Bungeespringen

Extremsportart
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Bungee-Jumping (engl.) (auch oft bungy jumping) ist eine moderne Extremsportart, bei der man sich nur mit einem Gummiseil festgebunden von einer Plattform oder hohen Gebäuden (z.B. Brücken/oder speziellen Kränen) im freien Fall in die Tiefe stürzt und nur durch ein elastisches Seil, das am Körper des Springers und der Absprungplattform befestigt ist, abgefedert wird und dann auspendelt.

Meist wird Bungee-Jumping auf der Suche nach Adrenalin praktiziert, selten jedoch auch als Methode zur Überwindung eigener Ängste (vor allem Höhenangst). Die Redundanz der Gummibandlänge wird dabei dem Körpergewicht des Springers angepasst. Bei Sprüngen oberhalb von Wasserflächen wird häufig nach "eintauchen" gefragt. In Deutschland sind bislang nur wenige letale Unfälle bekannt.

Datei:Bungee-Jumping2.JPG
Absprung von einem Kran

Geschichte

Die Wurzeln des Bungee-Kultes reichen tiefer als die Kommerzialisierung des Bungee als Extremsportart für jeden Mutigen durch den Neuseeländer AJ Hackett in den 1980ern. In den 50ern des 20. Jahrhunderts erlangte eine Reportage der BBC mit David Attenborough viel Aufmerksamkeit, die mutige land divers (Landtaucher) der Pentecoast Island des Archipels Vanuatu zeigte. Die jungen Männer sprangen als eine Art Reifeprüfung von der Spitze eines hohen Bambusturmes in die Tiefe, um nur von einer Liane, die an den Knöcheln der Springer und der Turmspitze befestigt war, kurz vor dem Aufprall auf dem Erdboden abrupt abgebremst zu werden (siehe auch Vatu).

Von diesem Ritual fasziniert, experimentierte der Oxford University Dangerous Sports Club in den 1970ern mit Gummibändern, die das Springen ungefährlicher und somit auch für europäische Waghalsige möglich machen sollte. Am 1. April 1979 sprangen vier Mitglieder dieses Klubs von der 250 Fuß hohen Clifton Suspension Bridge in Bristol - der erste moderne Bungee-Sprung war geboren. Die Springer, darunter David Kirke, wurden zeitweise festgenommen, konnten das Konzept des Bungee-Springens jedoch durch weitere Sprünge in den USA von der Golden Gate Bridge und der Royal Gorge Bridge etablieren.

AJ Hackett testete mit dem legendären Sprung von der Greenhithe Bridge 1986 erfolgreich das elastische Gummiseil, das extra für den Sprung in die Tiefe konzipiert wurde. Im Mai 1987 folgte der berüchtigte Sprung vom Eiffelturm in Paris.

 
Bungee-Sprung in der Normandie

Physik des Bungees

Bei dem 192 Meter hohen Sprung von der Europabrücke in Tirol dauert die Fallzeit circa 5 Sekunden, wobei eine Spitzengeschwindigkeit von 120 km/h erreicht wird. Das heißt, dass der Springende ca. 40m pro Sekunde fällt. Das Bungee-Seil ist dann ungefähr 40 Meter lang. Als Faustregel gilt: Die Länge des freien Falls beträgt etwa ein Drittel der Sprunghöhe. Dies variiert allerdings durch das unterschiedliche Körpergewicht der Springer oder Variationsmöglichkeiten wie Wassereintauchen.

Variationsmöglichkeiten

Durch die steigende Popularität des Bungee-Jumpings in den letzten Jahren haben sich stetig mehr Variationen entwickelt. So kann man zum Beispiel zu zweit einen sogenannten Tandem-Sprung machen. Selbst der Bungee-Sprung aus einem Helikopter ist möglich. Vor allem ist wichtig, wo das Bungee-Seil am Körper befestigt ist. Mit dem Fußgeschirr springt man klassisch wie bei einem Kopfsprung vom Sprungbrett ab. Ist der Gurt jedoch an der Hüfte befestigt, hat man die Möglichkeit, in der Luft akrobatische Sprungvariationen zu machen, zum Beispiel Salti. Bei Sprüngen von einer Brücke bietet sich teilweise die Möglichkeit, ins Wasser einzutauchen. Eine Variante des Bungee-Jumping ist der Sling-Shot (auch Bungee-Kugel). Ein offenes Kugelgerüst, das zwischen Masten an vier Sprungseilen anfgehängt ist, wird nach oben katapultiert und schnellt wieder zurück, dabei dreht sich die Kugel. In der Kugel befinden sich meist zwei Sitze mit Beckengurten und Sicherheitsbügeln über den Schultern der Insassen.

Verletzungsgefahr und Richtlinien

Beim Bungee-Jumping bestehen einige Risiken für die Gesundheit und das Leben des Springers. Allerdings ist die Gefahr einer gefährlichen oder tödlichen Verletzung dabei deutlich geringer als bei den meisten anderen Sportarten.

Technisches Versagen (also Reißen des Seiles) ist die mit Abstand seltenste Ursache für Unfälle. Dabei wurde in den meisten Fällen ermittelt daß die Ursache in einer falschen Lagerung, zu langem Gebrauch oder chemischen Einflüssen auf das Seil zu finden war. Moderne Bungee-Seile haben deshalb zur Sicherheit einen Überdehnschutz der parallel zum Gummiseil angebracht ist und der im Gegensatz zum Bungee-Seil aus Kunstfasern besteht. Sollte ein so ausgestattetes Seil reißen ist allenfalls mit einem härteren Ruck zu rechnen, nicht aber mit dem Absturz des Springers. Seit Einführung von Bungee-Jumping als Sport sind weltweit weniger als 10 Seilrisse bekannt geworden.

 
Bungee-Sprung von der Jauntalbrücke

Fahrlässig verursachte Unfälle, z.B. durch ungenügend gesicherte Gurte oder nicht ordnungsgemäß verschlossene Karabiner, sind in einigen Fällen ebenfalls gefährlich oder tödlich verlaufen.

Beim ersten Rebound nach dem Sprung wird der Springer meist wieder so hoch geschleudert das die Möglichkeit einer Seilberührung besteht. Das Seil kann in solchen Fällen Abschürfungen, Prellungen oder Striemen verursachen. Vor allem das Gesicht und der Hals sind besonders empfindlich und müssen in dieser Phase des Sprunges durch vor das Gesicht gehaltene Unterarme geschützt werden. Diese Haltung verhindert auch, daß sich das Seil um den Hals schlingen kann und so zu gefährlichen oder gar tödlichen Verletzungen führen kann.

Verletzungsgefahr besteht in manchen Fällen ebenfalls, wenn der Springer beim Einsetzen der Verzögerung durch das Seil falsch ausgerichtet ist. Es kann dann zu einer peitschenden Bewegung des Körpers kommen mit der Folge von Verletzungen der Wirbelsäule oder der Fußgelenke. Optimal ist es, wenn der Körper möglichst senkrecht ausgerichtet ist, mit dem Kopf nach unten.

Die Bremsverzögerung bei den in Europa zugelassenen Seilen beträgt ca. 2,5g bis 3,5g. Das ist kein besonders hoher Wert, wirkt aber genau in die entgegengesetzte Richtung, die normal auf den Körper wirkt. Dadurch steigt der Blutdruck im Kopf stark an. Dieser Effekt kann noch verstärkt werden, wenn der Springer gleichzeitig eine Pressatmung ausführt oder laut schreit. Das kann dann bei dafür veranlagten Springern zu Blutungen in den Augen oder im Kopf allgemein führen. In den meisten Fällen sind die Auswirkungen reversibel; in seltenen Fällen sind bleibende Sehschäden/Blindheit die Folge.

Folgende Personengruppen sollten deshalb unbedingt auf Bungee-Sprünge verzichten: Personen mit Neigung zu Bluthochdruck, Herz- und Kreislauferkrankungen, nach Schädelverletzungen, psychischen Erkrankungen, Epilepsie, grünem Star (Augenüberdruck), deformierten Skeletterkrankungen, Herzschrittmacherträger und Thrombose- sowie Marcoumarpatienten, Schwangeren sowie schwer alkoholisierte Personen.

Senioren müssen oft ein ärztliches Attest über die Körperverfassung vor dem Sprung bei dem Veranstalter vorlegen. Jungendliche unter 18 Jahren benötigen eine Einverständniserklärung ihrer Eltern.

Es bestehen also durchaus Risiken. Durch verantwortungsbewußte Veranstalter, richtiges Verhalten der Springer und das Beachten eventueller Vorschäden können ernste Folgen aber vermieden werden.

Unfälle

  • 21. Juli 2003 Ein 31-Jähriger verunglückt tödlich, als beim Sprung vom Dortmunder Fernsehturm aus 150 Metern Höhe das Seil reißt. Die Ursache ist ungeklärt; die Staatsanwaltschaft geht von einem veralteten Seil aus; das Amtsgericht Dortmund aber schloss sich dieser These nicht an.
  • 10. August 2004 Auf einer Kirmes in Daun wird ein 14-jähriges Mädchen aus einer Bungee-Kugel geschleudert und verunglückt tödlich; eine 16-Jährige wird leicht verletzt. Ursache vermutlich menschliches Versagen: Die Kugel wurde in Bewegung versetzt, bevor die Verunglückten gesichert waren.


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