ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome, Synonyme: Adult Respiratory Distress Syndrome, Akutes progressives Lungenversagen, Atemnotsyndrom des Erwachsenen, Schocklunge)
Seit 1967 wird mit dem Begriff die relativ stereotype Reaktion der Lunge auf verschiedene auslösende Faktoren bezeichnet, unabhängig davon, ob die daraus resultierenden pulmonalen Entzündungsmechanismen primär pulmonal oder systemisch ausgelöst werden. Diese akute respiratorische Insuffizienz wird durch eine schwere diffuse Schädigung des Lungenparenchyms verursacht. Weitere Komponenten sind Perfusionsstörungen, Gerinnungsstörungen, Permeabilitätsstörungen der Alveolarwände, Lungenödem, Abbau von Surfactant und bindegewebigem Umbau von Lungegewebe. Funktionell ist das ARDS gekennzeichnet durch:
- eine arterielle Hypoxämie unterschiedlichen Schweregrades
- diffuse röntgenologische Infiltration
- verminderte Compliance der Lunge und
- eine erniedrigte funktionelle Residualkapazität
Das ARDS verläuft für gewöhnlich in zwei Phasen, der exsudativen Phase und der Proliferativen Phase
Auf der Amerikanisch-Europäischen Konsensuskonferenz wurde 1992 die Definition des ARDS präzisiert und von dem Akuten Lungenversagen (Acute Lung Injury, ALI) unterschieden. Maßgeblich sind dabei folgende Kriterien:
KRITERIEN FÜR DAS AKUTE LUNGENVERSAGEN (ALI) UND DAS ACUTE RESPIRATORY DISTRESS SYNDROME (ARDS) | ||||
/ | ALI | ARDS | ||
Beginn | akut | akut | ||
Oxygenation | PaO2/FIO2 ≤ 300 mmHg
(unabhängig von der Höhe des PEEP) |
PaO2/FIO2 ≤ 200 mmHg
(unabhängig von der Höhe des PEEP) | ||
Röntgenologische Zeichen | beidseitige Infiltrate in der posterior-anterioren Röntgen-Thoraxaufnahme | beidseitige Infiltrate in der posterior-anterioren Röntgen-Thoraxaufnahme | ||
Pulmonalkapillärer Verschlussdruck | ≤ 18 mmHg (falls gemessen) bzw. fehlender klinischer Anhalt für einen erhöhten linksatrialen Druck | ≤ 18 mmHg (falls gemessen) bzw. fehlender klinischer Anhalt für einen erhöhten linksatrialen Druck |
Ursachen und Risikofaktoren:
RISIKOFAKTOREN FÜR DIE ENTWICKLUNG EINES ARDS | |||
direkte Lungenschädigung | indirekte Lungenschädigung | ||
häufige Ursachen: | häufige Ursachen: | ||
Pneumonie | Sepsis | ||
Aspiration von Mageninhalt | Schweres Trauma mit Schock und Massentransfusion | ||
seltenere Ursachen: | seltenere Ursachen: | ||
Lungenkontusion | Kardiopulmonaler Bypass | ||
Fettembolie | Drogenintoxikation | ||
Beinahe-Ertrinken | Akute Pankreatitis | ||
Inhalationstrauma | Transfusion von Blutprodukten | ||
Pulmonales Reperfusionsödem nach Lungentransplantation oder pulmonaler Embolektomie | . |
Weitere, sekundäre Faktoren wie chronischer Alkoholabusus, chronische Lungenkrankheiten und ein niedriges Serum-pH erhöhen die Gefahr einer ARDS-Entwicklung. Die angegebene Inzidenz des ARDS variiert je nach Studie zwischen 2 bis 28 Fällen pro 100.000 Einwohner und Jahr. Die Letalität ist zwar auf Grund von Fortschritten der unterstützenden Therapie in den letzten Jahrzehnten gesunken, sie beträgt jedoch immer noch ca. 40%.
Literatur:
- Bernard, G. R., Artigas, A., Brigham, K. L., Carlet, J., Falke, K., Hudson, L., Lamy, M., Legall, J. R., Morris, A., and Spragg, R. The American-European Consensus Conference on ARDS. Definitions, Mechanisms, Relevant Outcomes, and Clinical Trial Coordination. Am.J.Respir.Crit Care Med. 1994;149(3 Pt 1):818-24.
- Ware, L. B. and Matthay, M. A. The Acute Respiratory Distress Syndrome. N.Engl.J.Med. 4-5-2000;342(18):1334-49.
vgl. IRDS (Infant Respiratory Distress Syndrome)