Das Prinzip "Nachhaltigkeit" stammt aus der Forstwirtschaft, erstmals formuliert durch den Berghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645-1714) im Werk "Sylvicultura Oeconomica, oder hausswirthliche Anweisung zur wilden Baum-Zucht".
Einen Wald (hinsichtlich der Holznutzung) nachhaltig zu bewirtschaften bedeutet, in einem Zeitraum (üblicherweise einer Dekade) nicht mehr Holz einzuschlagen, als im gleichen Zeitraum nachwächst. Nachhaltigkeit war ursprünglich ein rein betriebswirtschaftliches Prinzip zur dauerhaften Sicherung kontinuierlicher Holzlieferungen an die damals darauf angewiesenen Montanbetriebe (v. Carlowitz erkannte aber bereits auch die ethischen und ästhetischen Werte des Waldes). Ein weiterer Verfechter des nachhaltigen Waldbaus war Johann Heinrich Cotta.
Zu einer über die Forstwirtschaft hinausgehenden Verbreitung des Nachhaltigkeitsbegriff kam es seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts, ausgehend von der Diskussion um Umwelt- und Entwicklungspolitik. Die Veröffentlichung des "Brundtland-Berichts" gilt allgemein als die Stunde der Wiedergeburt des Begriffs auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Die dort formulierte Definition einer nachhaltigen Entwicklung: ?Sustainable Development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs? dürfte wohl die weitest verbreitete sein und war auch Grundlage für die Diskussion des Zusammenhangs von Umweltschutz und Entwicklung auf der Weltkonferenz von Rio (1992).
In Deutschland wurde die Diskussion im wesentlichen durch die Studie "Zukunftsfähiges Deutschland - Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung", 1996 gemeinsam von Misereor und Greenpeace herausgegeben, beeinflusst. In der Folge wurde die politische Diskussion durch mehrere Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages geführt. Im wissenschaftlichen Bereich entwickelte sich eine Vielzahl von Arbeitsschwerpunkten. Diese reichen von der einzelwirtschaftlichen Betrachtung des "Betrieblichen Umweltschutzes" über Funktionszusammenhänge wie "Nachhaltige Mobilität", "Nachhaltigen Konsum" oder "Nachhaltige Investition" bis hin zur Betrachtungen globaler Zusammenhänge wie "Globale Nachhaltigkeit und WTO".
Auf die Umweltpolitik übertragen, bedeutet das Nachhaltigkeitprinzip, dass die Entnahme von Rohstoffen aus der Natur und die Einbringung von Schadstoffen in die Natur nur in dem Umfang erfolgt (erfolgen darf), in dem die Natur bzw. das entsprechende Ökosystem diese Änderungen auffangen kann. Das Prinzip wird aus der Verpflichtung hergeleitet, die natürlichen Lebensgrundlagen für die kommenden Generationen zu erhalten. Der Begriff Nachhaltigkeit steht also in engem Zusammenhang mit Fragen der Generationengerechtigkeit.
Eine nachhaltige Reduzierung von Treibhausgasen kümmert sich also nicht nur um die Beseitigung aktueller Umweltverschmutzung, sondern versucht auch, eine Perspektive auf Jahrzehnte in die Zukunft zu entwickeln. Nachhaltige Methoden bedeuten auch, dass Konzepte in die Wirklichkeit so eingebettet werden, dass sie nicht auf Dauer scheitern, weil sie nicht mehr umgesetzt oder nicht genutzt werden. So hat sich z.B. herausgestellt, dass die Lieferung von Nahrungsmitteln in ärmere Länder, aber auch die Installation von Wasserpumpen keine Garantie für eine zukünftig gute Versorgung der Bevölkerung darstellen. Nachhaltige Konzepte tragen sich z.B. selbst, oder ihre Wirkung (z.B. durch radikale Gesetzesänderungen) ist so stark, dass eine langfristige, dauerhafte Umkehr einer bisherigen Fehlentwicklung vollzogen wird.
In Deutschland stehen sich im wesentlichen zwei Grundauffassungen von Nachhaltigkeit gegenüber: das "Drei-Säulen-Modell", das etwa von Wirtschaftsverbänden wie dem BDI getragen wird, und das "Leitplankenmodell" des Umweltbundesamtes.
- Das "Drei-Säulen-Modell" geht von der Vorstellung aus, dass Nachhaltigkeit durch das gleichzeitige und gleichberechtigte Umsetzen von umweltbezogenen, sozialen und wirtschaftlichen Zielen, die den o.g. Nachhaltigkeitsprinzipien entsprechen, erreicht werden könne.
- Das "Leitplankenmodell" bestreitet die Gleichrangigkeit der drei Säulen. Ihm zufolge bilden die ökologischen Parameter, die langfristig stabile Lebensbedingungen auf der Welt sichern, einen Entwicklungskorridor, der unbedingt zu beachten sei. Nur innerhalb dieses Korridors bestehe ein Spielraum zur Umsetzung wirtschaftlicher und sozialer Ziele.
Bedingt durch seine Popularität hat die Aussagekraft des Begriffes in den letzten Jahren allerdings abgenommen. Der Begriff wird inflationär benutzt, häufig ohne ein tatsächliches Verständnis seiner Hintergründe ("Nachhaltigkeit der Kursentwicklung [von Aktien]").
Ein Beispiel für ein nachhaltiges Konzept ist die Permakultur. Ein Ansatz, um Nachhaltigkeit auf betriebswirtschaftlicher Ebene umzusetzten stellt das Konzept des Natural step dar.
Auch die Forstwirtschaft ist angesichts von Umfang und Zustand der Wälder in der Zeit um das Jahr 1800 ein erfolgreiches Beispiel.
Andauernde Folgen der Mißachtung des Prinzips zeigen sich im Mittelmeerraum, auf den ehemals waldreichen britischen Inseln und - als frühes Beispiel - im an die Libanonzeder gebundenen Aufstieg und Fall des Phönizischen Reichs.