Tintenherz ist einerseits der Titel eines 2003 erschienenen Jugendromans von Cornelia Funke, andererseits ist es der Titel eines Buchs eines gewissen Fenoglio, das dem Buch von Cornelia Funke den Namen gab.
Inhalt
Cornelia Funkes Roman handelt von einem Bücherliebhaber, dem Buchbinder Mo, und seiner Tochter Meggie. Als Mo eines Tages seiner Frau etwas aus dem Buch "Tintenherz" vorliest, tauscht sie mit einigen Figuren aus dem Buch den Platz.
Jahre später kommt ein für Meggie fremder Mann zu Mo, um ihn zu warnen. Dieser Mensch, Staubfinger, war im Tausch mit Meggies Mutter damals aus dem Buch gekommen. Gemeinsam fahren sie nach Italien, um das Buch, in dem Meggies Mutter scheinbar lebt, zu verstecken. Doch Capricorn, ebenfalls eine Gestalt aus diesem Buch, und seine Gefolgschaft wollen das Buch vernichten, da sie nicht wieder zurück wollen, und gelangen in seinen Besitz. Nach einigem Hin und Her, nach Gefangennahmen und Befreiungen, stirbt Capricorn, seine Leute werden fast alle zurück in das Buch gelesen. Meggies Mutter ist auch herausgekommen, allerdings stumm.
Zur literarischen Einordnung
Cornelia Funke knüpft mit diesem Buch an Michael Endes Unendliche Geschichte an, in der auch Personen in die Welt eines Buches eintreten können. Anders als dort wird diese Welt aber nur von außen, durch die Worte des Erzählers, verändert, und die äußere Welt ändert sich dadurch, dass die erzählten Personen in ihr Macht gewinnen. Diese Sicht entspricht der Theorie von den Memen, wonach geistige Konzepte ein eigenständiges Leben haben und Menschen von sich abhängig machen können. Im Unterschied zu dieser Theorie betont Funke in Tintenherz aber die Fähigkeit des kreativen Menschen, diese Meme beherrschen und in ungefährliche Bahnen lenken zu können.
Während Ende im Sinne der Rezeptionsästhetik die Schaffung des literarischen Kunstwerks im Leser und Zuhörer betont, hebt Funke stärker die weltverändernden Fähigkeiten des Künstlers hervor ("Mit Zauberei hat das Geschichtenschreiben eben auch zu tun." Tintenherz, S.566). Damit plädiert sie für die Verantwortlichkeit oder doch zumindest Mitverantwortlichkeit des Autors an der Rezeption (vgl. Diskussion zur Wirkungsgeschichte von Die Leiden des jungen Werthers).
Zur Fortsetzung
Anknüpfungspunkte für die Fortsetzung sind: die aus Tintenherz herausgelesenen Figuren, die noch nicht zurückgekehrt sind, der Autor von Tintenherz, der offenbar hineingelesen worden ist, und Meggies wachsende Fähigkeit, selbst zu schreiben.
Am 15.September 2005 ist der zweite Teil der Saga, Tintenblut, erschienen. Der dritte und letzte Teil, Tintentod, ist für 2007 geplant.
Zitate
Die Autorin lässt jedes Kapitel des Buches mit einem Zitat aus einem Werk der Weltliteratur beginnen. Diese zitierten Bücher bilden einen Kanon, Anregungen zum Weiterlesen. Die Zitate entstammen folgenden Werken:
- Richard Adams, "Unten am Fluss"
- James M. Barrie, "Peter Pan" (3x)
- L. Frank Baum, "Der Zauberer von Oz"
- William Blake, "From Vala - or the Four Zoas", Enions zweiter Klagegesang
- Lucy M. Boston, "Die Kinder von Green Knowe"
- Ray Bradbury, "Fahrenheit 451" (2x)
- Paul Celan, "Sprachgitter", "Engführung"
- Roberto Cotroneo, "Wenn ein Kind an einem Sommermorgen"
- Roald Dahl, "Hexen hexen", "Sophiechen und der Riese"
- Charles Dickens, "Große Erwartungen", "Oliver Twist"
- Solomon Eagle, "Moving a Library"
- Michael Ende, "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer", "Die unendliche Geschichte"
- William Goldman, "Die Brautprinzessin" (5x)
- Kenneth Grahame, "Der Wind in den Weiden" (2x)
- William Hertz, "Spielmannsbuch"
- Eva Ibbotson, "Das Geheimnis von Bahnsteig 13"
- Erich Kästner, "Emil und die Detektive"
- Rudyard Kipling, "Das Dschungelbuch" (2x)
- Michael de Larrabeiti, "Die Borribles 2 - Im Labyrinth des Waldes" (3x)
- C. S. Lewis, "Der König von Narnia"
- Astrid Lindgren, "Mio, mein Mio"
- Alberto Manguel, "Eine Geschichte des Lesens", Inschrift in der Bibliothek des Klosters San Pedro in Barcelona, Zitat von Richard de Bury
- Toni Morrison, Nobelpreisrede 1993
- Otfried Preußler, "Krabat"
- Maurice Sendak, "Wo die wilden Kerle wohnen"
- William Shakespeare, "Der Sturm"
- Shel Silverstein, "Where the Sidewalk ends"
- Isaac Bashevis Singer, "Naftali, der Geschichtenerzähler, und sein Pferd Sus" (2x)
- Robert Louis Stevenson, "Die Schatzinsel" (2x), "Entführt", "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde"
- J. R. R. Tolkien, "Der Herr der Ringe" (2x), "Der Hobbit"
- Mark Twain, "Die Abenteuer des Tom Sawyer", "Die Abenteuer des Huckleberry Finn"
- Evangeline Walton, "Die vier Zweige des Mabinogi"
- T. H. White, "Der König auf Camelot" (2x), "Das Buch Merlin"
- Oscar Wilde, "Der selbstsüchtige Riese"
- Arabisches Sprichwort
- Die Geschichte von Ali Baba und den vierzig Räubern (2x)
Auszeichnung
Kinderbuchpreis 2004 der Jury der jungen Leser.
Verfilmung
Cornelia Funke hat mit amerikanischen Filmstudios über eine Verfilmung des Romanes, der auch in den USA erfolgreich ist, verhandelt. Nach ihrer eigenen Aussage wird sie einen stetigen Einfluß auf die Verfilmung behalten. Funke hat sich dafür ausgesprochen, Brendan Fraser in der Hauptrolle zu besetzen.
Bei einer Veranstaltung in Bonn am 20. September 2005 erklärte sie, das Drehbuch sei nun fertig geschrieben und das Filmstudio verhandele mit einem renommierten Regisseur, deren Namen sie jedoch nicht nennen durfte.