Martinroda ist eine Gemeinde im Ilm-Kreis in Thüringen in Deutschland.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 44′ N, 10° 53′ O | |
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Ilm-Kreis | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Geratal | |
Höhe: | 400 m ü. NHN | |
Fläche: | 13,23 km2 | |
Einwohner: | 1156 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 87 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 98693 | |
Vorwahl: | 03677 | |
Kfz-Kennzeichen: | IK, ARN, IL | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 70 034 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Marienstr. 2 98693 Martinroda | |
Website: | www.martinroda.de | |
Bürgermeister: | Günther Hedwig (FW Martinroda) | |
Lage der Gemeinde Martinroda im Ilm-Kreis | ||
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Geografie
Martinroda liegt zwischen dem Gehlberger Thüringer Wald im Süden und den Reinsbergen im Norden. Durch den Ort fließt, von Südwesten kommend, der Reichenbach, in den in Dorfmitte der Titterwind-Bach mündet, der aus entgegengesetzter Richtung kommt. Nach der Aufnahme des Titterwinds wendet sich der Reichenbach nach Norden, wo er nach etwa 8 km bei Plaue in die Zahme Gera einmündet. Markant in der Umgebung ist der Veronikaberg mit 552 m Höhe im NSG Veronikaberg, weitestgehend deckungsgleich mit dem Vogelschutzgebiet Große Luppe-Reinsberge-Veronikaberg. Der Veronikaberg ist die südlichste Spitze der Reinsberge. Er besteht aus Muschelkalk und ist von Buchen bewachsen. Nur 4 km südlich des Ortes liegt Ilmenau.
Nachbargemeinden
Im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden: Neusiß - Ilmenau - Elgersburg - Geraberg - Angelroda
Geschichte
Die Gemeinde wurde 1219 erstmalig als Mainharderode erwähnt. Hier soll ein Ritter Mainhard aus Arnstadt ein Gut gegründet haben. Der Ortsname wandelte sich mehr fach: Merdenroda (1500), Meinhart Rote (1559), Marterott. Als einer der ersten Orte stand das Dorf unter dem Schutz der nur 4 km nahen Elgersburg.[2] Die Reformation wurde in Martinroda, genau wie im Rest der damaligen Grafschaft Henneberg, 1544 eingeführt. Wichtiger Erwerbszweig war damals die Bearbeitung und der Handel mit Eibenholz und den daraus gefertigten Gegenständen: Eimer, Bestecke, Schöpfgefäße, Dosen, Kästen, Bögen und Armbrüste. Auch die Rebpfähle wurden vielfach aus Eibenholz gefertigt. Auch im Unterwasserbau wurde dieses besonders haltbare Holz verwendet.[2] Die Geschichte des Ortes ist eng mit der Ilmenaus verknüpft. So gehörte Martinroda immer zum gleichen Staat wie Ilmenau. 1583 kam Martinroda an Sachsen, die längste Zeit (von 1669 bis 1920) gehörte Martinroda zum Amt Ilmenau im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach.
Martinroda lag im Mittelalter an der wichtigen Handelsstraße Erfurt–Nürnberg, deren Verlauf der heutigen B4 ähnelte. Diese Straße wurde von 1805 bis 1809 zwischen Plaue und Ilmenau befestigt. Sie trug den Namen Marienstraße nach der Herzogin, die ihren Bau einst finanzierte, Maria Pawlowna. Im Martinrodaer Ortsgebiet heißt die Hauptstraße noch heute Marienstraße. Die Straße nach Heyda wurde 1847 befestigt. Einen Bahnanschluss erhielt Martinroda 1879 an der Bahnstrecke Erfurt–Ilmenau. Der Bahnhof befindet sich jedoch etwas nördlich, außerhalb des Ortes (Lage→ ). 1883 bekam Martinroda ein Schulgebäude, das 1901 nochmals erweitert wurde. Die Martinrodaer bauten ehemals auch Quarzsand ab, der in Gruben rund um den Ort abgebaut und auf Märkten in der Umgebung verkauft wurde. Das brachte den Einwohnern den Namen Sandhasen ein. Es existieren auch zahlreiche volkstümliche Lieder und Gedichte über die Martinrodaer Sandhasen. Quarzsand wurde unter anderem in der Glas- und Porzellanfabrikation benötigt. In Martinroda gab es früher eine Porzellanfabrik. Sie wurde 1900 von Friedrich Eger gegründet. Der Anschluss ans Stromnetz fand in Martionroda 1911 statt. 1919 folgte die Gründung eines Postamtes. Die LPG des Ortes wurde am 22. Mai 1953 gegründet. Sie zählte zu den größeren im Kreis, wovon heute noch die Silos und weitere Betriebsanlagen am Bahnhof zeugen. Z.B. wurde 1965 eine Milchviehzucht für 1000 Rinder errichtet. Von 1920 bis 1952 gehörte der Ort zum Landkreis Arnstadt. Der Landkreis wurde 1952 geteilt und Martinroda gehörte fortan zum Kreis Ilmenau. 1994 wurden die Kreise Ilmenau und Arnstadt unter dem Namen Ilm-Kreis wieder vereint.
1804 hatte der Ort 411 Einwohner.
Politik
Martinroda gehört der Verwaltungsgemeinschaft Geratal an. Sitz der Gemeindeverwaltung ist das zwei Kilometer westlich gelegene Geraberg.
Gemeinderat
Der Rat der Gemeinde Martinroda besteht aus 8 Ratsfrauen und Ratsherren:
- Frei Wähler Martinroda: 5 Sitze
- CDU: 2 Sitze
- Freiwillige Feuerwehr Martinroda: 1 Sitz
(Stand: Kommunalwahl am 7. Juni 2009)
Bürgermeister
Der ehrenamtliche Bürgermeister Günther Hedwig wurde zuletzt am 6. Juni 2010 gewählt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Die evangelische Kirche des Ortes (Lage→ ) befindet sich mit ihrem ummauerten Friedhof, einer Friedhofskapelle und dem ehemaligen Pfarrhaus am nordöstlichen Ortsrand, unmittelbar am Fuße des Veronikabergs. Es handelt sich hierbei um eine kleine Feldstein-Kirche mit verschiefertem Turm und Dach, was für die Region typisch ist. Wann die Kirche errichtet wurde, ist unbekannt, der Bauart nach stammt sie aber aus der romanischen Zeit. Ihr heutiges Aussehen erhielt die kleine Kirche im Jahr 1720, als sie zu einer unverputzten barocken Saalkirche umgebaut wurde. Die Kirche ist in Ost-West-Richtung gebaut, der eingezogene Turm bildet den westlichen Abschluss. Das Kirchenschiff trägt ein Spitzdach mit östlichem dreiteiligem Walmdachabschluss. Der Turm wird von einer Schweifkuppel mit aufgesetzter Laterne, einer langen Spitze mit der Turmkugel und einer Wetterfahne gekrönt. In einem Glockenhaus außerhalb der Friedhofsmauern läuten die beiden Glocken der Kirche. Das gotische Spitzbogenfenster an der Ostseite des Langhauses ist inzwischen zugemauert. Das Kircheninnere wird durch vier große rechteckige Fenster erhellt. Immer noch sichtbar sind die zugemauerten, frühgotischen Rundbögen in der Außenfassade.
Der Himmel des Innenraums ist als Holzdecke ausgestaltet. Sehenswert sind die beiden Emporen und der reich verzierte Kanzelaltar aus dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts. Die zweite Empore trägt die Orgel, die bis unter die Holzdecke reicht und einen Prospekt mit prächtigen barocken Schnitzereien und figürlichen Darstellungen musizierender Engel trägt.
Aus vorreformatorischer Zeit (vor dem 16. Jahrhundert) stammt der Tabernakel, der Aufbewahrungsort in katholischen Kirchen für das Heilige Brot. Er wurde vom Vorgängerbau übernommen und beinhaltet in Martinroda das Abendmahlgeschirr. Darüber hängt an einem neuen Eichenkreuz eine lebensgroße Christusfigur aus dem 13. Jahrhundert. Im Innenraum dominieren die Farben Gold, Weiß und Grün. Sehenswert ist auch ein Taufengel von 1722. Nach umfangreicher Restaurierung wurde die Kirche mitsamt ihrer Orgel wiedereingeweiht. Sie steht seit 1991 unter Denkmalschutz.[3][4] - Das Rathaus Martinroda (Lage→ )
Die Legende vom versteckten Fass
1813 sollen die Bauern den Martinroda und Neusiß durchziehenden französischen Soldaten von den stark bewachten Planwagen ein Fass mit Gold gestohlen und in der Trockenen Gera (Zusammenfluss von Reichenbach und Titterwind) versteckt haben. Nach Abzug der Soldaten suchten die Bauern nach dem Fass, konnten es aber nicht mehr finden. Angeblich liegt der Schatz noch heute unter einer Brücke. Vielleicht handelt es sich aber auch um eine Legende, die man das Loch Ness von Martinroda nennen könnte.[2]
Wirtschaft und Verkehr
Martinroda ist von Landwirtschaft geprägt. Davon zeugen noch die Silos und Betriebsanlagen der ehemaligen LPG nördlich des Ortes. Hier ist heute eine Rindviehzucht untergebracht, deren Geruch weithin wahrnehmbar ist. Heute sind die meisten Einwohner Martinrodas Pendler, die nach Ilmenau zur Arbeit fahren. Die alten Industrieflächen am Bahnhof sind als Gewerbegebiet ausgewiesen.
Martinroda liegt an der ehemaligen B4, die Erfurt mit Ilmenau verband. Straßen führen außerdem nach Geraberg und Heyda. Der Ort hat auch einen Bahnanschluss an der Strecke Erfurt-Ilmenau. Der Bahnhof liegt ca. 2 km nördlich des Ortes.
Persönlichkeiten
- Paul Sauerbrey (1876–1932), Politiker (SPD), geboren in Martinroda
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik; Fortschreibung des Zensus 2011 (Hilfe dazu).
- ↑ a b c Ulrich Völkel: Gastliches Thüringen, Arnstadt 1993, ISBN 3-929-662-00-0
- ↑ Beschreibung der Kirche auf "Ilm-Kreis-Unterwegs.de"
- ↑ Beschreibung der Kirche auf "Ilm-Kreis.de"