Warschau | |
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Basisdaten | |
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Staat: | Polen |
Verwaltungsbezirk: | Masowien |
Landkreis: | kreisfreie Stadt |
Einwohner: | 1.692.854 (1.1.2005) |
Fläche: | 516,90 km² |
Höhe: | 103 m ü. NN |
Postleitzahl: | 00-001 bis 04-999 |
Telefonvorwahl: | (+48) 22 |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
KFZ-Kennzeichen: | WA bis WZ
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Wirtschaft & Verkehr | |
Zweige: | |
Nächster int. Flughafen: | Flughafen Warschau |
Stadtverwaltung | |
Bürgermeister: | Lech Kaczyński (seit 2002) |
Adresse: | ul. Koszykowa 6 a 00-564 Warszawa |
Homepage: | www.um.warszawa.pl |
Warschau (polnisch Warszawa [ ] ) ist die Hauptstadt Polens und eines der politischen, wirtschaftlichen und verkehrstechnischen Zentren Mitteleuropas. Warschau liegt an der Weichsel (Wisła) in der Woiwodschaft (=Provinz) Masowien (Mazowsze) und hat 1,69 Mio. Einwohner (mit Agglomeration ca. 2,9 Mio.).
Geschichte
Zwischen 1281 und 1321 wurde Warschau die ersten Male urkundlich erwähnt. Seit 1334 hatte es Magdeburger Stadtrecht. Es war zunächst Hauptstadt des unabhängigen Herzogtums Masowien und wurde erst im 1526 Teil des Polnischen Staates. 1596 wurde es unter dem König Sigismund III. aus dem schwedischen Hause Wasa die Residenz der polnischen Könige und des Parlaments des Königreiches Polen-Litauen, weil es zentraler als die Hauptstadt Krakau lag.
In Jahren 1655-56 (während des sog. Schwedischen Kriegs) wurde Warschau von den Schweden zerstört. Nach der dritten Teilung Polens (1795) und der Abdankung des letzten Königs von Polen wurde Warschau von Preußen regiert. Warschau wurde zum Sitz der neuen Provinz "Südpreußen", (die Warschau, Posen und Kalisch umfasste). In napoleonischer Zeit war Warschau Sitz eines gleichnamigen Großherzogtums, bevor es 1815 Hauptstadt des russischen Satellitenstaates Kongresspolen wurde (welches immer mehr zu einem Gouvernement Russlands wurde).
Im Ersten Weltkrieg besetzten deutsche Truppen die Stadt, seit 1918 Hauptstadt des erneut unabhängigen Polens. Nach einer kulturellen Blütezeit unter Stadtpräsident Starzyński kam es 1939 zum Überfall deutscher Truppen auf Polen (Beginn des Zweiten Weltkriegs). Bei schweren deutschen Luftangriffen wurden anfangs ca. 10 % des Wohnraums zerstört. Kurz nach der Besetzung Warschaus durch die Deutsche Wehrmacht wurden die Juden der Stadt und der Umgebung im Warschauer Ghetto eingesperrt, von wo mindestens 300.000 jüdische Bürger Warschaus deportiert und ermordet (man geht aber von weit mehr aus) wurden. 1943 kam es zum Aufstand im Warschauer Ghetto, als dessen Folge ein ganzes Stadtviertel liquidiert wurde. Die überlebenden Juden wurden zumeist im KZ Treblinka ermordet.
Der Warschauer Aufstand, getragen von nationalpolnischen Widerständlern, wurde von der Wehrmacht niedergeschlagen, wobei ca. 180.000 Soldaten und Zivilisten ermordet wurden. Als Repressalie wurde die Mehrzahl der noch vorhandenen Warschauer Gebäude auf dem linken Weichselufer von den deutschen Truppen mit Sprengungen planmäßig zerstört.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Altstadt ab 1946 bis 1953 in einer als Meisterleistung gewürdigten historischen Rekonstruktion wieder aufgebaut und dafür als Weltkulturerbe der UNESCO ausgezeichnet. Die Backsteine zum Wiederaufbau wurden teilweise aus zerstörten ehemals deutschen Städten, unter anderem aus Breslau und Elbing, herbeigeschafft. Die Arbeiten orientierten sich dabei an Gemälden des italienischen Malers Bernardo Bellotto (Canaletto), der im 18. Jahrhundert viele Stadtpanoramen Warschaus geschaffen hatte.
Siehe auch: Geschichte Polens.
Gegenwart
Wie andere Zentren Mitteleuropas auch profitiert Warschau von der Wende 1989. Die Stadt beansprucht den Titel größte Baustelle Europas, denn in der Innenstadt sind in den letzten Jahren viele Läden, Einkaufszentren, Bürohochhäuser und Freizeitmöglichkeiten geschaffen worden. Warschau hat sein Blockbauten-Image abgelegt und ist nun neben Frankfurt, London und Paris die "höchste" Stadt Europas.
Warschau ist der größte Investitionsschwerpunkt in Polen. Die Arbeitslosigkeit liegt mit ca. 8% Prozent weit unter dem polnischen Durchschnitt von 17%. In der Stadt entstehen neue Bürohochhäuser, die dem 234 m hohen "Kulturpalast" in der Skyline den Platz streitig machen.
Warschau ist Sitz verschiedener Universitäten, darunter der Warschauer Universität und der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität
Politik
Stadtverwaltung
Auf gesamtstädtischer Ebene gibt es einen Oberbürgermeister (Prezydent). Dieser wird vom Volk direkt, zeitgleich mit den Landesweit statfindenen Kommunalwahlen alle vier Jahre, gewählt. Gleichzeitig wird auch ein Stadtrat (Rada) gewählt. Der OB ist der höchste Repräsentant Warschaus nach innen und außen. Er ist außerdem Chef der städtischen Verwaltung und verwaltet im Namen der Stadt und unter der Aufsicht des Rates das Eigentum der Stadt. Er beruft die wichtigsten Amtsträger der Stadt, darunter seine eigenen Stellvertreter, die, jeweils für bestimmte Sachbereiche zuständig, mit ihm zusammen den Magistrat (Zarząd) bilden, und wirkt bei der Berufung der Bezirksbürgermeister (Burmistrz) mit. Der Rat hat die Kompetenz, das vom OB vorgeschlagene Budget der Stadt zu billigen bzw. abzulehnen, sowie innerhalb des Rahmens der allgemeinen Gesetze normative Akte für Warschau zu erlassen.
Stadtgliederung
Seit der letzten Verwaltungsreform im Jahre 2002 ist Warschau wieder eine einheitliche Stadtgemeinde, die gleichzeitig den Status eines powiat (dt. Kreis) hat. Man kann diesen Status etwa mit dem einer Kreisfreien Stadt in Deutschland vergleichen. Vorher war Warschau ein aus mehreren unabhängigen Gemeinden (gminy) bestehender relativ loser Kommunalverband. Jetzt gliedert sich die Stadt in 18 dzielnice (dt. Stadtbezirke) die aber einer wesentlich gestärkten gesamtstädtischen Verwaltung recht stark untergeordent sind. Die meisten der neuen Bezirke sind aus den alten Gemeinden hervorgegangen. Es gibt hierbei jedoch zwei Ausnahmen:
- Die alte Gemeinde Centrum wurde aufgelöst und in mehrere Bezirke aufgeteilt. Hier kehrte man zu der Einteilung und Benennung zurück, die bis Anfang der neunziger Jahre existiert hatte und die weitgehend aus Vorkiegszeiten stammte.
- Die ehemalige Umlandgemeinde Wesoła wurde zeitgleich mit dem Inkrafttreten der Verwaltungsreform eingemeindet und bildet jetzt den gleichnamigen Bezirk der Stadt Warschau.
Die (neuen) Bezirke Warschaus sind: Bemowo, Białołęka, Bielany, Mokotów, Ochota, Praga Południe, Praga Północ, Rembertów, Śródmieście, Targówek, Ursus, Ursynów, Wawer, Wesoła, Wilanów, Włochy, Wola und Żoliborz
siehe auch: Liste der Bezirke Warschaus
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die Altstadt wurde als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet. In ihr finden sich vor allem reich verzierte Bürgerhäuser, die nach dem Krieg äußerlich originalgetreu auf gotischen Grundmauern wiederaufgebaut wurden, v.a. auf dem Prächtigen Rynek (Markt). Sehenswert sind: Katedra Św. Jana (St. Johanneskathedrale; 2. Hälfte des 14. Jh.), Zamek Królewski (Königsschloss; 1680-92), Kolumna Zygmunta (Sigismundssäule; 1643/44, Wahrzeichen der Stadt). Daneben gibt es den Namiestnikowski Palast (Amtssitz des Präsidenten), den Łazienkipark, mit seiner Hauptattraktion dem Pałac na Wodzie (Palast auf dem Wasser) und dem Chopin-Denkmal, sowie die Paläste Belweder und Wilanów. In der nahen Umgebung gibt es den 1896 geöffneten Ujazdowskipark mit dem großartigen Schloss Ujazdowski, wo sich heute das Zentrum für zeitgenössischer Kunst befindet. Ein weiterer dominanter Bau in der Innenstadt ist der aus kommunistischer Zeit stammende Pałac Kultury i Nauki oder kurz Pałac Kultury (Palast der Kultur und Wissenschaft bzw. Kulturpalast) im stalinistischen Zuckerbäckerbaustil. Europas größter Basar im Stadion 10-lecia wirkt wie eine Reminiszenz an die frühe Nachwende-Zeit.
Theater
In Warschau gibt es ca. 30 fest arbeitende Theater. Die beiden wichtigsten sind das Nationaltheater (Teatr Narodowy) (gegründet 1765) und die Staatsoper Teatr Wielki (gegründet 1778). Darüberhinaus sind die heute wichtigsten Schauspielhäuser: Teatr Studio, Teatr Polski, Teatr Rozmaitości und Teatr Ateneum. Populäre Musicals wie Miss Saigon werden im Teatr Roma gespielt.
Berühmte Warschauer Theaterregisseure: Jerzy Grzegorzewski, Grzegorz Jarzyna, Adam Hanuszkiewicz.
Berühmte Warschauer Theaterschauspieler: Gustaw Holoubek, Daniel Olbrychski, Zbigniew Zapasiewicz, Krystyna Janda, Andrzej Seweryn.
Museen und Galerien
In Warschau gibt es zahlreiche Museen und Galerien, private wie auch staatliche. Die wichtigsten sind die Galerie Zachęta, das Zentrum für zeitgenössischer Kunst (Centrum Sztuki Współczesnej) und das Museum der polnischen Armee (Muzeum Wojska Polskiego). Das größte Museum ist das Nationalmuseum (Muzeum Narodowe) mit seinen Filialen im Königsschloß und im Palast von Wilanów. Aus Anlass des 60. Jahrestages des Warschauer Aufstandes wurde am 31. Juli 2004 das Museum des Warschauer Aufstandes (Muzeum Powstania Warszawskiego) eröffnet.
Seit 1927 wird in Warschau das Chopin-Wettbewerb veranstaltet.
Wirtschaft
Verkehr
Warschau ist das politische Zentrum von Polen. Die Stadt ist ein Anziehungspunkt für den Tourismus, wirtschaftliches Zentrum und - neben Krakau - kultureller Mittelpunkt des Landes. Außerdem ist Warschau einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Mitteleuropas als Schnittpunkt der Verkehrswege Paris/London-Berlin-Warschau-Minsk/Kiew/Moskau und Nordeuropa-Balkan.
Im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) verfügt Warschau über ein ausgedehntes Bus- und Straßenbahnnetz, das allerdings, vor allem außerhalb des Zentrums, überlastet ist. Auch ist es technisch teilweise immer noch stark veraltet und wird seit der Wende nur langsam modernisiert.
Seit April 1995 verkehrt in Warschau auch eine U-Bahn. Allerdings gibt es nur eine Linie, die außerdem noch nicht ganz fertiggestellt ist und deren Weiterbau sich immer wieder verzögert. Sie verkehrt zur Zeit in Nord-Süd-Richtung vom südlichen Stadtrand ins Zentrum und etwas darüber hinaus. Für den Regional- bzw. Vorortverkehr gibt es, neben einigen Vorort- und Überlandbussen, die WKD (Warszawska Kolej Dojazdowa; etwa: Warschauer Vorortbahn).
Für den Fernverkehr gibt es einen Zentralbahnhof (Warszawa Centralna), mehrere kleinere Bahnhöfe, einen großen Busbahnhof, einen internationalen Flughafen, der der polnischen Fluglinie LOT als Basis dient und über den man eine große Zahl von Zielen weltweit direkt erreichen kann (v.a. in Europa und Nordamerika), sowie eine Anbindung an das landesweite polnische Fernstraßennetz, allerdings keine Autobahnen.
Dienstleistung
Zur Zeit wird auf einem drei Hektar großen Areal in der Nähe des Zentralbahnhofes (Dworzec Centralny) das Einkaufszentrum Złote Terasy, Goldene Terrasse, gebaut. Es soll bis Ende 2005 nach einer Bauzeit von 37 Monaten fertiggestellt sein und eine Nutzfläche von 200.000 m² umfassen. Mit 57.000 m² Verkaufsfläche wird es eines der größten Einkaufszentren in Europa sein. Eine Besonderheit wird das 10.000 m² große Atrium, welches von einem Glasdach überspannt werden wird, darstellen. In dem Komplex wird sich zudem ein Kinokomplex und ein Parkhaus mit 1.700 Stellplätzen befinden. Weitere sehenswerte Einkaufszentren beeindruckender Größe sind unter anderem "Galeria Mokotów", "Blue City", und "Arkadia".
Partnerstädte
- Sankt Petersburg (Russland)
- Düsseldorf (Deutschland)
- Tel Aviv (Israel)
Söhne und Töchter der Stadt
- Krzysztof Kamil Baczyński (1921-1944), Dichter
- Eugeniusz Bodo (1899-1943?), Schauspieler und Sänger
- Filipina Brzezińska (1800-1886), Komponistin
- Franciszek Brzeziński (1867-1944), Komponist
- Zbigniew Brzeziński (1928), Berater von US-Präsident Jimmy Carter
- Maria Skłodowska-Curie (1867-1934) Wissenschaftlerin und Nobelpreisträgerin
- Julian Fontana (1810-1869), Pianist und Komponist
- Witold Gombrowicz (1904-1969), Schriftsteller und Dramaturg
- Agnieszka Holland (1948), Regisseurin
- Jacek Kaczmarski (1957-2004), Dichter und Liedermacher
- Kazimierz Staszewski (1963) Rock/Punk-Musiker,
- Lech Kaczyński (1949), Politiker, derzeitiger Oberbürgermeister von Warschau
- Aleksander Kakowski (1862-1938), Erzbischof von Warschau und Kardinal
- Ryszard Kapuściński (1932), Schriftsteller und Journalist
- Krzysztof Kieślowski (1941-1996), Regisseur
- Ryszard Kukliński (1930-2004), Polnischer Offizier, Agent des CIA
- Janusz Korczak (1878-1942), Arzt, Kinderbuchautor und Pädagoge
- Witold Lutosławski (1913-1994), Komponist
- Adam Michnik (* 1946), Mitbegründer der demokratischen Opposition in der VR Polen, danach Chefredakteur der Gazeta Wyborcza
- Władysław Reymont (1867-1925), Schriftsteller und Nobelpreisträger
- Wacław Sierpiński (1882-1969), Mathematiker
- Tomasz Sikorski (1939-1988), Komponist
- Antoni Słonimski (1895-1976), Dichter
- Roman Sołtyk (1791-1843), General
- Stefan Starzyński (1893-1943), OB von Warschau zur Zeit des dt. Überfalls 1939
- Władysław Szpilman (1911-2000), Komponist, Pianist und Autor der Autobiographie Der Pianist
- Stefan Wiechecki (1896-1979), Schriftsteller und Journalist
- Stanisław Ignacy Witkiewicz (1885-1939), Schriftsteller, Dichter, Maler und Fotograf
Weblinks
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