Das Tenderverfahren ist ein Verfahren zur Zuteilung oder zum Entzug von Geld gegen Wertpapiere. Dabei werden die günstigsten Gebote zuerst bedient bis der Tender ausgeschöpft ist.
Allgemeine Verfahren
Mengentender
Bei der Steuerung der Geldmenge durch Offenmarktgeschäfte wird der Mengentender verwendet. Bei dem Mengentender gibt die Europäische Zentralbank (EZB) den Zinssatz für angebotene Wertpapiere vor. Die Geschäftsbanken machen Angebote über die Höhe der Anteile, die sie erwerben wollen. Im Gegensatz dazu gibt es den Zinstender.
Zinstender
Mit dem Verfahren des Zinstenders kann die Zentralbank ihre Offenmarktgeschäfte durchführen. Die beteiligten Geschäftsbanken geben dabei nicht nur ein Gebot über ihren gewünschten Betrag an Wertpapieren ab, den sie an die Zentralbank abtreten möchten, sondern auch über den Zins, den sie für das durch den Verkauf der Wertpapiere erhaltene Geld (also für den Kredit) zahlen wollen. In der Tatsache, dass eben kein Zins von der Zentralbank vorgegeben wird, liegt der Unterschied zum Mengentender. Allerdings hat die Zentralbank auch beim Zinstender die Möglichkeit, einen Mindestzinssatz vorzugeben, den die Banken bieten müssen.
Die Zuteilung der Wertpapiere erfolgt nach dem Ende der Gebote entweder nach dem
- amerikanischen Verfahren, bei dem alle Bieter des Tenderverfahrens zu dem Zinssatz bedient werden, zu dem sie jeweils geboten haben. Der niedrigste Zins ist der marginale Zinssatz.
- holländischen Verfahren, bei dem alle zum Zuge kommenden Bieter zum marginalen Zinssatz bedient werden.
Die EZB verwendet seit Juni 2001 das amerikanische Verfahren, da beim holländischen Verfahren von den Banken oft Mondgebote abgegeben wurden (Sie mussten ja nur den Marginalen Zinssatz zahlen).
Tenderverfahren des ESZB
Das Europäisches System der Zentralbanken (ESZB) verwendet Tenderverfahren z. B. für Offenmarktgeschäfte. Sie unterscheidet zwischen drei Tenderverfahren.
Haupttender
Der Haupttender ist das Instrument der Refinanzierung der Kreditinstitute, welches jede Woche mit i. d. R. einer Woche Laufzeit von der EZB angeboten wird. Der Tender wird von den nationalen Zentralbanken durchgeführt.
Standardtender
Der Standardtender ist ein Verfahren, über das längerfristige Refinanzierungsgeschäfte abgewickelt werden. Meist handelt es sich dabei um einen Zinstender mit drei Monaten Laufzeit, das heißt es wird dem Geldmarkt damit längerfristig Liquidität durch die Zentralbank zugeführt.
Basistender
Der Basistender wird monatlich mit einer Laufzeit von drei Monaten angeboten. Das Volumen beträgt etwa ein Viertel des gesamten Refinanzierungsvolumens. Der Tender wird von den nationalen Zentralbanken durchgeführt.
Schnelltender
Um Liquiditätsschwankungen schnell ausgleichen zu können gibt es den Schnelltender. Dies ist ein Ausschreibungsverfahren für die geldpolitische Feinsteuerung. Die Abwicklung solch eines Geschäftes und der Geldzuteilung erfolgt innerhalb von 1-2 Stunden und nur mit einer begrenzten Zahl von Kreditinstituten durchgeführt. Bei diesem Tender kann dem Markt sowohl Geld zugeführt als auch entzogen werden. Er findet nur bei Bedarf statt und hat keine Regellaufzeit. Die Vergabe kann auf bestimmte Geschäftspartner begrennzt werden.