Berliner Schloss

ehemalige Residenz der preußischen Könige, Sitz des Humboldt Forums
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Das Berliner Stadtschloss war die Hauptresidenz (Winterresidenz) der Kurfürsten von Brandenburg, später der Könige in bzw. von Preußen und der Deutschen Kaiser des Deutschen Reiches. Es stand auf der Spreeinsel in Berlin-Mitte.

Berliner Stadtschloss (historische Ansicht)

Nach der Novemberrevolution von 1918 fungierte das Schloss als Museum und wurde von zahlreichen anderen Mietern genutzt, so etwa von der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft oder der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss schwer beschädigt, ließ sich jedoch immer noch als Veranstaltungsort nutzen. Vom 7. September bis zum 30. Dezember 1950 wurde es auf Geheiß von Walter Ulbricht gesprengt.

Baugeschichte

Gegründet wurde der Bau 1443 durch Kurfürst Friedrich II., genannt Eisenzahn. An der Stelle des späteren Schlüterhofes und Hof III stand zunächst eine Burg, welche die sich auf der Spreeinsel kreuzenden Handelswege kontrollieren sollte. 1465 wurde die bedeutende spätgotische Erasmuskapelle eingebaut. Kurfürst Joachim II. ließ die spätmittelalterliche Burg weitgehend abtragen und an ihrer Stelle durch die Baumeister Caspar Theiss und Kunz Buntschuh nach dem Vorbild des Schlosses in Torgau eine prachtvolle und bedeutsame Renaissance-Residenz errichten.

 
Der Schlossbrunnen 1905

Unter Kurfürst Johann Georg entstand gegen Ende des 16. Jahrhunderts durch den Hofbaumeister Rochus Graf zu Lynar der Westflügel und Hofabschluss, sowie die nördlich anschließende Hofapotheke. Kurfürst Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, ließ das nach dem Dreißigjährigen Krieg ziemlich verfallene Schloss wieder herrichten. In der Spätzeit seiner Herrschaft entstanden bedeutende Innenräume wie die Kugelkammer oder die Braunschweigische Galerie. Letztere wurde in dem durch Johann Arnold Nering ausgeführten Galerietrakt an der Spree eingebaut.

Unter Kurfürst Friedrich III., ab 1701 König Friedrich I. in Preußen, kam es zum Ausbau des Schlosses zur großartigen Königsresidenz. Ab 1699 baute Andreas Schlüter das Schloss zum bedeutendsten Profanbau des protestantischen Barocks aus. Da der durch ihn entworfene Münzturm an der Nordwestecke des Schlosses aus statischen Gründen abgetragen werden musste, wurde Schlüter 1706 als Hofbaumeister unehrenhaft entlassen, blieb aber als Hofbildhauer im Amt. Schlüters Posten übernahm sein Konkurrent Johann Eosander von Göthe, der einen großartigen Erweiterungsplan für das Schloss vorlegte. In einer modifizierten Form sollte dieser Plan ausgeführt werden, was jedoch durch den Tod Friedrichs I. nur unzulänglich geschah. Denn sein Nachfolger König Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig, entließ aus Sparsamkeit und angesichts der tatsächlich ruinierten Staatsfinanzen die meisten Künstler und ließ das Schloss durch den weniger bedeutenden Schüler Schlüters, Martin Heinrich Böhme, vollenden.

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Stadtschloss um 1930

Mit Ausnahme des Kuppelbaus durch Friedrich August Stüler und Albert Dietrich Schadow nach einen Entwurf von Karl Friedrich Schinkel erfolgten nur noch kleinere Änderungen am Außenbau. Das Innere erfuhr bis zuletzt zahlreiche, zum Teil künstlerisch bedeutsame Veränderungen. Erwähnenswert sind die dekorativen Arbeiten durch Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, Carl von Gontard, Carl Gotthard Langhans, Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff und Karl Friedrich Schinkel.

Das Schloss wurde während des Zweiten Weltkrieges am 3. Februar 1945 bei einem Großangriff auf Berlin weitgehend zerstört und brannte aus. Mit den erhalten gebliebenen Außenmauern und tragenden Wänden, den Treppenhäusern sowie einigen Räumen im Flügel mit dem Weißen Saal wurde es zu einer grandiosen Ruine, weniger zerstört als das Schloss Charlottenburg im Westen der Stadt. Von 1945 bis Anfang 1950 wurden Teile Schlosses, darunter der Weiße Saal, notdürftig für Ausstellungszwecke instandgesetzt und genutzt. Ein Wiederaufbau wäre möglich gewesen, aber die DDR-Führung sah das Schloss als Symbol des „preußischen Absolutismus“ und beschloss dessen Sprengung. Diese wurde zwischen dem 7. September und dem 30. Dezember 1950 durchgeführt.

 
Schlossportal im Staatsratsgebäude

Im Anschluss an die Sprengung wurde zunächst der Marx-Engels-Platz als großer Aufmarschplatz mit einer Tribüne für die Staatsführung der DDR zum 1. Mai 1951 fertiggestellt. 1973 begann der Bau des Palastes der Republik anstelle der Tribüne (fertiggestellt 1976). An der Südseite des Platzes wurde das Staatsratsgebäude errichtet (fertiggestellt 1964) . In das Staatsratsgebäude wurde dabei das Portal IV des Schlosses integriert, von dem aus am 9. November 1918 Karl Liebknecht die „sozialistische Republik“ ausgerufen hatte.

Künstlerische Bedeutung

 
Detail des Schlossportals

Zusammen mit den umliegenden Gebäuden ergab sich in der Mitte Berlins ein einzigartiges architektonisches Ensemble. Wenngleich das Berliner Schloss stets unvollendet im Sinne der Planungen Schlüters und Eosanders blieb, ist es als eines der Hauptwerke des protestantischen Profanbaus des Barocks von überragender Bedeutung für die Kunstgeschichte. An erster Stelle sind dabei die Arbeiten Schlüters zu nennen, der als eines der großen Genies der barocken Baukunst und Plastik kongenial an Berninis Seite tritt. Eosanders Beitrag – insbesondere sein nicht ausgeführter Erweiterungsentwurf – sind zwar auch bedeutsam, jedoch fällt sein Schaffen in seiner stilistischen Durchführung gegenüber Schlüter deutlich ab. Mit den klassizistischen Inneneinrichtungen entstehen etwa hundert Jahre nach Schlüter durch verschiedene Künstler erneut Raumfolgen, die in ihrer Epoche zur qualitativen Spitzenleistungen gehören. Insgesamt stellte das Berliner Schloss im europäischen Kontext einen Residenzbau aller ersten Ranges dar.

Kurioses

Im Berliner Stadtschloss soll sich auch die als „Hausgespenst“ der Hohenzollern anzusehende Weiße Frau ihr Unwesen getrieben haben. Sie soll regelmäßig drei Tage vorher den Tod eines Mitglieds der Hohenzollernfamilie angekündigt haben.

Sie wurde erstmals 1628 gesehen, später nochmals in den Jahren 1840 und 1850. Nach Aussage der damaligen Schlosskastellanin und späteren Direktorin des Schlosses Charlottenburg, Margarete Kühn, soll sie am 31. Januar 1945, drei Tage vor der Bombardierung des Schlosses ein letztes Mal gespukt haben.

Wiederaufbau

 
Spreeinsel mit Stadtschloss (auf dem Pharus-Plan von 1902)

Bereits unmittelbar nach den Kriegszerstörungen war ein Wiederaufbau des Schlosses gefordert worden, einstimmig hatten sich kulturelle Gremien Berlins dafür ausgesprochen, ebenso die Akademie der Wissenschaften und das Denkmalamt.

Der politisch motivierte Abriss konnte nicht verhindern, dass sich auch in den folgenden Jahren Stimmen für einen Wiederaufbau erhoben. Walter Ulbricht gab dem schließlich nach und versprach öffentlich, bei besserer Wirtschaftslage das Schloss, allerdings an einem anderen Ort, wieder aufzubauen.

Der Bau des Palastes der Republik machte zwar einen Wiederaufbau auf dem Platz vorerst noch unwahrscheinlicher, war aber auch Anlass für Erich Honecker, die Sprengung des Schlosses öffentlich als Fehler zu deklamieren. Erneut wurde von Seiten einzelner Personen aus Ost wie West ein Wiederaufbau gefordert und von der DDR-Führung zumindest in Betracht gezogen (der Wiederaufbau historischer Gebäude auch nach völliger Zerstörung war in anderen sozialistischen Staaten wie Polen oder der UDSSR bereits erfolgt und deshalb nichts Ungewöhnliches). Konkrete Planungen dazu wurden allerdings, schon allein aufgrund der prekären Lage der DDR-Staatsfinanzen, nicht gefasst.

Sofort nach der Wende flammte die Diskussion in Berlin, ob das Schloss wiedererrichtet werden sollte, wieder auf. Damit begann nicht nur eine bis heute andauernde öffentliche Debatte um den Schlossbau, sondern auch um den Umgang und das Selbstverständnis der Deutschen mit ihrem wiedervereinigten Staat und seiner Geschichte. Im Jahr 1992 gründeten sich zwei private Initiativen, die Gesellschaft Berliner Schloss e.V. und der Förderverein Berliner Schloss e.V. um den Hamburger Kaufmann Wilhelm von Boddien. Der Förderverein veranstaltete in den Jahren 1993/1994 für eineinhalb Jahre eine farbige Fassadeninstallation des Schlosses. Sie wurde gemalt von den Ateliers Catherine Feff, Paris und am originalen Standort im Maßstab 1:1 mit dem weltgrößten Raumgerüst aufgestellt. Die Installation war privat finanziert über Spenden und unter anderem gesponsert von Thyssen-Hünnebeck. Damit kehrte das Schloss als Simulation an seinen Ort zurück, um den Berlinern die Notwendigkeit seines Wiederaufbaus ins Gedächtnis zu rufen. Dies war das erste sichtbare, nachhaltig bis heute wirkende Zeichen für die Initiative eines Wiederaufbaus. Auf diese Weise geriet das Schloss auch verstärkt ins Medieninteresse. Im Jahr 2001 gründete sich schließlich die Stadtschloss Berlin Initiative, die sich für eine vollständig private Finanzierung des Schlossneubaus einsetzt.

Die Schlossbefürworter wollen mit einem Wiederaufbau des Stadtschlosses folgendes erreichen:

  • Die Schließung der Lücke des historischen Stadtbildes am Platz, die Wiederherstellung des kostbaren Architekturensembles der Mitte Berlins, bei dem alle Gebäude um das Schloss herum gruppiert sich auf das Schloss bezogen haben, mit ihm kommunizierten.
  • Die Wiederherstellung des Kunstwerkes an sich, dessen künstlerische Qualität auch unter den Schlossgegnern nicht debattiert wird.
  • Die Wiedergewinnung der Identität des historischen Ortes in der Stadt mit dem preußischen Königsschloss als Mittelpunkt der Geschichte Berlins, Deutschlands und auch Preußens.
  • Die Schaffung eines Bezugspunktes für die Mitte Berlins, eines zentralen, identitätsträchtigen Gebäudes.
  • Der Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden zeige, dass ein solches Projekt der völligen Rekonstruktion eines historischen Bauwerks technisch machbar sei.
  • Die Wiedergewinnung einer lebendigen historischen Mitte, die jetzt durch eine zum Abriss verurteilte Ruine dominiert wird.

Dagegen hielten und halten die Schlossgegner unter anderem:

  • Ein wiedererrichtetes Gebäude einer vergangenen Zeitepoche wäre eine Absage an die Architektur der Gegenwart.
  • Da es sich unter anderem um ein Symbol des deutschen Kaiserreichs handelt, wäre ein Wiederaufbau ein undemokratisches, antimodernistisches politisches Signal.
  • Einem Wiederaufbau des Schlosses müsse der Palast der Republik weichen, der mindestens ebenso historisch bedeutsam sei.
  • Die gegenwärtige Haushaltslage sowohl Berlins als auch der Bundesrepublik verbiete derartige Großprojekte mit unbestimmtem wirtschaftlichen Nutzen.
  • Es wäre gar nicht möglich, ein so detailreiches Kunstwerk neu erstehen zu lassen, weil keine Originalpläne mehr vorhanden seien, die künstlerische Fähigkeit heute nicht mehr vorhanden wäre etc.

Die Diskussion wird beiderseits durchaus scharf und polemisch geführt, was wieder einmal deutlich macht, dass es hier um mehr geht als um ein bloßes Bauwerk, sondern um das Setzen politischer und kultureller Symbole.

Entscheidung für den Wiederaufbau

Datei:Berliner schloss.jpg
Das Berliner Schloss als Installation (bedruckte Planen)

Während die Mehrheit der (befragten) Berliner sich in den meisten Umfragen für das Schloss und in den restlichen Umfragen zumindest eher für das Schloss als für den Palast der Republik entschieden hatten, sich außerdem viele prominente Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und auch Sport für das Schloss ausgesprochen hatten, äußerten sich viele Architekten und einige Denkmalpfleger kritisch gegenüber einer Rekonstruktion.

Die von Bundesregierung und Berliner Senat im Jahr 2000 eingesetzte Kommission Historische Mitte Berlin unter der Leitung des früheren Wiener Wohnbaustadtrates Dr. Hannes Swoboda schlug 2002 mit einer Mehrheit von 8 zu 7 Stimmen vor, dass ein Neubau in der Kubatur des Schlosses auf dem originalen Standort aus ästhetischen wie urbanen Gesichtspunkten anstelle des abzureissenden Palastes der Republik errichtet werden müsse. Man schlug des weiteren vor, dass dieser, um das historische Stadtbild sinnvoll zu rehabilitieren, zumindest die drei Barockfassaden und den Schlüterhof haben müsse.

Die Kommission legte für eine Bebauung des Schlossplatzes zwei architektonische Alternativen vor: Einen Wettbewerb für einen Neubau, der auf jeden Fall die Kubaturen des Schlosses aufnehmen müsse und in dessen Rahmen ebenso ein Wiederaufbau des Schlosses ermöglicht werden könne („Lasst Schlüter beim Wettbewerb mitmachen“) oder alternativ dazu eine Entscheidung zum unmittelbaren Wiederaufbau des Schlossäußeren, mit mindestens den drei beherrschenden Barockfassaden und dem nach Schlüter benannten berühmten kleineren Schlosshof.

Im Juli 2002 stimmte der Bundestag mit einer fast 2/3 Mehrheit für die Variante 2, also den unmittelbaren Wiederaufbau des Schlossäußeren und dem Humboldt-Forum zu. Das Besondere an dieser Abstimmung lag in der Aufhebung des Fraktionszwangs und der angeordneten, namentlichen Abstimmung, das heißt Anwesenheitspflicht für die Abgeordneten. Deswegen stimmten 589 Ageordnete über das Projekt ab, davon 383 direkt für das Schloss.

Damit war ein demokratisch legitimierter und endgültig gefasster Beschluss auf dem Tisch. Er hatte aber noch nicht den Charakter eines endgültigen Baubeschlusses, da dieser erst mit der Bewilligung der finanziellen Mitel im Rahmen des Haushalts nach den Wettbewerben zustande kommt. Hier spielt die kritische Haushaltslage des Bundes eine wichtige Rolle. Die Debatte um einen Wiederaufbau wurde damit allerdings nicht beendet, selbst dann nicht, als der Bundestag seinen Beschluss im November 2003 fast einstimmig bestätigte.

Im August 2005 stellte die Bundesregierung der Öffentlichkeit eine Machbarkeitsstudie vor, nach der die Verwirklichung des Bauvorhabens nunmehr im Rahmen des neuen PPP-Gesetzes (Public-Private-Partnership) möglich sein wird. Die dazu notwendigen Wettbewerbe sollen nun ausgeschrieben werden.

Nutzungskonzept – Empfehlung der Expertenkommission

Als Nutzungskonzept für den Komplex wurde emfohlen, das Humboldt-Forum im Schloss zu errichten. Hierzu sollen die Sammlungen der außereuropäischen Kunst der Stiftung Preußischer Kulturbesitz aus Dahlem in das Schloss verlegt werden und zusammen mit den Sammlungen der europäischen Kunst auf der Museumsinsel einen Ort der Weltkultur bilden. Ergänzt wird diese Vorstellung mit der Errichtung des Wissenschaftmuseums (unter anderem die Medizinische Sammlung Rudolf Virchows aus den berühmten Sammlungen der Humboldt-Universität) und einer zum Konzept passenden Bibliothek der Landes- und Zentralbibliothek Berlin sowie der Staatsbibliothek Berlin. Ein Agora genanntes Veranstaltungszentrum soll dem Dialog der Kulturen der Welt und damit der Lösung vieler Zukunftsfragen der Menschheit im Zeitalter der Globalisierung gewidmet sein. Darüber hinaus wird die Agora das Zentrum des gesellschaftlichen Lebens der deutschen Hauptstadt sein.

Das neue Schloss soll also nicht (nur) „um des Schlosses willen“ entstehen, sondern konkrete Aufgaben übernehmen. Auf diese Weise soll an die wissenschaftlich-kulturelle Vergangenheit des Ortes angeknüpft werden, an dem sich Staat (Schloss), Kirche (Dom) und Wissenschaft (Museen) vereinen.

Ob sich das Humboldt-Forum gut ins Schloss einfügen lässt ist noch nicht geklärt. Ein neu gebautes Humboldt-Forum neben dem Schloss schlägt daher die Stadtschloss Berlin Initiative vor. http://stadtschloss-berlin.de/images/aktuelles/hum1.jpg

Konkrete Planung

Aufgrund der Finanzlage des Bundes wird eine laute Forderung nach Baubeginn weder von Regierungs- noch von Oppositionsseite erhoben. Wahrscheinlich ist eine erste Aufführung im Bundeshaushalt 2007. Bis dahin lässt der Förderverein Berliner Schloss e.V. bereits auf eigene Kosten Baupläne, Muster und Studien der Baudetails anfertigen, um bis zum ersten Spatenstich die notwendigen Vorarbeiten für die Rekonstruktion der Fassaden geleistet zu haben. Der Abriss des Palastes der Republik soll bis Anfang 2007 beendet sein, er ist von der Bundesregierung und der Berliner Senatsbauverwaltung für den Dezember 2005 angesetzt, Kultursenator Thomas Flierl möchte dies aber noch verhindern. Da der Baubeginn zum Wiederaufbau des Schlosses noch nicht fest steht, fand im Sommer 2005 im Rahmen einer kulturellen Zwischennutzung unter anderem eine Ausstellung im Palast der Republik mit alternativen Gestaltungsvorschlägen für die zukünftige Nutzung des Schlossplatzes statt.

Bis heute nicht klar sind die Ausmaße der Rekonstruktion des Schlosses. Festgelegt wurden lediglich der Wiederaufbau der Nord, West- und Südfassade sowie des Schlüterhofs, einem der beiden Schlosshöfe. Als wahrscheinlich gilt eine Rekonstruktion der Kuppel über dem Westportal, der zumindest schlichte Einbau der bedeutendsten Räume des Schlosses und des kunsthistorisch bedeutenden Schlüterschen Treppenhauses. Noch umstritten sind die Rekonstruktion der Ostfassade aus der Renaissancezeit und des Apothekenflügels, der sich an der Nordseite zum Dom hin anschließt. Außerdem wurde mit der Bestätigung des Nutzungskonzeptes Humboldt-Forum jeder überwiegend kommerziellen Nutzung des Schlosses eine klare Absage erteilt.

Nach Aussage des Fördervereins Berliner Schloss wird der Baubeginn mit 2008/2009 angegeben, die Fertigstellung wird nicht vor 2015 erfolgen. Der Verein hat sich mit allen Maßnahmen inhaltlich auf das verabschiedete Konzept ausgerichtet.

Der Verein möchte die Mehrkosten der Schlossfassaden gegenüber einem modernen Bau in Höhe von 80 Millionen Euro über eine Spendensammlung aufbringen, er erhielt hierfür die Bestätigung der Gemeinnützigkeit. Zumindest einen mehrfach millionenfachen Betrag sammelte er nach eigener Aussage bereits seit Anfang 2004. Ab 2005 werben verschiedene Berliner Großunternehmen für Spenden. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) lassen einige Fahrzeuge Werbung für den Wiederaufbau des Schlosses fahren. Die Wall AG plakatiert bundesweit für den Wiederaubau. 29 % der Berliner sollen nach einer repräsentativen Umfrage des Emnid-Instituts vom Frühjahr 2005 bereit sein, für den Wiederaufbau des Schlosses zu spenden. Im Frühjahr 2005 eröffnete der Förderverein ein großzügig gestaltetes Infocenter Wiederaufbau Berliner Schloss am Hausvogteiplatz 3 in Berlin-Mitte, nahe dem Gendarmenmarkt.

Für eine aussschließlich private Finanzierung des Vorhabens auf Basis einer Aktiengesellschaft, engagiert sich seit 2001 die Stadtschloss Berlin Initiative. Aus der Bürgerinitiative (http://www.schloss-pur.de) wurde 2002 ein gemeinnütziger Verein gleichen Namens (http://www.stadtschloss-berlin.org) gegründet.

Der Verein Stadtschloss Berlin Initiative e.V. setzt sich dafür ein, dass in der Innenstadt Berlins das neue Stadtschloss Berlin in Anlehnung an die historischen Abmessungen (äußere Kubatur) und mit Fassaden im barocken Stil unter Einbeziehung des Renaissanceflügels und des so genannten Apothekerflügels unter Verwendung privaten Kapitals errichtet wird. Auch Kunstgegenstände und Kulturschätze, insbesondere das KPM-Archiv sollen im Stadtschloss Berlin einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Hierfür wirbt der Verein durch Aktionen und Publikationen einschließlich Architekturzeichnungen, Ausstellungen und Vorträgen.

Literatur

  • Wilhelm von Boddien, Helmut Engel (Hrsg.): Die Berliner Schlossdebatte. Pro und Contra. Berlin-Verlag Spitz, Berlin 2000 ISBN 3-8305-0106-4, zu beziehen über www.berlier-schloss.de
  • Albert Geyer: Die Geschichte des Schlosses zu Berlin, Nicolai Verlag, Berlin.Das Standardwerk aus der Feder des letzten kaiserlichen Schlossbaumeisters in 2 Bänden, mit Bildband. 2. Auflage ISBN 3-87584-110-7
  • Goerd Peschken, Lieselotte Wiesinger: Das Königliche Schloss zu Berlin, 3-bändige Ausgabe zum Schlüterbau, Deutscher Kunstverlag Berlin/München ISBN 3-442-06342-0
  • Eberhard Cyran: Das Schloß an der Spree. Die Geschichte eines Bauwerks und einer Dynastie. 6. Auflage. Arani, Berlin 1995 ISBN 3-7605-8502-7
  • Förderverein Berliner Schloss /Kristin Feireiss (Hrsg.): Das Schloß? Eine Ausstellung über die Mitte Berlins. Redaktion: Kristin Feireiss und Wilhelm von Boddien. Ernst, Berlin 1993 ISBN 3-433-02431-6 (Ausstellungskatalog)zu beziehen über www.berliner-schloss.de
  • Guido Hinterkeuser: Das Berliner Schloss. Der Umbau durch Andreas Schlüter. Siedler, Berlin 2003 ISBN 3-88680-792-4
  • Goerd Peschken, Hans-Werner Klünner: Das Berliner Schloss. Das klassische Berlin. 4. Auflage. Propyläen, Berlin 1998 ISBN 3-549-06652-X
  • Lieselotte Wiesinger: Das Berliner Schloss. Von der kurfürstlichen Residenz zum Königsschloss. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1989 ISBN 3-534-09234-1
  • Berliner Extrablatt, 36-seitige, immer wieder aktualisierte Informationszeitung des Fördervereins Berliner Schloss. Auflage inzwischen 1,2 Millionen. Kostenlos zu beziehen über www.berliner-schloss.de

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