Indianer Nordamerikas

indigene Bevölkerungsgruppen Nordamerikas
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Oktober 2005 um 20:46 Uhr durch Napa (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von Benutzer:129.187.203.53 rückgängig gemacht und letzte Version von Benutzer:Napa wiederhergestellt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Zu den Indianern Nordamerikas zählt man üblicherweise sämtliche Indianer nördlich von Mexiko. Ausgenommen sind die Ureinwohner Hawaiis, die Inuit, Unangan und Yupik in Alaska und der nordkanadischen Arktis, die sich genetisch und kulturell stark von den nordamerikanischen Indianern unterscheiden. Ebenfalls nicht zu den Indianern gezählt werden Mischvölker wie die Métis.

Indianische Mutter mit Kleinkind, 1917

Eine Eigenart der nordamerikanischen Indianer ist, dass sich Völker derselben Sprachgruppe weder kulturell ähnlich, noch räumlich nah sein müssen.

Die nordamerikanischen Indianer-Völker unterscheiden sich kulturell erheblich. So gibt es zum einen demokratisch organisierte Stämme mit Ältestenrat, Stammesrat und Ratsfeuer (Irokesen) und monarchisch organisierte Stämme (Wampanoag, Powhatan). Das Oberhaupt eines Stammes wird in den verschiedenen europäischen Sprachen, die mit den Indianern in Berührung kamen, unterschiedlich tituliert: Chief (englisch), Sachem (französisch) oder Kazike (spanisch: cacique). Im deutschen übersetzt man diese Titel als „Häuptling“.

Geschichte

Besiedlung Nordamerikas

Siehe Hauptartikel: Besiedlung Amerikas

Die Erforschung der Besiedlung Nordamerikas ergibt ein recht einheitliches Bild; im Gegensatz zu Mittel- und Südamerika. Die Besiedlung erfolgte nach heutigem Wissensstand in drei, möglicherweise vier Einwanderungswellen: Die erste Welle traf um etwa 12.000–11.000 v. Chr. von Asien her über eine Landbrücke bei der Beringstraße oder in Booten entlang der Küste ein. Die ältesten allgemein anerkannten archäologischen Spuren sind die der Clovis-Kultur, die etwa das genannte Alter hat. Sie finden sich im Südwesten der USA. Mit der zweiten Welle trafen die Vorfahren der Na-Dene-Indianer ein und mit der dritten jene der Inuit. Möglicherweise wanderten die Vorfahren der Algonkin in einer separaten Welle zwischen den Clovis und den Na-Dene nach Amerika. Einige Funde, wie der des Kennewick-Mannes lassen vermuten, dass möglicherweise weitere Gruppen von Europa oder Ozeanien aus den Weg nach Amerika gefunden haben.

Gesichert ist, dass die Wikinger um 1000 n. Chr. in Neufundland (Kanada) eine Siedlung errichteten. Im 12. Jahrhundert dürfte der walisische Prinz Madoc mit einer Gruppe nach Nordamerika gesegelt sein und sich im Gebiet der heutigen US-Bundesstaaten Kentucky, Georgia und Tennessee niedergelassen haben. Möglicherweise hat diese Gruppe den Indianerstamm der Mandan gegründet.

Kolonialgeschichte

Nach der Reise von Christoph Kolumbus im Jahre 1492 nach Amerika wanderten immer mehr Europäer nach Amerika aus. Allein zwischen 1620 und 1770, also bis knapp vor der amerikanischen Unabhängigkeit, stieg die weiße Bevölkerung in den USA von 2.000 auf über 2,2 Millionen an. Dies führte zu Landstreitigkeiten zwischen Weißen und Indianern.

Neue Waffen

 
Tauschhandel mit Indianern, Kupferstich, 17. Jahrhundert

Die europäischen Einwanderer brachten nach 1492 verschiedene Kulturgüter mit sich, die das Leben der Indianer nachhaltig veränderte. Die Anwendung von Metallspitzen auf Speeren und Pfeilen führte zu ersten Kräfteverschiebungen unter den indianischen Nationen. Früher hatten sie Steinspitzen aus Granit oder anderen harten Steinen gebaut. Regelrechte Völkerwanderungen wurden jedoch durch die ungleichmäßige Einführung von Feuerwaffen entlang der nordamerikanischen Ostküste und von der Hudson Bay aus ausgelöst. Stämme, die zuerst Feuerwaffen erhielten, konnten benachbarte Stämme oft völlig aus ihren angestammten Gebieten vertreiben, was zu regelrechten Domino-Effekten führte. Später berühmt gewordene Stämme wie die Lakota oder die Cheyenne waren ursprünglich sesshafte Bewohner des östlichen Waldlandes, bevor mit Feuerwaffen ausgestattete Nachbarn sie verdrängten. Solange Vorderlader verwendet wurden, hatten Feuerwaffen vor allem einen psychologischen Vorteil und eine größere Reichweite als Pfeil und Bogen, waren jedoch Pfeil und Bogen in punkto Feuergeschwindigkeit stark unterlegen.

Noch 1866 erlangten größtenteils mit Pfeil und Bogen bewaffnete Lakota und Cheyenne entscheidende Siege gegen US-Truppen. Bereits im Folgejahr, als die US-Armee mit Repetiergewehren ausgestattet war, änderte sich dies schlagartig. Dem rücksichtslosen Einsatz von industriellen Tötungsmitteln gegen Männer, Frauen und Kinder wie Gebirgshaubitzen, Hotchkiss-Schnellfeuerkanonen, die 100 Schuss pro Minute abfeuerten, sowie Gatling-Kanonen, einer frühen Form des Maschinengewehrs, hatten die Indianer nichts entgegenzusetzen.

Pferde

Die Spanier führten Pferde mit sich, die sich rasch in Nordamerika verbreiteten und von vielen Indianervölkern in ihre Kultur integriert wurden. Besonders für die nomadischen Völker der Plains wurden die Pferde zu einem zentralen Gut. Sie konnten die Travois und damit auch die Tipis der Prärieindianer erheblich vergrößern, waren mobiler und konnten sich in Gegenden ausbreiten, die früher unbewohnbar waren. So wurde ein großer Teil der Plains, das karge Grasland, erst nach Einführung des Pferdes besiedelt. Diese machten die vorher sehr mühsame Jagd auf die dort lebenden Bisons wesentlich einfacher. Ehemals kleine und schwache Stämme wie die Comanche, Lakota oder Cheyenne wurden zu einem erheblichen Machtfaktor in den Plains.

Ausrottung durch Infektionskrankheiten

Die Indianer Amerikas wurden von den Europäern, die nach Amerika auswanderten, in oft blutigen und grausamen Auseinandersetzungen von ihrem Land verdrängt. Daneben spielten viele bisher in Amerika nicht bekannte Infektionskrankheiten eine Rolle beim Rückgang der indigenen Bevölkerung.

Teils wurden sie unbewusst oder doch unbeabsichtigt aus Europa eingeschleppt. Es gehört aber auch zu den schrecklichsten Kapiteln der Eroberung Amerikas durch die Europäer, dass diese teilweise Infektionen auch gezielt unter der Urbevölkerung verbreiteten, um zu töten. Dabei dürfte es sich vermutlich um den ersten Einsatz von Biologischen Waffen handeln.

Die Indianerpolitik der USA

Die Indianerpolitik der USA war gezeichnet vom Wunsch der weißen Siedler nach Land und der folglichen Unterwerfung der Indianer. Im Jahre 1763, noch vor der Gründung der USA, entstand durch den Proclamation Act erstmals ein separates Indianerterritorium, das die Indianer im Wesentlichen von den europäischen Auswanderern trennte. Das Gesetz trennte das Land entlang der Wasserscheide der Appalachen: Der westliche Teil wurde den Indianern zugeschrieben, der östliche den Weißen.

Verschiedene Faktoren trugen zur Unterwerfung der Indianer bei: Krieg, Umsiedlung, übermäßig viele weiße Siedler, eingeschleppte Krankheiten, gebrochene Verträge und gezielte Ausrottung der Bison als Lebensgrundlage vieler Indianer. Das Massaker von Wounded Knee im Jahre 1890 gilt als endgültige Besiegung der Indianer; fortan lebten sie in Reservationen und waren von den Lebensmittelrationen der Weißen abhängig.

Auch nach der Unterwerfung der Indianer bereiteten diese den Weißen Probleme, allein durch ihre Existenz und durch die Gelder, welche die Lebensmittelrationen kosteten. In verschiedenen Versuchen wollten die Weißen dieses „Indianerproblem“ beseitigen. Nach und nach scheiterten alle Versuche: General Allotment Act, Indian Reorganization Act und Termination. Erst mit dem Indian Self Determination Act von 1968 erhielten die Indianer ein Teil ihrer Rechte wieder zurück. Ihr Leben ist jedoch nach wie vor geprägt von Rassendiskriminierung und Armut.

Siehe auch: Geschichte der USA, Geschichte Kanadas, Indianerkriege

Die Indianerpolitik Kanadas

Kanada verabschiedete 1867 mit dem Indian Act ein Gesetz, das die kanadischen Indianer künftig als Mündel der Regierung behandeln ließ. Als solche können sie nicht über sich selbst entscheiden, sind jedoch von jeglichen Steuern befreit.

Bis in die 1970er-Jahre wurden indianische Kinder früh aus ihren Familien gerissen und in meist religiöse Internate gesteckt. Dort durften sie nicht ihre Stammessprache sprechen und mussten das Christentum annehmen. Später kamen seelische und körperliche Misshandlungen an die Öffentlichkeit.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelangten die Indianer zu einigen Rechten. So erhielten sie 1960 das Wahlrecht auf Bundesebene. 1982 unterschrieb Kanada einen Verfassungsartikel, womit sie die traditionellen Rechte der Indianer wie auch die in staatlichen Verträgen festgelegten Rechte anerkannten. Mehrere indianische Gruppierungen errangen anschließend dank diesem Artikel vor Gericht Siege.

In Kanada müssen „treaty“-Indianer, das heißt Personen, die als Indianer amtlich gemeldet sind, gewisse Steuern nicht zahlen, egal wo sie wohnen.

Indianischer Widerstand

1944 gründeten Indianer verschiedenster Indianervölker den National Congress of American Indians (NCAI), der als erste und einzige panindianische Widerstandorganisation gilt. Bereits früher waren diverse andere indianische Organisationen entstanden, die allerdings nicht bei allen Stämmen Unterstützung fanden. Der NCAI wurde zum Zwecke des besseren Schutzes der indianischen Rechte gegründet. Er verstand es als seine Aufgabe, in der amerikanischen Bevölkerung Öffentlichkeitsarbeit zum besseren Verständnis der indianischen Kultur und Situation zu leisten und sich für die Bewahrung der traditionellen kulturellen Werte einzusetzen. Der NCAI setzte sich für das Ende der Termination und für das Erstarken der Stammesregierungen ein. Bereits Ende des Zweiten Weltkrieges hatte der NCAI Mitglieder aus beinahe allen Stämmen in ihren Reihen.

Mit den Jahren stieg die Unzufriedenheit insbesondere unter den jüngeren Mitgliedern. Viele Indianer waren enttäuscht über das langsame Vorgehen des Kongresses. So spalteten sich 1961 der „Nationale indianische Jugendrat“ (National Indian Youth Council – NIYC), der sich für den indianischen Nationalismus stark machte, und 1968 die „Amerikanische Indianerbewegung“ (American Indian Movement – AIM) ab. Letztere, in den Städten entstandene Bewegung, sorgte Ende der 1960er- und anfangs der 1970er-Jahre mit ihren zum Teil recht militanten Aktionen für Schlagzeilen. 1969 besetzten AIM-Mitglieder zusammen mit Indianern verschiedener Stämme die verlassene, vor San Francisco liegende ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz, um dort ein Zentrum für indianische Kultur sowie ein Museum einzurichten. Nach 19 Monaten brachen die Indianer ihre Besetzung ab. 1971 nahmen AIM-Mitglieder einen Teil des in den heiligen Bergen der Lakota, den Black Hills, liegenden Mount Rushmore in Besitz, um gegen die zahlreichen gebrochenen Verträge zu protestieren. Ein Jahr später zogen sie mit Mitgliedern anderer Indianerorganisationen, wie dem NIYC, im Trail of Broken Treaties nach Washington D.C. und besetzten dort für sechs Tage das Verwaltungsgebäude des Bureau of Indian Affairs BIA. 1973 fand die wohl bedeutendste Aktion statt. AIM-Mitglieder besetzten zusammen mit Sympathisanten die in der Pine-Ridge-Reservation (South Dakota) gelegene Ortschaft Wounded Knee. Diese war und ist für die dort lebenden Lakota von geschichtsträchtiger Bedeutung. Rund 200 bewaffnete Indianer protestierten so gegen die korrupte Stammesregierung unter Richard Wilson. Die Besetzung dauerte 70 Tage.

Der NCAI seinerseits betrieb seinen friedlichen Protest durch Reden, Pamphlets aber auch durch Unterstützung lokaler Projekte und durch das Erarbeiten von Studienprogrammen weiter. Er gewann kontinuierlich an Einfluss. Vereinte er 1970 rund 2.000 Mitglieder, so waren es 1978 bereits 3.000, die 154 Stämme vertraten.

Nach der Besetzung von Wounded Knee verlagerte sich der Protest der Indigenen. Viele wendeten sich von militanten Maßnahmen ab und widmeten sich stattdessen juristischen Möglichkeiten. 1974 gründeten über 5.000 Vertreter von 98 indianischen Ethnien den „Internationalen Indianischen Vertragsrat“ (International Indian Treaty Council – IITC), die heute wohl bedeutendste Widerstandsorganisation der Indianer. Ihr Ziel ist es, ihre Traditionen zu bewahren und ihre Rechte zur Selbstbestimmung zu erlangen. Noch im selben Jahr reisten Vertreter des IITC in die Schweiz, um die Gründung einer Menschenrechtsorganisation im Gastgeberland der UNO anzuregen. So entstand die Organisation Incomindios Schweiz, die indigenen Vertretern unter anderem ermöglicht, jährlich während einer Woche in Genf an der UNO ihre Probleme zu schildern und ihre Forderungen zu stellen.

Heutige Situation

Die Indianerpolitik der USA war wankelmütig und wechselte je nach Regierung. Als Ergebnis leben die Indianer heute meist desillusioniert in Armut. In den USA sind Indianer eher eine Randgruppe mit wenig bis keiner Anerkennung. Bei der Volkszählung 2000 gaben 2,47 Millionen Menschen an, Indianer oder Indigene Alaskas zu sein – dies sind 26 % mehr als 1990. Weitere 1,6 Millionen gaben an, teilweise indianischer Abstammung zu sein. Die US-Indianer besitzen rund 23 Millionen Hektar Land, zumeist in Reservationen. Diese Zahl ist aufgrund von Landstreitigkeiten umstritten. 85 % der Indianer leben außerhalb von Reservationen, meist in Städten. Die Stadt mit den meisten indianischen Einwohnern ist New York City mit einer Zahl von 87.000.

In den USA leben 20 % der Indianer unter der Armutsgrenze. Die US-Indianer besitzen 2,3 Prozent der Gesamtfläche der USA. Viele Indianer leben in urbanen Gebieten außerhalb der Reservationen. Mit je über 50.000 eingetragenen Mitgliedern sind die Cherokee, Diné, Inde (Apache), Anishinabe, Choctaw, Lumbee, Pueblo und Sioux die größten Stämme der USA.

Da der Anteil von Indianern, die einen Hochschulabschluss haben, wesentlich niedriger ist als bei anderen Gruppen der Bevölkerung, richteten sie im Jahre 2000 die First Nations University of Canada in Regina, Saskatchewan ein.

Das Leben in Reservationen und Reservaten

Das Leben in US-Reservationen ist von Armut geprägt. Die Arbeitslosigkeit enorm hoch, das Gesundheitswesen schlecht und der Alkoholismus weit verbreitet. In jüngster Vergangenheit verbesserte sich die Situation in jenen Reservatinen erheblich, die mit eigenen Kasinos Millionenbeträge einspielten.

In Kanada wohnten 1996 400.000 Indianer in Reservaten. Bei ihnen lag die Arbeitslosigkeit bei 28,7 %; bei der kanadischen Gesamtbevölkerung lag sie immerhin bei 10,1 %. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag in den Reservaten um mehr als sechs Jahre niedriger als in Gesamtkanada. Ähnlich sah es bei den Tuberkuloseerkrankungen aus: In den Reservaten kamen im Jahre 2000 34 Tuberkulose-Fälle auf 100.000 Personen, in Kanada lediglich 5. Auch Selbstmorde und Krankheiten im Zusammenhang mit Alkohol- und Drogenkonsum waren häufiger.

Siehe auch: Indianerreservation

Das Leben in urbanen Gebieten

Insbesondere durch die Terminationspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die indianische Bevölkerung in den Städten sprunghaft zu. In den zwanzig Jahren nach 1950 sollen etwa 100.000 Indianer in die Städte gezogen sein. 1970 lebten bereits 44,6 % aller registrierten Indianer in Städten, um 1990 waren es mit 54 % über die Hälfte. Die bevorzugtesten Städte waren zum einen die großen wie Los Angeles mit 30.000 Indianern, San Francisco mit 20.000 und Chicago mit 8.000 und zum anderen kleinere Städte in der Nähe der Reservationen, wie zum Beispiel Tulsa, Oklahoma City, Phoenix, Tucson, Albuquerque, Seattle, Minneapolis und Buffalo.

Die staatlich geförderte Umsiedlung in Städte hatte offiziell den Zweck, die Arbeitslosenquote in den Reservationen zu verringern. Dieses Ziel wurde nicht mal annähernd erreicht. Abgenommen hat dafür die Arbeitslosenquote der indianischen Bevölkerung in den Städten. Zwischen 1950 und 1970 sank sie von 15,1 % auf 9,4 %. Die Abnahme der Arbeitslosenquote ging einher mit einer Verbesserung der Ausbildung. Gegenüber den Reservationen lag das Lohnniveau in den Städten höher. Dieser Unterschied vergrößerte sich weiter im Laufe der Jahre. Im Jahre 1949 machte das mittlere Einkommen der Reservationsindianer rund 80 % desjenigen des städtischen Indianers aus. Zwanzig Jahre später verdienten die Reservationsindianer nur noch 57 % ihrer städtischen Volksgenossen. Damit lag das Einkommen der städtischen Indianer ungefähr auf dem Niveau desjenigen der schwarzen Männer. Ebenfalls weniger gravierend als in den Reservationen ist die Sterblichkeitsrate, dies vor allem dank einer besseren gesundheitlichen Versorgung. Jedoch ärger ist der Alkoholkonsum, obwohl dieser in den Reservationen bereits ein großes Problem darstellt. Markant ist auch die geringere Kinderzahl pro Frau in den Städten. Hatte um 1980 eine Frau in den Reservationen durchschnittlich 5,3 Kinder, waren es zur selben Zeit in der Stadt nur 3,7 Kinder.

Nicht alle Indianer kommen mit der weißen Welt gleich gut zurecht. Zu Beginn der Terminationspolitik kehrten rund drei Viertel aller Umsiedler in die Reservationen zurück, später nur noch etwa die Hälfte. Für eine Rückkehr sprechen vor allem persönliche und ökonomische Gründe.

Obwohl städtische Indianer wohl ebenso mittellos sind, wie die in Ghettos lebenden Schwarzen, gibt es keine eigentlichen Indianerghettos. Vielmehr leben die Indianer über die ganze Stadt verteilt wie in Seattle oder sind in einem Gebiet im Herzen der Stadt angesiedelt, wie dies in Minneapolis der Fall ist. Dort ist das Indianerviertel zwar als Red Ghetto bekannt, ist allerdings nicht mit den schwarzen Ghettos vergleichbar, die meist am Stadtrand liegen. Egal wie die Verteilung der Indianer in den Städten aussieht, den allermeisten städtischen Indianern ist das Wohnen in ärmeren Stadtvierteln gemein. So leben gemäß 19 % aller städtischen Indianer in überfüllten Wohnungen, während dieser Anteil bei der gesamten US-Bevölkerung nur gerade bei 7 % liegt. Der starke Alkoholkonsum verwickelt die Indianer vielmals in große Probleme. Insbesondere führt er zu zahlreichen Verhaftungen wegen Delikten unter Alkoholkonsum. Tatsächlich zählen Bars in den Städten zu den beliebtesten Treffpunkten.

Kultur

 
Indianische Pfeifen (Friedenspfeife).

Als Christoph Columbus Amerika bereiste, lebten alleine im Gebiet der heutigen USA etwa 500 indianische Ethnien mit rund 175 verschiedenen Sprachen. Einige davon lebten als sehr kleine Jäger- und Sammler-Gruppen, andere als hoch entwickelte landwirtschaftliche Nationen, die sich aber nicht mit der Größe von europäischen Staaten vergleichen lassen. Zu Zeiten ihres Zenits übertraf ihre Zahl selten 60.000 Personen. Die meisten autonomen Gruppen umfassten nur einige hundert. Im 16. Jahrhundert war die Tendenz zu größeren politischen Einheiten erkennbar. Trotzdem kam es immer wieder zu Trennungen aufgrund von Rivalitäten, Meinungsverschiedenheiten, Vorurteilen und Hass. Die jeweilige autoritäre Führungskraft war abhängig vom ihm entgegengebrachten Respekt. Die Mitglieder eines Stammes konnten nicht gezwungen werden, zu bleiben. Bei Unstimmigkeiten verließen sie ihre Gruppe, um sich entweder einer anderen Gruppe anzuschließen oder aber um eine eigene Gruppe zu bilden. Dieses System stärkte das Verantwortungsbewusstsein des Führers gegenüber seinem Volk.

Einige kulturelle Elemente waren im ganzen Kontinent verbreitet: So glaubten viele Indianer an Tiergeister, an das visionäre Fasten und an den Mythos, dass Amerika auf dem Rücken einer Wasserschildkröte errichtet worden war.

Bedeutender als die Gemeinsamkeiten sind die kulturellen Unterschiede. Nordamerika wird im Allgemeinen in die zehn Kulturareale Arktis, Subarktis, Nordwestküste, Plateau, Kalifornien, Großes Becken, Südwesten, Prärien und Plains, Nordöstliches Waldland und Südöstliches Waldland eingeteilt.

Sprachgruppen

Die nordamerikanischen Ureinwohner sprechen eine Vielzahl von indigenen Sprachen, zu deren wissenschaftlicher Einteilung und Abgrenzung bislang keine wissenschaftliche Einigkeit besteht.

Eine Sonderrolle spielen die Métis, Nachfahren vorwiegend französischer Einwanderer und indigener Frauen, die in Kanada als indigenes Volk anerkannt sind. Sie sprechen z. T. Französisch, z. T. Michif, eine dem Cree verwandte Sprache.

Weiterführende Informationen

Siehe auch

Literatur

Indigene Literatur

Indigene über indigene Literatur

Bücher

  • Bolt, Christine: American Indian Policy and American Reform. Allen & Unwin, London: 1987.
  • Farb, Peter: Die Indianer: Entwicklung und Vernichtung eines Volkes. Nymphenburger Verlagshandlung, München: 1988
  • Feest, Christian F. (Hrsg.):Kulturen der nordamerikanischen Indianer. Köln : Könemann, 2000, 480 S., ISBN 3-8290-0500-8
  • Hofmann, Martin L.: Indian War. Der Fall des indianischen Bürgerrechtlers Leonard Peltier. Atlantik Verlag, Bremen. ISBN 3-926529-28-8
  • Josephy, Alvin M.: Five Hundred Nations, Die illustrierte Geschichte der Indianer Nordamerikas, 469 S., ISBN 3-8940-5356-9
  • Sturtevant, William C.: Handbook of North American Indians. Smithsonian Institution (Hg.). Washington.

Zeitschriften

  • American Indian Quarterly, University of Nebraska Press



Vorlage:Commons2