonischen Oszillator“, auf. [1] Sie sind wichtige Beispiele für nicht-normale Operatoren, und im Gegensatz zu den „normalen Operatoren“ sind die Erzeugungsoperatoren tatsächlich  nicht  diagonalisierbar, was aber nicht leicht zu beweisen ist. Sie sind zwar von derselben Form wie gerade angegeben und deshalb auf den ersten Blick „normal“:   mit   Aber   und   sind im Gegensatz zu   und    nicht  miteinander vertauschbar, weil Orts- und Impulsoperator  nicht  miteinander kommutieren:   mit dem Identitätsoperator   und der reduzierten Planckschen Konstante   In der Tat gilt abweichend von der Forderung an „normale Operatoren“ für die Erzeugungs- bzw. Vernichtungsoperatoren nicht   sondern  

Verwandte Begriffe

Ein Operator   heißt

  • quasinormal, falls   mit   vertauscht, das heißt  .
  • subnormal, falls es einen Hilbertraum   gibt, so dass   Unterraum von   ist, und einen normalen Operator  , so dass   und  
  • hyponormal, falls   für alle  .
  • paranormal, falls   für alle  .
  • normaloid, falls Operatornorm = Spektralradius, d.h.:  .

Es gelten folgende Implikationen:

normal   quasinormal   subnormal   hyponormal   paranormal   normaloid.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Näheres zu den Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren (bzw. zu den „Leiteroperatoren“ beim harmonischen Oszillator) findet man in den Standardlehrbüchern der Quantenmechanik, etwa in dem zweibändigen Werk von Albert Messiah.