Der Symbolismus ist eine im 19. Jahrhundert in Frankreich entstandene literarische Richtung, die sich gegen den Naturalismus stellt und neue Entfaltungsmöglichkeiten anstrebt. Während der naturalistische Dichter es als seine Aufgabe ansieht, die gesellschaftliche Wirklichkeit so deutlich wie möglich zu beschreiben, interessiert sich der symbolistische Dichter nicht für die gesellschaftliche Wirklichkeit, er beschreibt sie nicht wie Realisten und Naturalisten und versucht noch weniger, sie zu verändern, sondern schafft eine ideell-ästhetische Welt. Im Gegensatz zu Romantik und Impressionismus geht es ihm weder darum, persönliche Empfindungen noch subjektive Reaktionen auf äußere Ereignisse darzustellen.
Der symbolistische Dichter schafft aus Bruchstücken der realen Welt Symbole, Sinnbilder, die, neu zusammengesetzt, eine Welt der Schönheit ergeben sollen.
Zu den Autoren gehörten Charles Baudelaire, Paul Verlaine, Stéphane Mallarmé, Maurice Maeterlinck und Arthur Rimbaud. Der Begriff wurde von Jean Moréas eingeführt. Vertreter im wilhelminischen Deutschland waren Stefan George, Hugo von Hofmannsthal und Rainer Maria Rilke, auch das Spätwerk von Karl May zählt hierzu.
Die Epoche des Symbolismus begann etwa 1890 und endete etwa 1920. Beim Symbolismus ist der Sinnhorizont der Sache wichtig, der viele andere Sachen miteinschließt und auf ein Gesetz im Weltganzen hindeuten soll, das immer-gegenwärtige Wesen der Sache, das gültige, zeitlose, erlesene. Ein symbolistisches Gedicht beispielsweise beschreibt die Sache, beziehungsweise den höheren Sinn, nicht direkt, sondern umschreibt es immer wieder von allen Seiten, bis der Mittelpunkt, beziehungsweise der höhere Sinn, unmissverständlich darliegt. Die Symbolisten unterstellen die Sache dem Gesetz der Kunst. Die Wirklichkeit ist von der Form bestimmt. Inneres und äußere Welt sind nicht mehr getrennt. Ihre wichtigste Gattung ist die strenge Form der Lyrik. Manche Dichter erwarteten einen neuen Menschen (siehe Nietzsches "Übermensch") für ihre Gedichte. Die Symbolisten bestreiten die objektive Erkennbarkeit und Darstellbarkeit der Wirklichkeit. Wichtig ist ihnen die Wiedergabe subjektiv-sinnlicher Eindrücke und Stimmungen. Sie haben eine kritische Distanz zum Alltagsleben, zu den selbstzufriedenen Bürgern. Sprache soll nicht abbilden, sondern bilden.