Gallikanismus

historische politische Strömung in der römisch-katholischen Kirche in Frankreich
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Gallikanismus (mittellat. von Gallien, Frankreich) war die im Spätmittelalter aufgekommene französische Form des Episkopalismus. Es handelte sich um ein kirchenrechtliches System, mit der die katholische Kirche in Frankreich eine Art Unabhängigkeit vom römischen Stuhl aufzustellen suchte. Dazu wurden gewisse Vorrechte, die gallikanischen Freiheiten, aufgestellt. Im Wesentlichen ging es darum, die weltliche Macht des Papstes in nationalpolitischen Fragen zu minimieren und seine Position dem Konzil der Bischöfe unterzuordnen.

Anfänge

Die Wurzeln reichen bis in die merowingische Zeit zurück. Bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts war die Kirche im Frankenreich weitestgehend autonom. Sie traf ihre Entscheidungen auf Reichssynoden, die vom König einberufen wurden - ähnlich wie im römischen Reich, wo die Synoden vom Kaiser einberufen wurden. Um 750 kam es zu einem Zweckbündnis zwischen dem Hausmeier Pippin dem Jüngeren und dem Papst. Pippin wollte für sich und seine Nachkommen die Königskrone, der Papst brauchte dringend Hilfe gegen die Langobarden und anstelle des byzantinischen Kaisers einen neuen Schutzherrn. Nach dem Sieg Pippins über die Langobarden 756 übergab dieser dem Papst das eroberte Gebiet als Patrimonium Petri und schuf damit die Grundlage für den Kirchenstaat. Hierdurch war die fränkische Kirche - stärker als andere Regionalkirchen - an den Papst gebunden, dieser übte dort eine Jurisdiktion (Rechtsbefugnis) aus. Jedoch behielt die fränkische Kirche bestimmte Rechte und Freiheiten, sowohl den König betreffend (z.B. Stellenbesetzung, Zustimmung zu Erlassen) als auch die Bischöfe und ihre Ortskirchen gegenüber dem Papst betreffend.

Blütezeit

Gesetzlich festgeschrieben wurde der Gallikanismus 1438. In den folgenden Jahrhunderten gelang der römischen Kurie zwar teilweise eine formelle Aufhebung des Gesetzes, tatsächlich blieben die Privilegien der französischen Könige aber bestehen. Erst mit der Französischen Revolution und der Abschaffung des Absolutismus schwand auch die Macht der gallikanischen Kirche.

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